Rauch und Asche. Gitte Loew

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Rauch und Asche - Gitte Loew

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fühlte sich Hana irritiert. Sie konnte im Moment keinen klaren Gedanken fassen. In ihr regten sich Gefühle, die sie schon längere Zeit erfolgreich verdrängt hatte. Was war nur los mit ihr?

      Max bemerkte ihre Irritation. Er kehrte zu dem Fall und der Arbeit zurück. »Was willst du morgen als Erstes tun? Nach Fetischisten Ausschau halten? «

      Hanna fiel es nicht leicht, sich wieder auf den eigentlichen Anlass ihres Treffens zu konzentrieren. »Nein, wir müssen noch weitere Vernehmungen durchführen. Die beste Freundin von Frau Walter muss befragt werden. Ich hoffe, ihr fällt dann mehr ein, als bei unserem ersten Telefongespräch. Wir brauchen neue Anhaltspunkte. «

      »So simpel, wie es sich auch anhört, aber die Kleinarbeit ist wichtig. Täter geraten oft unter Zeitdruck und reagieren dann hektisch. Das ist unsere Chance. Mit der nötigen Hartnäckigkeit lässt sich manches aufklären. «

      »Jetzt redest du schon wie Robert. «

      »Jäger ist ein erfahrener Ermittler, auch wenn er oft zu ernst ist. Ihm fehlt eine gewisse unkonventionelle Denkweise. Er trägt halt die Verantwortung für eine Familie. «

      »Also die mühselige Arbeit, die kein Tatort-Krimi zeigt. «

      Max lehnte sich vergnügt zurück. »Die Mühsal kennen die Zuschauer aus ihrem Alltag zu genüge. Ohne Helden und deren spontane Einfälle geht gar nichts. Sonntags muss ein einsamer Wolf, genannt Kommissar, durchs Kabelfernsehen streifen und dem Zuschauer das Märchen von der wahren Gerechtigkeit erzählen. «

      Hanna konterte vergnügt. »Es gibt aber auch einsame Wölfinnen. «

      »Das weiß ich doch, aber das Martialische kommt beim Zuschauer besser an. Die Fernsehmacher verstehen etwas von ihrem Handwerk. «

      Hanna gluckste vor Vergnügen. »Hin und wieder schau ich auch, um abschalten zu können. Oje, ich spüre den Wein und muss mir ein Taxi bestellen. « Sie richtete sich auf und warf ihre rote Mähne über die Schulter nach hinten. Dabei funkelte sie Max aus ihren grünen Augen verführerisch an.

      »Kein Problem Frau Kommissarin, ich werde dich nach Hause chauffieren. «

      Adler gab dem Kellner mit der Hand ein Zeichen, die Rechnung zu bringen. In der Zwischenzeit stand Hanna auf und ging zur Toilette. Als sie mit langsamen Schritten an den Tisch zurückkehrte, hatte sich Max bereits erhoben und half ihr in die Jacke. Sie verließen Seite an Seite das Restaurant. Auf dem Weg zum Auto wagte sie es, ihre Hand unter seinen Arm zu schieben.

      Er blieb am Wagen stehen und blickte in ihr vom Wein gerötetes Gesicht. Hanna schwieg, erwiderte nur seinen Blick und spürte ein leichtes Zittern in ihren Beinen. Max musste es bemerkt haben, denn er zog sie an sich und berührte mit seinen Lippen zart ihren Mund. Sie wehrte sich nicht, im Gegenteil, sie erwidert seinen Kuss. Seiner männlichen Aura wären in diesem Augenblick auch andere Kommissarinnen erlegen. So heiter und gelassen wie heute, hatte sie Max noch nie erlebt. Als Hanna ins Auto stieg, stand ihre Entscheidung fest.

      Freitag, 7. Juni

      Am nächsten Morgen stürmte Kommissarin Wolf zu spät und mit eilig zusammengebundenem Haar aus dem Haus. Max hatte sie in letzter Minute zu ihrem Wagen gefahren, der noch immer in Praunheim stand. Etwas außer Atem erreichte sie Punkt 8 Uhr das Polizeipräsidium. Als sie im Büro eintraf, waren die Kollegen in die Meldungen der vergangenen Nacht vertieft. Sie murmelte »Guten Morgen«, aber nur Torsten sah auf und lächelte sie an.

