Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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Eigenschaften diese ungewöhnliche Waffe besaß. Eine eigentlich sanfte Stimme war direkt in ihrem Gehirn erklungen und hatte sie als Meister begrüßt. Doch schon bald musste Machilla feststellen, dass die sanft und weich klingende Stimme glasharte Forderungen verbrämte. Das Schwert war als Waffe zum Kämpfen und zum Töten geschaffen worden, auch wenn sich in seiner „Seele“ eine Philosophie und ein Auftrag verbargen. Der weiße Hai war als Schwert des Westens geschaffen worden um die Idee der Neuerschaffung des gesamten menschlichen Lebens auf der Erde durchzusetzen. Sie, Machilla spielte dabei offenbar eine wichtige Rolle. Ihre von einem Mensch aus der fliegenden Stadt Ninive geschaffene Genstruktur sollte die mütterliche Basis der neuen Menschen bilden. Das war ihr von ihrem Schwert bereits anvertraut worden.

      Machilla hob die Klinge behutsam ein kleines Stück aus der Scheide und spürte sofort das eigenartige Kribbeln in ihrer rechten Hand, das ihr einen unmittelbar bevorstehenden Kontakt mit der Seele des Meerwolfes – so lautete der Name des Schwertes – ankündigte. Doch im Augenblick war sie nicht zu einem solchen Kontakt bereit. Sie löste ihre Finger vom Heft und ließ die Klinge in die Scheide zurück gleiten. Sie spürte allerdings, wie schwer es war, die Hand vom Heft des Schwertes zu lösen.

       „Ich muss mich in Geduld üben, meine Zeit ist noch nicht gekommen, dann musst auch du, mein schönes Schwert, noch geduldig sein.“

       „Oh, hattest du den Eindruck, ich sei ungeduldig? Das tut mir leid. Ich kann dir versichern, meine Geduld ist groß und ich kann warten. Immerhin warte ich schon seit dreieinhalb tausend Jahren. Allerdings solltest du nicht mit mir spielen. Entweder du lässt mir fortan meine Ruhe oder aber, wenn du mich ergreifst, dann ziehst du auch blank. In diesem Fall will ich – muss ich – aber auch Blut trinken und Seelen essen.“

       „Du sagst, wenn ich dich aus der Scheide ziehe, muss ich töten? Ich darf dich nicht zu Übungszwecken benutzen?“

      Die Stimme hatte plötzlich ihren gewohnt sanften und weichen Klang verloren. Es hörte sich fast verächtlich an, als die Antwort in Machillas Kopf ertönte:

       „Wer will denn schon mit einem Schwert meiner Art üben? Nur ein blutiger Anfänger benutzt sein Kampfschwert auch zu Übungszwecken. Und welcher Art könnten Übungen sein, was könnten solche Übungen taugen, wenn dein Schwert dabei ohne Nahrung bleiben muss? Bist du doch nicht die Meisterin, die ich erhofft habe? Hätte ich möglicherweise doch bei dem alten Mann bleiben sollen?“

      Ein unliebsamer Disput, auf den Machilla im Augenblick nicht eingestellt war. Deshalb verzichtete sie auf eine Antwort. Stattdessen legte sie das Schwert auf seinen künftigen Platz, dann trat sie nach vorne an den Rand der Plattform vor ihrer Grotte, richtete sich hoch auf, stellte sich auf die Zehenspitzen, breitete die Arme aus und stieß sich ab.

      Gleich einem riesigen Vogel stürzte sie in die blaugrün schimmernde Tiefe, den ganzen Körper gestreckt und gespannt, jeden Muskel kontrollierend sauste sie dem schwarzen Wasser der Höhle entgegen, nahm im letzten Moment die Arme nach vorne, dann tauchte sie ein in das salzige Nass des Atlantiks. Sie war aus großer Höhe hinunter gesprungen, so erreichte sie beinahe den Grund des Meeres, ehe sie sich wieder in die Waagerechte begab und mit schnellen Beinschlägen aus der Höhle hinaus ins offenen Meer schwamm.

      Sie fühlte sich wie eine Göttin des Meeres und sie schwamm hinaus und hinein…

      Hinaus aus der Höhle. Hinein in den gefräßigen Rachen des Todes.

      Seelendiebe

      Das Wesen, das vor dem Eingang ihrer Höhle lauerte, schien einem schrecklichen Alptraum entsprungen zu sein.

