Irmelie, die Kräuterhexe vom Wildsee. Stephane Rambicourt
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„Ein wunderbares Gefühl über den Moorboden zu gehen“, murmelte sie zu sich und erreichte auch schnell den Bohlenweg. Sie zog sich gleich ihre Sandalen an, um keine Spuren auf den Bohlen zu hinterlassen. Während sie zu ihrer Hütte ging, bemerkte sie, dass bereits der Morgen graute. Sie ging nun etwas schneller und erreichte gerade ihre Hütte, als die ersten Sonnenstrahlen begannen den Wald zu erhellen.
Nachdem sie sich ihre Füße gereinigt hatte, ging sie in ihre Hütte und versuchte zu schlafen. Sie war jetzt bereits mehr als 24 Stunden wach, aber überhaupt nicht müde. In ihrem Kopf kreisten die Gedanken um das Erlebte am Wildsee. „Es gibt keine Geister – es gibt keine Geister. Das hab ich mir alles nur eingebildet“, versuchte sie sich einzureden, doch sie schaffte es nicht.
„Ok, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde die nicht erklärbar sind, und dieser Hubertus muss wohl so etwas sein“, brummte sie vor sich hin und schlief erschöpft ein.
Gegen 10 Uhr wurde sie wieder wach, machte sich einen Kaffee und frühstückte ausgiebig. Dabei verdrückte sie eine schöne große Portion Heidelbeeren, die wundervoll schmeckten.
Die Erlebnisse der letzten Nacht ließen sie nicht los.
„Hab ich das alles nur geträumt?“ fragte sie sich immer und immer wieder. Einerseits wollte ihr wissenschaftlich geprägter und analytische Verstand die Nacht als Traum verdrängen und andererseits hatte sie das Gefühl und das Empfinden, dass sie wirklich alles real erlebt hat. Letztendlich fasste sie den Entschluss in der heutigen Nacht wieder zum Wildsee zu gehen, um festzustellen, ob sie geträumt hatte oder nicht. Sicherheitshalber wollte sie noch ihr altes Diktiergerät mitnehmen und die Unterhaltung mit diesem Hubertus aufnehmen.
Zuvor musste sie aber wieder mal in die Stadt zum Einkaufen gehen, auch um zu sehen, was die Heidelbeeren dort kosten würden. Vielleicht würden die vom Supermarkt ihr auch Heidelbeeren abkaufen wollen, wäre ja nicht schlecht. „Allerdings muss ich dabei sehr vorsichtig vorgehen, sonst gibt es Ärger und ich fliege mit der Hütte auf“, murmelte sie leise.
Bei strahlendem Sonnenschein machte sie sich auf den Weg zum Supermarkt am Stadtrand von Bad Wildbad um ihre Einkäufe zu erledigen und festzustellen, ob sie die Heidelbeeren verkaufen könnte. Entgegen ihrer sonstigen Art, nahm sie heute einen Trolli mit, weil sie schwere Sachen kaufen wollte, wie mehrere Tüten Milch, Mehl und Zucker. Eine Kostprobe ihrer gesammelten Heidelbeeren nahm sie auch mit.
Im Supermarkt angekommen, erledigte sie ihre Einkäufe und erkundigte sich nach der Filialleitung. Kurze Zeit später erschien eine Frau, die sich als Filialleiterin vorstellte.
„Ich wollte mal fragen“, sagte sie zu der Frau, „ob sie Interesse am Ankauf von sehr frischem Obst hier im Supermarkt haben.“
„Oh das ist leider nicht möglich“, erklärte ihr die Filialleiterin freundlich, „unser Obst wird grundsätzlich zentral eingekauft. Wir haben leider keinen Einfluss darauf, was und in welchen Mengen eingekauft und an uns geliefert wird. Aber wenn sie soviel Obst haben, dass sie es selbst nicht verbrauchen können, könnten sie es doch mit einem Aushang an unserem schwarzen Brett am Eingang anbieten oder sie gehen auf den Wochenmarkt, der immer samstags beim Rathaus in der Stadt drinnen stattfindet. Da brauchen sie aber eine Genehmigung von der Stadtverwaltung dafür.“
Die Filialleiterin lächelte Irmelie freundlich an und fragte sie: „Ich hab sie schon öfters hier einkaufen sehen, wohnen sie hier in Wildbad?“
„Ja, ich wohne seit ein paar Tagen in Sprollenhaus. Da ist es wunderschön ruhig und angenehm zu wohnen.“
„Wenn sie noch ein paar Minuten Zeit haben, der Wildbader Bürgermeister kommt immer mittwochs zur gleichen Zeit zu uns zum Einkaufen. Dann können sie ja auch gleich nach der Genehmigung fragen“, erklärte die Filialleiterin freundlich.
