Schöne Festtage. Elisa Scheer

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Schöne Festtage - Elisa Scheer

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schaffte ich es, um die Ecke zu biegen und gelangte damit auf die Wetterseite. Es wurde ja schon wieder grau, der nächste Schneesturm schien im Anmarsch. Schnell legte ich einen Weg zum Schuppen frei, holte den Holzkorb und lud ihn voll. Dann kehrte ich eilig in die Hütte zurück, wo das Wasser schon empört blubberte. Ich goss den Kaffee auf und begann dann damit, ein Feuer im Kamin anzufachen. Als es leise zu knacken begann, stieß ich die Fensterläden auf, so dass es einigermaßen hell wurde, und schippte dann draußen noch ein bisschen weiter – wenigstens bis zu den Autos, die nur noch wie weiße Buckel in der Landschaft standen, kaum dass man die beiden noch voneinander unterscheiden konnte.

      Das war für heute genug Sport, fand ich. Und wenn wirklich schon der nächste Schnee im Anzug war, war die ganze Schipperei ohnehin für die Katz, aber zumindest hatte ich meine Aggressionen abreagiert und mich etwas warm gearbeitet.

      In der Hütte wurde es langsam wärmer, die Flammen im Kamin gewannen an Größe und Kraft und erfassten allmählich auch das Holz, nicht nur die Späne und die Zeitungsknäuel. Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee, spülte dann den anderen Becher ab, nahm mir einen Müsliriegel und zwei Scheiben Knäckebrot und skizzierte den nächsten Pullover. Naturweißes Bändchengarn, grobe Netzstruktur, mit Süßwasserperlen bestickt, keine Ärmel, ein tiefer, schmaler V-Ausschnitt... Nein, das war Schwachsinn. Kein Ausschnitt. Die Form so neutral wie möglich... Ich kaute am Buntstift. Statt der Süßwasserperlen lieber Lederbändchen, in der gleichen Farbe? Musste man mit der Hand stricken, die Strickmaschine eignete sich besser für glatte, mehrfarbige Muster und weniger struppiges Garn...

      Das gefiel mir alles nicht!

      Lieber versuchte ich mich an einer Kolumne, Hüttenzauber aus Städtersicht... Ich kritzelte eine halbe Seite mit boshaften Anmerkungen voll, aber dann fiel mir schlagartig nichts mehr ein. Frustriert versuchte ich es noch einmal, aber ich merkte schnell, dass ich mich nur noch wiederholte.

      Ärgerlich schob ich meinen Filofax zur Seite und holte mir die Spielkarten, aus denen ich mir eine schöne große Harfe auf den Tisch legte. Dann war ich eine genussreiche halbe Stunde damit beschäftigt, darum zu kämpfen, dass die Patience aufging. Kurz vor zwölf... Ich schenkte mir noch einen Kaffee ein und schaute danach wieder einmal zur Tür hinaus. Der Schneefall hatte wieder eingesetzt, langsam und stetig, in feinen Flocken. Also war es noch etwas kälter geworden! Vielleicht funktionierte das Handy draußen besser?

      Ich trat wieder vor die Tür und wählte die Nummer von Silke. Nichts. Ich versuchte es noch einmal und wartete dieses Mal, bis das Handy ein Netz fand. Nichts, gar nichts. Hier schien wirklich ein Funkloch zu sein.

      Fröstelnd kehrte ich in die Hütte zurück, legte noch ein Scheit aufs Feuer und wärmte mir die klammen Finger. Was war mit diesem Tarek eigentlich los? Abgehauen war er nicht, höchstens zu Fuß. Seine Safarikiste stand immer noch eingeschneit vor der Tür. Er schlief ja ganz schön lange. Na gut – wer schlief, brauchte nichts zu essen, und die Vorräte waren knapp genug.

      Mir war langweilig. Hatte ich denn gar nichts zu lesen dabei? Oder gab es hier etwas? Ich suchte in den Regalen des großen Raumes herum und fand schließlich eine Klatschzeitschrift. Schlagzeile: Diana sagt die Wahrheit über ihre Ehe. Besser als nichts! Ich studierte sie so gründlich, wie ich noch nie ein derartiges Käseblatt studiert hatte, ich las sogar die Kochrezepte und das Horoskop für den Mai 1995. Gegen eins musste ich aber zugeben, dass auch dieses Heft seinen Zweck erfüllt hatte, nicht einmal die bärtigen Witze auf der Rückseite und die Werbung für praktische Polyesterröcke in Größe 56 hatte ich ausgelassen.

