Lust auf wehrlose Hexen. Anne Pallas

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Lust auf wehrlose Hexen - Anne Pallas

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Kommt man an sie auch so schwer ran?“

      Baring erstarrte wie zur Salzsäule. Plötzlich drehte sich alles um ihn. Er war nahe daran, den Verstand zu verlieren.

      Lucy durfte nichts geschehen. Ihr junges Leben durfte nicht gefährdet werden.

      Thalon stieß ein pulvertrockenes Lachen aus. „Jetzt sind Sie sprachlos, Mr. Baring. Mir ist bekannt, dass Sie die Kleine abgöttisch lieben. Ich weiß, dass Sie sich lieber von fünfhunderttausend Pfund trennen würden als von ihr. Sie sind verrückt nach der Kleinen. Das ist keine Schande, jeden packt es irgendwann mal. Da Sie an Lucy mehr hängen als an Ihrem Leben, bin ich sicher, dass wir uns schließlich doch noch einigen werden.“

      Joseph Baring dachte, in einen schrecklichen Albtraum hineingeraten zu sein. Eine Gänsehaut umspannte seinen Körper. Er rang nach Luft. Die Aufregung schnürte ihm unbarmherzig die Kehle zu. Seine Gedanken fuhren in seinem pochenden Schädel Karussell. Dieser Anruf war die größte Ungeheuerlichkeit, mit der er jemals konfrontiert worden war. Ein mieser kleiner Verbrecher wollte ihn, den über London hinaus bekannten Gangsterboss, erpressen. Das war doch idiotisch!

      „Nun hören Sie mir mal genau zu, Sie verfluchter Bastard!“, legte Baring mit größter Lautstärke los.

      Aber die Bestie hörte sich seinen kolossalen Wutausbruch nicht an. Ein Klicken verriet Baring, dass der gefährliche Killer das Gespräch beendet hatte. Fassungslos starrte Baring sein Handy an. Das hatte noch keiner gewagt. Wütend schleuderte er das Smartphone auf den Schreibtisch. Gereizt fuhr er herum.

      „Wer war das?“, fragte Lucy.

      „Ach“, fauchte Baring und machte eine hektische, wegwerfende Handbewegung, „das muss irgendein Verrückter gewesen sein.“

      4

      Nachdem ich bei Scotland Yard angerufen hatte, streifte ich mir mit einer zeitlupenhafte Bewegung den Bademantel von meinen Schultern. Ich holte meine Kleidung und zog mich langsam an. Verzweiflung lag um meine schattigen Augen. Williams Tod ging mir entsetzlich nahe. Es schnitt mir tief in die Seele hinein, machte mich unendlich traurig, vermittelte mir das schreckliche Gefühl einer ekelhaften Leere und einer fürchterlich quälenden Einsamkeit.

      Verzweifelt stand ich vor dem Leichnam. Wie war es zu diesem Mord gekommen? Warum hatte ich nichts gehört? Was hatte sich abgespielt?

      Solche Wunden konnte kein normaler Mensch anrichten. Die Bestie hatte zugeschlagen, wie bereits in zwei Fällen zuvor. Die CEDIS war informiert worden, dass ein Dämon oder ein Werwolf in London mordet. Daraufhin wurde ich von Julie Waldenfels, meiner Chefin, nach England geschickt. Leider war ich mit den Ermittlungen nicht vorangekommen. Und jetzt gab es ein drittes Opfer, und das war ausgerechnet William gewesen, der Mann, mit dem ich eine leidenschaftliche Beziehung führte.

      Ich blickte erneut seinen Leichnam an. Der zerfetzte Hals würde auf einen Werwolf schließen lassen. Aber das intelligente Handeln, wie zum Beispiel das lautlose Öffnen der Terrassentür, war nicht durch eine solche Bestie zu schaffen. Ein Werwolf hätte alles zerstört, ohne Rücksicht auf Geräusche zu nehmen. Dieses geplante Handeln ließ eher auf einen Dämon schließen. Aber ein Dämon hätte beim Morden nicht dieses blutdurstige Vorgehen gewählt, sondern die Taten diskreter ausgeführt.

