SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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dem Wesen das Genick. Schon sprang er dem Gargoyle entgegen, aber hatte die Striege in seinem Rücken nicht vergessen. Er nutzte den Schwung, trat den Gargoyle in die Monstermenge und flog schon der Striege entgegen, die seine Fäuste ein weiteres Mal zu spüren bekam.

      Der Hexer dachte nicht mehr – er reagierte und agierte nur noch, so wie es ihm gelehrt worden war. Eine Kampfmaschine in Perfektion.

      Weitere Ungeheuer lösten sich aus dem Kreis und griffen den Hexer an. Er schlug viele beim ersten Ansturm nieder. Fiel ein Untier, ersetzten zwei weitere ihren Platz.

      Dieser Kampf währte ewig – so schien es. Bis ein Dutzend Ungetüme auf einmal angriffen und sich auf den weißhaarigen Hexer warfen und ihn unter sich begruben.

      Dies ist nicht möglich, dachte Geralt, dies alles hier ist total absurd! Die stinkenden Fleischberge auf ihm raubten ihm die Sicht, das Atmen, selbst die kleinste Bewegung war unter dieser wimmelnden, sich selbst behindernden Masse nicht mehr möglich.

      Da drang ein ferner Ruf an sein inneres Ohr: „Geralt von Riva, erkenne!“

      Und da erkannte er es. Er steckte in einem irrwitzigen Albtraum fest! Und nicht länger Spielfigur eines aus seiner tiefsten Vergangenheit heraufbeschworenen toten Wesens, stärkte ihn diese Erkenntnis zur absoluten Gegenwehr.

      Aber es reichte nicht aus, einfach aufwachen zu wollen, er musste auch daraus erwachen. Und dazu musste er Herr über diese Situation werden.

      Unerwartet stob der Ungeheuer-Fleischberg auseinander. Seine einzelnen keifenden Monster flogen wie explodierte Teile durch die Luft und lösten sich in Nichts auf.

      „Es ist genug!“ brüllte Geralt und knurrte noch finsterer als die um ihn erstarrten Ungeheuer. „Genug! Ich hab keine Lust mehr zu diesem Spiel. Verschwindet!“ Und um sein letztes Wort zu unterstreichen, machte er dazu die passende Handbewegung unter der die Striegen, Kikimoras, Ungetüme, Höllenhunde und Ghule, unter der die Golems, Bruxas, Geister und verfluchte Könige sich in schwarzen Rauch auflösten. Sehr theatralisch, aber wirkungsvoll.

      Nur eine ängstlich blickende Person blieb außer dem Hexer auf der Lichtung zurück: der Vagabund Ulf Varen. Geralt packte ihn an der Gurgel.

      3

      Die ältere, weißhaarige Elfenfrau Cyonil Tir’Duinn hatte die Wunde des Hexer mit ihrer uralten Elfenmagie behandelt. Sie war sofort zu dem Verwundeten geeilt, als sie erfuhr, dass es sich dabei um den Hexer Geralt von Riva handelte. Nur seinetwegen, nicht aus falscher Loyalität eines Kaufmannselfen wegen, war sie nach Filderstedt geritten. Jeder – ob nun Ayden oder Telda Samhradh, ob nun Zwerg Trölt Wolfschädel oder die junge Heilerin Eileal Fitheach – hatten bisher nur vermutet, um wen es sich bei dem weißhaarigen Kämpfer handeln musste. Das eilige Handeln der weisen Elfenmeisterin aber bestätigte sie ihn ihrer Vermutung, denn Cyonil Tir’Duinn war dem Hexer persönlich schon einige Male begegnet.

      Sie hatte sofort erkannt, dass der Mann im Bann eines Alpwesens gefangen war, darum handelte sie schnell und effektiv. Indem sie die Wunde mit Magie weitgehend heilte und das Fieber senkte. Schließlich drang sie in seinen Geist ein und schickte ihm eine kurze Botschaft – „Geralt von Riva, erkenne!“ Dann wartete die Elfenmeisterin geduldig an seinem Bett.

      „Was ist mit ihm, edle Herrin?“ fragte Eileal Fitheach, als Geralt zwar von Schmerz und Fieber befreit, aber nicht erwachen wollte.

