Ein rabenschwarzer Tag. Arnulf Meyer-Piening

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Ein rabenschwarzer Tag - Arnulf Meyer-Piening

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style="font-size:15px;">      - Das Hotel liegt nur ein paar Schritte entfernt von hier. Ich kann Sie begleiten, wenn Sie wollen.

      - Sehr gerne, aber vielleicht trinken wir vorher noch ein Glas Wein miteinander. Nach dem Konzert habe ich immer eine trockene Kehle und das dringende Bedürfnis, ein Glas Wein zu trinken, ich stamme nämlich aus einer alten Winzerfamilie. Meine Eltern sind auch heute noch Weingärtner.

      - Das trifft sich gut. Dann schlage ich vor, wir gehen in den Schütting. In den Kellerräumen des ehrwürdigen Hauses der Bremer Kaufmannschaft gibt es einen gediegenen Club, in dem ich seit vielen Jahren Mitglied bin. Dort werden Sie zu dieser späten Stunde noch ein paar Honoratioren der Stadt treffen, was für Sie eines Tages von Vorteil sein könnte. Ich weiß ja nicht, welche Zukunftspläne Sie haben, und ob Sie bei uns in Bremen bleiben wollen.

      - Das hängt davon ab, ob ich hier weitere Engagements erhalte.

      - Dann kann es ja nicht schaden, wenn Sie die Herren kennenlernen. Wer weiß, vielleicht können die etwas für Sie tun.

      Er hatte den Schirm aufgespannt, denn der Regen hatte zugenommen. Sie hakte sich bei ihm ein. Es gefiel ihm, denn schon seit längerer Zeit hatte er das Gefühl der Nähe zu einer attraktiven Frau vermisst. Arm in Arm gingen sie die paar Schritte über den Marktplatz, grüßten den steinernen Roland vor dem alten Rathaus und überquerten den zu dieser späten Stunde fast menschenleeren Platz.

      Die Domuhr schlug zehn, als sie den Schütting erreichten. Sie stiegen die paar Stufen hinunter und betraten die gediegenen Clubräume des „ Club zu Bremen“. Ein paar bequeme Sessel standen locker gruppiert um kleine Tische, jeweils beleuchtet von einer massiven Stehlampe aus Messing mit echtem Schweinslederschirm. Aber um diese Zeit saßen dort nur wenige Gäste und lasen Zeitung oder Magazine. Es herrschte gedämpfte Stille in dem Gewölbe, wo der Teppich jedes störende Geräusch verschluckte.

      Kommissar Degenhardt und seine Begleiterin warfen nur einen flüchtigen Blick auf die Bilder an den Wänden und gingen in den Nebenraum mit Tischen zum Essen eingedeckt. Sie wurden vom Kellner begrüßt.

      - Herr Kommissar, wo möchten Sie sitzen?

      - Degenhardt wählte einen Platz in der Nähe der Skatrunde und erkundigte er sich bei seiner Begleiterin, ob ihr der Tisch recht sei.

      - Ja, alles prima, sagte sie. Entscheiden Sie, denn Sie sind hier zuhause.

      - Na, gut. Bevor wir uns setzen, würde ich Sie gerne mit den Herren der Skatrunde bekannt machen, vielleicht können Sie eines Tages den Rat unserer Honoratioren gebrauchen.

      - Schaden kann’s ja nicht.

      Sie gingen zu dem Tisch, an dem die Herren so in ihr Spiel vertieft waren, dass sie die neu angekommenen Gäste nicht wahrgenommen hatten.

      - Der Kommissar grüßte: Guten Abend die Herren, nur ungern störe ich Ihr Spiel, aber ich möchte Sie mit Frau Wohlgemuth bekannt machen, die heute dankenswerter Weise die Sopranpartie im Deutschen Requiem übernommen hat.

      Die Herren hatten ihr Spiel unterbrochen und sich von ihren Stühlen erhoben. Der Reihe nach reichte die Sängerin jedem die Hand zum Handkuss. Die Herren berührten sie kaum merklich und nur zart angedeutet mit den Lippen. Von alter Schule, eben.

      - Sehr erfreut, sagte Herr Schwarzer. Waren Sie mit Ihrem Debut in unserer Hansestadt zufrieden?

