Zwischen Heinrich und Jeanniene. Wilhelm Kastberger

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Zwischen Heinrich und Jeanniene - Wilhelm Kastberger

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sind auch im Wesen grundverschiedene Menschen. Er liebt die Musik und die Frauen über alles. Sie das Geld, die Juwelen und all den Reichtum, den sie nur für sich selbst verfügbar machen konnte.

      Diese Lebensphilosophie führt zu Problemen, wie man weiß.

      Damals in Argentinien umkreiste in ihrer Nähe ständig ein anderer männlicher Schatten, der auch bei Dunkelheit von ihr nicht zu weichen bereit gewesen war. Somit stand ihr nicht nur eine helfende Hand zur Verfügung. Oftmals waren es sogar beide, die mit beidseitigem Vergnügen stets bereit gewesen sind, die sing- und trinkfeste Operndiva, vorzüglich in schwachen Momenten auf den Pfad der sündhaften Begehrlichkeit zu lenken. Solche Augenblicke der Freude gab es gewiss mehrere, doch darüber schweigen sich die Chronisten bis heute aus. Lediglich in den Klatschbörsen diverser Schmuddel Lektüren könnten man bei Ausgrabungen ohne Weiteres fündig werden.

      Beim Stardirigenten und Musikdirektor Javier de Rossi musste sich bei dem Anblick der Geschehnisse zwangsläufig alles zurückziehen, wovon er überzeugt gewesen war, dieses ihr bieten zu können. Das war jedenfalls für das arme Musikgenie eine herbe Enttäuschung gewesen.

      Aber so schnell konnten die beiden auf hohem Niveau rivalisierenden Männer, die wegen ihrer Herzdame unabhängig voneinander eine schnöde Werbekampagne veranstalteten, gar nicht ein – beziehungsweise ausatmen, da musste auch schon der Vorhang fallen. Die stolze Mariella Nadja Todorova war vertraglich gezwungen, ihrem Manager Folge leisten. Sie musste umgehend zum nächsten Arrangement nach Nordamerika weiterreisen. Punkt und aus!

      Gerne wäre sie bei dem aufgeblasenen Pfau, wie ihn der Herr Musikdirektor mehrfach geheißen hatte, geblieben. Darüber dachte sie oft und sehr intensiv nach. Doch ihre rasant steil bergauf davoneilende Karriere trieb sie förmlich wie eine Wildgewordene vor sich her. Vielleicht war sie tief in ihrem Innersten schon wehrlos geworden.

      Demgegenüber stand zweifellos ihr Können und was noch ausschlaggebender für sie gewesen sein dürfte, sie wollte unter gar keinen Umständen auf Glitzer und Gloria sowie auf den Applaus, der in Strömen aus dem Publikum kam, verzichten. Überdies, und das schien das Wesentlichste gewesen zu sein, musste sie ihre Vertragsverpflichtungen erfüllen. Daran war nicht einmal leise zu rütteln.

      Die Rückseite der Medaille war ebenso glasklar. Der offenbar schwerreiche Mann, der sich ihr gegenüber Santino nannte, konnte aus geschäftlichen Gründen auch nicht so mir nichts dir nichts all seine vorgeschobenen Errungenschaften aufgeben. Angeblich hätte er frühestens erst in zwei Jahren das Land verlassen können.

      Mariella Nadja Todorova fühlte sich damals wie eine Zerrissene, wie aus der Literatur von Shakespeare. Oder erdachte das jemand anderer? Wurscht. Dieses Dilemma, das auf sie zukommen hätte können, wollte sie nicht erleben. Jeder unbeteiligte Außenstehende wird das wohl auch verstehen.

      Das war sozusagen die Vorgeschichte einer ausgeschlagenen Liebeserklärung einerseits und einer durchaus stattgefundenen Liebelei, die womöglich eine Zeit lang von Schmetterlingen im Bauch der Dame begleitet worden war. Wer weiß das schon!

      Nur Javier de Rossi hätte damals in Argentinien vermutlich diesen arroganten, salonlöwenauftretenden Playboy leicht durchschauen können, wenn er mehr von seiner Zeit dafür investiert hätte. Die Zeit nahm er sich nicht. Auch wollte er seine Nase nicht zum Herumschnüffeln in private Angelegenheiten allenfalls entehren. So blieb er in all den Jahren bei seiner angetrauten Altistin Alice. Gelegentlich wühlte er halt mit mehr oder manches Mal mit deutlich weniger Erfolg in den unter Naturschutz befindlichen Gärten von Sopranistinnen. Diesen Zauber der Soprannaturgewalten suchte er leidenschaftlich zu ergründen. Weil Alt hatte er ja zuhause.

