SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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im Sinn: dem Hexer die Kehle zu zerfetzen. Ebenso wie die Pranken mit den scharfen Klauen, die ihm mit einem muskelbepackten nackten Leib entgegenkamen. Geralt konnte sich gerade noch zu Boden werfen und aus der Gefah-renzone rollen, als der massige Leib der Striege an ihm vorbei war. Knochen klapperten, als das Ungeheuer auf dem Boden aufkam und unmittelbar drehte, um seinem Feind nachzujagen.

      Der Hexer hechtete über den Hof und rannte die Treppe zur Wehrmauer hinauf, mit dem Monster dicht auf den Fersen. Während des Laufs rollte er sich eine silberne Kette vom Arm und drehte sich schließlich dem Ungeheuer entgegen. "Komm her, Miststück", lockte er das Monster mit seinem Silberschwert näher an sich heran und schwang mit der anderen Hand die Kette. Das Silber flitzte durch die Luft und landete auf der breiten Nase des Untieres. Das magisch-edle Metall riss eine Wunde in die zerfurchte Visage des Ungeheuers und ließ es aufjaulen.

      Die Striege wich nun vor ihm zurück und Geralt bemerkte zum ersten Mal, dass das Untier männlichen Geschlechts war. Der mutierte, muskelbepackte nackte Leib wies eine glatte Brust auf und ein schweres Gehänge baumelte zwischen den krummen Hinterbeinen. Das struppige Kopfhaar, das sich über den Rücken bis fast zum Gesäß fortsetzte war von einem tiefen Schwarz. Auch wenn sich das Ungeheuer auf allen Vieren fortbewegte, so war es fast genauso hoch wie Geralt groß war. Bisher jedoch waren alle Striegen, von denen er gehört oder die ihm begegnet waren, weiblich gewesen. Dieser Fluch oder was immer es war, wurde immer sonderbarer.

      Der Hexer ließ die Silberkette vor sich rotieren und folgte der Striege nach unten. Einmal stach er mit dem Schwert nach ihm, als eine Klaue ihn unerwartet zu Fall bringen wollte. Ein schmerzvolles Jaulen entwich dem furchteinflößenden Maul, als das Metall es erneut verwundete. Schließlich drehte die Bestie ab und hechtete mit riesigen Sprüngen über den Hof auf den Turm zu.

      "Verdammt!" Rosalea lag dort ungeschützt. Geralt rannte ihr hinterher. Doch er erreichte den Turm viel zu spät, da hörte er schon den markerschütternden Schrei des erwachten Mädchens. Er dachte nicht lange darüber nach, warum das Mädchen plötzlich erwacht war oder ob gar die Striege selbst es geschafft hatte die Tochter des Herzogs zu erwecken, sondern spurtete weiter.

      Ein dicker Schenkelknochen wurde ihm zum Verhängnis und ließ ihn stolpern. Er versuchte noch seinen harten Fall mit dem Arm abzufangen, hörte das Gelenk knacken und überschlug sich. Benommen blieb er zwischen abgenagten Knochen und dreckigem Staub liegen.

      Ätzend rollte er sich auf die Seite und merkte, dass sein linkes Handgelenk zumindest ange¬brochen sein musste. Als er nach seinem Hexerschwert griff, das er beim Fallen verloren hatte, fiel sein Blick auf den Turmdurchgang. Die männliche Striege tauchte gerade daraus hervor und zog einen leblosen Körper hinter sich her. Hatte die Bestie das Mädchen bereits getötet? Doch der scharfe Blick des Hexers konnte keine Wunde an Rosalea erkennen. Er hoffte, dass sie der schreckliche Anblick des Ungeheuers nur in eine befreiende Ohnmacht gerissen hatte.

      Geralt behielt die Bestie genau im Blick, während er sich auf die Füße quälte. Die Kette hatte er fallen lassen, zu sehr schmerzte ihn das verstauchte Handgelenk. In seiner rechten Hand blitzte bedrohlich das silberne Hexerschwert.

      Die Striege hatte ihn entdeckt, ließ Rosalea fallen und ging mit langsamen Schritten auf den Hexer zu. Nur wenige Meter trennten sie noch voneinander. Der faulige Atem der Bestie und der betörende Duft der Rosen gaben ein widerliches Potpourri ab. Geralt knurrte fast ebenso laut und drohend wie das sich ihm nähernde Ungeheuer. Er schwang sein Schwert und die Bestie blieb auf ausreichender Distanz.

      Der Hexer wob einen Aard-Zauber mit seiner wunden Hand. Knirschend biss er die Zähne aufeinander und drückte den Schmerz fort. Die weißgelbe Energie entwich seiner nach oben gekrümmten Hand und stob der Striege entgegen, die sofort dagegen ankämpfte. Sie stemmte ihre Klauenpranken in den Boden und schob sich Schritt um Schritt ihrem Gegner näher. Sie durchpflügte den Energiestrahl und gewann immer mehr an Boden. Geralt konnte zu wenig Energie in seinen Zauber legen und bevor ihn dieser zu sehr schwächte, beendete er ihn. Kaum erlosch das Aardfeuer, als sich der Hexer auch schon zur Seite warf und das Schwert auf die vorbeitrabende Bestie herab sausen ließ.

