Trilogie der reinen Unvernunft Bd. 2. Harald Hartmann

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Trilogie der reinen Unvernunft Bd. 2 - Harald Hartmann

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nimm eine Banane zum besseren Verständnis“, lachte der Affe höchstpersönlich und reichte mir eine gut abgehangene.

      „Danke“ sagte ich, „Vitamine sind so wichtig“.

      Ich besorgte mir ein Mittelgebirge und stellte es neben dem Okapi auf. Dann begann ich meinen langen Aufstieg. Keiner hielt mich auf. Als ich oben war, kletterte ich auf das Okapi und setzte mich neben den Affen. Das Okapi sagte dazu nichts, weil ich es ebenfalls bestochen hatte, damit es deswegen kein Affentheater machte. So saßen wir eine ganze Zeit schweigend nebeneinander da oben und kauten. Ich versank mehr und mehr in dem schmackhaften zu Brei zerkauten Bananensumpf, denn ich hatte vergessen, das ganze Zeug zwischendurch auch mal herunter zu schlucken. Im letzten Moment fiel es mir aber wieder ein. Es war wie ein Happy End, als ich schließlich ein Bäuerchen machte. Jetzt war ich wieder ganz beim Affen. Er war mir noch eine Erklärung schuldig.

      „Und womit darf ich Äpfel verwechseln?“ wollte ich von dem schlauen Affen wissen.

      „Mit Bananen“, sagte er, „nur mit Bananen!“

      Ich bedankte mich bei der Banane, schüttelte dem Affen die Affenhand und heirate ihn spontan und noch auf dem Okapi sitzend. Ein schwieriges Problem war wieder einmal ganz einfach gelöst. Nun konnte ich endlich gefahrlos ins Café gehen zu der Kellnerin mit dem kurzen Rock. Hier bekam ich immer die besten Ideen. Der Rückmarsch durch das Mittelgebirge begann. Er endete im Café. Ich bestellte eine dieser besten Ideen mit Milch und Zucker und extra Sahne.

      „Gute Idee“, sagte die Kellnerin, während sie die Bestellung notierte.

      Ich ging darauf nicht ein. Ich wollte sie nicht unnötig reizen. Stattdessen zog ich einen Steckbrief aus einem meiner beiden Ohren und entrollte ihn so lange, bis er ein Bild des geflohenen Finanzministers preisgab. Sie zuckte kurz zurück mit dem Kopf.

      „Erschreckt?“ fragte ich ebenso kurz und undurchsichtig provinziell.

      Sie nickte. Ich wusste, dass sie gerne nickte.

      „Warum?“ bohrte ich nach.

      „Der Geruch“, sagte sie nur.

      Jetzt nickte ich, denn auch ich nickte gerne. Außerdem tat ich es, weil ich ihr nicht alleine dieses wichtige Feld überlassen wollte. Als Ministerpräsident musste ich selbstverständlich meine Nickdominanz erhalten.

      „Ich weiß“, sagte ich, „ er mag Gerüche, besonders seine eigenen.“

      „Was ist mit dem Bild?“ fragte sie.

      „Hast du den hier schon einmal gesehen in letzter Zeit?“

      „Ja, ich habe ihn in meinem Zimmer versteckt, er ist auf der Flucht vor dir“ meinte sie.

      „Bravo“, sagte ich. „Das trifft sich gut, das soll auch so bleiben. Ich brauche nämlich übergangsweise eine Ministerdeponie, bis ich alle eingefangen habe. Kann ich dir noch mehr schicken?“

      „Minister kannst du mir so viele schicken, wie du willst, auch Staatssekretäre“, sagte sie und lächelte dabei so kooperativ, dass es mir kalt den Rücken herunter lief.

      Bei mir klingelten alle Tassen im Schrank. Ich musste unbedingt daran denken, sie und ihre Ministerdeponie ab jetzt im Auge zu behalten, auch und gerade während ich die anderen Minister verfolgte. Es war gut, dass ich 1000 Augen hatte, so wie einer meiner mir noch bestens bekannten Vorfahren.

      „Deal?“ fragte ich und zeigte ihr dabei den gesamten Lattenzaun meiner viereckigen, frisch geputzten Zähne, um ihr jeden Weg in butterweiche Ausflüchte abzuschneiden.

