Der Shaolin. Karl-Heinz Jonas

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Und glaube mir, es wird noch schlimmer.“

      „Mutter, ich liebe ihn“, brach es aus der jungen Frau heraus. „Ich kann an nichts anderes denken, nichts macht mir mehr Freude. Ich weiß, dass auch er mich liebt, warum nur kommt er nicht?“

      „Jiao, du musst ihn vergessen.“

      Sie riss sich von ihrer Mutter los. „Li Ning vergessen? Das könnte ich niemals! Und warum sollte ich?“

      „Er kommt nicht wieder. Nie mehr!“

      Jiao knickte in den Knien ein, und hätte die Mutter sie nicht gehalten, wäre sie erneut auf das Blumenbeet gesunken. Was hatten diese Worte der Mutter zu bedeuten? Woher konnte sie wissen, dass Li Ning nicht wiederkommen würde? „Ist ihm etwas geschehen?“, rief sie. „Um Himmels Willen, Mutter, so sage doch etwas!“

      „Nein, es ist ihm nichts geschehen, aber er kommt trotzdem nicht wieder.“

      „Aber warum nicht?“

      „Sein Gelübde verbietet es ihm. Du musst ihn vergessen.“

      Gelübde! Vergessen! Jiao konnte die Worte der Mutter nicht begreifen. Sollte Li Ning wirklich schon das Gelübde abgelegt haben? Aber es gab doch keine Möglichkeit, von diesem Gelübde entbunden zu werden. Also sagte die Mutter die Wahrheit. Sie würde Li Ning nie wiedersehen. Doch vergessen? Vergessen würde sie ihn ebenso wenig, auch das wusste sie.

      „Jiao, ich muss dir noch etwas sagen. Etwas noch viel Schlimmeres.“

      Ungläubig schaute sie die Mutter an.

      „Es ist wahr, Jiao, dass die Sehnsucht nach einem Menschen sehr weh tut. Und wenn man weiß, dass diese Sehnsucht niemals in Erfüllung geht, ist es umso schlimmer. Doch diese Sehnsucht, mein Kind, ist nicht der alleinige Grund für dein Unwohlsein.“

      Jiao war kaum eines vernünftigen Gedankens fähig. Welchen Grund konnte es wohl sonst geben?

      „Kannst du dir wirklich nicht denken, was ich meine?“

      Jiao schaute ihre Mutter verständnislos an und schüttelte den Kopf.

      Frau Ling wusste, dass ihre Tochter am Ende ihrer Kräfte war, doch sie musste ihr die Wahrheit sagen. Je eher sie es wusste, desto schneller würde sie auch darüber hinwegkommen, sofern das überhaupt möglich war.

      „Jiao, mein Kind. Wenn Mann und Frau sich vereinigen, dann ist es durchaus möglich…“ Ihr versagte die Stimme.

      In Jiao keimte ein Gedanke, der völlig unfassbar schien. Nicht auch das noch! „Nein“, schrie sie. Dann verließen sie die Kräfte, und auch Frau King war außerstande, ihre Tochter zu halten. Lautlos glitt Jiao auf das Blumenbeet.

      Kapitel 4

      Li Ning trainierte wie ein Besessener. Es war für ihn die einzige Möglichkeit zu vergessen. Und er musste vergessen, wollte er nicht schwachsinnig werden! Die damit verbundenen körperlichen Qualen empfand er

      als gerechte Strafe für seine Sünde. Jede freie Minute nutzte er zum zusätzlichen Training. All seine Energie, jeden Gedanken konzentrierte er von nun an auf das Kung Fu. So konnte er seinem Meister seine Dankbarkeit am besten beweisen; und er wollte Jiao vergessen!

      Sein Körper passte sich der übermenschlichen Belastung an, und bald gab es keine Technik mehr, egal ob mit oder ohne Waffe, die er nicht nahezu perfekt beherrschte. Doch nicht nur das. Er begann, über die seit Generationen unverändert überlieferten Techniken nachzudenken, sie abzuwandeln, zu verbessern, ja neue Techniken zu entwickeln.

      So vergingen viele Monate.