„Ich kenne den aber doch gar nicht“, erwiderte Irmelie.
„Wissen sie was? Ich lade sie zu einem Kaffee in unserer Bäckerei ein und wenn der Bürgermeister kommt, krallen wir ihn uns und sie können mit ihm sprechen“, sagte die Frau und zog Irmelie auch schon in Richtung der Bäckerei.
Kaum saßen sie vor dem dampfend heißen Kaffee, kam auch schon bereits der Bürgermeister mit seiner Ehefrau in das Geschäft. Die Filialleiterin, stand schnell auf, bat das Bürgermeister-Ehepaar zu ihnen und erklärte kurz und bündig um was es geht.
Irmelie hatte noch keine Möglichkeit sich auch nur kurz zu Wort zu melden, als der Bürgermeister sie freundlich ansah.
„Ich heiße Dr. Erika Lang und wohne seit ein paar Tagen jetzt in Sprollenhaus und ich mach mir halt jetzt schon Gedanken, was ich mit meinem vielen Obst anfangen soll“, erklärte Irmelie.
„Ach sie sind das“, sagte die Frau des Bürgermeisters, „hab schon sehr viel von ihnen gehört.“
„Hoffentlich nichts Schlechtes“, antwortete Irmelie.
„Nein, nein. Wenn so eine Koryphäe der homöopathischen Pharmazie nach Wildbad kommt und jetzt sogar hier wohnt, dann spricht sich das schnell rum. Wissen sie ich bin selber Apothekerin und kenne natürlich ihre Arbeiten“, sprudelte es aus der Frau heraus.
„Danke für die netten Worte. Ich will mich hier in Wildbad zur Ruhe setzen und mich erholen. Die letzten Jahre waren doch sehr, sehr anstrengend“, erwiderte Irmelie.
„Also ich werde nachher gleich meinen Ordnungsamtschef informieren und ich denke es wird keine Probleme mit einem Stand auf unserem doch kleinen Wochenmarkt geben. Sie wollen nur ihr eigenes Obst verkaufen?“, mischte sich nun der Bürgermeister ein.
„Im Prinzip ja, vielleicht aber auch Wildkräuter, Extrakte oder auch Cremes aus eigener Herstellung. Das weiß ich aber im Moment noch nicht“, erklärte Irmelie.
„Könnte man dann bei uns auf dem Wochenmarkt ihre Blutwurz oder Ginstertinkturen kaufen? Das wäre ja toll“, mischte sich wieder die Ehefrau des Bürgermeisters ein.
„Da hab ich mir ehrlich noch gar keinen Kopf darüber gemacht, aber möglich wäre das schon. Die Patente und Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Behörden laufen ja auf mich. Aber wie gesagt, im Moment möchte ich mich erst regenerieren und erholen“, erwiderte Irmelie.
„Also ich rede jetzt erstmal mit meinem Ordnungsamtschef und lass ihnen dann Bescheid geben. Schreiben sie mir doch ihre Telefonnummer auf, ich rufe sie dann an“, wollte der Bürgermeister das Gespräch beenden.
„Oh, ich habe kein Telefon und werde mir auch keines zu legen, aber sie können mir gerne schriftlich Bescheid geben“, grinste Irmelie.
„Ja gut, die Adresse haben wir ja im Melderegister. Ich hab mich gefreut sie kennen zu lernen“, verabschiedeten sich der Bürgermeister und seine Ehefrau.
Die Filialleiterin des Supermarktes bekam den Mund nicht mehr zu. Die Frau in den unmöglichen Kleidern vor ihr war eine Berühmtheit und sie hatte sie als arme Frau mit ein wenig Obst im Garten angesehen. Sie wollte sich gleich bei Irmelie entschuldigen, aber Irmelie bedankte sich bei ihr für ihre Unterstützung und verabschiedete sich schnell.
Nun wollte sie so schnell wie möglich weg von hier und vor allem keine weitere Konversation beginnen, deshalb wandte sie sich schnell ihrem Heimweg über Sprollenhaus zu und schaute nicht mehr zurück.
Irmelie