      - Ich habe die Atmosphäre in dem schönen Konzertsaal sehr genossen. Orchester und Dirigent harmonierten gut miteinander. Ein hervorragender Klangkörper. Das Publikum war sehr freundlich zu mir. Nach der Vorstellung wusste ich kaum wohin mit den vielen Blumen.

      - Wenn ich als Zuhörer hier mal mit meinem unmaßgeblichen Urteil einspringen darf, sagte Degenhardt: Frau Wohlgemuth war einfach hinreißend. Hätte es sich nicht um ein Requiem gehandelt, dann hätten die Begeisterungsstürme sicher auch jetzt noch kein Ende gefunden.

      - Sie übertreiben, Herr Kommissar, sagte sie mit bezauberndem Lächeln, so dass die Herren glaubten, die Sonne sei aufgegangen. Insgeheim fragten sie sich, welche Beziehung zwischen dem Kommissar und der strahlenden Schönheit an seiner Seite bestünde, obwohl niemand behaupten konnte, dass er ein typischer Frauenheld war. Wie dem auch sei, in jedem Fall empfanden sie die Nähe dieser Frau durchaus als angenehm, zumal sie die einzige Frau in dem Raum war.

      - Dann freuen wir uns umso mehr auf den morgigen Abend, da werden Sie uns unter Ihren Verehrern finden, sagte Herr Schwarzer, der offenbar der Wortführer in der Gruppe war.

      - Dann werde ich mir noch mehr Mühe geben, um sie zufriedenzustellen, aber jetzt will ich Sie nicht länger von ihrem Spiel abhalten.

      Damit zogen sie sich zurück, nahmen an ihrem Tisch Platz und bestellten eine Flasche Graacher Himmelreich.

      - Diesen Wein trinke ich besonders gern, sagte sie, der stammt nämlich aus meiner Heimat.

      - Ach, Sie stammen von der Mosel? Schon der Name des Weines passt zu Ihnen, beeilte sich Degenhardt zu sagen, und war froh, dass er zufällig den richtigen Wein gewählt hatte.

      Der Kellner Johann brachte den Wein, entkorkte die Flasche, roch vorsichtig an dem Korken, goss einen kleinen Schluck in das Römerglas und ließ den Kommissar probieren. Dieser ließ den Wein nach Kennerart leicht im Glas kreisen, roch daran, nickte: In Ordnung!

      - Möchten Sie etwas essen?

      - Nein, vielen Dank. Wir möchten nur den Abend mit einem Glas Wein ausklingen lassen.

      - Sehr wohl. Wünsche einen angenehmen Abend.

      Die beiden Gäste blickten sich in die Augen, ließen die Gläser klingen und fühlten sich wohl.

      - Ich hoffe, Sie sind mit der Wahl dieses Raumes einverstanden. Ich bin hier im Club schon seit vielen Jahren Mitglied.

      - Es ist hier sehr gemütlich, sagte sie.

      - Wenn Sie wollen, werde ich Ihnen die Herren am Skattisch vorstellen.

      - Gern.

      - Ich weiß nicht, wie weit Sie mit den Regeln des Skatspiels vertraut sind.

      - Eigentlich kenne ich das Spiel nur vom Hörensagen. In meiner Familie wurden keine Karten gespielt.

      - Ich habe nicht die Absicht, Sie in die Feinheiten des Skatspiels einzuweihen. Es ist ein geselliges Spiel, das eigentlich nur von der Atmosphäre lebt, aber es fordert Konzentration und Kombinationsvermögen. Und es macht großen Spaß. Sie sollten es selbst mal probieren, nur aus den eigenen Fehlern kann man lernen, und dann braucht man schon ein paar Jahre, um es richtig zu beherrschen.

      - Dazu wird es wohl nie kommen, denn mein Beruf lässt mir wenig Zeit für privates Vergnügen, aber ich schaue gern zu.

      - Also fangen wir mal mit dem Herrn an, der eben die Karten gegeben hat und sich nun entspannt zurücklehnt. Der ist bei dieser Runde der sogenannte Kiebitz, der bei diesem Spiel nur zuschaut (und gelegentlich den anderen in die Karten schaut), denn es gibt bei jedem Spiel nur drei Spieler. Wenn sie aber zu viert sind, dann spielt einer nicht mit und gibt die Karten. Beim nächsten Spiel folgt der nächste und so fort reihum.

      - Das geht immer so weiter?

      - Ja bis zum Ende des Skatabends, der sich über mehrere

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