Rauch und Asche. Gitte Loew
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»Nichts Besonderes, Besitzerin einer Boutique, Witwe, allein lebend. Der Fall ist unauffällig, bis auf einen Schrank, in dem wir alte Reizwäsche gefunden haben. «
Adler musste unwillkürlich lachen. »Alte Schlüpfer? «
»Naja, Frau Walter führte ein Dessous-Geschäft mit Namen Frankfurter Burleske. Da war wohl der Name Programm. Der alte Krempel lag in einem verschlossenen Schrank. Jäger hat das Zeug gefunden und vermutet, dass die Wäsche ein Motiv für irgendwelche Fetischisten sein könnte. «
Adler konnte nicht aufhören zu schmunzeln. »Jäger sieht das mal wieder ganz wissenschaftlich. «
»Und wie. Aber was denkst du darüber? « Je länger Hanna den lachenden Max ansah, umso schwerer fiel es ihr, ernst zu bleiben. Am Ende stimmte sie in sein Gelächter ein. Das wirkte nach einem langen Arbeitstag richtig befreiend.
Max wurde wieder ernst. »Ich denke, dass es möglich ist, aber Fetischisten ermorden doch nicht ihre Lieferanten. Die sind froh, wenn sie eine Adresse gefunden haben, bei der sie diskret einkaufen können. Was mutmaßt Jäger denn sonst noch? «
»Er denkt, dass die Ladeninhaberin versucht hat, ihre Abnehmer zu erpressen. Ihr Geschäft lief in den letzten Jahren nicht so gut. «
»Das könnte sein. Wie sehen denn die wirtschaftlichen Verhältnisse der Frau aus? «
»Die Boutique ist im Erdgeschoss des eigenen Hauses. Es gibt außerdem noch drei weitere Wohnungen, von denen sie Miete erhalten hat. Das Haus steht in der Berger Straße, nahe der Innenstadt. Sie konnte jeden Monat mit guten Mieteinnahmen rechnen. Ich vermute, sie musste überhaupt nicht arbeiten. «
»Und warum hat sie es dann getan? «
»Ihr Mann starb vor einigen Jahren. Das Ehepaar hatte keine eigenen Kinder. Ich vermute, dass sie aus Langeweile gearbeitet hat, oder sich einsam fühlte. Nach Auskunft ihrer Putzfrau soll sie in letzter Zeit Herrenbesuche empfangen haben. «
»Gibt es Zeugen? «
»Nein, das ist unser Problem. Frau Walter hat sich mit ihren neuen Bekannten wohl im Laden verabredet. Für Außenstehende waren die Besucher ganz normale Kunden, die zum Einkaufen kamen. «
»Ihr habt also nichts in der Hand? «
»Genau, und Frau Staatsanwältin Stern drängt. «
»Das ist nichts Neues. Sie wartet auf spektakuläre Fälle, um den Absprung zum BKA schaffen zu können. «
»Wir wären erleichtert, wenn sie weggelobt würde. «
Max blinzelte Hanna verschmitzt an. »Es geht doch nichts über verständnisvolle Kollegen. Aber Spaß beiseite, willst du nur von der Arbeit reden? Hast du denn gar keinen Hunger? Was möchtest du essen? «
Hanna war unschlüssig. »Einen Salat vielleicht, ich halte mich abends zurück. Du weißt, Frauen und ihr Gewicht. «
»Hanna sei kein Spielverderber und mach’ mir die Freude. Was hältst du von dem Bachsaibling auf Risotto? Garantiert leicht und gesund. «
Sie warf ihm einen anerkennenden Blick zu: »Ich freue mich für dich, dass du die Krise überwunden hast und wieder voller Lebensfreude steckst. «
Aus Max Gesicht wich die Wiedersehensfreude.
