Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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der Spitze seiner Suite ritt der Großkönig nun also zu einer unangekündigten Inspektion nach Sherwood Castle. Obwohl sich Britain und sein Wetter von seiner schlimmsten Seite zeigten, wurde Edward immer lockerer, immer aufgeräumter und zu guter Letzt sogar fröhlich, je mehr sie sich Sherwood Castle näherten.

      Der Großkönig wurde von seinen wichtigsten Höflingen begleitet, wobei die Wichtigkeit seiner Begleiter nichts mit dem Amt zu tun hatte, das diese Höflinge bekleideten. Sie waren vielmehr in allererster Linie als Speichellecker und Zuträger Edwards von Bedeutung, sie waren diejenigen, die scheinbar treu und fest zum Großkönig und seinen kontinentalen Eroberungsplänen standen. Dabei war es nicht von Bedeutung, dass die Mehrzahl der königlichen Anhänger noch von Edwards ehemaligen Gemahlin Machilla ausgesucht und protegiert worden waren. Sie stärkten ihm und seinen Plänen den Rücken und deshalb standen sie in seiner Gunst. Wie weit ihre Loyalität tatsächlich reichte, wollte der Großkönig gar nicht wissen.

       „Menschen und vor allem Höflinge sind wie die Steine eines Spieles. Man benutzt sie, man setzt sie zu seinem Vorteil ein und opfert sie schon auch mal aus strategischen Gründen einem Angriff des Feindes. Hast du jemals von einem Spielstein Loyalität verlangt?“

      So hatte es der Großkönig einmal seiner Tochter und Kanzlerin Chelida gegenüber formuliert, als sie darüber sprachen, nach welchen Kriterien er seinen Hofstaat ausgesucht hatte. Solange seine Anhänger die ihnen übertragenen Pflichten zur Förderung Edwards Ideen getreulich wahrnahmen, spielte es keine Rolle, ob sie darüber hinaus auch noch ihre eigenen Vorteile zogen und zu Gunsten eigener Interessen intrigierten. Nur wenn des Großkönigs Interessen hinter die jeweils privaten Aktivitäten gestellt wurden, wurde Edward ungehalten, ein Höfling, der sich so verhielt, bekam sehr rasch mit, wie treu Edward sich selbst und seinen Maximen sein konnte. Der Austausch ging dann schnell, reibungslos und endgültig vonstatten und die Besitztümer der ausgetauschten Höflings vielen der Krone zu. Bislang hatte nämlich noch kein Höfling seinen Austausch überlebt und die Familie eines solchen Delinquenten hatte ebenfalls nicht mehr viel Freude am Leben im Imperium.

      An der Spitze seines Hofstaates folgte der Kämmerer Rodeport dem Großkönig. Er war nach wie vor Edwards engster Vertrauter und Bettgefährte, er hatte die Finanzen des Großkönigs zu verwalten und hielt damit neben der Kanzlerin die entscheidende Schlüsselposition im Imperium besetzt. Rodeports Ehegattin, Mutter seiner vier anerkannten Kinder und Tochter des walisischen Königs war Miracala und sie war die Herrin über das Hofzeremoniell. Auch sie teilte - oftmals zusammen mit Rodeport - das Bett des Königs. Der alte Bengt Oleson stammte ursprünglich aus dem Reiche Dansk, allerdings konnte selbst er sich nicht mehr daran erinnern, wann er dieses Reich im Norden des Kontinents verlassen hatte. Bengt war der oberste Prälat und damit Herr über die – klein gewordene - Riege der Telepathen, die Edward noch zur Verfügung stand. Gunthari of Port war ein eleganter Reiter und Maskenkrieger aus dem Clan des Dachses und der Waffenmeister Edwards. Als bevorzugter Fechtpartner des Großkönigs wusste er mehr als jeder andere am Hof über die mentalen und körperlichen Stärken und Schwächen des Großkönigs Bescheid.

      Diese vier Menschen stellten den engsten Zirkel um den Großkönig dar. Nur wer ihre Protektion besaß, konnte bis in den zweiten Kreis aufsteigen, zu dem ein Dutzend – sieben Männer und fünf Frauen - gehörten, die im Grunde keine echte Funktion in der Verwaltung besaßen sondern sich als persönliche Berater des Imperators betrachten durften. Allerdings, wenn einer dieser Berater sich die Mühe gemacht hätte nachzurechnen, wie oft seine Ratschläge befolgt worden waren, wäre das Ergebnis meist niederschmetternd gewesen. Edward war ein Despot und befolgte letztendlich nur die Eingebungen eines einzigen Gehirns, nämlich seines eigenen. Er hielt sich das Dutzend Berater streng genommen nur aus dem Grund, weil er sich sonst einsam gefühlt hätte und weil er glaubte, der Großkönig eines Imperiums verbreite ohne einen solchen Beraterstab nicht genügend Glanz.

