Sieben Tage. Patty May

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Sieben Tage - Patty May

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ich vielleicht?“ Mann, hatte die wieder schlechte Laune! Anne startete einen neuen Versuch.

      „Ich hab aufgeräumt!“, verkündete sie stolz. Durstig trank Silke das kühle Wasser und schielte über den Glasrand zu ihrer Tochter.

      „Aha.“

      Es klang belegt.

      „Schön, dass du auch mal was tust!“ Was sollte das denn nun wieder heißen? Anne schluckte schwer und verkniff sich gerade noch eine freche Erwiderung. Zufrieden beobachtete sie, wie ihre Mutter sich in der Küche umsah, durch die offene Tür ins Wohnzimmer schaute, bis ihr Blick nun misstrauisch bei Anne hängen blieb.

      „Willst du mir irgendwas mitteilen?“

      „Was?“, verwirrt schaute Anne sich um.

      „Also, was hast du wieder angestellt?“ Wieso denn angestellt? Glaubte sie wirklich, Anne hätte den ganzen Nachmittag geputzt, weil sie etwas ausgefressen hatte? Und was meinte ihre Mutter eigentlich mit wieder? Das klang ja, als würde es mit ihr ständig Ärger geben! „Ich hab gar nichts angestellt!“, erklärte sie entrüstet. Argwöhnisch wurde der Raum ein zweites Mal inspiziert. „Das hast du wirklich toll gemacht!“

      Lächelnd streichelte Silke über Annes Arm.

      „Es war ein anstrengender Tag. Komm, setzen wir uns eine Weile aufs Sofa!“ Das klang ja wie ein Friedensangebot! Vergessen war die launische Begrüßung, und voller Vorfreude hüpfte Anne ins Wohnzimmer, um ihrer Mutter die Neuigkeit zu verkünden.

      „Wie war‘s in der Schule?“ Endlich, Anne hatte schon befürchtet, sie würde nie fragen.

      „Super!“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.

      Warum guckte sie denn schon wieder so komisch? Egal, jetzt ließ sie die Bombe platzen, bevor sie noch daran erstickte!

      „Wir hatten wieder Theater AG, du weißt doch, wir führen bald dieses Stück für die Abschlussklassen auf ...“

      Aufgeregt wippte Anne auf ihrem Platz.

      „Jedenfalls hat Herr Friggen mich für die Julia vorgeschlagen!“

      Jetzt musste die Mutter einfach stolz auf sie sein!

      „Hast du dir das auch gut überlegt? Es ist ja keine Kleinigkeit, vor der ganzen Schule zu stehen und so ein anspruchsvolles Stück vorzutragen. Also ich weiß nicht, du bist sonst so ängstlich, am Ende blamierst du dich noch!“ Anne hatte einen großartigen Moment erwartet, auf diese Reaktion war sie nicht vorbereitet.

      „Außerdem musst du sicher eine Menge Text lernen, nicht dass die Schule darunter leidet! Die ist nun mal wichtiger!“

      „Aber das Schuljahr ist doch fast um und die Arbeiten ...“

      Natürlich fiel ihrer Mutter sofort die Englischarbeit ein,

      und Anne musste gestehen, dass diese wohl nicht ganz nach ihren Wünschen ausfallen würde.

      „Du weißt, wie wichtig Englisch ist! Das brauchst du dein Leben lang und du willst doch Abitur machen!“ Nein, SIE wollte, dass Anne das Abitur machte! Und wieso mussten sie ausgerechnet jetzt darüber diskutieren?

      Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Anne zu Boden.

      „Mensch, Kind. Dass du mir immer solchen Kummer machst! Du musst endlich mal begreifen, dass du für dich lernst. Später willst du doch studieren und einen guten Job bekommen! Dafür muss man sich aber anstrengen und gute Noten schreiben!“ Trotzig spitzte Anne die Lippen, sie hatte ihren Beruf.

      „Tierpflegerin! Anne, werd endlich erwachsen! Das ist doch

      völlig indiskutabel!“

      Das war zu viel. Ihre Mutter hatte wieder diesen verhassten Ton an sich, der keine weitere Diskussion duldete. Widerspruch war zwecklos, er würde obendrein den Zorn ihrer Mutter heraufbeschwören und die Situation nur verschlimmern.

      Für Silke war das Thema damit abgeschlossen, für sie noch lange nicht. Warum nahm sie Anne nicht einmal ernst?

      Sie musste heftig schlucken, um die Tränen aufzuhalten.

      Die Mutter hielt ihren Vortrag, ohne Annes Regung zu bemerken, bis diese deren Rede brüsk unterbrach und plötzlich Hausaufgaben vorschob. Verwirrt blickte Silke der Tochter kopfschüttelnd nach, die übereilt die Treppe hinaufstürzte und in ihrem Zimmer verschwand.

      Anne schloss die Tür, als der Kummer sie mit aller Macht traf und ihre Tränen unaufhaltsam flossen. Schnell verkroch sie sich unter der Bettdecke, die ihre Schluchzer etwas dämpfte, bevor ihre Mutter es noch hören konnte.

      Sie wollte ihr nicht in die Augen schauen, ihren Blick könnte sie jetzt nicht ertragen. Der Blick, mit dem die Mutter sie viel zu oft ansah und der Anne erzählte, wie abgrundtief enttäuscht sie war. Was auch immer sie tat, wie viel Mühe sie sich auch gab, es war nie genug. Sie, Anne, war niemals gut genug!

      Alles machte sie falsch!

      Den ganzen Tag hatte sie sich darauf gefreut, Silke von ihrem Erfolg zu berichten, und hatte sich vorgestellt, wie begeistert die wäre, wie sie beide jubelten und feierten.

      Aber ihre Mutter hatte wie immer recht, Anne würde sich nur lächerlich machen, jämmerlich versagen, den Text vergessen oder sonst was Dummes tun.

      Wie sehr sie sich wünschte, dass ihre Mama einmal, wenigstens ein einziges Mal stolz auf sie sein könnte.

      Anne bewunderte sie für ihre Schönheit und Klugheit und wäre ihr gern ähnlich gewesen. Aber sie schaffte das nicht!

      Bald gab es Zeugnisse, und Anne wusste schon jetzt, wie enttäuschend ihre Mutter die Noten und ihre Leistungen fände! Und dieses blöde Abitur würde sie erst recht nicht schaffen! Außerdem hatte sie auch gar keine Lust dazu!

      Wie sollte sie ihr das nur erklären?

      Bestimmt schämte sie sich sehr, so eine dumme und unfähige Tochter zu haben! Wie konnte sie da stolz auf Anne sein?

      Ja, sie war eine einzige große Enttäuschung!

      Wie sollte ihre Mutter sie denn jemals lieben können?

      ***

      Charlotte war früh zu Bett gegangen, die überreizten Muskeln brannten, ihr Körper brauchte die wohltuende Erholung.

      Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere, schlug das Kissen zurecht, versuchte ihr Kreuz zu entlasten und eine bequeme Position zu finden. Wartete!

      Das hatte keinen Sinn! Der ersehnte Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen, da half nur noch eine heiße Milch mit Honig. Resignierend kämpfte sie sich aus dem zerwühlten Daunenbett, die Finger fanden tastend die Nachttischlampe, die mit matten Licht eben noch genügend Helligkeit spendete, damit sie sich zurechtfand. Im Schlafanzug schlich sie hinunter in die Küche.

      Tiefe Stille lag über dem Haus. Der volle Mond schien durch das Fenster herein, tauchte den Hof in sein mildes silbriges Licht, und wo es sich brach, schuf es dunkle Schatten.

      Die

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