      Jäger blickte leicht säuerlich hoch: «Schön, dass du auch zur Verfügung stehst, dann können wir mit unserer morgendlichen Besprechung endlich anfangen. «

      Hanna nahm seine blöde Bemerkung kommentarlos zur Kenntnis. Die Stimmung im Raum sank fühlbar auf den Nullpunkt. Der Leiter des K13 begann, davon völlig unbeeindruckt, die neuen Meldungen zu verkünden.

      »Dr. Keller hat freundlicherweise eine Sonderschicht eingelegt. Die DNA der Knochen aus dem verbrannten Mercedes, stimmt mit den Angaben des Operationsberichts von Frau Walter überein. Das konnte über ihren Frauenarzt ermittelt werden. Demnach arbeiten wir an dem Mordfall Walter. Diese Freundin von ihr muss unbedingt vernommen werden. Ich möchte, dass ihr Frau Holler heute in ihrem Haus aufsucht. «

      Jäger überreichte Hanna einen Stapel Unterlagen. Torsten erhob sich, bereit zum Aufbruch.

      »Hast du für uns ein Auto organisiert? «

      »Es steht in der Garage bereit. Ich fahre o. k. «

      Hanna Wolf nickte nur und sah zu, dass sie aus dem Zimmer verschwinden konnte.

      »Mann, der hat vielleicht wieder eine Laune«, flüsterte sie, während sie an der Seite von Torsten verschwand.

      »Familie und Beruf lassen sich anscheinend nicht so leicht unter einen Hut bringen. «

      Hanna erwiderte nichts, sondern kletterte schnell in den bereitstehenden grauen Opel. Während Torsten den Wagen aus der Tiefgarage manövrierte, warf er ihr von der Seite einen raschen Blick zu. »Hast du verpennt? «

      »Es ist spät geworden«, murmelte sie, ohne aufzusehen. Sie vertiefte sich in die Meldungen, die ihr Jäger übergeben hatte.

      Torsten hielt den Mund. Es war zwecklos, Hanna weitere Fragen zu stellen. Er fuhr durch die Stadt, über die Alte Brücke, Richtung Darmstädter Landstraße, hoch in den Hainerweg. Hier wohnte die Familie Holler. Ganz nobel in einem Haus, das eigentlich mehr einer Villa glich. Hanna hatte sich während der Fahrt die Haare gekämmt und hochgesteckt. Jetzt sprühte sie etwas Eternity hinter ihr Ohr. Torsten musste niesen. Er hielt direkt vor dem Eingang des Hauses. Sie marschierten durch den schön angelegten Vorgarten zur Haustür und klingelten. Eine Frau um die Fünfzig öffnete die Tür. »Ja, bitte? «

      »Hallo Frau Holler. Wir sind von der Kriminalpolizei. Wir kommen wegen Ulla Walter. «

      Bei dem Wort Polizei veränderte sich das Gesicht der Frau schlagartig. »Ist Ulla etwas passiert? «

      »Könnten wir das im Haus besprechen? «

      »Selbstverständlich, kommen Sie herein. «Frau Holler ging voran und führte sie in eine Art Vorraum, aus dem eine Tür in den Garten führte. Sie trat auf die Terrasse, die durch eine Markise beschattet wurde, und rückte die Stühle zurecht. Die beiden Kriminalbeamten folgten ihr.

      »Bitte, setzen Sie sich doch. Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten? «

      »Ein Wasser bitte«, bedankte sich Hanna und Torsten nickte zustimmend.

      Sie ging ins Haus und kam kurze Zeit später mit einem Tablett zurück, auf dem eine Karaffe Wasser und Gläser standen. Hanna beobachtete die Frau, während sie Wasser in die Gläser einschenkte. Ihre Hände zitterten leicht.

      »Frau Holler, wir haben vor einigen Tagen wegen des Verschwindens von Frau Walter miteinander telefoniert. «

      »Ich erinnere mich. Wissen Sie nun, wo sich Ulla aufhält? «

      Sie hatte sich zu Hanna umgedreht. Ihr linkes Auge zuckte nervös.

      Hanna zögerte einen Augenblick, dann begann sie, zu reden: »Ja, Frau Walter ist ermordet worden. «

      »Du meine Güte, wo ist das passiert? «

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