Shandra el Guerrero. Rudolf Jedele

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Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele

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sie alle waren angeblich nicht mehr in der Lage, mehr als einen verschwindend geringen Beitrag an die königlichen Kasse abzuführen, weil sie selbst kaum mehr Einkünfte hatten. Die einzigen Informanten, die den König von der echten Realität unterrichteten, waren Borasta und Chelida.

      Edward war aber nicht bereit, die Wahrheit zu akzeptieren. Er wollte glauben, dass er ein Volk von Rebellen und Aufständlern führte, das seinen Vertretern im Land ihm das Leben derart schwer machten. Er wollte glauben, dass es nur zwei Alternativen für das Imperium gab. Entweder musste er Krieg gegen sein eigenes Volk führen, um die Steuerdisziplin wieder herzustellen, oder aber er war gezwungen weitere Kriege auf dem Kontinent zu führen und auf diesem Weg wieder zu Einnahmen zu kommen.

      Edward aber wollte nichts anderes, als dieser zweiten Alternative zu folgen. Er sah den immer wieder von Borasta und Chelida vorgeschlagenen Weg der inneren Erneuerung als nicht gangbaren Weg an, als Sackgasse, als untauglichen Versuch, ihn von weiteren Eroberungen abzuhalten. Also ließ er kompromisslos alle Schiffe beschlagnahmen, auch die aller Kaufleute und Händler, die einen der Häfen des Imperiums anliefen. Dabei spielte es keine Rolle, woher die Eigentümer der Schiffe stammten. Imperiumsschiffe wurden genauso kassiert, wie die Schiffe aus fremden Ländern. Auch die Größe der Schiffe spielte keine Rolle mehr. Ob einen dreimastigen Schoner oder eine kleine Barkasse, Edward hatte für jede Nussschale eine Verwendung:

      Gewaltsam requirierte Krieger des Imperiums auf den Kontinent zu bringen, um dort Eroberungen und Raubzüge durchzuführen.

      Eroberungen wurden immer schwieriger und zu guter Letzt sogar völlig unmöglich, denn Edward mangelte es seit den iberischen Kriegen und den dortigen, katastrophalen Niederlagen an allem, was die frühere Überlegenheit der imperialen Heere ausgemacht hatte.

      Seine Seeleute waren schlecht ausgebildet und nur mit viel Glück in der Lage, ein Schiff über das raue Wasser des Kanals zum Festland zu bringen. Er hatte mit seiner Flotte in Malaga nicht nur die mehr als zwölf Dutzend großen Schiffe verloren, sondern praktisch auch alle fähigen Navigatoren und Kapitäne.

      Es gab kaum mehr Prälaten und – nicht weniger schlimm – die wenigen Gehirnverbieger, die er seinen Heeren noch mitgeben konnte, stießen bei den kontinentalen Verteidigern immer häufiger auf gleichwertige und sogar besser geschulte Adepten, so dass sich die Kämpfe immer mehr auf die reine Ebene der physischen Gewalt reduzierte. Ohne Pikten, Bulgar, Polska und Mauren aber waren die imperialen Truppen auch in diesen Bereichen den Festlandtruppen unterlegen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der König seinen Kriegern kaum einen Sold bezahlen konnte, ohne zuvor Beute gemacht zu haben und wenn etwas erbeutet worden war, verschwand es viel schneller in den Taschen der Adligen und Offiziere, als die wenigen, dem Großkönig noch loyalen Hofbeamten Ansprüche geltend machen konnten. Truppen aber, die nicht einmal so viel Sold erhalten, dass sie ihre Ausrüstung instand halten können, sind selten übermäßig treu und schon gar nicht außer der Reihe tapfer.

      So entwickelte sich in weniger als drei Jahren etwas, das schon in längst vergangenen Zeiten den Umgang des Kontinents mit dem Inselimperium Anglialbion geprägt hatte. Aus Kriegen und Eroberungen wurden letztlich Raubüberfälle. Dies wiederum führte aber dazu, dass die Überfallenen sich schon bald nicht mehr um Kriegsrecht und um damit verbundene Gepflogenheiten kümmerten.

      Die Krieger des Imperiums wurden behandelt wie das, was sie ja letztlich auch waren, wie Banditen. Ein Krieger der auf dem Festland gefasst wurde, hatte nichts anderes als den Tod durch den Strang zu erwarten. Ohne Gerichtsverhandlung, ohne Einspruchsmöglichkeit und ohne Gnade.

