Ein rabenschwarzer Tag. Arnulf Meyer-Piening

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Ein rabenschwarzer Tag - Arnulf Meyer-Piening

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an die Frau denken, die die letzten Stunden seine Begleiterin war. Das war wirklich ein herrliches Weib, bestimmt hätte Richard Wagner ihr zu Füßen gelegen und eine Arie extra für sie komponiert. Und er?

      Er hätte sie gern in den Arm genommen, aber das wäre für einen Kriminalkommissar in seiner Heimatstadt unpassend gewesen, vielleicht ein andermal, wenn sie sich besser kennengelernt hätten, so ging er die paar Schritte zu seinem Apartmenthaus, nahm den Fahrstuhl in den dritten Stock und streichelte seine Katze, die ihn kläglich miauend begrüßte. Nachdem er ihr etwas zum Fressen gegeben hatte, schnurrte sie behaglich auf seinem Schoß. Sie war die einzige, die auf ihn wartete, seitdem ihn seine Frau vor ein paar Jahren verlassen hatte. Vielleicht hätte er Silke fragen sollen, ob sie nicht am Wochenende zu ihm kommen wollte. Nein, das wäre zu aufdringlich gewesen. Außerdem würde er sie am nächsten Tag im Konzert sehen, dann könnte er sie ja immer noch fragen.

      Er nahm behutsam seine Katze und setzte sich auf den Balkon, denn es hatte aufgehört zu regnen. Sein Blick fiel auf die Altstadt, die von den Domtürmen sicher bewacht wurde. Er liebte diesen Blick auf seine Stadt, denn von hier aus hatte er alles im Griff, bildete er sich wenigstens ein. In der Stadt schien ihm alles still und wohlgeordnet zu sein. Kein Lärm, kein Streit, nur wenige Menschen auf der Straße, kein Hasten und Jagen. Nur von den Domtürmen hörte er zwölf Glockenschläge, die den neuen Tag einläuteten. Alles lag im tiefen Schlaf. Aber das täuschte. Einige Straßenbahnen fuhren über die Große Weserbrücke, vereinzelte Fußgänger schlenderten am gegenüberliegenden Tieferufer.

      Schließlich löste er sich von dem Anblick, ließ die Rollladen herunter und fiel todmüde ins Bett. Ein letzter Gedanke: Ob Silke jetzt auch an ihn dachte? Er wollte es gern glauben und schlief in dieser Zuversicht ein.

      Aber er hatte einen schrecklichen Traum, in dem jemand, den er nicht kannte, ermordet wurde. Er war erschossen worden. Man hatte seine Leiche in der Weser direkt vor seiner Wohnung gefunden. Er sprang aus dem Bett, blickte angestrengt aus dem Fenster, aber alles war in tiefer Ruhe gehüllt. Der Nieselregen hatte wieder eingesetzt. Die Uhr zeigte auf viertel nach sechs. Zu dieser Jahreszeit war es noch dunkel. So kehrte er wieder ins Bett zurück. Am liebsten wäre er den ganzen Tag im Haus geblieben und hätte die Sportschau gesehen. Das langweilige Zeug im Büro könnte auf ihn warten, wenn es nicht bis dahin ein anderer für ihn erledigt hätte.

      Der Tote im Swimmingpool

      Wie gewohnt, ging er pünktlich um neun Uhr in sein Büro im ersten Stock des historischen Polizeigebäudes, das einer trutzigen Festung glich. Gleichsam zur Abschreckung für Missetäter, aber das war ein fundamentaler Irrtum, denn das Böse ist immer und überall. Er erledigte die üblichen Routinearbeiten, soweit sie nicht zu kompliziert waren und weitere Recherchen erforderten. Lustlos blätterte er die alten Akten der unerledigten Fälle durch. Nichts Dringendes, was nicht bis Montag warten könnte.

      Er hatte noch nicht gefrühstückt, denn er hatte verschlafen, was ihm sonst nie passiert war. Der Traum ging ihm noch immer durch den Kopf. Vielleicht aber auch die Sängerin, die bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Er fühlte sich müde und erschöpft. Er bat seine Assistentin, Diana Michaelis, ihm einen Kaffee zu bringen, sie aber erwiderte, die Espresso-Maschine sei kaputt und außerdem gäbe es keinen Kaffee mehr. Sie müsse erst welchen besorgen, wenn genügend Geld in der Kaffeekasse sei. Also beschloss er, sich schräg gegenüber im Bäckerladen einen Kaffee zu bestellen und ein Croissant, das er besonders liebte, wenn es ein kleines Stück weit in den Kaffee getaucht worden war. Das Wasser lief ihm schon im Munde zusammen, als er nur daran dachte.

