Afghanistan Horsegirl. Norbert F. Schaaf

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Afghanistan Horsegirl - Norbert F. Schaaf

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Berechtigung bist du hier in diesem Land?“

      „Ich gehöre zu einer Hilfsorganisation, keine Regierungsorganisation.“

      „Wie kannst du das nachweisen?“

      Hermann knöpfte die linke Brusttasche seines Popelinhemdes auf und entnahm der integrierten Sicherheitstasche ein in durchsichtige Folie eingeschweißtes Plastikkärtchen. Er reichte es dem jungen Menschen, der es mit spitzen Fingern annahm und hin- und her drehend argwöhnisch betrachtete. Plötzlich hielt er inne und blaffte Hermann barsch an: „Nichtregierungsorganisation, he? Aber Ungläubigenorganisation, was, Christenorganisation, verfluchte!?“ Damit deutete er wild mit dem Zeigefinger pochend auf ein Kreuz im Kreis auf der Karte.

      „Aber nein“, entgegnete Hermann ruhig mit sanftem Lächeln, „das ist kein christliches Symbol, sondern stellt das Sonnenrad dar und ist uralt. Im Zusammenhang mit dem Sinnspruch bedeutete es auch: Wir stellen uns quer! Und zwar eben zu den Regierungsorganisationen. Und bringen Dinge ins Rollen wie die Brückeninstandsetzung. Hier, lies bitte selbst.“

      „Ich kann diese Buchstaben nicht lesen“, gab Aliz unwirsch zurück, obwohl er einigermaßen englisch sprach.

      „Auf der anderen Seite steht es in Paschtu“, sagte Hermann freundlich. „Dreh um.“

      Aliz drehte die Karte um und schaute verständnislos. „Hier sprechen wir Dari“, sagte er.

      Du kannst überhaupt nicht lesen, dachte Hermann und sagte: „Sieh dir die Stempel an.“

      „Was sind das für Stempel?“

      „Hast du sie noch nie gesehen?“

      Aliz schaute ihn fragend an.

      „Der deutsche Adler und die afghanische Moschee.“

      Aliz betastete den Prägestempel. „Natürlich habe ich diese Stempel schon gesehen“, sagte er herrisch. „Doch hier hast du gar nichts zu befehlen! Aber ich. Was hast du in deinem Rucksack?“

      „Proviant, Werkzeug, Sprengkapseln.“

      „Sprengstoff können wir brauchen“, sagte Aliz und reichte Hermann das Ausweiskärtchen zurück. „Ja, ja, für Sprengstoff haben wir Verwendung. Wie viel hast du uns mitgebracht?“

      Hermann öffnete seinen Rucksack und zeigte eine Handvoll Sprengkapseln vor. „Aber ich habe sie nicht für euch mitgebracht.“

      Aliz zog eine enttäuschte Miene. „Das ist Sprengstoff?“

      „Es sind Sprengkapseln. Sie funktionieren mit der Sprengmasse, die erst an Ort und Stelle angebracht wird.“

      „Von wem?“

      „Von einem von euch. Ihr seid gute Männer. Auch du bist ein guter Mann, wie ich gesehen habe.“

      „Wo willst du das gesehen haben?“ fragte Aliz misstrauisch.

      Hermann dachte an seine Beobachtungen bei dem Buskashi. „Als die amerikanischen Bomber kamen“, sagte er rasch.

      „Was habe ich da schon gemacht“, erwiderte Aliz. „Nichts Besonderes.“

      Der junge Mensch ist für Schmeicheleien nicht zugänglich, dachte Hermann. „Man sieht, dass du Erfahrungen hast“, sagte er trotzdem. „Und dass du ein Sohn der Steppe bist.“

      „Ja“, nickte Aliz und wechselte das Thema. „Was soll gesprengt werden?“

      „Felsen. Wenn nötig.“

      „Welche Felsen?“

      „Felsbrocken zum Beispiel, die vom Berg herabgestürzt sind und den Weg versperren.“

      „Welchen Weg?“

      „Irgendeinen Weg, den wir nehmen müssen, und der passierbar sein muss. Oder eine Schlucht.“

      „Das bestimmst nicht du, welcher Weg frei sein muss und welcher nicht. Wer hier lebt, muss sicher sein, dass nicht der Falsche einen Weg benutzt, der Verderben bringt. Wer hier lebt, lebt besser und vor allen Dingen länger, wenn nicht jeder Weg für jeden offen ist. Auf dem Weg, den der Schakal geht, kann der Wolf kommen.“ Eine melancholische Trotzigkeit lag in Aliz´ Stimme, seine großen Augen funkelten angriffslustig.