      Meister Shu verfolgte Li Nings Tun zuerst mit einiger Skepsis. Auch er hatte sich sein Leben lang mit dem Kung Fu beschäftigt. Alle Techniken beherrschte er präzise, und er war auch in der Lage, sie im Kampf schnell und wirksam einzusetzen. Und er war der Meister des legendären Klosters von Shaolin! Aber er wäre nie auf den Gedanken gekommen, die traditionellen Techniken zu verändern!

      Je länger er Li Ning beobachtete, desto überzeugter war er, dass in seinem Schüler ein junger Mönch heranwuchs, der in der Lage war, die, wie er bisher geglaubt hatte, perfekte Kampfkunst des Klosters von Shaolin entscheidend weiterzuentwickeln. Dieser Gedanke faszinierte ihn, und er war entschlossen, Li Ning zu unterstützen, so gut er konnte.

      „Bruder Ning“, sagte er eines Tages. „Ich sehe, du planst große Dinge. Ich würde mich freuen, wenn ich dir bei deinem Vorhaben behilflich sein könnte. Du hast sehr gute Ideen, viel Fantasie, doch ich habe mehr Erfahrung.“

      Li Ning hatte natürlich bemerkt, dass der Meister ihn in jüngster Zeit intensiver als sonst beobachtete. Er hatte schon befürchtet, dieser könne sein Vorhaben für lächerlich halten, es ihm vielleicht sogar untersagen. Doch nun erwies sich diese Befürchtung als grundlos. Im Gegenteil, der Meister bot ihm sogar seine Unterstützung an! Li Ning war begeistert.

      Von nun an verbrachten Meister und Schüler noch viel mehr Zeit miteinander, und beide gingen in ihrer Tätigkeit völlig auf. Nur noch selten dachte Li Ning an die schöne Jiao, Sie ganz zu vergessen, gelang ihm jedoch nicht.

      „Sun Ling, wir müssen mit dir reden“, sagte Jiaos Mutter.

      „Ihr müsst mit mir reden? Beide?“ Der Vater saß da und konnte seine Verblüffung nicht verbergen. Noch nie war es geschehen, dass Mutter und Tochter etwas gemeinsam mit ihm zu bereden hatten. Er schaute die beiden Frauen an und erschrak über den Ausdruck in ihren Augen. Nur einmal hatte er sie so verängstigt gesehen. Er hatte geglaubt, das sei vergessen. Hatte die Vergangenheit sie nun doch eingeholt? Hatte dieser EK Chen seine Tochter gefunden? Wurde sie bedroht? Nur mit Mühe hatte er sich unter Kontrolle.

      „Redet schon“, sagte er. „Hat der Schuft Jiao gesehen?“

      „Ja, es geht um Jiao, doch mit Ek Chen hat es nichts zu tun. Es ist viel schlimmer.“ Frau Ling rang nach Worten.

      Sun Ling wollte seinen Ohren nicht trauen. Schlimmer als Ek Chen? „Sprich weiter, Frau!“

      Doch Frau Ling war nicht in der Lage zu antworten. Verzweifelt schlug sie die Hände vor das Gesicht und schluchzte.

      Sun Lings Blick wanderte zwischen Frau und Tochter hin und her.

      „Vater“, brach Jiao das unerträglich gewordene Schweigen. „Ich bekomme ein Kind.“

      Jiaos Worte hatten eine vernichtende Wirkung auf den armen Mann. Er sackte in sich zusammen und schaute ungläubig drein. Wie sollte das geschehen sein? Und wann? Wer sollte seine Tochter geschändet haben, wer brachte so etwas fertig, wenn es nicht dieser Ek Chen war?

      „Nicht Ek Chen?“

      „Nein, nicht Ek Chen.“

      Sun Ling spürte, wie der Zorn in ihm emporstieg. Mit Mühe richtete er sich wieder auf. „Er muss sterben“, sagte er. „Wer immer es ist, dafür wird er sterben. Eine solche Schande! Wer war es, redet endlich. Wer ist dieser Schuft?“

      Am ganzen Leib bebend erzählte Jiao ihm, wie sich alles zugetragen hatte.

      Er war umzingelt. Jeder von ihnen

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