      „Still!“ winkte die weise Elfin ab. „Warte!“

      Der Verband war fort, die Schulterwunde mit dickem Schorf verschlossen. Die kräftige, vernarbte Brust hob und senkte sich ruhig im flachen Rhythmus der Atmung. Sein weißes, langes Haar lag feucht-strähnig über das Daunenkissen gebreitet. Das markant-hübsche Gesicht blieb bewegungslos – die blassrote Narbe über der linken Gesichtsseite zuckte leicht unter den rollenden Bewegungen der geschlossenen Augen. Geralt von Riva war ein ansehnlicher Mann, der in seinem Leben schon viel erlitten hatte.

      Geralts rechte Hand fasste plötzlich in die Luft über seine Brust, als griff er dort nach jemanden und er schlug die gelben Augen mit den geschlitzten Pupillen auf.

      Erschrocken über die Plötzlichkeit wich die junge Eileal zurück. Cyonil blieb ungerührt am Bett sitzen.

      Dass was Geralt unsichtbar umgriffen hielt manifestierte sich langsam mit knisternden Funken. Das gnomhafte, dunkelhäutige Wesen zappelte im eisernen Griff des Hexers und wimmerte erbärmlich. Der Alp war nicht viel größer als ein Kleinkind von vielleicht fünf Jahren. Ohne loszulassen, richtete sich Geralt im Bett auf und schaute sich das Wesen genau an.

      „Was haben wir denn da?“ Ein wohlgenährtes Bäuchlein verunstaltete die asketischen Proportionen des schwarzhäutigen Alps.

      „Gnade, edler Herr!“ wimmerte dieser und fiel zu einem Häuflein Elend zusammen. „Habt Erbarmen!“

      „Du hast dir den falschen dazu ausgesucht“, knurrte Geralt.

      Da legte Cyonil Tir’Duinn ihre zarte Hand auf den kräftigen Arm des Hexers. „Lass ihn gehen, Geralt. Es gibt nicht mehr viele seiner Art.“

      „Er hat –“ stockte der Hexer. „Er ist...“

      „...eigentlich sehr harmlos und erbärmlich. Lass ihn gehen.“

      Geralt sah in das sanft lächelnde Gesicht der alten Elfin. Ihre hellen Augen hatten die Farbe eines weiten Horizonts und ihre zarten Gesichtszüge waren von zeitloser Schönheit. Das dünne, weiße Haar wurde von einem Silberreif gehalten, den ein grüner Smaragd auf der makellosen Stirn zierte. Ihre Berührung war wie der Flügelschlag eines Schmetterlings und ihre Bitte ein zärtlicher Befehl. Der Hexer öffnete seinen Griff.

      Kaum frei verschwand der Alp. Er löste sich einfach auf, kehrte in die Zwischenwelt – wo er entstanden war – zurück.

      4

      Drei Pferde standen gesattelt vor dem zweistöckigen Gebäude, indem Geralt ganze zehn Tage im Fieberwahn – gefangen in einem absurden Albtraum – gelegen hatte. Die Gastfreundschaft der Kaufmannsfrau Telda Samhradh hätte er noch einige Tage in Anspruch nehmen können, aber er brach anderntags – mit den beiden Elfenfrauen zusammen – auf. Seine wenigen Habseligkeiten waren durch Proviant und saubere, geflickte Kleidung erweitert worden. Sein Silber- und das Stahlschwert waren am Rücken überkreuzt gegürtet. Seine Schulterwunde, unter dem schützenden Wams, heilte schnell und es würde nur eine Narbe zurück bleiben. Was machte das schon, eine Narbe mehr oder weniger, dachte Geralt, fiel an ihm nicht auf.

      Er verabschiedete sich herzlich von den drei Frauen – Teldas Mann Ayden war immer noch in Geschäften unterwegs und hatte Trölt Wolfschädel als Schutz mitgenommen. Der Hexer wollte nicht warten, bis er wiederkam, um sich auch bei ihm zu bedanken und zu verabschieden. Auch von den beiden Elfenfrauen – besonders von Cyonil Tir’Duinn – verabschiedete er sich. Er wollte in eine ganz andere Richtung.

      „Herrin Tir’Duinn, ich komme ein anderes Mal mit nach Earrach-Dúthaich. Richtet meinem bráthair Argovil Laraun einen Gruß von mir aus. Und hab Dank für deine Hilfe. Sith, edle Cyonil Tir’Duinn. Sith, Eileal Fitheach.“

      Die drei Abreisenden schwangen sich auf ihre Pferde. Zwei Elfinnen ritten nach Norden. Ein weißhaariger Hexer ritt hingegen nach Süden.

      „Sith auch dir, Geralt von Riva.“

      Ende

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