Ein rabenschwarzer Tag. Arnulf Meyer-Piening

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Ein rabenschwarzer Tag - Arnulf Meyer-Piening

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Also: Erzählen Sie bitte in allen Einzelheiten, wo und wann Sie ihn gefunden haben, sagte er, um sie zu beruhigen.

      - Er liegt jetzt noch immer so im Wasser, wie ich ihn gefunden habe, als ich heute Morgen kam.

      - Wann sind Sie gekommen?

      - So etwa gegen neun Uhr.

      - Was wollten Sie im Haus Ihres Chefs?

      - Ich hatte auf ihn vor meiner Wohnung erwartet, aber er kam nicht. Da habe ich ihn angerufen, aber er antwortete nicht. Da bin ich zu ihm gefahren.

      - Und dann haben Sie ihn dort im Wasser gefunden.

      - Ja. Vielleicht an etwas anderer Stelle, denn die Strömung der Umwälzpumpe hat ihn wohl etwas vertrieben. Ich habe mich nicht getraut, irgendetwas anzurühren, bis die Polizei eingetroffen ist. Niemand hat hier irgendetwas verändert.

      - Das haben Sie gut gemacht, sagte er.

      Der Kommissar telefonierte mit seinem Büro und orderte die Spurensicherung.

      Sie ließen die Leiche im Wasser treiben, gingen ins Haus und setzten sich in den Salon.

      - Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?

      - Vielen Dank, ich hatte gerade einen Becher getrunken, bevor ich zu Ihnen gefahren bin. Lieber wäre mir eine Tasse Tee, mein Magen verträgt nicht so viel Kaffee.

      Sie verließ den Raum. Er hörte sie in der Küche hantieren und blickte sich um: Schwere Sessel, antikes Mobiliar, ein Schreibsekretär, edle Teppiche mit exotischen Blumenmotiven. Landschaftsbilder im schweren goldenen Rahmen an den Wänden.

      Nach ein paar Minuten kehrte sie mit einem Silbertablett, einer Teekanne mit Rechaud aus Porzellan und zwei hauchdünnen Porzellantassen zurück.

      - Wie trinken Sie den Tee, mit Milch und Zucker?

      - Danke nur mit Zucker.

      Sie schlürften den Tee, weil er noch ziemlich heiß war.

      - Aufmerksam blickte der Kommissar sie an: Dann erzählen Sie bitte in allen Einzelheiten, wie und wann Sie den Toten gefunden haben.

      - Also, es war so: Normalerweise holt mich mein Chef um halb neun Uhr mit seinem Wagen vor meinem Haus in Horn ab, denn sein Weg zum Büro führt in der Nähe meiner Wohnung vorbei. Ich erwartete ihn wie üblich vor meiner Haustür. Er war immer sehr pünktlich. Nur heute Morgen nicht, da habe ich noch ein paar Minuten gewartet, bin wieder in meine Wohnung gegangen und habe ihn Zuhause angerufen. Er antwortete nicht. Dann habe ich es auf seinem Handy versucht, auch dort kam keine Antwort. Ich war sehr beunruhigt. Da habe ich mir ein Taxi bestellt und bin zu seinem Haus gefahren. Die Haustür war verschlossen, es brannte nirgends Licht. Ich bin dann ins Haus gegangen, aber es war niemand da.

      - Woher hatten Sie den Haustürschlüssel?

      - Er liegt immer unter der Blumenvase rechts vor der Haustür.

      - Woher wussten Sie das?

      - Ich war oft bei ihm, vor allem seitdem er von seiner Frau getrennt lebte.

      - Wann war das?

      - Vor etwa einem Jahr.

      - Waren Sie seine Geliebte oder Lebensabschnittsgefährtin, wie man das heute so nennt?

      - Ich war seine Sekretärin.

      - Sonst nichts?

      - Wir waren inoffiziell verlobt.

      - Wann wollten Sie heiraten?

