Afghanistan Horsegirl. Norbert F. Schaaf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Afghanistan Horsegirl - Norbert F. Schaaf страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
Afghanistan Horsegirl - Norbert F. Schaaf

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Sie hatten die Talsohle wieder erreicht und schritten an dem Pferch vorbei in die Richtung, die die Männer vorhin gegangen waren. Das war ein guter Platz hier. Man konnte die Seilhürde erst bemerken, wenn man quasi unmittelbar davor stand. Die Baumkronen spendeten Schatten und Sichtschutz. Von der Luft aus würde kein Lager von Menschen mit ihren Tieren zu erspähen sein. Und von einem menschlichen Lager war hier weit und breit nichts zu entdecken. Es schien auch keine Wachen zu geben. Hermann sah sich gründlich um, als er mit Haschem näher hinzu schritt. Ein Lager war immer noch nicht auszumachen, und sie standen schon beinahe direkt vor dem Steilhang des Tales mit einer tafelglatten, berghohen Felswand.

      „Nun, German, was meinst du?“ fragte Haschem.

      „Gar nicht mal so schlecht, Haschem“, erwiderte Hermann. „Wo habe ihr die Kräder?“

      „In einer Nebenhöhle“, antwortete Haschem. „Es sind gute, leichte Geländemaschinen, nur hapert es an Kraftstoff, seit die Brücke nicht mehr intakt ist. Mit dem Restsprit hat sich ein Kamerad auf den weiten Umweg übers Gebirge gemacht.“

      Unvermittelt klaffte über Felsgeröll am Bergfuß ein großes Loch, das sich zu einer geräumigen Höhle auswuchs. In einer Nische am Eingang, von den Sonnenstrahlen unerreichbar, saß ein Mann in Nomadenkleidung und hantierte mit einem langen Draht. „Seid gegrüßt“, sagte er, „wenn ihr Freund Haschem und der Brückenbauer seid.“ Er hatte natürlich Haschem frühzeitig an der Stimme erkannt und ihn den Namen „German“ sagen hören. Ohne aufzusehen werkelte er an dem dünnen Metallstrang weiter.

      Hermann setzte seinen Rucksack innerhalb des Höhleneingangs ab, Haschem tat desgleichen. Aus dem Innern der Höhle drangen die Saitenklänge einer Dambura.

      „Wir sollten das Zeugs nicht so nah nebeneinander lagern“, sagte Hermann und horchte befriedigt.

      „He, Mukhi“, rief Haschem den Drahtbieger an. „Schaff meinen Rucksack in die Höhle. Ganz nach hinten.“

      „Drinnen brennt Feuer“, gab Mukhi zurück. Seine schwarzen Augen glühten in einem dunkelbraunen, herben Ledergesicht.

      „Das macht nichts, wenn es nicht auch Kapseln sind“, sagte Haschem. „Also los!“

      Mukhi, der Nomade, brummelte etwas vor sich hin, was sich nach Flüchen und Verwünschungen anhörte.

      „Mach schon!“ befahl Haschem scharf.

      Der Nomade rührte sich immer noch nicht, sondern zischte: „Ich rühr´s nicht an, Mann, und wenn´s dreimal in die Luft fliegt.“

      „Dann wärn wir dich immerhin los samt deinem kranken Nomadenhirn“, schimpfte Haschem.

      Mukhi bastelte ungerührt an seinem Draht weiter. Sieht aus, dachte Hermann, als wenn er ihn aus einem Stahlseil von der Hängebrücke herausgedreht hat.

      „Was wird das, wenn´s fertig ist?“ fragte Hermann, der Brückenbauer, den Nomaden gleichwohl beschwichtigend und setzte sich neben ihn.

      „Für den grauen Wolf“, antwortete Mukhi, „mit einer Schlinge, in der er sich fängt und verendet.“ Grinsend und dabei seine bräunlichen, schadhaften Zähne zeigend deutete er Hermann mit einer Gebärde das Zuziehen der Schlinge um den Hals an. „Todsicher“, sagte er.

      „Er fängt damit Langschwanzmurmeltiere“, sagte Haschem. „Er ist Nomade. Darum redet er immerzu nur vom Grauwolf. Die grauen Wölfe gibt es hier wirklich, aber falls er tatsächlich einmal einen fangen sollte, wird er vom indischen Elefanten sprechen oder mindestens vom Schneeleoparden.“

      „Und wenn ich den Schneeleoparden fange?“ sagte Mukhi, „was dann?“ Zähne zeigend blinzelte er Hermann an.

