Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

Скачать книгу

– ganz sicher – auch nicht zum letzten Mal, denn er würde wieder kommen, so sicher wie der nächste Regentag oder der nächste Mondwechsel. So lange wollte er seinem König in den Ohren liegen, bis dieser es leid war und nachgab. Zum Glück, so ging es Borasta durch den Kopf, als er des Königs Gemächer verließ, war er nicht allein in diesem mühsamen Kampf. Chelida unterstützte ihn nach Kräften und, seit die Kriegszüge des Königs in regelmäßigen Schlappen ihr Ende fanden, wechselten auch immer mehr Adlige und hochrangige Bürger die Seiten und schlossen sich der von Borasta und Chelida repräsentierten Friedensbewegung an. So bemühte der Druide sich darum, sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden, während er durch die langen, kalten Gänge des Schlosses lief, um zu den Räumen der Kanzlerin zu gelangen.

      König Edward hingegen atmete tief durch und war sichtlich erleichtert, als die Tür hinter Borasta ins Schloss fiel und er wieder allein in seinem Arbeitszimmer war. Er hasste diesen Menschen Borasta längst aus tiefster Seele. Früher, vor langer Zeit, waren sie beide beinahe so etwas wie Freunde gewesen. Borasta war nur wenig älter als König Edward und ihre Wege waren parallel verlaufen, seit Edward den Thron von Britain bestiegen und sich dann in relativ kurzer Zeit zum Großkönig der Völker von Anglialbion aufgeschwungen hatte. Borasta selbst war auch damals schon der oberste Druide und damit das geistige Oberhaupt der gälischen Bevölkerungsschichten im Reich Anglialbion gewesen. Somit war er auf Edwards Weg immer ein unverrückbarer Faktor gewesen. Ohne die Freundschaft Borastas ging wenig, wollte man etwas von den Gaeloch. Obwohl die irischen und scotischen Gaeloch einander wenig Freundschaft entgegen brachten und obwohl auch der walisische Bevölkerungsteil fast immer sein eigenes Süppchen kochte, wenn es galt, waren sie da. Allerdings galt es nur, wenn Borasta und seine Druiden die Hände im Spiel hatten, nur dann waren die Gaeloch bereit, sich aus ihrer, dem Großkönig gegenüber eher gleichgültigen Grundhaltung wegzubewegen. König Edward hatte dies besonders schmerzhaft und eindringlich erkennen müssen, als er Borasta dereinst in der Brücke von Ronda hatte festsetzen lassen. Weniger als ein halbes Dutzend Menschen in Anglialbion hatten gewusst, was mit Borasta geschehen war und die hatten geschwiegen wie die Gräber. Doch allein die Tatsache, dass die königlichen Steuereintreiber oder auch die Anwerber der königlichen Truppen ohne Empfehlung Borastas auftauchten, hatte dazu geführt, dass aus den gälischen Völkern weder Steuern in die Kasse flossen, noch neue Rekruten in den Heeresteilen zur Verfügung standen.

       „Eines Tages werde ich dich endgültig aus dem Weg räumen und wenn deine Gaeloch dann aufmüpfig werden, bekommen sie den königlichen Zorn in voller Härte zu spüren. Anglialbion ist ohnehin viel zu dicht bevölkert. Es würde nichts schaden, alle Gaeloch auszurotten.“

      Der Großkönig hatte diese Gedanken natürlich nicht laut ausgesprochen, aber dennoch hatte er die Überlegung schon des Öfteren angestellt und sie nahm unter dem Schirm, der seine Gedanken beschützte immer konkretere Formen an. Der Plan des Enthauptungsschlages galt nicht nur für Edwards kontinentale Gegner. Auch Borasta und die Elite seiner Druiden waren in dieser Planung enthalten. Allerdings erst in einer zweiten Liste, die außer Edward selbst nur noch sein Kämmerer und Bettgefährte Rodeport kannte.

      König Edward schüttelte die Gedanken an Borasta und seine ständige Widerspenstigkeit ab, stattdessen klingelte er nach seinem Kammerdiener und befahl, die königliche Suite zu einem Inspektionsritt nach Sherwood Castle in Bereitschaft zu bringen.

      Wann immer der Großkönig den täglichen Verdruss und die Staatsgeschäfte satt hatte, ritt er an der Themse entlang nach Norden, nach Sherwood Castle. Eine kleine, absolut unbedeutende Festung, um diese herum eine ebenso winzige und unbedeutende Ansiedlung von Bauern und doch war Sherwood Castle von herausragender Bedeutung in Edwards Plänen.

