Schöne Festtage. Elisa Scheer

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Schöne Festtage - Elisa Scheer

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Warum sagen Sie das nicht gleich?“

      „Sie haben doch eh noch alle Karten in der Hand!“

      Ich legte den Herzkönig zu den übrigen Königen, rief „Letzte Karte!“ und warf sie ab. „Ätsch!“

      „Saublödes Spiel“, murrte er.

      „Schlechter Verlierer?“

      „Oh nein, warten Sie nur ab.“

      Ich mischte nach seiner Methode und teilte aus. „Sie zwei Sets, ich ein Set, ein Run. Das ist schon mieser, also holen Sie mich vielleicht wieder ein.“ So lief es leider nicht für ihn – ich konnte fast sofort herauskommen und machte Schluss, als er gerade erst zwei Sets hingelegt hatte. Er schnaubte.

      „Immerhin, Sie haben die erste Hürde genommen!“

      „Sie reden wie eine Lehrerin zu einem besonders begriffsstutzigen Schüler. Dass du wenigstens deinen Namen richtig geschrieben hast, ist ja auch schon was! Seien Sie doch nicht so herablassend!“

      „Lehrerin! Mein letzter Wunsch. Obwohl, die vielen Ferien...“

      Er schnaubte wieder. „Das ist auch so ein populärer Irrtum. Lehrer haben im Sommer sechs Wochen Ferien, zur Hauptsaison. Der Rest sind keine Ferien, nur unterrichtsfreie Zeit!“

      „Ja, ja. Das sagt Karen auch immer. Wer´s glaubt. Pfingsten ist doch immer die schönste Zeit im Jahr, und da gibt es zwei Wochen Ferien!“

      „Sicher. Und Abiturkorrekturen, Schulaufgaben, Projektplanung für den letzten Abschnitt, Jahresbericht, Schüleraustausch und mit etwas Pech noch Schullandheim für die Unterstufe. Tolle Ferien!“

      „Der Lehrer wird geboren, jammert und stirbt“, kommentierte ich und schob die Karten zusammen.

      „Wo haben Sie denn diesen dummen Satz her?“

      „Karen.“

      „Die darf das, sie ist selbst Lehrerin. Sie dürfen das nicht.“ Er mischte gemächlich. „Wer sagt das?“, schnappte ich.

      „Ich.“ Er grinste mich frech an und teilte aus. Ich überlegte kurz, ob ich noch mit den Beamtenpensionen anfangen sollte. Lieber nicht, dann brach er womöglich das Spiel ab – und zum Schreiben und Skizzieren war es mittlerweile wirklich zu dunkel. Drei Kerzen und das flackernde Kaminfeuer, das gab eine gemütliche, aber wenig detailfreundliche Atmosphäre. Also schwieg ich und nahm meine Karten auf. Nicht übel – zwei Sets hatte ich schon auf der Hand, und mit einer Kreuz Zehn wäre auch der Run komplett. Er steckte seine Karten um und ich legte eine Herz Zwei ab.

      Die konnte er schon einmal nicht brauchen. Die Karte aus dem Stapel offenbar auch nicht, er warf sie verächtlich ab. Ich zog als nächstes tatsächlich die Kreuz Zehn und legte auf. Zwei Karten blieben mir.

      Tarek warf mir einen nervösen Blick zu und nahm eine Karte. Wieder nichts.

      Ich zog eine Herz Dame, legte sie zu den übrigen Karten, warf eine ab und verkündete Letzte Karte.

      „Das dient auch nur dazu, die anderen Spieler nervös zu machen“, murmelte er.

      Ich kicherte. „Und es wirkt, wie man sieht!“

      Seine nächste Karte war offenbar nützlicher, er legte ein Set und einen Run auf und einiges bei meinen Sammlungen an. „Letzte Karte!“

      „Ein echtes Duell“, sagte ich und nahm mir langsam die nächste Karte. Sie passte zu seinem Set. Ich ordnete sie dort ein, schwenkte die verbliebene Karo Vier, verkündete „Letzte Karte!“ und legte sie ab.

      Wieder gewonnen! Er warf mir einen missmutigen Blick zu. Ich sammelte die Karten ein und begann zu mischen.