»Ich fühle nicht immer so gut wie im Augenblick. Es liegt daran, dass du dich an mich erinnert hast. Ich hatte oft das Gefühl, dass nicht nur meine Arbeit, sondern auch ich, in Vergessenheit geraten sind. «
»Max, du kennst doch den Betrieb. Wir kommen selten dazu, über uns selbst nachzudenken. Ständig gibt es Veränderungen und neue Vorschriften. «
»Verstehe ich schon. Ging mir früher genauso. Wer aber raus ist, beginnt, nachzudenken. All die Kumpel, die mit mir zusammen gearbeitet haben, keiner hat sich bei mir gemeldet. «
Hanna fühlte sich unbehaglich. »Viele davon sind versetzt worden, arbeiten jetzt ganz wo anders. Der Laden hat sich verändert. «
Sie hatte die Hand auf seinen Arm gelegt und sich zu ihm gebeugt. Max ergriff, ohne nachzudenken, ihre Finger und hielt sie fest. Er sah sie dabei unmissverständlich an. Hanna senkte zuerst die Augen, entzog ihm die Hand und begann in der Speisekarte zu lesen. »Was trinken wir? «
»Zur Feier des Tages ein Apfel-Secco als Aperitif? « Als Max ihren ängstlichen Blick sah, schüttelt er ungläubig seinen Kopf.
»Hanna, ich habe aus Verzweiflung über den Tod meiner Frau getrunken, und nicht, weil ich Alkoholiker bin. Es war unfassbar für mich, dass sie von einem auf den anderen Tag aus meinem Leben verschwand. Wir haben uns geliebt. «
Hanna fühlte sich peinlich berührt. »Es tut mir leid Max, ich wollte dich nicht verletzen. Selbstverständlich trinken wir einen Aperitif. «
Durch diese Unachtsamkeit war ein Wermutstropfen in ihre Wiedersehensfreude gefallen. Hanna wollte auf keinen Fall den schönen Abend verderben und schimpfte sich im Stillen eine Idiotin.
Max gab dem Kellner ein Zeichen. »Bringen Sie uns bitte zwei Apfel-Secco, eine Flasche Wasser und den Saibling. Zum Essen für dich vielleicht einen Muscadet? «, er sah sie fragend an.
»Ja, sehr gut«, sie nickte zustimmend. Irgendwie war das Gespräch in eine Sackgasse geraten. Hanna wusste nicht so recht, wie sie zu der anfänglichen Unbeschwertheit zurückfinden konnte. Sie wechselten verlegene Blicke. Nach einer Weile begann Hanna, von ihrer Arbeit zu reden.
»Wir kommen in dem Fall nicht weiter. «
»Vielleicht handelt es sich um einen Einzeltäter, der dafür gesorgt hat, dass ihn niemand beobachten konnte. «
»Davon gehen wir auch aus. Der Tatort ist kaum einsehbar und liegt nachts fast völlig im Dunklen. Vor allem hat der Täter die Zeitspanne ausgenutzt, in der keine S-Bahnen fahren. Es verkehren zwar Züge auf der Strecke, aber die halten nicht an diesem Bahnhof. Das bedeutet, der Täter hatte ein Zeitfenster von 4 Stunden. «
»Gibt es eine Videoüberwachung am Bahnhof? «
»Nein. Die Bahn hat nur einen Lautsprecher montiert. «
Max schüttelte ungläubig den Kopf. »In Außenbereichen wären Videoüberwachungen gerade für Frauen hilfreich. Der Bahnhof am Berg liegt abseits des Wohngebietes. «
Der Ober war an den Tisch getreten und unterbrach ihr Gespräch. Er stellte die Getränke auf den Tisch. Max ergriff sein Wasserglas. »Auf dein Wohl Hanna. Ich bin sicher, ihr werdet etwas finden. Jeder Täter macht einen Fehler. «
Hanna prostete ihm zu und entspannte sich langsam. Sie redete von ihrer Arbeit und Max war ein verständnisvoller Zuhörer. Nach einer Weile kam das Essen. Sie waren beide von der Zubereitung des Fischs überrascht.
»Hm, schmeckt sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass die hier so gut kochen können. « Max wischte sich mit der Serviette über den Mund.
»Der Fisch ist ganz wunderbar zubereitet. Vielen Dank für die Einladung. «
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Du kannst dir