      Gerade in dem Augenblick, als er sich zum Gehen wandte und seinen Mantel übergezogen hatte, klingelte sein Telefon.

      - Hallo Martin, hier ist Silke.

      - Wie nett, das du anrufst, ich wollte gerade zum Bäcker gehen und einen Kaffee trinken.

      - Das kannst du doch hier bei mir im Hotel tun.

      - Hast du noch nicht gefrühstückt?

      - Nein, ich habe schlecht geschlafen und bin spät aufgestanden. Jetzt bin ich noch im Frühstücksraum. Wenn du gleich kommst, dann warte ich auf dich.

      Also machte er sich auf den Weg und ging die paar Schritte in die Böttcherstraße. Er fand die Sängerin im Frühstücksraum am Fenster sitzend, wo sie auf ihn gewartet hatte.

      Kurze Begrüßung, dann setzte er sich zu ihr an den kleinen Tisch am Fenster und bestellte sich eine Tasse Kaffee und ein Croissant.

      Sie erwähnte nur kurz den Abend mit den honorigen Skatspielern, versuchte die Namen zu rekapitulieren, was ihr nur annähernd gelang. Insbesondere Herrn Schwarzer hatte sie in lebhafter Erinnerung. Ich glaube, er hatte schlechte Laune, weil er verloren hatte, sagte sie. Da ist er lieber nach Hause gefahren, damit ihn seine Frau auf andere Gedanken bringt.

      Dann wandte sich ihr Gespräch auf den bevorstehenden Abend in der Glocke. Sie fragte ihn, ob er auch zum Konzert kommen werde. Er sagte, er werde versuchen, noch eine Eintrittskarte an der Abendkasse zu bekommen. Sie bot ihm eine Gästekarte an, die sie noch nicht anderweitig vergeben hatte Er nahm sie mit großer Freude an.

      In diesem Augenblick läutete sein Handy. Seine Assistentin informierte ihn, dass es einen Mordfall gegeben hätte, und er solle sofort ins Polizeirevier kommen. Warum immer ich? Das können doch andere für mich erledigen, murmelte er vor sich hin, denn ihm stand wirklich nicht der Sinn nach Aufklärung irgendeines x-beliebigen Mordfalls. Dennoch verabschiedete er sich pflichtbewusst wie er war, und wünschte Silke viel Erfolg beim Konzert.

      Wenige Minuten später war er in seinem Büro. Seine Assistentin erwartete ihn in heller Aufregung.

      - Gut, dass Sie da sind. Wir warten schon lange auf Sie.

      - Wo brennt es denn?, erkundigte er sich gelangweilt.

      - Wir haben vor einigen Minuten einen Anruf von einer Frau Reinhold erhalten. Sie gab sich als Sekretärin von Herrn Schwarzer aus und sagte, dass ihr Chef tot im Swimmingpool seines Hauses läge. Sie reichte ihm einen Zettel mit der Anschrift des Hauses in Oberneuland.

      - So ein Mist, sagte er schlecht gelaunt und bestellte seinem Wagen aus der Fahrbereitschaft.

      Wenige Minuten später war er auf dem Weg nach Oberneuland, fuhr die Schwachhauser Heerstraße entlang. Sein Navi zeigte ihm den Weg. Eine knappe halbe Stunde später hielt er vor dem Haus. Er läutete an dem Gartentor, es wurde sofort geöffnet. Offenbar wurde er erwartet. Er parkte seinen Wagen auf dem Vorplatz des gepflegten Anwesens.

      Eine gut gekleidete Frau - offensichtlich keine Putzfrau - öffnete ihm die Haustür und bat ihn einzutreten.

      - Ich bin Susanne Reinhold, Privatsekretärin von Herrn Schwarzer, oder zu mindestens war ich es noch bis gestern.

      Sie gingen auf die Terrasse und blickten auf den bis zum Rand mit Wasser gefüllten Pool, in dem ein Toter mit dem Gesicht nach unten an der Oberfläche trieb. Offensichtlich handelte es sich um den Hausherrn, weil er wie an dem Abend im Club gekleidet war. Schrecklicher Anblick. Eie Blutlache war auf dem Beckenrand zu sehen. Sie wandten sich ab und gingen ins Haus, denn es fröstelte sie bei dem Nieselregen und dem verstörenden Anblick.

      - Wir können jetzt hier nichts tun, wir müssen auf die "Spusi" warten, sagte Degenhardt.

      - Mir ist noch ganz schlecht von dem Anblick. Wenn ich bedenke, dass er gestern noch gelebt hat und mir Briefe diktiert hat. Und jetzt dies! Sie bedeckte ihre Augen mit beiden Händen

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