      „Deal!“ antwortete sie, und wir legten zur Bekräftigung unsere leeren Hände straff ineinander ohne jede Schüttelbewegung, während wir uns dabei unverwandt in unsere unterschiedlich vielen Augen blickten und nicht einmal dabei blinzelten oder gar vertraulich zwinkerten. „Und wann holst du sie wieder bei mir ab?“ fragte sie.

      „Wann ich sie abhole, steht in der Zeitung. Jetzt muss ich los, viel ist noch zu tun", rief ich ihr schnell beim Abgang diese geheime Information zu, um sie vor ihren vorhersehbaren, sonst unweigerlich eintretenden, realistischen Spekulationen zu schützen, die leicht zu vernünftigen Irrtümern führen konnten.

      Nun begann der umgekehrte Rückmarsch durch das Mittelgebirge. Es war eine ausgesprochen freundschaftliche Zeit. Lauter alkoholisierte Pilger prosteten mir zu und ich prostete zurück. Wieder und wieder tauschte ich Nummern aus. Mit entspannter Verspätung traf ich wieder auf dem Rücken des Okapis ein. Es hatte geduldig gewartet, ebenso der Affe. Nur die Bananen waren weg. Wir brauchten also schnellstens neue. Ich ging in den verschärften Sporensitz und gab dem Okapi unverzüglich die blanken Sporen der heiligen Eile.

      15

      Schon sehr bald stellte ich fest, dass es großer Quatsch war, dem Okapi die Sporen zu geben. Denn es gehörte ja zu den aufgeschriebenen Gesetzen, dass ein solches Reittier sich niemals bewegte, wenn gleichzeitig ein Ministerpräsident und ein Affe auf ihm saßen. Es war entweder eine reine Frage der Vernunft oder eine Frage der reinen Vernunft. Doch Okapis ließen darüber bekanntlich nicht mit sich diskutieren. Sie hielten lieber die Hand auf, am liebsten beide und mit den Handflächen nach oben wegen der kosmischen Strahlung. Das Materielle war ihnen, so gesehen, fremd. Ich nahm also die aufgehaltene, und mir so bereitwillig hingestreckte rechte Hand des Okapis und las ihm aus den Linien seiner Hand die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Es gab keine Überraschung. Es war ein Okapi, es ist ein Okapi und es wird ein Okapi sein. Jetzt wussten wir beide wieder, wie es weiter ging. Mit mir ging es wieder herunter. Ich begab mich auf meinen langen Rückmarsch durch mein braves Mittelgebirge, das so verschlafen auf mich gewartet hatte. Auch die Pilger waren bereits eingeschlafen.

      Unten regnete es. Da konnte der Häuptling nicht weit sein. Schon lange hatte ich seine Füße vermissen müssen. Endlich würde ich wieder in den Genuss ihres Genusses kommen. Da erblickte ich ihn. Er stand vor dem Bahnhof der großen Gefühle und ließ es regnen. Es wurde gerade sehr viel rangiert. Es quietschte und kreischte so leidenschaftlich, dass ich schon überlegte, meine Mission für eine ausreichende Zeit an einen südlichen Nagel zu hängen und mitzumachen. Aber das wäre genau so ein Quatsch gewesen, wie dem Okapi die blanken Sporen der heiligen Eile zu geben, während gleichzeitig ein Affe und ein Ministerpräsident auf ihm saßen. Ich machte lieber alles so emotional wie immer. Da wusste keiner mehr, woran er war, und alle waren so unzufrieden, wie sonst auch. Änderungen der Routine waren nämlich sehr problematisch, wenn das Wahlvolk richtig wählen sollte.

      Ich begrüßte den Häuptling wie üblich, indem ich seine Füße küsste. Sie waren ganz nass. Dann küsste er meine Füße. Auch sie waren ganz nass. Deshalb gingen wir zu einer Paarbehandlung gemeinsam in die Bahnhofsmission. Sie warben gerade mit makaberen, bunten Plakaten für ihre Mission „Trockene Füße.“ Das Plakat hatte nicht übertrieben. Es war eine makabre Mission in unendlich vielen Farbstufen. Als sie erledigt war, rauchten wir. Wir entschieden uns gegen eine Friedenspfeife wegen der Umwelt mit ihrem grenzwertigen Luftgehalt und griffen lieber zur Zigarre aus meinen sonnenverwöhnten, englischen Provinzen.

      „Was machst du hier?“ fragte mich der Häuptling.

      „Ich ermittle“, antwortete ich.

      „Was ermittelst du denn?“ wollte er wissen.

      „Ich ermittle Minister“, sagte ich.

      „Das

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