Der Shaolin. Karl-Heinz Jonas

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an Bedeutung gewonnen. Aber nur der Sieger würde berechtigt sein, an diesen Meisterschaften teilzunehmen.

      Meister Fu gab nun den Ablauf des heutigen Wettkampfes bekannt. Es war denkbar einfach: Das Los entschied über die Reihenfolge, in der die Kämpfer aufeinander trafen. Die Sieger kamen eine Runde weiter, während die jeweiligen Verlierer ausschieden. Auf diese Weise halbierte sich die Anzahl der im Wettkampf verbliebenen Teilnehmer nach jedem Durchgang, bis nur noch zwei Kämpfer ohne Niederlage waren. Diese beiden würden dann um den Sieg streiten.

      Auch die Regeln, nach denen die Sieger ermittelt wurden, waren leicht zu verstehen und selbstverständlich allen bekannt. Derjenige, der seinen Gegner in eine ausweglose Position zwang, war der Sieger. Dies konnte dadurch erreicht werden, dass ein Schlag oder Stoß so angesetzt wurde, dass er den Gegner im Ernstfall kampfunfähig machen oder gar töten würde. Eine zweite Möglichkeit bestand darin, den Gegner mit Hilfe der Arm, Beine oder eines anderen Körperteil auf den Rücken zu werfen, sodass diesem die Möglichkeit zur Gegenwehr genommen wurde. Eine Zeitbegrenzung war nicht vorgesehen, was beim Aufeinandertreffen gleich starker Gegner zu recht langwierigen Auseinandersetzungen führen konnte.

      Da alle Kämpfe nacheinander und auf derselben Fläche ausgetragen wurden, hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, seinen nächsten Gegner zu beobachten.

      Li Ning führte eine sorgfältige Erwärmung seines Körpers durch. Er wollte und durfte seine Gegner nicht unterschätzen, auch wenn sicher keiner der hier anwesenden Mönche so intensiv trainiert hatte wie er.

      Seine ersten Gegner besiegte er dann auch ohne große Mühe und binnen kurzer Zeit.

      Er war erfreut, dass auch seine Brüder ihre ersten Duelle siegreich gestalten konnten, wenn auch mit mehr Mühe.

      Gegen Abend waren nur noch vier Mönche unbezwungen, davon allein drei Schüler Meister Shus. Dies erfüllte ihn selbstverständlich mit großem Stolz, und gern hörte er die lobenden Worte der anderen Meister.

      Li Ning war Hua Feng, der einzige aus einem anderen Kloster stammende und noch im Turnier befindliche Mönch, bereits während der ersten Kämpfe aufgefallen. Er bestach durch traumhafte Sicherheit seiner Bewegungen und extremer Schnelligkeit sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung.

      Diesem gelang es nun auch als erstem durch einen recht überlegenen Sieg über Li Nings Freund Shen Wu das Finale zu erreichen.

      Zhong Fong, ein guter Freund und nächster Gegner Li Nings, wusste ob dessen Überlegenheit, wollte sich aber trotzdem nicht widerstandslos geschlagen geben. Er leistete erbitterte Gegenwehr, solange es ihm möglich war. Li Nings Erreichen des Endkampfes konnte er allerdings nicht verhindern. Er gab ihm die Hand und wünschte ihm für den letzten Kampf viel Erfolg. Li Ning bedankte sich.

      Auch Meister Shu kam vor dem entscheidenden Kampf noch einmal zu ihm.

      „Bruder Ning“, sagte er. „Du weißt, worum es jetzt geht. Hua Feng ist kein Unbekannter. Man sagt, er sei noch unbezwungen.“

      „Ich werde mein Bestes tun, Meister.“

      „Das weiß ich. Ich weiß auch, dass du bisher ohne die neuen Techniken ausgekommen bist. Du solltest dich jedoch nun nicht länger vor der Anwendung scheuen, sollte es notwendig sein.“

      „Wäre das nicht unfair, Meister?“

      „Nein, Bruder Ning, im Gegenteil! Alle Techniken sind von dir selbst erdacht und entsprechen den Regeln. Und bedenke noch eins: Wie willst du in Erfahrung bringen, ob sie im Ernstfall wirksam sind, wenn du sie nicht im harten Wettkampf erprobst? Besonders, wenn du zeigen kannst, dass sie gegen sehr starke Gegner zum Erfolg führen. Unfair wäre es wohl eher, behieltest du diese Techniken für dich. Sie sollten allen Kung Fu-Kämpfern zugänglich sein. Und deshalb darfst du dich nicht scheuen, sie anzuwenden.“

      „Gut, Meister. Wenn es notwendig ist, tue ich es.“

      Li Ning wurde zum Kampf gerufen.

