Sieben Tage. Patty May

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Sieben Tage - Patty May

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hatten.

      Seitdem verachtete und fürchtete Silke nichts mehr als Gerede. Fast schon paranoid mied sie alle Dorffeste, den Einheimischen ging sie sorgsam aus dem Weg, und selbst ihren Einkauf erledigte sie in der Stadt.

      Nie wieder würde sie sich zum Gespött der Leute machen!

      An jedem anderen Ort hätte sie Kathrin schnell abgewimmelt, aber hier war sie ihr vorläufig ausgeliefert.

      Wo blieb der Rahmann eigentlich, um die Nervensäge endlich in sein Büro zu bitten?

      „Lass uns doch mal was zusammen machen”, flötete Kathrin

      gerade, was Silke äußerst geschmacklos fand.

      Wie sie diese falsche Freundlichkeit hasste!

      Was sollte das ganze Theater überhaupt?

      Demonstrativ beschäftigt blätterte Silke in einer Akte. Kathrin ließ sich davon nicht stören und plauderte munter weiter.

      „Wird deine Mutter denn nun zu dir ziehen?“

      Verblüfft schaute sie auf. Wie kam sie bloß darauf?

      „Na, irgendwo muss sie ja nun wohnen. Oder behält sie das Haus? Kommt sie denn überhaupt noch alleine klar?“, fragte die Bösch neugierig. „Also ich weiß ja noch, wie das bei meinem Onkel war, pflegebedürftig, aber stur wie ein alter Esel. Wollte partout nicht ins Altersheim, hat gesagt, jeder, der versucht, ihn dahin abzuschieben, wird enterbt!“ , kichernd fügte sie hinzu: „Er hat seinen Dickkopf durchgesetzt!“

      Silke verstand gar nichts von alledem. Was redete die da nur? Kathrin fuhr unbeirrt fort.

      „Respekt, dass deine Mutter überhaupt so lange den Hof bewirtschaftet hat. Sie muss doch inzwischen fast an die siebzig sein? Man weiß ja nie, wie viele Jahre einem noch bleiben. An wen verkauft deine Mutter eigentlich? Ich habe gehört, die Köpkes wollen das Grundstück haben?“

      „Wo hast du das gehört?”, fragte Silke scharf.

      Erschrocken sah sie in Silkes verkniffenes Gesicht.

      „Sag mal, weißt du etwa noch gar nichts davon?“

      Welche Demütigung! Heiß überzog die Röte ihr Gesicht.

      „Silke, ich konnte doch nicht ahnen. Ich dachte ...“

      Pikiert hievte sich Kathrin aus dem schweren Ledersessel hoch, während Silke sichtlich um Fassung rang.

      Der Rahmann stand plötzlich neben ihnen und bat Frau Bösch in sein Büro, die peinlichst berührt und dankbar entschwand. Bestürzt überlegte Silke, wie lange der Kollege wohl dem Gespräch gelauscht hatte, als der ihr süffisant ins Gesicht grinste und sie im Befehlston anwies, ihm und seiner Mandantin frischen Kaffee und Gebäck zu bringen.

      Perplex, starrte sie auf die geschlossene Tür.

      Die Empörung brachte sie schnell zur Besinnung. Wie konnte er es wagen, sie so herablassend zu behandeln? Als wäre sie seine persönliche Sekretärin! Was bildete sich dieser geschniegelte Affe eigentlich ein? Der arbeitete gerade mal ein paar Wochen in der Kanzlei und benahm sich wie der neue King, dabei hatte er auch nur das erste Staatsexamen, dieser eingebildete Gockel!

      Sollte er sich doch selber um seinen Kaffee kümmern.

      Morgen würde sie mit dem Rahmann noch ein Hühnchen rupfen, aber jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun.

      Hastig räumte sie ihren Schreibtisch auf, griff nach dem Autoschlüssel und verließ mit eiligen Schritten die Kanzlei. Die schwere Tür fiel dröhnend ins Schloss, als Silke bereits zu ihrem Wagen eilte. Feindselig starrte sie zu dem neben ihr geparkten schwarzen Sportwagen und unterdrückte den starken, aber kindischen Wunsch, mit ihrem Schlüsselbund einen fetten Kratzer in die Seitentür zu ritzen.

