Schöne Festtage. Elisa Scheer

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Schöne Festtage - Elisa Scheer

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aufziehen. Was dachten Sie denn?“

      Als wir mit klammen Fingern die letzten Ketten befestigt hatten, konnten wir es versuchen. Die ersten dreißig Meter ging es recht gut. Vielleicht könnten wir schon in einer Stunde auf einer gemütlichen und Vertrauen erweckenden Bundesstraße dahinrollen? Oder, das höchste der Gefühle – auf einer schönen, geräumten Autobahn, ganz zivilisiert? Tarek bremste. Vor uns lag ein ziemlich mickriger Baum halb über der Straße. Mit den Kuhfängern war nichts, sie waren zu hoch angebracht. Also raus aus dem mittlerweile angewärmten und beschlagenen Wagen! Gemeinsam zerrten wir an den Ästen herum, bis sich der Baum soweit bewegt hatte, dass wir um ihn herumkurven konnten – halb auf dem Bankett. Weiter! Nach Neufinsterbach konnten es nur noch etwas mehr als hundertfünfzig Meter sein, oder?

      Erst als Tarek mich verächtlich ansah, merkte ich, dass ich das laut gesagt hatte. „Hundertfünfzig Meter bis zu der Stelle mit den drei toten Bäumen, meinen Sie wohl. Schon vergessen?"

      „Scheiße, ja!", murrte ich.

      Kurz vor dieser Abzweigung standen wir vor einer Schneemauer. Hier war also tatsächlich eine - wenn auch bescheidene - Lawine heruntergegangen. „Kreuzdonnerwetter noch mal!“ Ich war so enttäuscht.

      „Haben Sie zufällig einen Spaten im Wagen?“

      „Das ist nicht Ihr Ernst!“

      „Mein voller Ernst!“

      „Ich hab sogar zwei ... Dann wollen wir mal!“

      Er reichte mir einen Spaten und ich begann wie wild zu schaufeln und den Schnee in den Straßengraben zu schleudern. Nach einigen Minuten hielt ich keuchend inne, wischte mir den Schweiß ab und grub dann wie besessen weiter. Tarek rammte seinen Spaten in den Schneehaufen und stieg hinauf.

      „Dahinter geht es ein Stück weiter, aber dann sieht man eine richtig fette Baumwurzel auf der Straße. Den Baum schaffen wir nicht zu zweit.“

      „Oh doch...“

      Ich grub immer noch und trampelte den Schnee in der Mitte fest. Eine leichte Delle hatte ich in den Schneehaufen schon gegraben, aber nie käme man da durch, Allradantrieb hin oder her. Egal! Ich schaufelte weiter, so dass mein Zopf herumflog und ich vor Anstrengung und Zorn keuchte. Tarek half mir, aber dann ließ er seinen Spaten fallen. „Das ist sinnlos!“

      „Ist es nicht! Ich will nach Hause!“

      „Nicht heute!“

      „Doch!“

      Ich grub weiter, obwohl mir die Arme so wehtaten, dass ich nur noch wenig Schnee mit jedem Spatenstich beiseite warf. „Hören Sie auf!“

      „Nein!“

      „Hör auf, Nora! Bitte!“

      „Wir können es schaffen...“ Ich sah ihn verzweifelt an.

      „Nein, nicht heute. Niemand kann mit zwei Spaten eine Lawine wegschaufeln, auch nicht eine so kleine. Es hat keinen Sinn, glaub mir.“

      „Und zu Fuß? Wenn die Straße frei ist, können wir die Autos immer noch holen.“

      „Möglich. Aber nicht heute. Das können wir morgen versuchen, wenn es dann noch nötig ist.“

      „Ich will nicht tagelang hier festsitzen. Niemand weiß, dass wir hier sind!“

      „Das stimmt doch gar nicht.“

      „Doch! Die anderen denken doch, wir sind auch nicht hier, wetten?“

      „Da ist leider was dran“, murmelte er.

      „Dann wird niemand sich besonders beeilen, uns hier rauszuholen.“ Ich brach in Tränen aus.

      „Wein doch nicht, bitte. Davon wird es doch auch nicht besser...“

      Ja, leider. Ich weinte noch mehr. Dass man nichts machen konnte, hatte mich immer schon in den Wahnsinn getrieben. Tarek sah mich etwas verstört an, dann zuckte er die Achseln und legte einen Arm um meine Schultern. Ich heulte ein bisschen auf seinen Anorak, dann machte ich mich energisch los. „Tschuldigung. Ich wollte kein Jammerlappen sein.“ Ich putzte mir wütend die Nase.

      „Und wenn wir die Schneeschaufel holen?“

      „Morgen“, entgegnete Tarek fest.

      „Und wenn es noch mehr schneit?“

      „Dann haben wir Pech gehabt. Ich mach dir einen Vorschlag.“

      „Ja?“

      „Wenn es morgen noch schlimmer ist, zünden wir vor der Hütte ein großes Feuer an, das sieht man vielleicht unten im Dorf – wenigstens den Rauch.“

      „Gut. Warum können wir es heute nicht mehr zu Fuß versuchen?“

      „Nora, du bist albern!“

      „Ach ja?“, fuhr ich auf. Nicht nur, dass er mich ungefragt duzte, er behandelte mich auch noch wie ein kleines Kind!

      „Ja! Es ist fast drei Uhr! In einer halben Stunde wird es langsam dunkel. Willst du im Dunkeln über Lawinenabgänge und umgestürzte Bäume klettern?“

      „Nein“, gab ich ungern zu.

      „Also, fahren wir in die Hütte zurück, ja?“

      „Wenn es sein muss“, murrte ich.

      „Schau, wir haben noch genug Holz und auch Kerzen und etwas zu essen. Bis morgen halten wir es noch aus.“

      Er warf die Spaten auf den Rücksitz und bugsierte mich in seinen Jeep. Frustriert starrte ich auf die beschlagene Scheibe, während er vorsichtig wendete und zur Hütte zurückfuhr.

      Drinnen war es wenigstens warm und trocken. Das Feuer brannte noch, aber es war leider die einzige Lichtquelle. Eigenartig – einen Elektroherd gab es, aber kein anständiges Licht. Und Petroleum für die Lampen hatte nicht auf unseren Listen gestanden. Egal – es hätte sicher auf der Liste von jemand anderem gestanden und wäre jetzt ohnehin nicht verfügbar, genauso wie etwas Anständiges zu essen. Tarek ging mit der Taschenlampe nach draußen und nahm den Korb mit. Nach zehn Minuten kehrte er mit grimmiger Miene zurück.

      „Das mit dem Notruffeuer können wir vergessen, fürchte ich.“

      „Warum?“

      „Es ist gar nicht mehr so viel Holz da. Wenn wir sparen, reicht es gerade bis Neujahr, aber wir können es nicht für einen Scheiterhaufen verschwenden. Jetzt weiß ich auch, warum Kaminholz auf dem Merkzettel stand.“

      „Ja, für Karen und Jens. Toll. Die sitzen jetzt gemütlich zu Hause.“

      „Oder unten in Neufinsterbach im Wirtshaus, je nachdem, wie weit sie schon waren, als der Sturm anfing. Morgen versuchen wir´s zu Fuß.“

      „Vor Mittwoch wird mich keiner vermissen“, sagte ich kläglich, „am Dienstag hab ich doch noch frei. Und wer denkt dann an diese Hütte?“

      „Arbeitest

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