Die Sagen und Volksmärchen der Deutschen. Friedrich Gottschalck
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der Küche, ihrem Kämmerlein zu, verbirgt sich tief in
ihr Bette, zittert und bebt, und schläft endlich, von der
ungewöhnlichen Spannung ermüdet, ein.
Am andern Morgen erwacht zuerst der Müller. Da
noch Alles im Hause schläft, so geht er in die Küche,
um selbst Feuer anzumachen. Aber wie erstaunt er,
als es ihm vom Heerde wie lauter Gold entgegenstrahlt.
Er untersucht, und findet – pure gediegene
Goldstücke.
Ob er dem unschuldigen Dienstmädchen, das ihn in
argloser Einfalt so reichlich beschenkte, dankbar
ward, das verschweigt die Sage; aber seitdem stieg
ein schönes großes Mühlengebäude auf dem Grunde
des alten ärmlichen hervor, und der Besitzer war nun
ein reicher, reicher Mann.
* * *
Aus mündlichen Ueberlieferungen.
Fußnoten
1 4 Meilen von Halberstadt.
Die Tanzwiese.
In eben dem Thale bei Aschersleben liegt eine Wiese,
die Tanzwiese genannt, zu deren Namens-Erklärung
man folgende Sage hat.
In diesem friedlichen Thale versammelten, vor
Jahrhunderten, sich oft, an schönen Sommerabenden,
die blühenden Töchter der benachbarten Stadt, um
sich mit Tanzen zu belustigen. Besonders pflegten
hier, auf der rings umschlossenen Wiese, die Bräute
in den nächsten Tagen vor der Hochzeit mit den Gespielinnen
ihrer Jugend, deren Kreis sie nun bald verlassen
sollten, zu tanzen.
Lange blieb diese schuldlose Freude ungestört, bis
die benachbarte Raubburg auch diese Bürgerfeste unterbrach.
Einst tanzten hier, am zweiten Vorabend der Hochzeit
einer reich ausgestatteten Braut, viele geladene
Jungfrauen, bis spät in die Nacht, welche der Vollmond
erhellte. Gegen Mitternacht brach die jubelnde
Schaar auf, um tanzend und singend heim zu kehren.
Doch nicht alle der Geladenen kehrten zurück. Zwei
der blühendsten Dirnen wurden in den elterlichen
Häusern vermißt, und fanden sich, alles heimlichen
Forschens und Suchens ungeachtet, nicht wieder.
Nach einigen Stunden vergeblichen Harrens verbreite-
te sich Bestürzung über viele benachbarte Häuser,
und die Sorge hielt manches weinende Auge wach.
Auch die Rache entbrannte; denn Viele ahndeten
schon, durch ähnliche Unbildung dazu berechtigt,
eine, unter Begünstigung der Nacht und des Freudetaumels,
verübte Entführung.
Und ihre Ahndung betrog sie nicht. – Einige Knappen
des Burgherrn auf Arnstein hatten Kunde bekommen
von diesem ländlichen Feste, und, um sich und
ihrem Herrn einen Scherz nach ihrer Sitte zu bereiten,
hatten sie, versteckt in dem Dickicht, welches die
Tanzwiese begränzte, zwei der Tänzerinnen, die während
des lärmenden Aufbruchs sich etwas von ihren
Gespielen entfernt hatten, geraubt, und sie auf Umwegen
in das nahe Harzgebirge geführt, um sie, zur ersehenen
Zeit, unbemerkt in die Raubburg zu bringen.
Kaum blickte die Sonne auf, so versammelten sich
viele der Bürger, welche die Nacht angstvoll durchwacht
hatten, vor den Thüren ihrer Häuser, um mit
den aufgeschreckten Nachbaren Rath zu pflegen, was
zu thun sey. Ein heimlich ausgeschickter und mit der
Morgenröthe heimkehrender Späher hatte nur zu sehr
die Vermuthung einer gewaltsamen Entführung bestätigt,
ob er gleich die Spur der Räuber im Gebirge verloren
hatte, und es nur ahndete, daß sie auf dem Arnstein
hauseten.
Die Schöffen, von dem sich verbreitenden Schrek-
ken mit Tagesanbruch benachrichtigt, beriefen sofort
den wohlweisen Rath, die Aldermänner und die Väter
und Verwandten der Entführten zu einer geheimen
Sitzung, und ließen Stille und Ruhe in den Häusern
gebieten. – Die meisten der Versammelten riethen,
augenblicklich die ganze waffenfähige Mannschaft
aufzubieten, um die verhaßte Raubburg Arnstein zu
erstürmen und von Grund aus zu zerstören. Aber,
außer der Unbestimmtheit der Nachrichten, würden,
wie der vorsitzende Schöffe klüglich bemerkte, Monathe
kaum hingereicht haben, um in offner Fehde die
wohlbefestigte und mit Lebensmitteln reichlich versehene
Burg einzunehmen; und doch war schnelle Hülfe
hier nöthig.
Und so fand, nachdem eine lange stürmische Berathung
die Köpfe und Zungen der Eiferer, es sey betäubt,