      Zunächst war da nur ein schwarzer Schatten. Ein riesiger schwarzer Schatten allerdings, dessen äußere Form in etwa einem gewaltigen Vogel mit weit ausgebreiteten Schwingen glich. Die Schwingen wuchsen aus einem relativ schlanken Körper, der in einen langen, schmalen und sehr biegsamen Schwanz endete, während am vorderen Ende ein nicht einmal übermäßig großer Kopf saß. Doch dieser Kopf schien eigentlich nur aus Maul zu bestehen und dieses Maul, bewehrt mit einem mörderischen Gebiss, war in diesem Moment weit aufgerissen und wartete darauf Machilla zu verschlingen.

      Der Schreck für Machilla in alle Glieder und lähmte für einen kurzen Augenblick alle ihre Bewegungen. Dadurch griffen die Gesetze der Trägheit der Masse. Ihr Körper behielt ohne lenkende Bewegungen Machillas die Richtung bei, die ihm vor dem Auftauchen des Schattens und des weit aufgerissenen Rachens gegeben worden war und trieb nun genau auf den rötlich schimmernden Abgrund hinter den fürchterlichen Zähnen zu, dessen Beute sie gleich werden sollte.

      Machilla war nicht in der Lage, etwas gegen ihren unmittelbar bevorstehenden Tod zu unternehmen, der Schock saß zu tief. Wirre Gedanken schossen durch ihr Gehirn. Sie fluchte erbittert in sich hinein, dass sie dumm und leichtsinnig genug gewesen war, ohne ihr Schwert und dazu auch noch ohne ihren primitiven Speer aus der Höhle zu schwimmen. Sie fragte sich, als ob das nun noch von Bedeutung wäre, was nun wohl mit dem wundervollen Schwert geschehen, ob die Klinge jemals wieder zu einem Meister zurück finden würde. Dann spürte sie eine eigenartige Energie auf ihrem Körper, es war als strömte das Wasser um sie herum schneller und trüge sie noch rasanter dem unvermeidlichen Ende entgegen. Sie wurde förmlich von dem bizarren Rachen vor ihr angesaugt und der Abstand zu den langen, spitzen Zähnen, die sie zerfetzen wollten, betrug nur noch wenige Körperlängen, als sich die Situation plötzlich erneut veränderte.

      Machilla hatte nicht mit Rettung gerechnet, sie nicht einmal erhofft, ganz zuletzt hätte sie die Rettung durch ein Lebewesen erwartet, dessen Artgenossen ihr so deutlich aus dem Weg gegangen waren, seit Machilla begonnen hatte im Meer zu leben.

      Vom Meeresgrund tauchte plötzlich und wie aus dem Nichts kommend ein gewaltiger Körper auf. Selbst der größte Hai, dem sie bislang begegnet war, kam diesem Wesen nicht annähernd gleich, was Größe und Kraft anbetraf. Der Rücken des Wesens war tief schwarz, eine mächtige Rückenflosse, zwei große seitliche Flossen und eine enorme Schwanzflosse ließen aus diesem Riesen einen unglaublich eleganten Schwimmer werden, die Flossen verliehen ihm eine unfassbare Geschwindigkeit und dazu eine atemberaubende Beweglichkeit und sein riesiges Maul stand dem eines der großen Haie in nichts nach, was die Gefährlichkeit betraf. Jetzt schoss dieser Leviathan des Meeres aus der Finsternis der Tiefe nach oben, zeigte seinen fast rein weißen Bauch und dann krachte die harte Spitze seiner Schnauze in Machillas Seite und katapultierte sie förmlich aus dem Sog hinaus, der sie in den Schlund des schwarzen Schattens zu ziehen drohte.

      Die Gefahr löste sich so schnell auf, wie sie aufgetaucht war.

      Mit einem Orca legt sich niemand an, der im Meer lebt und auch der schwarze Schatten hatte seine Lektion offenbar gelernt. Die großen Flügel begannen heftig zu schlagen und ein paar Atemzüge später war der Schatten im Grau des Ozeans verschwunden, als hätte er nie existiert.

      Machilla rieb sich ihre schmerzenden Rippen und starrte den riesigen Mörderwal verstört an.

       „Du hast mich gerettet? Warum? Du und deinesgleichen wollten doch nie etwas mit mir zu tun haben.“

      Sie rechnete nicht mit einer Antwort auf diese Frage, die sie sich doch eigentlich viel eher selbst gestellt hatte, umso größer war ihr Erstaunen als sie dennoch eine solche erhielt.

       „Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du hast noch eine Strecke Weges zurück zu legen, ehe du dich erfüllt hast. Deshalb habe ich dich vor der Seelendiebin beschützt.“

       „Seelendiebin? Dieser schwarze Schatten war ein lebendes Wesen, vor dem man beschützt werden kann?“

      

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