Sieben Tage. Patty May

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Sieben Tage - Patty May

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entnahm sie dem Geschirrkorb einen Stapel Teller, um sie in den Schrank zu räumen.

      „Doch nicht jetzt! Wir sind beim Abendbrot!“

      Entnervt haute Silke mit der Faust auf den Tisch.

      „Dir kann man es auch nie recht machen!“

      Polternd schlug Anne die Klappe des Geschirrspülers zu, rannte die Treppe hinauf und schloss lautstark die Tür ihres Zimmers. Empört überlegte die Mutter, ob sie ihrer Tochter nacheilen und zur Rede stellen sollte, denn so ein respektloses Benehmen wollte sie nicht auf sich sitzen lassen, als Holger das Besteck zur Seite legte und sich ebenfalls erhob.

      „Also man könnte erwarten, wenigstens zu Hause seine Ruhe zu haben und den Feierabend zu genießen.“

      Vorwurfsvoll schaute er auf Silke herab.

      „Ich schau mir jetzt mal Annes Fahrrad an. Und nimm was gegen deine Kopfschmerzen!“

      Entgeistert blickte sie ihm nach.

      Das war super, wirklich super! Jetzt war sie auch noch an allem schuld? Sie hatte schließlich auch den ganzen Tag gearbeitet, und nachdem sie heimgekommen war, hatte sie die Küche aufräumt, die nasse Wäsche zum Trocknen aufgehängt und das Abendessen bereitet, ohne dass die beiden auch nur einen Finger krumm gemacht hätten.

      Ihr Blick fiel auf den eingedeckten Tisch, und sie schob ihren unbenutzten Teller zur Seite.

      Der Appetit war ihr längst vergangen.

      Das war doch nicht zu glauben! Die zwei spielten die beleidigte Leberwurst, und sie war mal wieder die Böse!

      Einfach prima!

      2. Kapitel

       Dienstag, 6 Tage zuvor

      Die Schulklingel erlöste Anne von „Faust” und ihrer letzten Stunde. Seit sechs Wochen beschäftigten sie sich mit Goethes Werk, hatten es bis ins kleinste Detail seziert und analysiert, und sie schwor, dieses Buch in ihrem ganzen Leben nie wieder auch nur eines Blickes zu würdigen.

      Anne fühlte sich ausgelaugt, ihr dröhnte der Kopf und sie sehnte sich danach, endlich an die frische Luft zu kommen.

      Eilig lief sie den Flur zum Westflügel entlang, folgte der Treppe zur unteren Halle, deren Ausgang von Maike blockiert wurde, die dort mitten in der Tür stand.

      Die Mädchen waren sich bisher sorgsam aus dem Weg gegangen, und Anne war unschlüssig, wie sie auf dieses überraschende Aufeinandertreffen reagieren sollte. Immerhin hatte sie nicht den Eindruck, dass Maike erneut Streit suchte, die hatte beide Hände tief in den Taschen ihrer Jeans vergraben, und während ihr die Worte zaghaft über die Lippen kamen, starrte sie schüchtern auf Annes Fußspitzen.

      „Du hast heute überhaupt noch nicht mit mir gesprochen.”

      „Du hättest ja auch was sagen können!”

      Anne blieb stur.

      „Ja, ich weiß, war voll blöd! Ich war gestern nur so wütend! Tut mir echt leid.”

      Nervös schabte Maikes Fuß über den Boden.

      „Bist du noch sauer auf mich?”

      Anne schüttelte verwundert den Kopf.

      „Und ich dachte den ganzen Tag, du wärst sauer auf MICH!”

      Da breitete Maike die Arme aus, umschlang ihre Freundin und beide lachten lauthals über ihre Dummheit. Sie wurden sich schnell einig, nie wieder wegen so einer Lappalie zu streiten.

      Scherzhaft schimpften sie sich gegenseitig eine „Blöde Kuh“ und gelobten ewigen Zusammenhalt.

      Jetzt galt es den verlorenen Tag nachzuholen und die neuesten Geschehnisse auszutauschen, als Sophie Pape, aufgeregt und hektisch winkend auf sie zustürzte.

      „Endlich, hier seid ihr also! Ich soll allen Bescheid geben, dass Theater gleich anfängt! In zehn Minuten! Am besten ihr geht schon rüber! Habt ihr Isabel und Steffi irgendwo gesehen?”

      Ohne eine Antwort abzuwarten, jagte sie die Treppe zum ersten Stock hinauf. Maike verdrehte genervt die Augen.

      „Meine Güte macht die sich wieder wichtig!“

      Ja, wenn Sophie eine Aufgabe übernahm, übertrieb sie ganz gern mal, in ihrem Übereifer wurden selbst die harmlosesten Mitteilungen plötzlich überlebenswichtig.

      Seelenruhig marschierten Maike und Anne noch zur Cafeteria, weshalb sie als Letzte im Probenraum der Theatergruppe eintrafen. Während Maike genüsslich an ihrem Schokoriegel kaute, bedachte Sophie sie mit vorwurfsvollem Blick und klopfte demonstrativ auf das Glas ihrer Armbanduhr.

      „Die geht mir vielleicht auf die Nerven!“, nuschelte Maike undeutlich und mit vollem Mund.

      Olaf Friggen, Deutsch- und Geschichtslehrer, leitete in diesem Jahr den Kurs, und er war mit Abstand der netteste und geduldigste Lehrer, den Anne sich vorstellen konnte.

      Er setzte sich auf die Requisitentruhe und bat um Ruhe.

      „So, ihr wisst, in sechs Wochen ist unser Auftritt, es bleibt also wenig Zeit! Heute werden wir deshalb die Rollenverteilung vornehmen. Die Kunst AG gestaltet, wie vereinbart, das Bühnenbild, um die Musik, Sound und Lichteffekte kümmert sich Frau Rösens Gruppe, mit den Jungs der Schulband ...”

      Ein Stöhnen ging durch die Reihen seiner Zuhörer.

      „Beruhigt euch!“, lachte Friggen. „Ich habe mir die Proben angehört und verspreche euch, die machen das wirklich gut!“

      Er klatschte munter in die Hände.

      „So, und nun zu uns!”

      Gespannt warteten die Schüler auf seine nächsten Worte.

      „Wie besprochen, wird es eine moderne, zeitgemäße Fassung. Es war eine echte Herausforderung, den Text so umzuarbeiten, dass er unseren Vorstellungen entspricht. Der Handlungsablauf ist im Wesentlichen am Original geblieben, wenn auch stark gekürzt, doch die neuen Dialoge haben das Stück aktuell ins zwanzigste Jahrhundert katapultiert. Moderner geht es kaum.”

      Sichtlich stolz holte er einen ganzen Stapel gebundener Papiere hinter seinem Sitzplatz hervor.

      „Ich finde, es ist wirklich fantastisch geworden!”

      Schmunzelnd gab Herr Friggen seinen Schülern die Möglichkeit, die neue Textversion zu begutachten, und wartete geduldig auf die ersten Reaktionen.

      Anne überflog die Seiten des Skriptes, die Dialoge prägten sich gut ein und waren sogar total witzig geschrieben. Sie überlegte, was der alte Shakespeare wohl davon halten würde, doch ihr gefiel, was sie las, und nach den Kommentaren, die sie gerade nebenbei mitbekam, allen anderen auch.

      Irgendwie war sie jetzt erleichtert. Traditionell wurde die Aufführung von allen neunten Jahrgängen in Zusammenarbeit mit fast jeder Arbeitsgemeinschaft der Schule bestritten und diente als festlicher Rahmen zum ehrenvollen Abschied

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