Der grüne Bogenschütze. Edgar Wallace

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Der grüne Bogenschütze - Edgar Wallace

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Holland war sehr mit dem Vorschlag seines Redakteurs einverstanden, zu John Wood nach Wenduyne zu fahren und ihn zu überreden, eine Artikelserie über Kinderfürsorge zu schreiben. Spike hatte den lebhaften Wunsch, den Mann wiederzusehen, der so außerhalb der Welt und ihrem ewigen Kampf ums Dasein stand.

      Er verließ London mit dem ersten Zug nach dem Festland und brachte fünf ungemütliche Stunden auf der kalten und unruhigen See zu. Er war eigentlich nicht deshalb gereist, um die Artikelserie für die Zeitung zu sichern, denn Wood hatte ihm seine Zustimmung darüber schon früher ausgedrückt. Der eigentliche Grund war die Hoffnung, noch einiges über Abel Bellamy zu erfahren. Es war merkwürdig, daß man so wenig Nachrichten über den alten Mann bekommen konnte. Spike hatte den Eindruck, daß dieser Menschenfreund ihm sehr viel hätte mitteilen können. Die Schroffheit, mit der Wood damals so plötzlich das Gesprächsthema änderte, als er Bellamys Namen erwähnte, gab ihm diese Gewissheit.

      Spike war froh, als er in Ostende wieder festen Boden unter den Füßen fühlte. Er mußte eine halbe Stunde auf dem Bahnhofsplatz warten, bis die Bahn kam, die den Dünen entlang nach der holländischen Grenze fuhr, und er fühlte sich glücklich, als er in einem Abteil erster Klasse saß. Es regnete ziemlich heftig, und ein rauher Wind fegte über den verlassenen Platz. Spike war häufig in Belgien gewesen und kannte diesen traurigen Weg gut genug, der durch die Dünen führte. Das Dörfchen Le Coq war ein öder Platz, aber Wenduyne hatte das Aussehen einer Stadt, eines Seebades, das hauptsächlich im Sommer besucht wird. Es lag jetzt verlassen da, nur ein fröstelnder Polizist stand in dem gedeckten Warteraum der Bahn und sah ihm neugierig zu, als er sich gegen den starken Nordwestwind mit Mühe zu der steilen Böschung emporarbeitete, die zu der Strandpromenade führte.

      Der Strand war verlassen, und die Fassaden der schönen Villen waren mit Brettern verschlagen. Große Sandhaufen lagen über bei vernachlässigten Strandpromenade. Es war gerade Flut, und die großen Wogen der stürmischen See brandeten heftig gegen die Uferbefestigung, als er schnell den Weg entlangging. Er hatte seinen Mantel bis zum Kinn zugeknöpft. Schließlich stand er vor dem Haus Nr. 94.

      Eine hohe Villa mit schmaler Frontseite erhob sich vor ihm. Die kleine Säulenhalle und der Eingang waren hinter einer grauen Bretterschutzwand verborgen, nur eine Tür war sichtbar. Er klopfte, aber es meldete sich niemand. Er klopfte noch einmal lauter.

      Als er es zum dritten Mal ohne Erfolg versucht hatte, ging er um das Gebäude herum, um vielleicht auf der Rückseite Einlass zu finden.

      Gleich nach seinem Klopfen erschien eine behäbige, ältere Frau mit einem leichten Anflug eines Schnurrbarts. Sie schaute ihn etwas unsicher an.

      »Wie ist Ihr Name? Monsieur empfängt nicht,« fügte sie französisch.

      »Ich werde erwartet, ich habe mich telegraphisch angemeldet.«

      Die Frau wurde plötzlich freundlicher.

      »Ja, ich weiß, wollen Sie bitte mitkommen?«

      Sie führte ihn eine Flucht von Treppenstufen hinauf, die nicht einmal mit einem Teppich belegt waren, und klopfte an eine Tür. Er hörte drinnen eine Stimme, und sie ging vor dem Besucher hinein.

      Spike sah sich in einem im Verhältnis zu seiner Länge und Höhe schmalen Raum, dessen eine Wand mit Teppichen behängt, während die andere ganz mit Bücherregalen verstellt war. Zwei silberne, elektrische Armlampen verbreiteten ein helles Licht, denn die einzige natürliche Lichtquelle war ein buntes Glasfenster hinten an der Schmalwand am anderen Ende des Raumes.