      Doch eines kann mit Gewissheit behauptet werden und wahrscheinlich sogar von einer unbestimmten Nachhaltigkeit geprägt worden sein: Javier de Rossi erlitt durch den Abweisungsantrag von Mariella Nadja Todorova in seinem gespaltenen Doppel-Ich-System tiefschürfende seelische Verletzungen. Zum Glück begnügte sich sein EGO letztlich mit einigen Kratzspuren, die allerdings bis heute kein Psychiater zur Gänze ausradieren konnte.

      Daher war der gute Mann ständig bemüht, in seinen konzertanten Interpretationen Szenen unter Zuhilfenahme von staccato düstre Pläne zu schmieden. Er hoffte innig, dass es ihm eines Tages gelingen möge, dem seinerzeitigen Getue zwischen dem aufgeblasenen Pfau und der Sängerin, einen Streichcode zu verpassen, der dann hoffentlich die übriggebliebenen Kratzer endgültig beseitigen würde. Bestimmt würde er das bei Gelegenheit mit den Tönen der Dichtkunst, samt dem eingeschmuggelten staccato bewusst in Szene setzen.

      Alice und Javier de Rossi wussten vermutlich als eine der wenigen lebende Zeitgenossen stets Bescheid, wo sich die zwei ehemaligen Turteltäubchen aufhalten. Alle beide sind zurzeit in Europa. Allerdings in verschiedenen Staaten der Europäischen Union. Diese Details waren ohnehin nicht ausschlaggebend für die Erstellung eines Masterplanes.

      Alice und Javier de Rossi hatten ja schließlich ihre Kontakte zu der liebreizenden Opernsängerin Mariella Nadja Todorova, auch nach ihrem plötzlichen Karriereende, niemals vernachlässigt, geschweige denn je unterbrochen. Es gab neben dem regen E-Mail-Verkehr im Lauf der Jahre auch ungezählte Telefonate. Insbesondere wurden gegenseitige Glückwünsche, zum Beispiel zu Geburtstagen, ausgetauscht. Manches Mal wurden sogar wunderschöne Weihnachts- und Neujahrskarten verschickt. Darüber hinaus musste Alice de Rossi auftragsgemäß ein Familiengeheimnis, das einzig und allein Mariella Nadja Todorova betraf, hüten wie ihren Augapfel.

      Die in verschiedenen Melderegistern eingetragenen Wohnadressen des männlichen Pedanten kannte aber nur Javier. Er bewahrte ebenso dieses Geheimnis und offenbarte es nicht einmal vor seiner Ehefrau.

      Die beiden Männer hatten hin und wieder Geschäftliches miteinander zu besprechen. Was genau, das weiß vermutlich nur Jedermanns-Teufel. Weil der war ja auch zweimal dabei. In den vergangenen zwei Jahren wurde hierfür ein spezielles Restaurant in Salzburg als Treffpunkt ausgewählt.

      Wenn Javier die geheimsten aller Klatschereien, die rund um den aufgeblasenen Pfau sogar unterhalb der letzten Schublade gehandelt worden waren, voll und ganz Beachtung schenken würde, dann, ja dann müsste er eigentlich heute noch zur Polizei gehen. Das wollte er dann auch wieder nicht.

      So wusste halt Javier de Rossi noch bedeutend mehr über ihn, als es für die beidseitigen Geschäftsbeziehungen notwendig gewesen wäre. Doch darüber sprechen wollte er auf keinen Fall. Seiner Meinung nach käme es einer unseriösen Haltung gleich. Nirgends gab es objektive Beweise und im Gerüchtemeer ging er nicht fischen. Deshalb lagen die Informationen mehr oder weniger im Gebot des Schweigens vergraben.

      Santino war so eine Art von Kosename, den er sich einschmeichelnderweise, während seiner langjährigen Aufenthalte in Argentinien und in anderen südamerikanischen Staaten nur für das fesche attraktive weibliche Geschlecht vorbehalten hatte. Sein richtiger Name ist Maximilian Graf.

      Er ist deutscher Staatsbürger und lebte in den letzten fünfzehn Jahren in Südamerika, vorwiegend in Argentinien. Dort hatte er sich auch ein kleines Imperium aufgebaut, das ihm zu ansehnlichem Reichtum verholfen haben musste. Welcher Art von Geschäften er dort nachgegangen ist, weiß nicht einmal Google. Und das ist heutzutage schon eine Besonderheit.

      Seit Ende zweitausendzehn lebt und fuhrwerkt der Gute als angeblicher Geschäftsmann im südbayrischen Raum. Verzeihung - er frisst und sauft sich quer durch die politische und kulturelle Oberschicht und erlangt darüber hinaus durch seine dubiose Spendenfreudigkeit ein respektables Ansehen. Auch bei den Oberbürgermeistern und bei den einen oder anderen Landtagsabgeordneten genießt er bereits das kumpelhafte Du - und woasst eh wos – und noch viel mehr des Preußens unschöne Ausdrücke.

      Mittlerweile wird Maximilian Graf auch in seinem ausgesuchten personifizierten

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