Ein rabenschwarzer Tag. Arnulf Meyer-Piening

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Ein rabenschwarzer Tag - Arnulf Meyer-Piening

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       Hermann Schwarzer, Getreide Großhandel

       Klaus Nienhoff, Vorstand der Neptun-Werft

       Hinrich Roggmann, Teilhaber der Blume-Bank

       Anton Schulze, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

      - Ich weiß nicht, ob ich mir alle Namen so schnell merken kann. Die Herren sind ziemlich einheitlich gekleidet mit Anzug, weißem Hemd und Schlips. Sehr konservativ. Fast alle rauchen Zigarren, nur einer Zigaretten, fast alle trinken Wein, nur einer trinkt Bier. Kein großer Unterschied zwischen ihnen. Keine auffälligen Merkmale, die ich mir merken könnte. Nur der Herr mit dem dichten schwarzen Haar, der jetzt nicht mitspielt, überragt alle um einen Kopf.

      - Das ist Herr Schwarzer. Die anderen Herren nenne ich Ihnen später, wenn Sie wollen.

      - Diesen Namen werde ich mir wegen seiner schwarzen Haare leicht merken können, denn ich baue mir gerne eine Eselsbrücke. Aber ich werde die Herren morgen wahrscheinlich nicht mit Namen ansprechen können, wenn ich sie im Konzert treffe. Es ist mir immer so peinlich, wenn mich die Menschen mit meinem vollen Namen ansprechen und ich ihre Namen nicht weiß.

      - Das kann ich gut verstehen. Manchmal geht es mir auch so. Aber wenn Ihnen in der Runde jemand besonders auffällt und interessant vorkommt, dann fragen Sie mich. Aber vielleicht schauen Sie erst mal dem Spiel zu. Lassen Sie die Atmosphäre auf sich wirken. Sie werden merken, das Spiel wird sehr ernst genommen, und doch frotzeln sich die Herren gegenseitig. In dieser Runde nimmt keiner jemandem etwas übel. Sie kennen sich seit vielen Jahren.

      Die Herren hatten ihr Spiel wieder aufgenommen.

      - Klaus, du gibst, sagte Anton und reichte ihm die Karten.

      Klaus mischte lang und sorgfältig, denn er wollte, dass das Kartenglück nicht beeinträchtigt wird oder ihn jemand der Manipulation bezichtigte.

      - Neulich in Köln soll sich mal einer tot gemischt haben, sagte Anton.

      - Hab ich auch gehört.

      Mit großer Entschlossenheit knallte er die Karten vor seinem rechten Nachbarn auf den Tisch. Vorschriftsmäßig hob dieser die obersten paar Karten ab. Klaus verteilte sie auf die Spieler: Drei, vier drei und zum Schluss der Skat.

      Nach reiflicher Prüfung hatte jeder Spieler seine Karten nach Farben geordnet und auf ihren Spielwert geprüft.

      - Ich höre, sagte Anton und blickte seinen Mitspieler in die Augen, als ob nun das Unerhörte zur Sprache käme.

      - 18, 20, 2, 3, 4, 7, 30, sagte er.

      - Weg sagte Hinrich.

      - Wer bietet mehr?

      - Passe!

      Die Herren sogen noch einmal genüsslich an ihren Zigarren und bliesen den Rauch zur Decke. Herrmann beobachtete seine Mitspieler aufmerksam, als wolle er ihre Gedanken lesen, aber sie blickten ohne sichtbare Regung auf ihr Spiel. Er nahm noch einen Schluck Wein, um seine Sinne zu beflügeln oder sich zu entspannen und den Abend unter Freunden zu genießen.

      Klaus gewann sein Spiel haushoch.

      - Das Spiel hätte meine Oma auch gewonnen, sagte Hinrich.

      - Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.

      - Und das musst gerade du sagen.

      Hermann notierte das Ergebnis.

      Beim nächsten Spiel war er mit von der Partie und erhielt das Spiel bei 23.