      Sein Gegner erwartete ihn bereits an der Wettkampffläche.

      Als sie einander gegenüberstanden, begrüßten sie sich durch die übliche höfliche Verbeugung.

      Li Ning war fest entschlossen, sofort den Angriff zu suchen und die erste Möglichkeit zur Beendigung des Kampfes zu nutzen.

      Hua Feng wehrte sich, so gut er konnte, doch war schon bald abzusehen, dass er Li Ning auf Dauer nicht gewachsen sein würde. Li Ning bedrängte seinen Gegner permanent und ließ diesem keine Möglichkeit zu eigenen Angriffen. Doch gelang es Hua Feng immer wieder, den Angriffen im allerletzten Moment auszuweichen.

      Li Ning sah den unbändigen Ehrgeiz in den Augen Hua Fengs brennen und wusste, dass dieser alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen würde, um den Sieg davonzutragen.

      Beim nächsten Angriff Li Nings geschah es dann: Um die sichere Niederlage zu vermeiden, führte Hua Feng einen scheinbar unkontrollierten Fußstoß gegen Li Nings Unterleib.

      Obwohl Li Ning mit einer solch unfairen Handlung seines Gegners nicht rechnen konnte, gelang es ihm, durch eine blitzschnelle Körperdrehung dem Fuß auszuweichen. Gleichzeitig schlug er mit dem eigenen Fuß Hua Feng das Standbein weg, sodass dieser krachend auf dem Rücken landete. Sofort setzte er ihm nun ein Knie auf die Brust und deutete einen Fauststoß zum Kopf Hua Fengs an, der im Ernstfall tödlich gewesen wäre.

      Jubelrufe belohnten diesen Erfolg, und Li Ning wurde sofort von seinen begeisterten Kameraden umringt. Sie alle freuten sich mit ihm.

      Obwohl der unfaire Angriff Hua Fengs und die erfolgreiche Abwehr Li Nings sehr schnell ausgeführt worden waren, waren sie doch nicht allen verborgen geblieben. Besonders die Meister straften den Unterlegenen mit vorwurfsvollen Blicken. Da einige ihren Unmut auch laut äußerten, trat die Wettkampfleitung zusammen. Die beiden jungen Mönche bat man ebenfalls hinzu.

      „Hua Feng“, ergriff dessen Meister als Erster das Wort. „Wir sind zu einem friedlichen Wettstreit eingeladen und sehr freundlich empfangen worden. Doch du hast sehr unsportlich gekämpft und Schande auf dich und damit auch auf unser Kloster geladen. Ich schäme mich für dich und möchte die Wettkampfleitung bitten, für dein Verhalten eine angemessene Strafe festzulegen.“

      Hua Feng senkte den Kopf. Die Scham hatte sein Gesicht rot gefärbt.

      Nach einer kurzen Zeit des Schweigens hob er den Kopf und sagte: „Ich habe mich schändlich benommen und bin deshalb nicht wert, ein Mönch zu sein. Ich bin bereit, jede Strafe auf mich zu nehmen.“ Wieder senkte er den Kopf und erwartete die Verkündung der Strafe.

      In Li Ning erwachten Erinnerungen. Hatte er nicht vor wenigen Jahren ebenso vor seinem Meister gestanden wie nun Hua Feng? Hatte nicht auch er die jahrhundertealten Gesetze der Kirche auf die schlimmstmögliche Weise verletzt? Er hatte seine Tat bereut und war nicht bestraft worden. Bewies nicht Hua Feng mit seinen Worten, dass auch er seine Tat bereute und niemals wieder so handeln würde?

      Li Ning bat ums Wort. Alle schauten ihn erstaunt an, man bat ihn jedoch zu sprechen.

      „Ehrwürdige Herren“, begann er. „Ich weiß, dass es sich für mich nicht ziemt, in dieser Angelegenheit das Wort zu ergreifen. Umso dankbarer bin ich Euch, dass Ihr mich anhören wollt.“ Bei diesen Worten verneigte er sich vor den wesentlich älteren Mitgliedern der Wettkampfleitung. Dann fuhr er fort. „Hua Feng war unbeherrscht, das ist richtig. Wie ich hörte, ist er zuvor noch nie bezwungen worden und deshalb nicht gewohnt, zu unterliegen. Sicher war er genau wie ich voller

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