      Ich war leicht ratlos. Wer oder was mordete in London? Und warum suchte er eine so große öffentliche Aufmerksamkeit?

      Mein Mund war trocken. Ich hatte Schluckbeschwerden. Hinter meiner bleichen Stirn bildeten sich Legionen von Fragen, die ich nicht zu beantworten vermochte.

      So schön hatte der Abend begonnen. So grauenvoll war er zu Ende gegangen! Was ich geliebt hatte, hatte ich mit einem einzigen brutalen Schicksalsschlag für immer verloren.

      Ich zweifelte daran, dass ich einem anderen Mann jemals die gleichen innigen Gefühle entgegenbringen konnte. Den Tränen nahe, wandte ich mich um und nahm mein Handy aus der Handtasche.

      Diesmal wählte ich die Nummer meiner Chefin. Julie Waldenfels war fast immer erreichbar, bei Tag und bei Nacht. Sie schien niemals zu schlafen, schien niemals müde zu sein, wirkte stets vital und von einem Arbeitseifer beseelt, wie ich es bei keinem anderen Menschen vorfand.

      Auch diesmal klang ihre Stimme so kräftig wie immer.

      „Anne!“, rief sie erfreut aus. „Wie geht es Ihnen?“

      „Mir ist zum Heulen“, antwortete ich ehrlich.

      Meine Chefin kannte mich besser als jeder andere Mensch auf der Welt. Seit dem Tod meiner Eltern übernahm sie eine Art Mutterrolle bei mir. Ich vertraute ihr vollends. Sie hatte stets Verständnis für meine Probleme gezeigt. Es tat mir gut, mit jemanden zu reden, der mir aufrichtig und teilnahmsvoll zuzuhören verstand.

      „Was ist passiert?“, fragte Julie Waldenfels besorgt.

      „Sie wissen, was zwischen Sir William Mowbray und mir läuft?“

      „Ich habe aus diversen Andeutungen so einiges deutlich herausgehört. Ehrlich gesagt, ich befürchtete ständig, dass Mowbray Sie mir eines Tages wegschnappt.“

      Eine eiskalte Hand legte sich um mein heißes Herz.

      „Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Chefin.“

      „Hat er Ihnen den Laufpass gegeben? Oh, Anne, das täte mir aufrichtig leid für Sie.“

      „Nein. Er ist ermordet worden! Die Bestie von London hat ein weiteres Mal zugeschlagen“, presste ich gequält hervor. Ich hatte mir jedes einzelne Wort mühsam abringen müssen.

      „Oh, mein Gott!“, entfuhr es ihr.

      Ich erzählte ihr, wie der Abend verlaufen war. Sie hörte aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen.

      „Es tut mir sehr leid“, sagte sie, als ich geendet hatte. „Wie muss Ihnen im Augenblick zumute sein.“

      „Mir ist hundeelend.“

      „Das kann ich verstehen. Ich weiß, dass ich damit nichts ändern kann, wenn ich Ihnen sage, dass Sie mein ganzes Mitgefühl haben, Anne.“ Sie seufzte. „Es ist schon zum Kotzen. Manchmal versetzt uns das Leben Tiefschläge, die so schmerzhaft sind, dass wir meinen, wir könnten sie nicht verkraften.“

      „William ist nun schon das dritte Opfer der Bestie“, sagte ich frostig.

      Ich versuchte klar zu denken, drängte meinen bohrenden Schmerz zurück und gab mir Mühe, den Mord mal nur als Kriminalfall zu betrachten.

      „Konnten Sie schon etwas herausfinden?“, sagte Julie Waldenfels.

      „Nur was wir bereits wissen. Die Bestie setzt sie sich mit ihrem Opfer zunächst in Verbindung, um Geld zu verlangen“, antwortete ich.

      „Folglich muss sich der Mörder auch mit Sir Mowbray in Verbindung gesetzt haben.“

      „Ich habe ein ungutes Gefühl. Hier laufen größere Dinge ab als nur eine einfache Erpressung. Warum sollte ein Dämon oder Werwolf wegen Geld morden?“

      „Hat Ihnen William etwas von einer Erpressung erwähnt?“

      „Nein.“

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