      Da musste jemand eine Niederlage verdauen und kompensieren, sich an irgendwem abreagieren, sich und frische Kräfte sammeln, um wieder zum Angriff überzugehen. „Wir werden uns darüber verständigen“, sagte Hermann, dem das nicht schlecht gefiel, „wenn es an der Zeit ist.“

      „Man muss wissen, wer Schakal ist und wer Wolf. Was bist du: Schakal oder Wolf?“

      „Der Wolf kann nur im Rudel jagen. Der Schakal findet allein seine Beute. Es kommt auf das Gelände an, ob man besser Wolf ist oder Schakal.“

      Schritte näherten sich aus dem Inneren der Höhle. „Es ist gut, Aliz“, sagte ein älterer Mann. „Lass ihn zufrieden. Das ist doch German. Der gehört zu uns. Hast du noch nie von German gehört?“

      Aliz schüttelte den Kopf.

      „Wir müssen jetzt gehen“, sagte der Mann und schritt voran hinaus aus dem Felsüberhang. Alle schlossen sich ihm an, zuletzt Haschem, Hermann und der junge Mensch, der den Weg nach hinten absicherte.

      3 Die Höhle

      Sie gingen den Höhenpfad am Rande der tiefen Schlucht entlang in nordwestliche Richtung. Haschem und Hermann schritten leichtfüßig voran, befreit von den Lasten der Stahlseilrolle und der Metallstangen. Leicht zu Mut war ihnen dennoch nicht, der Weg zurück zu dem Pick-up war ihnen versperrt, und sie wussten nicht, was sie nun erwartete. Der Weg wurde allmählich breiter und abschüssig und führte in einem Bogen in ein Tal, das im unteren Teil am Grund überraschend grünen Bewuchs aufwies. Sie erreichten eine Stelle, wo ein schmaler Wasserfall den Berg senkrecht herabstürzte, einen kleinen Teich bildete und als dünnes Rinnsal talwärts plätscherte. Es wurde kurz gerastet, um zu trinken. Nach der nächsten Wegbiegung öffnete sich das Tal ein wenig und machte Platz für Büsche und Bäume und eine Wiese, deren Gras an verschiedenen Stellen abgeweidet war. Spuren von grobstolligen Motorradreifen furchten den Boden, äußerlich getrocknete Pferdeäpfel lagen umher, und sich ausbreitende Fährten führten zu einer Tränke am Bach. Wo sind die Pferde tagsüber, fragte sich Hermann, und wie viele werden sie haben?

      Nach einer Weile war Pferdewiehern zu hören, lange bevor die Tiere zu sehen waren, eingepfercht in eine Seilhürde um die Stämme schlanker Nadelbäume, und sie wandten ihre Köpfe den herannahenden Männern zu. Eines der Pferde war Hermann nicht unbekannt: der Schecke des jungen Menschen, Aliz.

      „Schöne Pferde habt ihr“, sagte Hermann beflissen, „gute Pferde.“ Er wendete sich Aliz zu. „Dein Pferd ist auch darunter, nicht wahr, Aliz? Lass mich raten, welches es ist.“

      Aliz zuckte die Achseln, jedoch mit großen, wissbegierigen Augen.

      Ein rundes Dutzend Pferde befand sich im Pferch, mehrere Braune, zwei Graue, ein Schimmel, drei Rotfüchse, eine fahlgelbe Stute und ein kleiner, fahlgelber Hengst mit braunen Flecken. Die Tiere gingen im Schritt umher, mit beweglichen Ohren und aufmerksamen Augen. Hermann ließ seinen Blick über

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