Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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hatten sie auch ihren Namen erhalten:

      Polskawölfe.

      Machilla erinnerte sich an Erzählungen am Hof zu Winchester in denen man von diesen Söldnern geredet hatte. Sie kamen weit aus dem Osten des Kontinents, aus dem Land Polonia oder – so nannten sie selbst ihr Land – aus Polska. Ein wildes Land, von dichten Wäldern überwuchert, erinnerte Machilla sich an Berichte und seine Bewohner waren gefürchtet ob ihrer Blutrünstigkeit und ihrer hemmungslosen Gier zu töten. Ebenso gefürchtet aber waren sie auch, weil sie einem uralten Glauben anhingen, der in seinen Grundzügen allerdings erstaunlich viele Ähnlichkeiten mit dem hatte, was Machilla im Auftrag ihres Meisters in Winchester verbreitet hatte.

      Ihr Gott war vor vielen Jahrtausenden von einem kriegerischen Volk an ein Holzkreuz genagelt worden, an dem er aber nur scheinbar gestorben war. Eine ziemlich verworrene Sache, doch, wie gesagt, in den Grundzügen recht nahe an dem, was sie die Botschaft Chrianos genannt hatte.

      Wie kamen Polskawölfe in einem Boot zu dieser einsamen Insel?

      Machilla wollte diese Frage möglichst bald beantwortet haben und dachte sich rasch etwas aus, wie sie unauffällig und ohne Verdacht zu erwecken in die Nähe dieser Männer gelangen konnte. Wer weiß, schoss es ihr durch den Kopf, vielleicht konnte sie an diesen Männern das Prinzip der Hypnose testen und sie zugleich zu Übungspartnern im Schwertkampf machen?

      Die sechs Männer im Boot waren die letzten Überlebenden einer starken Einheit, die von den Anglialbions an der Grenze zwischen Franca und Lusitania postiert gewesen war. Beinahe zehntausend kampferprobte und bergerfahrene Krieger waren sie gewesen und sie hatten sich in den Bergen und Wäldern der Pyrenas sehr wohl, fast wie zu Hause gefühlt. So lange, bis es plötzlich unter den Einheimischen zu knistern und zu brodeln begann. Aus Lisboa war ein Mann in die Berge gekommen, der sich als Bote der lusitanischen Königin Francisca ausweisen konnte und er hatte begonnen, die Bergbewohner aufzustacheln. Die Menschen der Pyrenas gehörten einem eigenen Volksstamm an, den Baskia und, obwohl eigentlich eher phlegmatisch und friedliebend, waren sie unter dem Einfluss aus Lisboa immer mürrischer, unduldsamer und aufsässiger geworden. Dann kam es zum offenen Aufstand und die Anglialbions unter den Anführern der Polskawölfe konnten nicht verstehen, wieso all die Hirten und Bergbauern plötzlich mit erstklassigen Schwertern und sehr weit reichenden Bogen ausgestattet waren, mit denen sie zudem hervorragend umzugehen wussten.

      Von der gesamten Polskagarnison war nicht viel mehr übrig geblieben als die sechs, die jetzt in einem Boot den Strand der Insel Jersey erreicht hatten.

      Ihr Anführer war ehemals auch der Anführer einer Hundertschaft gewesen. Die fünf anderen Männer hatten ebenfalls zu dieser Hundertschaft gehört. Er und seine Krieger waren auf einem vorgeschobenen Beobachtungsposten gewesen, als die Baskiarebellen plötzlich in großen Wellen von den Bergen herunter kamen und alles überrollten, was sich ihnen in den Weg stellen wollte. Er hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt als harten Krieger und gewieften Führer betrachtet, doch die Baskia hatten ihn eines Besseren belehrt. Sie kämpften nicht um des Kampfes willen oder um einen möglichst hohen Sold und einen ebenso großen Beuteanteil zu erhalten. Sie kämpften, weil ihnen bewusst geworden war, was die Anglialbions aus ihrem Land gemacht hatten und noch machen würden. Sie kämpften für ihr Leben, ihre Traditionen und Eigenarten und vor allem für die Zukunft ihrer Kinder.

      Gnadenlosere Gegner konnte man sich nicht vorstellen.