      John Wood saß an einem großen, mit Goldbronze beschlagenen Schreibtisch, als Spike eintrat. Er erhob sich und legte die Feder nieder.

      »Sind Sie trotz des bösen Wetters gekommen? Sie sind ein tapferer Mann. Nehmen Sie bitte Platz, Mr. Holland. Und bevor Sie mich fragen, will ich Ihnen schon sagen, daß ich die Artikelserie gerne schreibe, die Sie in Ihrem Telegramm erwähnten. Es ist mir sehr lieb, daß ich dadurch wieder mehr in der Öffentlichkeit bekannt werde, um meine Pläne durchzusetzen, und ich mache ganz rücksichtslos für mich Reklame.«

      Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten über Länge und Inhalt der Artikel, während die dicke Frau mit dem Schnurrbart Wein, Kaffee und Biskuits servierte.

      »Wie ruhig und friedvoll haben Sie es doch hier,« sagte Spike neiderfüllt. »Ich dachte, es wäre eine Marotte von Ihnen, im Winter in Wenduyne zu leben. Aber wie geeignet ist dieser Platz doch zum Schreiben!«

      John Wood lächelte.

      »Ich möchte Sie nicht mit nach oben nehmen, um Ihnen die Ruhestörer zu zeigen. Sie schlafen jetzt gerade.«

      »Haben Sie denn Kinder hier?« fragte Spike erstaunt.

      Wood nickte.

      »Dreißig, drei große Säle voll!« Er zeigte auf die Treppe, die zu dem oberen Teil des Gebäudes führte. »Ich habe nur die gesunden Kinder hier, das Sanatorium liegt auf der anderen Seite der Stadt.«

      Sie sprachen noch eine ganze Stunde lang über kleine Kinder. Mr. Wood schien überhaupt über nichts anderes reden zu wollen.

      »Ich glaube, Sie wissen viel mehr über Abel Bellamy, als Sie mir sagen. Sie scheinen ihn nicht sehr zu lieben?«

      Mr. Wood spielte mit einer goldenen Panfigur, einer kleinen, wunderschönen Statuette, die auf seinem Schreibtisch stand.

      »Ich weiß genug von ihm, um ihn an den Galgen zu bringen,« sagte er, ohne den Blick zu erheben.

      Spike hörte verwundert zu.

      »Sie wissen genug, um ihn an den Galgen zu bringen?« wiederholte er. »Das ist doch wohl etwas viel gesagt.«

      Wood sah ihm jetzt ins Gesicht.

      »Mag sein, daß es gewagt ist. Aber ich spreche ja im Vertrauen mit Ihnen.«

      Spike war gewöhnlich nicht sehr entzückt, wenn jemand ihm Mitteilungen unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit zukommen ließ, aber jetzt war er begierig, auch Nachrichten zu sammeln, die er nicht veröffentlichen durfte.

      »Ich habe absolut keine Beweise, aber trotzdem weiß ich genug, daß man das Urteil über ihn sprechen könnte. Ich will nicht sagen, daß man ihn nur auf meine Aussage allein hin hängen kann; das Gesetz ist sehr vorsichtig in England, wenn die Todesstrafe in Betracht kommt.«

      »Sicher handelt es sich um ein Kind,« meinte Spike. »Obwohl ich nicht behaupten will, daß Sie kein Herz für Erwachsene haben oder sich nicht über die Ermordung irgendeines fetten Mannes aufregen würden, schließe ich doch aus Ihren Worten, daß ein Kind im Spiel war.«

      »Ja, er hat ein Kind umgebracht, ein Kind, an das ich mich dunkel erinnere. Ob er oder einer seiner Helfershelfer dafür verantwortlich ist, weiß ich nicht. Er haßt Kinder. Ich bin neugierig, ob Sie mein Telegramm ernst nehmen, in dem ich Sie fragte, ob Bellamy sich für kleine Kinder interessiert? Es war ein grimmiger, vielleicht ein törichter Scherz. Ich sandte es Ihnen aus dem Impuls des Augenblickes heraus. Abel Bellamy würde lieber seinen letzten Dollar in die See werfen, als einem Kind auch nur mit ein paar Cent helfen!«

      »Können Sie mir nicht erzählen, was er getan hat – war es in Amerika?«

      »Ja, in Amerika, vor vielen Jahren. Aber ich fürchte, daß ich schon zu viel gesagt habe. Früher oder später werde ich auch die Beweise dafür in der Hand haben. Zwei Leute arbeiten schon seit zwei Jahren in meinem Dienst auf

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