Verloren. Josef Rack

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Verloren - Josef Rack

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Viererreihen und im Gleichschritt über den Hof zur Kantine marschieren,

      zukünftig mit Lied, das man aber erst noch lernen wird.

      Essen fassen und an den zugewiesenen Plätzen

      aufstellen.

      Die Leiterin tritt vorne auf ein Podest zur offiziellen Begrüßung.

      Anschließend wird die Sozialistische Internationale gesungen.

      Jetzt setzen.

      Das Essen ist nun fast kalt - und schmeckt scheußlich.

      Guten Appetit.

      Eine Stunde Ruhezeit.

      14 Uhr. Heute Rundgang mit Bekanntmachung der diversen Räumlichkeiten.

      Ansonsten Nachmittagsunterricht, in der Regel bis 17 Uhr.

      Ab 19 Uhr finden oft Proben für regelmäßige Aufführungen, auch vor Publikum, statt.

      22 Uhr Licht aus.

      Morgens um 6 Uhr ist Wecken. Unterrichtsbeginn 7 Uhr 30.

      Samstags jedoch nur bis ca. 12 Uhr Unterricht.

      Das bedeutet aber nicht, dass dann das Wochenende frei ist.

      Vielerlei Aufgaben, freiwillige und unfreiwillige, stehen auf dem Programm. So sind die Schüler für Sauberkeit und Ordnung ihrer Kleidung, Instrumente und der Gebäude zuständig.

      Hausaufgaben müssen aber nebenbei auch noch gemacht werden. An den Samstag- und Sonntag-Abenden finden oft Musik-Konzerte und Gesangsvorführungen statt.

      Für Toni, und natürlich auch für seine anderen Mitschüler, ist diese Arbeitsbelastung kaum zu bewältigen.

      Sie fallen, sooft es ihnen irgendwie möglich ist, total kaputt in ihr Bett.

      Das Burgviertel ist eine geschlossene Ansiedlung.

      Die Anfänge der Erbauung der Schlossanlage gehen ins 13. Jahrhundert zurück. Das Schloss war die Residenz sämtlicher Königsdynastien. Diesen wunderschönen Gebäudekomplex dürfen sie nur mit Erlaubnis und zu besonderen Anlässen verlassen. Nach Hause dürfen die Schüler nur alle vier Wochen, auch Toni, obwohl es für ihn nur zwei Kilometer sind. Dies alles soll das Gemeinschaftsgefühl stärken.

      Toni hat aber zu alledem ein seltenes Glück: Er trifft ja seine Mutter mehrere Stunden in der Woche bei Klavier- und Gesangsunterricht. Das sind für Toni die schönsten Stunden. Da können sie sich natürlich auch ganz kurz privat austauschen. Offiziell sieht man das nicht gern, es soll für niemanden eine Bevorzugung geben. Toni will sich bei ihr aber nicht über das harte Leben hier beklagen.

      Es bleibt ihr dennoch nicht verborgen, dass ihr Junge an die Grenze seiner Kräfte kommt und langsam zu einem Sorgenkind wird. Muten sie ihm hier zuviel zu?

      Als Mutter möchte man natürlich seinem Kind alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und ihm beistehen. Doch das kann sie hier nicht.

      Der Weg, den er jetzt geht, ist ein steiniger.

      Als sie und auch Andrej in der Ausbildung waren, war es für sie auch kein Zuckerlecken und in Nowosibirsk waren die Umstände bestimmt nicht besser. Sie überstanden es auch. So tröstet sie sich immer wieder. Es tut aber trotzdem sehr weh, wenn sie Toni verlässt und sie weiß, dass er so schwere Tage durchstehen muss, ohne dass sie bei ihm sein kann.

      Der Alltag von Toni ist wirklich hart.

      Zuerst muss er sich daran gewöhnen, dass er mit drei weiteren Jungen ein Zimmer teilen muss.

      Mädchen sind übrigens nicht im gleichen Gebäude untergebracht. Sie wohnen etwas entfernt. Sie marschieren ebenfalls in adretter Uniform, aber getrennt von den Jungen, zu ihren Unterrichtsstunden und zum Essen. Deren Speisesaal ist ein Stockwerk über ihrem. Manch scheue Blicke fliegen heimlich hin und her.