      Sherwood

      Die Burg von Sherwood war schon alt gewesen, als der Rest der Welt noch jung war. Im Dunst der Vergangenheit, zu Zeiten des legendären Königs Richard Löwenherz war die Burg am Rande des damals angeblich riesigen und undurchdringlichen Sherwood Forrests gelegen und eher ein Heim für lichtscheues Gesindel, für Wegelagerer, Erpresser, Mordbrenner und andere mehr gewesen, denn eine Burg des Königreiches. Im Laufe der Jahrhunderte war sie bis auf die Grundmauern zerfallen, bis einer von König Edwards Vorfahren, der Britainenkönig Alfred, aus einer Laune heraus die Burg vor etwas mehr als dreitausend Jahren wieder hatte aufbauen lassen und dann eine Kaderschmiede in ihr einrichtete. Die Offiziere seines stehenden Heeres waren in Sherwood Castle gedrillt worden, ehe sie zu den Truppen stießen. Sherwood Castle war auch der Geburtsort der Tiermaskenkrieger und die Orden Wolf, Bär, Dachs, Luchs und Reiher hielten immer noch ihre Jahresfeiern in Sherwood Castle ab.

      Sherwood Castle war schon seit langer Zeit einer von wenigen Standorten im weitgehend abgeholzten Reich Britain, an welchem noch Bäume wuchsen und es noch so etwas wie den Rest eines Waldes gab. Seit Edwards Amtsantritt aber war aus Sherwood der einzige Platz im gesamten Imperium Anglialbion geworden, den man noch als Waldbestand bezeichnen konnte. Den ständigen Quengeleien Borastas und – fast noch mehr – Chelidas Rechnung tragend, hatte der Großkönig erlassen, dass dieser letzte Wald des Imperiums ein Bannwald werde, in dem weder ein Baum gefällt noch Büsche gerodet werden durften. Der Bevölkerung an seinen Säumen war es gar bei Todesstrafe verboten, den Wald zu betreten.

      In Sherwood Castle wuchs die letzte Hoffnung Edwards auf ein, den Kontinent einschließendes Imperium heran.

      Er hatte noch während der iberischen Kriege angeordnet, dass etwas mehr als hundert junge Kriegerinnen und Krieger, ausschließlich britannischer Herkunft und aus besten und loyalsten Familien rekrutiert wurden und nun in Sherwood Castle von erfahrenen Offizieren, Veteranen der kontinentalen Feldzüge und Eroberungen eine Ausbildung erhielten. Offiziell wurden in Sherwood Castle also nach wie vor Führungseliten für das imperiale Heer geschult, doch in Wirklichkeit entstand dort das Schwert, das – so hatte es der Großkönig einmal formuliert – der vielköpfigen Hydra der kontinentalen Herrscherhäuser mit einem gewaltigen Schlag alle Köpfe nehmen sollte.

      Edward war stolz auf seine Idee und wie sie von den Veteranen umgesetzt wurde. Was sie aus den jungen Britain gemacht hatten und noch machten, entsprach ganz exakt den Vorgaben des Großkönigs. Diese jungen Kriegerinnen und Krieger wurden auf die unumstößliche Treue zu ihrem Großkönig getrimmt und waren ihm auch als alleinigem Oberbefehlshaber direkt unterstellt. Zwischen Edward und den Ausbildern gab es keine Zwischeninstanzen. Sie berichteten nur dem Großkönig und nahmen – wie eine Leibgarde – ausschließlich vom Großkönig Befehle entgegen.

      So entstand also eine weitere Kriegerelite im Königreich Britain und erhielt in Sherwood Castle eine vielfältige und ausgesprochen konsequente Ausbildung, die weit mehr umfasste, als die gewöhnliche Ausbildung eines Maskenkriegers.

      Die Ausbildung an den Waffen war natürlich enthalten, doch sie stellte nur das Fundament des gesamten Drills dar. Höfisches Benehmen, diplomatische Schulung und Sprachen gehörten genauso zum Programm, wie die Kunst des waffenlosen Tötens und – als Sahnehäubchen oben drauf – der Umgang mit den unterschiedlichsten Giften und deren Herstellung. Und natürlich waren die Schüler alle mehr oder weniger begabte Adepten der Telepathie. Nur mit Hilfe der Telepathie war es möglich, die Maßnahmen an den einzelnen Höfen so zu koordinieren, dass alle Staatsoberhäupter, alle Könige, Fürsten und sonstigen Anführer auf dem Kontinent in genau demselben Augenblick getötet wurden.

      Edward hatte nie vorgehabt, seinen Enthauptungsschlag offen und in Form einer militärischen Operation durchzuführen. Sein Plan sah vor, die Entmachtung der Gegner mit den Mitteln des Terrors und des heimtückischen Anschlags durchzuführen und genau dazu wurden die Kriegerinnen und Krieger in Sherwood Castle ausgebildet. Aber mehr noch, denn jedes einzelne Mitglied dieser Truppe war in der Lage, sofort nach dem gelungenen Anschlag in die Rolle des jeweiligen Regenten, des königlichen Statthalters zu schlüpfen und die Führung über das Land, die Region, die Ansiedlung zu übernehmen, in dem seine Waffen gerade eben zugeschlagen hatten. Edward ließ eine Hundertschaft

Скачать книгу