      „Was machen Sie eigentlich beruflich?“, fragte ich dann während des Austeilens.

      „Ist das nicht klar geworden?“

      „Warum?“ Ich knallte den Stoß in die Mitte und platzierte die oberste Karte aufgedeckt daneben.

      „Nach dieser Feriendebatte? Ich bin Lehrer.“

      „Tatsächlich? So sehen Sie gar nicht aus“, antwortete ich geistesabwesend, weil ich glaubte, schon zwei Runs auf der Hand zu haben. Nein, doch nicht, die Acht war Pik und nicht Kreuz, schade.

      Er seufzte entnervt. „Können Sie nicht einmal erst denken und dann reden? Wie sieht denn ein Lehrer aus?“

      Unverschämter Kerl! „Unsere hatten eher kurze, graue Haare und ein Aussehen, als ruhe die ganze Last der Welt auf ihren Schultern.“

      „Haben Sie Karen auch schon gesagt, dass sie nicht wie eine Lehrerin aussieht?“

      „Nein. So fesselnd fanden wir das Thema nicht. Woher kennen Sie Karen?“

      „Schalten Sie doch mal Ihr Hirn ein“, antwortete er gereizt.

      „Reden Sie nicht mit mir, als sei ich ein minderbemittelter Schüler!“

      „Dann benehmen Sie sich nicht so. Außerdem rede ich mit Schülern nicht so. Aber Sie – Sie haben doch Abitur, oder? Dann könnten Sie doch etwas intelligenter auftreten.“

      Ich warf meine Karten auf den Tisch. „Diese Frechheiten habe ich nicht nötig. Gute Nacht!“

      Türenknallend verschwand ich in der Mädelkammer, wo ich beim Ausziehen möglichst viel Lärm verursachte und kräftig gegen die Betten trat. Dabei schlug ich mir den großen Zeh an und humpelte noch angefressener in das winzige Bad. Kaltes Wasser, toll. Aber das waren eben die Freuden des Hüttenlebens. Hatte ich das notwendig gehabt?

      Fröstelnd lag ich im Bett, weder meine Bettdecke noch mein bodenlanges Flanellhemd schützten mich vor der Kälte. Und dieser blöde Hund da draußen. Unverschämter Lümmel, respektloser Affe, Steißtrommler, rachitischer... Über meiner Wut schlief ich schließlich ein.

      Als ich aufwachte, war es wieder hell, einigermaßen. Und noch kälter, sofern das überhaupt noch möglich war. Ich brauchte eine halbe Stunde, bis ich mich aufraffen konnte, unter der Decke, die noch etwas Restwärme verbreitete, hervorzukriechen. Zitternd rannte ich ins Bad und wusch mich zähneklappernd mit dem eiskalten Wasser, putzte mir die Zähne, wobei ich alle Plomben spürte, zog mich dann so warm an, wie ich konnte – Thermojeans, dicke Socken, Stiefel, T-Shirt, Fleecehemd, Strickpulli – und bürstete meine Haare, bevor ich mir einen Zopf flocht. Gegen die Kälte noch eine Nährcreme ins Gesicht. Ob ich glänzte, war mir egal, aber geplatzte Äderchen brauchte ich nicht.

      Im Gemeinschaftsraum war niemand. Ich setzte erst einmal Kaffeewasser auf und sah mich dann um. Die Spielkarten lagen ordentlich aufgeschichtet auf dem Tisch, quer über dem Abrechnungsblock stand Beleidigte Leberwurst! und das Kaminfeuer war aus. Nun gut! Ich schnappte mir den Holzkorb und öffnete die Haustür. Der Schnee reichte mir bis zum halben Oberschenkel, aber die Sonne schien etwas kraftlos von einem blauweißen Himmel herab. Hinreißende Winterlandschaft!

      Direkt neben der Haustür stand eine Schneeschaufel. Ich setzte sie an und schob die Schneeverwehung beiseite, dann ging ich daran, einen Weg rund um das Haus freizulegen, damit ich zum Holzschuppen gelangen konnte, ohne meine wärmsten Hosen zu durchweichen. Der Schnee glitzerte in

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