Amor ist auf den Hund gekommen. Christa Mollay
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Während er noch immer im Vorzimmer flach darniederlag, traf der Notarzt ein.
Der schien, nach für Walter gefühlten Ewigkeiten, Licht ins Dunkel zu bringen.
Endlich hieß es zum Rückenknier: „Alles ok, du kannst loslassen!“
Walter sah, dass sich die Polizisten nur mit Ach und Krach das Lachen verbeißen konnten.
Der ebenfalls erheiterte Notarzt und seine Crew nahmen Margarethe sicherheitshalber mit.
Die stand sichtlich unter Schock.
Mama Klein war der Spaßfaktor dieser Aktion verborgen geblieben.
Last but not least kamen dann auch noch die Florianijünger.
Die checkten in der Küche, dass jede weitere Brandgefahr ausgeschlossen werden konnte.
Die Burschen waren humorloser.
Denen entkam nicht das geringste Grinsen.
Dann nahmen Polizei und Feuerwehr die Personalien auf.
Die Feuerwehrmänner warfen Walter noch ein verächtliches: „Den Einsatz bezahlen sie selber!“, zu.
Und beim Abgang hörte Walter noch: „Ferry, ich sag’s dir, es gibt mehr Trotteln als Bürgermeister.
Der Trottolüt zieht sich nackt ein Schürzchen über und jagt dann die Mikro in die Luft! Und so was unterrichtet Kinder!“
Die Aufregung hatte Walter sein anstößiges Outfit vergessen lassen.
Als endlich alle Retter weg waren, hörte er die Hausbesorgerin im Erdgeschoss nach oben röhren: „Ich habe schon vor Jahren! erkannt, dass der Klein eine kriminelle Energie hat!“
Also, dass im Haus nicht alle informiert würden, zumindest darüber brauchte Walter sich keine Sorgen machen.
Sonntagvormittag, nach einer beinahe schlaflosen Nacht, und nachdem Walter versucht hatte, die Küche halbwegs zu reinigen, machte er sich auf den Weg zu seiner Mutter ins Spital.
Er besorgte einen riesigen Blumenstrauß und hoffte, dass es Margarethe besser ging.
Einige Überraschungen warteten auf ihn.
Er fand seine Mutter, händchenhaltend mit Berta, auf dem Bett sitzend vor.
Zur Begrüßung befahl sie ihm: „Walter fahr sofort nach Hause und bring mir mein Gewand.
Da hast du einen Zettel, da steht alles genau drauf, was und wo du alles findest!“
Walter war verstört.
Stand seine Mutter noch immer unter Schock?
Das gab es doch nicht, dass nach dieser Aktion sie auf eigenen Wunsch das Spital verließ.
Sie, die bei anderen Notarztrufen, wieder nach Hause geschickt oder erst gar nicht mit-
genommen wurde, hatte jetzt die Chance zu bleiben und jetzt wollte sie nicht?
Aber: Margarethe hatte Berta ja ein Essen versprochen und für eine Mutter ist kein Opfer zu groß.
Selbst wenn man sich mit einem Bein bereits im Grab befand, das Glück des Sohnes stand über der eigenen Gesundheit.
Walter fragte sich, wenn sie schon Berta angerufen hatte, warum nicht auch ihn?
Dann hätte er sich einen Weg erspart.
Manches musste ein Mysterium bleiben.
Also machte er sich wieder auf den Weg nach Hause, packte alle Sachen, wie ihm befohlen ein, und fuhr wieder zurück.
Seine Mutter hatte in der Zwischenzeit ihren Entlassungsschein unterschrieben und beide Frauen warteten bereits mit leichter Ungeduld auf Walter.
„Wenn man Männern die Küche überlässt“, wieherte Berta und zwinkerte Margarethe zu.
Margarethe hatte Berta bereits alles erzählt.
Nicht erwähnt hatte sie, dass Walter mit Alex zuvor noch saufen war und dass Walter dann, nackt, nur mit Bertas Schürze bekleidet, von der Polizei überwältigt wurde.
Walter fuhr mit den Damen ins Grüne und suchte als kleine Wiedergutmachung ein feudaleres Restaurant mit Gartenbetrieb aus.
Seine Mutter war noch nicht so wirklich bei Appetit, aber Berta fraß wie ein Scheunen-drescher.
Der trotzdem schlanke Körper war diesmal in ein mausgraues Kostümchen gehüllt. Ton in Ton abgestimmt zur gesamten mausgrauen Erscheinung.
Das brünette Haar konnte, dank dem Turbohaarspray, erneut nicht einmal von einem stärkeren Lüftchen zerzaust werden. Die Hände waren perfekt manikürt.
Eine richtige Dame.
Nur das Reinschaufeln irritierte ein wenig.
Die blauen, dezent geschminkten Äuglein schielten flink von Teller zu Teller.
„Wie schön, wenn eine Frau nicht nur am Salat knabbert, sondern richtig zulangt!“, sagte Margarethe.
Walter war dies egal.
Zumindest bis er bezahlte.
„Berta hat eine kleine Überraschung für dich, eigentlich für uns beide“, verkündete Margarethe geheimnisvoll und tätschelte die Hand ihres Sohnes.
„Oh, wie schön“, sagte Walter und versuchte sein Desinteresse zu verbergen.
„Sie lädt uns nächsten Samstag in die Oper ein.“
„Oh, ich fürchte, da habe ich einen Termin mit meinen Schülern“, verkündete Walter geistesgegenwärtig.
„Auch wegen einer Theateraufführung“, setzte er nach.
Mama Klein sagte schroff: „Dann wirst du diesen Termin eben verschieben!“
Auch Berta blickte pikiert.
Oder der Rieseneisbecher, gemeinsam mit den drei Packungen Waffeln war ihr nicht so wirklich bekommen.
„Nachdem, was er in der Nacht zuvor angerichtet hatte, wollte er seine Mutter nicht schon wieder aufregen und so versprach er ihr, den Termin zu verschieben.
Die beiden Damen wollten gerne einen kleinen Verdauungsspaziergang machen.
Und so lustwandelte man noch im nahen Wäldchen auf schattigen Wegen.
„Nach den gestrigen Aufregungen war das jetzt doch noch so ein schöner Tag.
Ich freue mich schon so auf nächsten Samstag“, schwärmte die mit dem Leben wieder versöhnte Mama Klein.
Und zu Walter gewandt: „Wir sehen den Fliegenden Holländer!“