      Knochen und Staub stieben auf. Das Jaulen des getroffenen Untiers dröhnte in Geralts Ohren. Doch er zögerte nicht und sprang der Striege entgegen. Die Zähne gefletscht, das Silberschwert erhoben, stieß er sich ab und hieb dem Ungeheuer seine Klinge in den nackten Muskelleib. Der Hexer prallte mit der stinkenden Bestie zusammen und bekam einen harten Schlag ab, als die Striege im Todeskampf ein allerletztes Mal um sich schlug. Der Hieb presste ihm die Luft aus den Lungen und schleuderte ihn an die Brunnenwand, wo Geralt betäubt liegen blieb.

      Süßlicher Rosenduft stieg dem Hexer in die Nase, als er aus seiner Ohnmacht erwachte. Er wischte sich das Blut von einer Wunde an der Stirn und die verklebten Haare aus den Augen. Sein ganzer Körper schmerzte ihm, doch kämpfte er gegen die Schmerzen an und quälte sich auf die Beine, dabei zog er sich an Brunnenrand nach oben. Es dämmerte bereits und ihm bot sich ein ungewohntes Bild.

      Dort wo er die Striege niedergestreckt hatte lag ein schwarzhaariger Jüngling. Über seinen nackten Körper, aus dessen Brust noch das Hexerschwert ragte, kniete Rosalea und beweinte leise seinen Tod. Zwischen ihren schmerzvollen Schluchzern stieß sie immer wieder einen Namen aus. "Lukan, mein liebster Lukan. Oh, Lukan."

      Das Mädchen bemerkte schließlich den weißhaarigen Krieger auf sich zu wanken und schrie ihn an: "Du, Ungeheuer hast ihn getötet!" Sie versuchte das Schwert aus dem toten Körper ihres Liebsten zu reißen, aber sie war zu schwach dazu. "Bleib weg von mir!"

      Tatsächlich hielt Geralt von Riva inne.

      Und als sich die Sonne im Osten über dem Horizont erhob, tauchten auch die ersten Menschen aus Hengfors am Burgtor auf. Vorneweg ging der alte Herzog und stützte seine furchterfüllte Gemahlin. Diederic rannte in den Hof, unsicher ob er zu seiner zeternden Schwester oder dem verwundeten Hexer laufen sollte - so blieb er zwischen ihnen stehen und behielt beide im Blick. Etwa zwanzig mutige Bewohner und eine Handvoll Stadtwachen warteten am Burgtor.

      Rosalea bemerkte nun auch die anderen Menschen, die in die Ruine geströmt waren. Ein kurzer Blick fiel auf ihren erwachsenen Bruder Diederic, den sie jedoch nicht wiedererkannte. Stattdessen sah sie an ihm vorbei und erkannte ihre Eltern. Ihr zartes schönes Gesicht war wutverzerrt und sie versuchte erneut das Schwert aus dem Leib zu ziehen. Was ihr auch diesmal nicht gelang.

      Inzwischen hatte Geralt das Mädchen erreicht. Ihm war es ein leichtes sein Silberschwert aus dem Toten zu ziehen. Er behielt es in der Hand und fragte die Herzogstochter: "Wer ist Lukan?"

      "Ich habe ihn geliebt. Und er mich", gestand Rosalea.

      "Lukan war ein einfacher Stallknecht!" erklang die erboste, gebrochene Stimme des alten Herzog Eduan von den Rosen. "Er hätte meine Tochter nicht einmal ansehen dürfen, geschweige denn lieben! Niemals hätte ich solch einer Heirat zugestimmt."

      "Die Zauberin handelte in eurem Namen, Herzog?" wollte Geralt von dem alten Mann wissen.

      Der alte Herzog zögerte.

      "Raus mit der Wahrheit, Vater!" verlangte nun auch der junge Herzog nach der Wahrheit.

      Eduan von den Rosen nickte resigniert. "Meine Frau brachte mich auf die Idee und sie wusste von der Zauberin. Die alte Hexe sollte Rosalea nur einen Trank einflößen, der sie diesen Stallknecht vergessen lassen sollte. Aber mit irgendwas hatten wir den Zorn dieser Zauberin auf uns gelenkt, sie betrog uns. Sie verfluchte unsere Tochter zu einem ewigen Schlaf, sperrte sie in diesen Turm und ließ nachts diese Bestie umherstreifen. Es war unser eigenes Verschulden. Was hätten wir tun sollen?" Der alte Mann streckte seine faltigen Hände nach seiner Tochter aus und Tränen traten ihm aus den müden Augen. "Rosalea, bitte vergib uns."

      "Niemals!"

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