      Genüsslich stellte sie sich vor, was für Augen der Rahmann angesichts dieser schändlichen Entweihung seiner geliebten Protzkarre wohl machen würde!

      Bevor sie noch in Versuchung kam, knallte sie schnell die Fahrertür zu, startete den Motor und brauste mit ihrem alten Mercedes davon.

      ***

      Ungeduldig blickte Charlotte aus dem Fenster. Seit Stunden wartete sie auf den Käufer und ärgerte sich über die verlorene Zeit. Sie hatte wirklich Besseres zu tun!

      Pavel hatte längst mit der Wartung der Wasserpumpen begonnen. In der Nacht war die Beregnung ausgefallen, weil sich die Filter wieder mit Wasserpflanzen aus den Wettern zugesetzt hatten. Sie sollte dort draußen sein und Pavel helfen, die Arbeit machte sich schließlich nicht von allein. Marek und Georg waren in aller Früh zum Gemeinschaftslager gefahren, um Charlottes vorjährige Ernte zu sortieren, die in den Kühlhäusern der Firma Elbe Obst lagerten. Es wurde höchste Zeit, das letzte Obst an den Großhändler zu liefern, bevor es verdarb. Seufzend blickte sie zur Uhr.

      Warum rief der Kerl nicht wenigstens an, wenn er sich schon verspätete? Entweder konnte er den Hof nicht finden oder er steckte im Stau.

      Sobald die Baumblüte beginnt, wälzen sich wahre Touristenströme durch das Alte Land. Die Straßen werden durch unzählige Reisebusse und Autos verstopft, die dann mit vierzig Stundenkilometern über die Landstraßen zuckeln. Gerade während des Feierabendverkehrs und an den Wochenenden ist dieser Zustand kaum ertragbar und eine echte Geduldsprobe, so kommt es durch riskante Überholmanöver immer wieder zu schweren Unfällen. Für viele Bauern stellt dieser Fremdenverkehr einen Segen dar, und sie haben sich früh auf die Ausflügler eingestellt. In den Cafés gibt es Drängeleien um die besten Sitzplätze, und der Absatz von Obst und Gemüse steigt. Es ist hier auf dem Land üblich, die Waren auch auf den Höfen zu verkaufen. Die Städter sind geradezu verrückt nach eingekochten Marmeladen und hochprozentigen Obstbränden. Wer ein Gespür für gute Geschäfte und entsprechende Mittel zur Verfügung hat, baut den Verkaufsstand der Scheune zum Hofladen aus, wo man neben selbstgemachten Torten auch Altländer Kochbücher, Weidenkörbe und allerlei Nippes erwerben kann. Selbst die Patenschaft für einen Obstbaum kann man kaufen.

      Charlotte blieb diese Einnahmequelle verwehrt, dafür lag ihr Hof zu abgelegen. Es war ihr nur recht, dass sich die Blüte dem Ende näherte und nun wieder etwas mehr Ruhe einkehrte.

      Von ihrem Käufer fehlte jede Spur, doch Anne brauste statt seiner die Einfahrt herauf und winkte fröhlich ins Fenster. Die alte Dame freute sich über ihren Besuch.

      Neugierig steckte Anne ihre Nase in den Kochtopf, dem der verlockende Duft von Frikadellen entstieg. Zufrieden sah Charlotte zu, wie das Mädchen sich ihr Essen schmecken ließ. Zwischen den Bissen erzählte ihr Anne aufgeregt vom Theaterstück, sie war sehr stolz über ihre Hauptrolle, und Charlotte freute es aufrichtig.

      „Wenn du Lust dazu hast, kann ich deinen Text abfragen.“ „Das wär echt super. Glaubst du, ich schaff das?“ „Warum denn nicht? Man kann alles schaffen, wenn man will! Und wenn ich dir so zuhöre, willst du es ja wohl unbedingt!“

      Anne strahlte über das ganze Gesicht und berichtete gleich, warum sie am gestrigen Tag nicht hatte kommen können. Charlotte schmunzelte: „So, so. Er hat also dein Fahrrad repariert, ganz selbstlos. Und ist er süß?“

      „Ich kenn ihn ja gar nicht richtig, doch ich finde, er ist ganz nett. Aber süß? Mmh. Weiß nich!“ „Na, vielleicht findest du das noch

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