      - Er hatte mir versprochen, mich zu heiraten, sobald seine Ehe geschieden sei.

      - Und das ist sie bisher noch nicht, wie ich vermute.

      - Ja, das stimmt.

      In diesem Augenblick hielt ein Polizeiwagen vor dem Grundstück. Ein paar Herren läuteten an dem Gartentor. Frau Reinhold öffnete das Tor, der Wagen fuhr die mit weißem Kies belegte Auffahrt bis vor die Haustür.

      - Ich kenne die Herren, sagte der Kommissar, es sind Beamte von der Spurensicherung.

      - Kurze Begrüßung: Meine Herren, treten Sie ein. Frau Reinhold wies ihnen den Weg zur Terrasse.

      - Ich denke, wir lassen die Herren ihre Arbeit machen, es sind Profis ihres Faches, sagte der Kommissar. Wir können ihnen nicht helfen, wahrscheinlich würden wir sie nur bei ihrer Arbeit stören. So setzten sie sich wieder in den Salon.

      - Erzählen Sie mal etwas von sich, woher Sie Herrn Schwarzer kennen und von Ihrer Arbeit. Was genau waren Ihre Aufgaben?

      - Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich habe Herrn Schwarzer vor etwa zwei Jahren in Hamburg kennengelernt, wo ich in einem Kabarett als Tänzerin arbeitete. Degenhardt zog die Augenbrauen hoch, was nicht unbemerkt blieb. Nein, nicht so, wie Sie vielleicht denken. Es war ein seriöses Lokal. Der Alsterpavillon. Nach der Vorstellung nahm ich mit meinen Kolleginnen noch einen Drink, wie wir es oft tun. Ich dachte, der große Herr mit den schwarzen Haaren würde auf mich warten, was er aber nicht tat.

      - Da waren Sie enttäuscht?

      - Ja, ein bisschen.

      - Und dann, wie ging es weiter?

      - Eines Tages sah ich den Herrn mit den schwarzen Haaren erneut unter den Zuschauern, er nickte mir wohlwollend zu. Das freute mich. Ich gab mir bei der Vorstellung große Mühe. Als ich die Bühne verließ, klatschte er besonders heftig. Das gefiel mir, denn schließlich sind wir Künstler auf den Applaus der Gäste angewiesen.

      - Keine Frage, und was geschah dann?

      - Nach der Vorstellung wartete er vor dem Lokal in einem Taxi mit einem kleinen Blumenstrauß in der Hand. Er fragte mich, ob er mich zu einem Drink einladen könne. Es schmeichelte mir, zumal er wirklich gut aussah, eine stattliche Erscheinung, wie man wohl sagt.

      - Ja, so sagt man. Und dann?

      - Er bat mich einzusteigen und fuhr zum Hotel Atlantik, wo er wohnte.

      - Wir haben in der Bar ein paar Glas Wein in getrunken. Dort war ich noch nie gewesen, hatte aber immer davon geträumt, in so einem feinen Schuppen mal aufzutreten oder vielleicht sogar zu übernachten. Aber das war damals vollkommen außerhalb meiner Möglichkeiten.

      - Dann haben Sie die Nacht bei ihm verbracht und mit ihm geschlafen?

      - Nicht die erste Nacht. Er hatte zu viel getrunken und schlief sofort ein.

      - Am nächsten Morgen haben wir reichlich gefrühstückt, und er lud mich nach Bremen ein. Er wollte mir seine Heimatstadt zeigen. Er meinte, er könne mir vielleicht ein Engagement im Astoria vermitteln. Das reizte mich.

      - Und, haben Sie das Engagement bekommen?

      - Nein. Sie hätten zu der Zeit keine freie Stelle, wurde mir gesagt. Ich war natürlich sehr enttäuscht und habe geweint. Er nahm mich in den Arm, tröstete mich und schlug mir vor, seine Sekretärin zu werden, dann bräuchte

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