      Gepolter kündigte Tareks Auftritt an. Und draußen schneite es immer noch, mittlerweile noch heftiger, wie mir schien. Ich drehte am Radio herum, fand aber außer Knacken, Knattern und plötzlichem Aufjaulen nichts.

      „Guten Morgen.“ Er trat an den Herd und schenkte sich Kaffee ein.

      „Guten Morgen.“ Nachdenklich betrachtete ich ihn, als er ohne Zeichen des Abscheus den bestenfalls lauwarmen Kaffee trank. Er war das einzige, was mich vor dem Tod durch Langeweile retten konnte. Vielleicht sollte ich mich mit letzten Sätzen etwas zurückhalten? Andererseits – was sollte man mit diesem Menschen tun, außer ihn zu ärgern? Das war doch gerade die Unterhaltung!

      „Sie schauen so gereizt?“

      „Mir ist langweilig“, bekannte ich.

      „Ein Armutszeugnis“, fand er lehrerhaft. Schon eher oberlehrerhaft!

      „Schlagen Sie mir was vor. Mein Buch habe ich leider zu Hause vergessen.“

      „Entwerfen Sie etwas.“

      „Hab ich schon, aber heute bin ich nicht kreativ.“

      „Schaufeln Sie Schnee!“

      „Hab ich auch schon, aber um halb elf. Längst wieder zugeschneit. Jetzt sind Sie dran.“

      „Können Sie Patiencen legen?“

      „Selbstverständlich!“

      „Ach, ich vergaß ja, die Dame ist von Adel. Und warum legen Euer Gnaden dann keine Patience?“

      „Weil ich das auch schon gemacht habe. Ist Ihnen eigentlich klar, dass es schon bald halb zwei ist? Ich glaube nicht, dass heute noch jemand kommt. Sollten wir nicht eher versuchen, wieder ins Tal zu gelangen?“

      Er zuckte die Achseln.

      „Probieren können wir´s, aber ich glaube, die Straße ist zu. Ein Vorschlag: Ich trinke dieses Spülwasser noch aus und esse einen Müsliriegel, und Sie suchen noch ein bisschen nach einem Sender, ja?“

      „Okay“, seufzte ich und drehte weiter am Sendersuchlauf herum. da – war da nicht was?

      „Krzkrzkrck... heftige Schneefä...krz... pfft... insterbach... krz... tüüüüt... Warn..... krckkrck... winengefahr...krckkrck... pffft.“

      „Tolle Meldungen. Anscheinend ging´s aber um die Finsterbacher Gegend. Mist!“

      Tarek schluckte den Rest seines Müsliriegels herunter und schlüpfte in seinen Anorak. Ich tat es ihm gleich und grabschte nach meinem Autoschlüssel. Er sah mich zweifelnd an. „Haben Sie Ketten?“

      „Logisch.“

      „Allradantrieb?“

      „Nein. Ich fahre einen Golf. Sie natürlich, was?“

      „Sicher. Nehmen wir meinen. Wenn die Strecke frei ist, kommen wir sofort zurück, packen und hauen dann mit beiden Wagen ab, einverstanden?“

      Ich nickte. „Klingt vernünftig. Dann wollen wir Ihre Safarischüssel mal ausbuddeln.“

      „Safarischüssel?“

      „Wozu braucht man in der Stadt Kuhfänger?“

      Er grinste spöttisch. „Damit schubse ich die Omas vom Zebrastreifen. Aber hier könnte man einen kleinen Baum vielleicht damit aus dem Weg schieben...“

      „Auch wieder wahr“, brummte ich.

      Wir fegten den Schnee von seinem Wagen und legten die Scheiben frei. Dann klopften wir uns den Schnee von der Kleidung und stiegen ein. Als Tarek den Zündschlüssel drehte, rührte sich nichts. Unwillkürlich lächelte ich höhnisch, bis mir einfiel, dass es auch in meinem

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