      Erschwerend kam noch hinzu, dass die Angehörigen dieser beiden Zirkel einen recht hohen Preis für ihre herausragende Stellung bezahlen mussten. Wo Edward hin ging, mussten auch sie hingehen und dieser Umstand behagte längst nicht allen Angehörigen der Zirkel. Aber wer gute Miene zum Spiel machte, brauchte sich nach einiger Zeit um seinen wirtschaftlichen Status keine Sorgen mehr zu machen.

      Es regnete in Strömen und die achtzehn Angehörigen der Suite folgten dem gutgelaunten Großkönig mit weit weniger Freude am Leben. Der Regen war eisig und die Tiere der königlichen Karawane – neunzehn Reitpferde, zehn Reservepferde und zehn Packtiere - stampften mit hängenden Köpfen durch den Schlamm der Straßen und Wege, die von Winchester aus nach Nordwesten führten, an den Rand des alten Forstes von Sherwood. Schneller als Schritt zu reiten wäre auf den schlammigen und schlüpfrigen Wegen ausgesprochen gefährlich gewesen für die Gesundheit von Mensch und Tier, da war es besser, das miserable Wetter in langsamem Tempo zu ertragen. Mensch und Tier hatten sich in die Situation gefügt, doch die Laune aller glich exakt dem Wetter.

      Nur der Großkönig hatte glänzend gute Laune. Er lachte manchmal scheinbar grundlos vor sich hin, er summte kleine Melodien oder versuchte seinen Begleitern witzige Unterhaltungen abzuringen. Doch er blieb der Einzige mit guter Laune und Lust auf Unterhaltung.

      Edwards gute Laune hatte einen ganz konkreten Grund.

      Vor wenigen Tagen war ein Bote aus Sherwood Castle am Hof zu Winchester aufgetaucht. Der Großkönig war von seinem Obrist Rigotal Shifford, einem Vetter des in Granada ums Leben gekommenen Thomas, in Kenntnis gesetzt worden, dass die Ausbildung der königlichen Assassinen in längstens sechs Monaten abgeschlossen sein würde. Dann konnte man die jungen Leute endlich hinaus schicken, damit sie ihren Auftrag ausführten. Rigotal Shifford bat den König doch gelegentlich zu einer Zwischenexaminierung nach Sherwood Castle zu kommen.

      Edward freute sich, denn sein geheimer Plan konnte also in wenigen Monaten gestartet werden. Er beschloss, Rigotal deswegen besonders zu loben und ihm auch eine entsprechende Belohnung zuwachsen zu lassen.

      Der Obrist Rigotal war mehr als doppelt so alt, wie es Thomas Shifford gewesen war und er war der Mentor dieses brutalen Eroberers und hemmungslosen Schlächters gewesen, der zuletzt in Almeria eine Schreckensherrschaft und in Granada grauenhaftesten Terror zelebriert hatte. Rigotal war es gewesen, der die Härte und Kompromisslosigkeit im Charakter des jungen Thomas erkannt und in langwieriger Kleinarbeit gefördert und zu Recht geschliffen hatte. Niemand im Imperium kam Rigotal gleich, wenn es darum ging, sich Terror, Repressalien und Todesarten auszudenken. Ebenso gab es im gesamten Imperium auch niemand, der mehr über die Gepflogenheiten an den wichtigsten Höfen des Kontinents wusste. Er war an allen Höfen gewesen, er hatte mit den Polska und den Bulgar verhandelt, er hatte sich in Potsdam und Wien aufgehalten und in der Burg zu Pest hatte er ebenso seine Spuren hinterlassen, wie in Zagreb, In Beograd und Laibach. Der König von Franca war sein Duzfreund und Saufkumpan gewesen und solange in Lisboa noch König Alfons geherrscht hatte, hatte Rigotal als einer von den am besten informierten Menschen im lusitanischen Königreich gegolten.

      Der ganze Zug tropfte vor Nässe, als sie am späten Nachmittag das Tor zur Burg von Sherwood erreicht hatten und aus Edwards guter Laune wäre um Haaresbreite einer seiner gefürchteten Zornausbrüche geworden, als der Offizier der Wache nicht sofort auf das königliche Wappen reagierte und sie einließ. Erst als Edward so nahe an das Guckloch im Tor ritt, dass der Offizier seine Gesichtszüge erkennen konnte, wurde eilends das Tor entriegelt und geöffnet. Als die königliche Suite dann endlich durch die etwa sechs Schritte dicke Mauer hindurch geritten war, empfing sie im Hof der Burg auch schon der Obrist Rigotal Shifford, den der Wachoffizier in aller Eile hatte verständigen lassen. Rigotal schaffte es mit der ihm eigenen Verbindlichkeit, den Wachoffizier vorerst aus der Schusslinie des Großkönigs zu bringen und als die ganze Reisegesellschaft dann abgesessen war und sich auf dem Weg in den Burgsaal befand, war der Unglückliche beinahe schon wieder vergessen.

      Obwohl Sherwood Castle eine sehr alte Burg war und von außen betrachtet alles andere als luxuriös aussah, herrschte im Inneren ein Luxus, den selbst der Palast zu Winchester nicht

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