      Eigentlich wäre es schon am Ende des zweiten Jahrs nach der Schlacht von Granada sinnvoll gewesen, wenn eine kontinentale Armee den Kanal überquert und Anglialbion dem Erdboden gleich gemacht hätte. Doch dazu kam es nicht, dazu war der Respekt vor den Prälaten und den Tiermaskenkriegern auf dem Kontinent offenbar immer noch zu groß. Alle Regionen, alle Souveräne, alle Länder waren sich einig, dass es richtiger war, dem Imperium weiter Friedensangebote zu machen und Handelsabkommen anzubieten.

      Unter dem Eindruck dieser Situation entstand in Edwards Gehirn ein Plan, den er schon bald genauso fanatisch pflegte und verfolgte, wie er zuvor seine angeblich göttliche Sendung gepflegt und verfolgt hatte.

      Edward plante den Königszug.

      Er hatte vor, einen so genannten Enthauptungsschlag durchzuführen und ließ dazu eine Hundertschaft handverlesener Krieger ausbilden. In einer einzigen, präzise koordinierten und durchgeführten Aktion sollten sämtliche Führer auf dem Kontinent abgeschlachtet werden, danach konnte man die Kriege und Eroberungen mit neuem Schwung fortführen.

      Edward hatte eigenhändig eine Rangliste für diese Aktion erstellt und an oberster Stelle dieser Liste stand der Name Shandra el Guerrero.

      Immer wenn Borasta ihm mit seinen idiotischen Reformvorschlägen zu heftig in den Ohren lag, zog er diese Liste hervor, präsentierte sie dem Druiden und verlangte dessen militärische Beurteilung des gesamten Planes. Aber genau so, wie Edwards Verhalten einem immer gleichen Muster folgte, so glichen sich Borastas Antworten auch in jeder dieser Auseinandersetzungen.

       „Ich verstehe nicht mein König, weshalb du diesem Shandra el Guerrero eine solch eminente Bedeutung beimisst. Ich verstehe deine Rachegefühle, ohne jeden Zweifel. Aber einem Großkönig wie dir kommt es nicht zu, einem politischen Gegner gegenüber Rachegedanken zu hegen. Ein Großkönig muss über den Rand seines eigenen Suppentellers hinaus und das große Ganze sehen können.“

       „Und das meinst du, kann ich nicht?“

       „Ich bin mir ganz sicher, dass du es könntest, wenn du nur wolltest. Doch du bist verbohrt und stur und willst das Offenkundige nicht sehen. Dieser Shandra ist völlig bedeutungslos geworden, seit die Kämpfe zu Ende sind. Er mag ein kluger Stratege gewesen sein und ein wackerer Kämpfer, aber ein Politiker ist er offenkundig nicht. Also vergiss ihn einfach. Du musst deine Augenmerk auf den Grafen von Malaga richten, auf die Herzogin von Antequera und die Gräfin von Granada. Die Königin von Lusitania ist von Bedeutung und König Ferdinand von Franca. Michael Vanderlek solltest du niemals aus dem Kalkül lassen. Aber Shandra el Guerrero? Er ist ein Nichts geworden.“

       „Er ist nach wie vor die Seele des Widerstandes gegen mich!“

       „Wie oft mein König, muss ich das noch sagen? Es wird keine Herrschaft Anglialbions über auch nur einen Quadratfuß kontinentalen Bodens geben. Es ist dir nicht bestimmt, über Länder auf dem Festland zu herrschen. Du kannst mit diesen Leuten nur friedlich zusammenarbeiten und dann spielt eine Seele des Widerstandes nicht die geringste Rolle. Gegen wen oder was sollen die Menschen sich erheben, wenn es keine Invasion gibt?“

      Der König starrte verdrossen vor sich hin und verzichtete auf eine Antwort. Es gab ja auch kein Argument, das man Borastas Worten entgegen setzen konnte, denn streng genommen hatte er Recht. Er war auch ganz und gar nicht allein mit seinem Standpunkt, bis hin zur Kanzlerin gab es eine Menge Leute, die diesem Standpunkt ebenfalls anhingen. Nur etwa ein Dutzend hochrangiger Adliger waren noch auf seiner, Edwards Linie und planten zusammen mit dem Großkönig weiterhin kontinentale Eroberungen.

      Edward starrte Borasta mit wütender Sturheit an und dieser starrte mit nicht geringerem gälischem Trotz zurück. Wie so oft waren sie an diesem Punkt angelangt, da jegliche Basis zu einer Fortsetzung der Diskussion unmöglich geworden war und sie beide wussten das.

       „Geh jetzt, Druide. Verlasse meine Gemächer und lass mich meine Arbeit machen. Geh in dich, denke über deine Loyalität zu deinem Großkönig nach und wenn du festgestellt hast, dass du Fehler gemacht hast, darfst du wiederkommen und ich werde dir wieder meine wertvolle Zeit zur Verfügung stellen. Jetzt aber geh. Hinaus mit dir!“

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