      - Wie heißt denn dein schlechtes Spiel?, fragte Hinrich.

      - Null, sagte er mit Überzeugung. Die Schauspielkunst war ihm nicht fremd.

      - Contra, sagte Anton in der Annahme, dass Hermann sein Spiel verlieren würde, und die Minus-Punkte doppelt zählten, was auch geschah.

      - Ein kluger Bauherr baut zuerst den Keller, sagte er mit gleichmütigem Gesichtsausdruck. Gut Spiel kommt wieder!

      Weitere Spiele folgten in kurzer Zeit. Schließlich verlor Hermann noch weitere Spiele und addierte Gewinne und Verluste für jeden Spieler, machte einen dicken Strich unter die Rechnung, wobei er theatralisch sein überdimensionales Lineal bemühte. Zum Schluss stellte er den Spielstand zusammen und erhob sich.

      - Meine Freunde, für heute muss ich mich leider von euch verabschieden, denn ich habe noch eine Verabredung, bei der ich nicht zu spät kommen darf. Johann soll alles auf meine Rechnung setzen. Damit verließ den Raum durch den Hintereingang.

      Als die Skat-Brüder unter sich waren, begannen sie mit etwas gedämpfter Stimme das Resümee des Abends zu ziehen. Was sie allerdings nicht wussten oder beachteten, war, dass man am Nebentisch über eine Schallbrücke im Gewölbe fast jedes Wort mithören konnte.

      - Was Hermann wohl so eilig nach Hause drängt?, erkundigte sich Klaus. Seine Frau kann’s wohl nicht sein, die soll ihn nämlich vor einiger Zeit verlassen haben. Sie wohnt jetzt allein in seinem Sommerhaus in Worpswede.

      - Ach, deshalb habe ich sie schon so lange nicht mehr im Konzert gesehen.

      - Er scheint jetzt mit seiner Sekretärin enger verbandelt zu sein. Sie ist oft an seiner Seite zu sehen.

      - Das kann man ja auch verstehen, sie ist wirklich sehr attraktiv und seine Alte ist ein rechter Besen. Ich wundere mich, dass er sie so lange ertragen hat. Ich hätte sie schon viel früher verlassen. Es ist ja nicht nur, dass sie in den letzten Jahren so unmäßig auseinander gegangen ist, es ist viel mehr, dass sie so indiskret ist. Oft ist es mir richtig peinlich, wenn man hört, was sie so alles an Interna aus seinem beruflichen Umfeld ausplaudert.

      - Ich glaube, auch wir sollten jetzt gehen, sagte Frau Wohlgemuth, die alles mitgehört hatte. Kommissar Degenhardt bat um die Rechnung, zahlte und sie verließen das Lokal, ebenfalls durch den Hintereingang, denn der vordere Eingang war zu dieser späten Stunde bereits geschlossen.

      - Es ist jetzt kurz nach elf, sagte er. Ich bringe Sie noch die paar Schritte zu Ihrem Hotel, das hier gleich um die Ecke liegt. Sie hakte sich vertraulich bei ihm unter und sie gingen durch die Böttcherstraße. Am Hotel-Empfang verabschiedete er sich von ihr und wünschte ihr für den morgigen Konzertabend viel Erfolg.

      - Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.

      - Das würde mich freuen. Wie wäre es wenn wir uns Samstag zu einem Stadtbummel träfen?

      - Sehr gern.

      - Wenn Sie Lust haben, dann rufen Sie mich an. Hier ist meine Karte mit Telefonnummer im Büro und privat.

      - Vielen Dank für den anregenden Abend, Herr Kommissar.

      - Lassen Sie doch bitte diese förmliche Anrede und nennen sie mich einfach Martin.

      - Gern, dann bin ich Silke und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Backe. Bis morgen, ich freue mich.

      - Gute Nacht.

      Er ging die Böttcherstraße hinunter zur Martinistraße, überquerte die Weser über die große Weserbrücke und

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