      „Dann wirst du vom Schneemensch reden“, sagte Haschem. „Von Yeti höchstpersönlich.“

      „Ich fang den Yeti“, rief der Nomade munter. „Natürlich: Ich fang den Yeti. Und dann kannst du reden, Haschem, wovon du willst.“

      „Nomaden sind große Schwätzer“, sagte Haschem verächtlich abwinkend, „aber kleine Jäger“, und zog Hermann in die Höhle hinein, der im Losschreiten seinen Rucksack ergriff, beinahe wie der Buskschi-Reiter den kopflosen Hammel. Er wusste die Rucksäcke mit ihrem Inhalt nicht gerne so nah beieinander. Das Spiel der Dambura klang lauter und der Duft von einem Reisgericht waberte ihnen entgegen, und Hermann freute sich, dass es jetzt etwas für seinen knurrenden Magen geben würde.

      Die Männer saßen dicht gedrängt am Boden um eine große kupferne Platte mit Qabeli, einem Gericht aus braunem Reis mit Zwiebeln, Rosinen, Karotten und winzigen Lammfleischstücken. Daneben lag ein Tuch ausgebreitet, Platz für eine weitere Speiseplatte. Haschem setzte sich ohne weiteres daran mit gekreuzten Beinen und bedeutete Hermann mit knapper Geste, es ihm gleich zu tun.

      Die Höhle war dürftig erhellt durch das flackernde Licht von mehreren rußenden Fackeln in Halterungen an den Felswänden. Bestimmt besaß die Höhle einen Abzug.

      „Ich habe Hunger wie ein Grauwolf“, sagte Haschem. „Oder besser gesagt wie drei Grauwölfe.“ Er lachte meckernd vor sich hin. „Na siehst du“, rief er, „da kommt das Essen schon.“ Damit deutete er auf eine alte Frau, die eine mittelgroße Kupferplatte mit Qabeli herantrug und vor den beiden Männern auf dem Tuch abstellte. Aus ihrer Schürzentasche holte sie drei Gläser hervor und stellte sie auf das Speisetuch. Vom Feuer nahm sie einen Drahtkorb mit Fladenbrot.

      „Schau mal, wer den Tee bringt“, sagte Haschem.

      Der junge Mensch, der alten Frau auf dem Fuße gefolgt, kam mit einem Samowar in der Hand herzu. „Sei gegrüßt, Aliz“, sagte Haschem zu dem jungen Menschen, der in die Hocke ging zwischen die beiden Männer, um den Samowar abzustellen, und sogleich anfing, die Teegläser zu füllen. „Seid gegrüßt“, sagte er dabei. Die Männer sahen ihm zu und sein Gesicht jeweils von der Seite, und Hermann meinte etwas darin zu sehen, was er nicht definieren oder beschreiben konnte, wohl aber fühlen, da sein Herz höher schlug. Er war sehr bemüht, Aliz nicht anzustarren, aber auch nicht wegzusehen. Er sah das Gesicht nun nicht zum ersten Mal, doch das Seltsame darin kam in dem flackerigen Schummerlicht doppelt stark zum Ausdruck und auch doppelt geheimnisvoll. Der junge Mensch stellte das Glas mit dem heißen Tee vor ihn hin, und Hermann bemerkte wieder seine auffallend sehnige Hand mit schmalen, kräftigen Fingern. Die rötlichen Striemen und verkrusteten Kratzer auf dem Handrücken bezeugten unverkennbar die Peitschenschläge aus dem Buskashi-Spiel. Der junge Mensch setzte sich anstandslos dazu, und die Männer begannen eifrig zu essen, die ersten Reiskugeln, die sie sich in den Mund schoben, waren unrund und locker. Die Männer wischten sich das Fett mit den Handrücken vom Mund, nur Aliz, der kleine Reiskugeln formte, behielt den Mund sauber und aß weniger gierig. Er sah Hermann voll ins Gesicht mit fragendem Blick, ob ihm das Essen munde. Hermann erwiderte den Blick lächelnd mit bejahendem Ausdruck. Der junge Mensch ist wirklich ein hübscher Kerl, dachte er unwillkürlich, seine Zähne strahlend weiß und hübsch unregelmäßig hinter den vollen, schön geschwungenen Lippen. Gegen das Flackerlicht war der sehr feine Bartflaum in seinem braunen Gesicht deutlich zu sehen, Hermann empfand es spontan als sehr apart wie auch die hohen Wangenknochen, die ein wenig kantig aus dem hübschen Gesicht hervorragten. Er hat wirklich ein hübsches Gesicht, dachte Hermann, ohne den dunklen Flaum würde es ein bildschönes Frauengesicht für ein Cover abgeben. Hermann schlug unwillkürlich die Augen nieder, wegen der Art seiner Gedanken und der langen Dauer seines Blicks.

      In diesem Moment erwiderte der junge Mensch Hermanns Blick, betrachtete das Gesicht mit den rötlichen Barthaaren und den herabfallenden rotblonden Haarlocken, der langen weißen Nase,

Скачать книгу