      Es war nicht allein ihre überlegene Bewaffnung und eine unerwartet hohe Disziplin im Kampf. Es war auch die Überraschung, dass diese zunächst so stoischen Menschen plötzlich mit wilder Wut und Leidenschaft zu kämpfen begannen. Einer Leidenschaft, die den Söldnern der Anglialbions die nackte Furcht den Rücken hoch kriechen ließ und dafür sorgte, dass sie unter dem Druck der Angriffswellen den Widerstand aufgaben und die Flucht ergriffen. Dummerweise erhielten sie wenig Gelegenheiten, sich ihrem Schicksal durch Flucht zu entziehen, denn die Baskia hatten Blut geleckt und kannten kein Erbarmen mehr. Anglialbion, Söldner, sie alle wurden bis ans Ufer des Meeres gehetzt und geschlagen, wo immer sie sich zu stellen wagten. Von der gesamten Besatzungsmacht der Anglialbion überlebten höchstens zehn Dutzend untergeordnete Krieger und kaum ein Anführer. Er war vielleicht der einzige Unteroffizier, der das Gemetzel überlebt hatte…

      Als der Kiel des Bootes den Ufersand kratzte und gleich darauf fest saß, sprang der Anführer – Tomasz – so wie es sich für einen guten Anführer gehörte, als erster aus dem Boot, zog es weiter auf den Strand und hielt es am Bugseil fest, während seine Männer ebenfalls ins knapp knietiefe Wasser sprangen und so den Landgang vollzogen.

      Sie waren immer noch Krieger, auch wenn sie die brutalste Schlappe hatten hinnehmen müssen, die sie sich vorstellen konnten. Ein knapper Befehl ihres Anführers genügte und die fünf Männer bildeten einen abwehrbereiten Halbkreis um den Landeplatz des Bootes herum. Tomasz sicherte das Boot mit dem Bugseil am Wurzelstock eines Pinienbusches ganz in der Nähe, dann begann er sich mit gezogenem Schwert landeinwärts zu bewegen.

      Weit musste er nicht gehen, um mit einer faustdicken Überraschung konfrontiert zu werden.

      Er schlich zwischen den etwas mehr als mannshohen Pinienbüschen hindurch und versuchte, auf jedes verräterische Geräusch, auf jeden unpassenden Geruch zu achten, um ja nicht von etwas Unangenehmem oder Gefährlichem überrascht zu werden. Er bog um einen großen Strauch und sah sich an einer kleinen Lichtung im dichten Gestrüpp und auf dieser Lichtung stand die schönste Frau, die ihm jemals über den Weg gelaufen war.

      Ihr unglaublich langes, goldenes Haar war aus der Stirn gestrichen und im Nacken zu einem strammen Knoten geschlungen worden, der zusätzlich noch von der gegerbten Haut einer Muräne gehalten wurde. Aus dem Knoten hing ein langer Schwanz der dicken Flechten hervor und war elegant und wie zufällig über die linke Schulter gelegt worden. Dadurch wurde der Blick zusätzlich auf den über dieser Schulter aufragenden Griff eines Schwertes gelenkt, das die Frau in einer Rückenscheide bei sich trug.

      Sie war groß für eine Frau. Groß und mit Muskeln bepackt wie eine Kriegerin. Ihre Haut war von der Sonne goldbraun gefärbt, was ihre jadegrünen Augen und die roten, weich geschwungenen Lippen noch besser zur Geltung brachte. Ihre Kleidung bestand aus einem eigenartig dünnen Material und war so knapp, so spärlich, dass weitaus mehr enthüllt wurde, als verborgen. Eigentlich war sie so gut wie nackt.

      Die Lippen des Polskakriegers verzogen sich zu einer gierigen, lüsternen Grimasse und er richtete sich aus seiner geduckten und vorsichtigen Haltung auf, um aufrecht und rasch auf die schöne Fremde zugehen zu können. Mit einer solchen Begegnung hatte er nicht gerechnet, doch diese Frau kam ihm gerade zupass um sein angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder ein wenig aufzupolieren.

      Tomasz hatte noch nicht die Hälfte der Distanz zwischen ihm und der Frau hinter sich gebracht, als ihm der eigenartige Blick der jadegrünen Augen bewusst wurde. Die Frau rührte sich nicht, sie fixierte ihn mit eindringlichen Blicken und dann war es auch schon um ihn geschehen. Plötzlich wurde sein ganzer Körper steif und kraftlos, sein Ich versank in einem wirbelnden Schlund, wurde von jadegrünen Seen aufgesogen, er taumelte ein wenig, stolperte auf die Frau zu, sank vor ihr auf die Knie und murmelte in seiner eigenartig kehligen Sprache ein paart unverständliche Worte.

      Machilla antwortete in der Sprache des Imperiums und aus ihrer eigentlich leisen Stimme klang eiserne Härte und ein mächtiger Wille.

       „Du wirst mit mir in dieser Sprache sprechen, verstanden. Und nun erkläre mir deine Unterwerfung noch einmal, aber diesmal richtig.“

       „Herrin, du hast mich gerufen. Hier bin ich, um dir zu dienen. Befiehl, damit ich gehorchen kann.“

      Um Machillas Mund spielte ein kleines Lächeln, das ihre Zufriedenheit widerspiegelte. Schon ihr erster Versuch war

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