      Durch die Schuluniformen erscheinen alle gleich, aber auch unnahbar – leider.

      Mit zwei Jungs aus seinem Zimmer hat sich Toni gleich gut verstanden, das gibt ihm Trost und Hoffnung, dass sie die Zeit mit gegenseitiger Unterstützung schon durchhalten werden. Aber bei dem anderen hat er von Anfang an ein gemischtes Gefühl. Es geht seinen beiden Freunden genauso. Dieser vierte Zimmer-Mitbewohner hat eine aggressive barsche Art, ist sehr bestimmend und kann scheinbar alles besser.

      Am ersten Tag geht es gleich los. Obwohl jeder seinen Bereich zugeteilt bekommt, hat dieser, Janos mit Namen, gleich das Bett neben dem Fenster in Beschlag genommen. Das bezieht er - basta.

      Die Sanitäranlagen liegen auf dem Gang. Es kommt öfter vor, dass zwei, drei Jungs schon davor stehen. Wenn es Janos scheinbar eilig hat, drückt er die Wartenden einfach weg und schon ist er als nächster drin. Seine kräftige Körperstatur macht’s ihm möglich. Es ist ja strengstens untersagt, irgendwelche Raufereien anzufangen – wer überschüssige Kraft hat, soll sie gefälligst bei den sportlichen Aktivitäten oder im Arbeitseinsatz einsetzen. Und so halten sich die anderen zurück, sie wollen keine Konfrontation wagen. Im Waschraum kommt es dann auch mal vor, dass Janos keine Seife dabei hat, dann muss natürlich sein Nachbar aushelfen, ob es diesem passt oder nicht, da gibt’s dann keine große Frage. Wenn Janos dann vielleicht vergisst, dies „Geborgte“ zurückzugeben, hat derjenige eben Pech gehabt.

      Toni setzt sich gern mit seinen beiden Kameraden an einen Tisch, wenn sie ihre Übungsaufgaben machen. Den Janos lassen sie links liegen. Das wurmt diesen natürlich wiederum und trägt nicht zu mehr Harmonie bei. Toni verspürt richtige Angst vor ihm. Wenn sie zu dritt sind, fühlt er sich sicherer.

      ‚Ach wär’ nur mein Attila hier, der fehlt mir so sehr’, denkt er oft.

      Nach der ersten Woche hat dann dieser besagte Rüpel einen Dämpfer bekommen: Beim Zubettgehen macht eine Aufsichtsperson ihre Runde durch die Zimmer und kontrolliert, dass die Lichter aus sind und Ruhe einkehrt.

      Dabei fällt ihr auf, dass dieser Janos doch tatsächlich in einem verkehrten Bett liegt. Da ist der Spaß zu Ende.

      Wehret den Anfängen!

      Alle raus. Appell. Meldung. Janos versucht abzuwiegeln. Nichts da. „Das lass ich mir nicht gefallen, mein Vater ist schließlich ein hoher Parteifunktionär“. Da kommt er aber an die Falsche. Janos muss sofort Bett und auch das Regal, das er widerrechtlich benutzt hat, räumen. „Morgen Früh um sieben Uhr alle Vier ins Rektorzimmer.“

      In dieser Nacht hat keiner richtig geschlafen.

      Punkt 7 Uhr rücken die vier Jungen kleinlaut an.

      Die Rektorin thront hinter einem wuchtigen Schreibtisch.

      Oh je, hier wird ein Exempel statuiert.

      Die sechs Etagenaufsichts-Personen und die jeweiligen Gruppensprecher stehen beidseitig neben der Chefin in strammer Haltung. Sie sollen dem Geschehen beiwohnen und ihnen offensichtlich als Warnung für eventuell zukünftiges Fehlverhalten dienen. Toni hat ganz weiche Knie. Er ist sich keiner Schuld bewusst. Er weiß auch gar nicht, warum er und seine zwei Kameraden antanzen müssen.

      Aber er kannte ja bisher das System nicht.

      „Schüler

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