SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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der Mensch war von rauer, urtümlicher Natur - ergoss sich wie eine alles verschlingende Feuerbrunst unkontrolliert über die fruchtbare Erde des nördlichen Kontinents.

      Vermehrte sich explosionsartig in seiner wollüstigen Kurzlebigkeit und war in seinem Innern voller Boshaftigkeit und Neid gegenüber allem, was ihm überlegen schien. Darum galt sein wütendes Augenmerk besonders dem Elfenvolk, dem schönen Wesen, das filigrane Kunstwerke, Schönheit und Langlebigkeit hervorbrachte. Drei Dinge, die die Menschen nicht erschaffen konnten, es darum neideten und auslöschen wollten.

      Alles was ihnen überlegen schien, wurde bekämpft. Alles was anders war, wurde vernichtet. Alles was Reichtum andeutete, wurde in Besitz genommen.

      Doch der anfängliche Hochmut der Elfen, die zu spät erkannten, dass ihr Untergang unausweichlich war, tat ein Übriges dazu. Arrogant blickten sie auf die Dh'oine, die Menschen herab und dachten noch, sich ihrer erwehren zu können. Bis sie sich in den armseligen Ghettos ihrer großen Städte wieder fanden.

      Nur geduldet am Rande der menschlichen Gesellschaft, hielten sie - und die anderen Anderlinge, wie die Menschen sie nannten - oft als Sündenbock her. Voller Abscheu sahen die Menschen auf die Elfen, Zwerge und Halblinge herab - in ihren Augen war das hässlicher Abschaum, der von dieser Welt getilgt gehörte.

      So wurden die edlen schönen Elfen, die stolzen Zwerge und die gutmütigen Halblinge und Gnome in ihrem Dasein beschnitten, verachtet und unterdrückt wo es nur ging.

      Andere Völker, wie die großen dummen Trolle, die gewitzten Kobolde oder die übereifrigen kleinen Feen hatte man an den Rand ihrer Ausrottung gebracht.

      Selbst die weisen und stolzen Drachen waren verschwunden, denn gerade ihre außergewöhnliche Anmut, ihr tausendjähriges Wissen und ihre angeblich menschenfressende Gefährlichkeit hatten einen regelrechten Jagdboom auf sie ausgelöst. Aber das lag schon eine Weile zurück. Heute begegnete man noch eher einem verirrten Troll, als einem Drachen.

      Dafür war durch die Bosheit und Machtgier, Experimentierfreude und der Selbstüberschätzung der Menschen so manches neue, wirklich bösartige Wesen entstanden.

      Im Abfall und auf den zahlreichen Leichenhügel der Städte und Kriegsfelder erhoben sich Vampire, Ghule, Geister, Harpyien, Werwölfe, Lebende Tote aller Art, Fluch geplagte Ungetüme oder mutierte, insektenhafte Riesentiere meist nächtens in den monddurchtränkten Himmel und sorgten für weitere blutzerfetzte Tote, Verfolgung und Unbill.

      In diese von immer neuen Kriegen heimgesuchte, barbarische Welt wurde Iorweth hineingeboren.

      1

      Sicher glitt das Schnitzmesser in die Maserung des Holzes und jeder Schnitt hub ein kompliziertes Ornament hervor. Es waren verschlungene Blätter, Blüten und ineinanderlaufende Bänder, die den Rand einer Wiege zierten. Einige letzte winzige Schnitte noch, dann war das Kunstwerk fertig.

      "Es ist wunderschön geworden." Unerwartet war eine junge Frau in den Raum und an den Schnitzkünstler heran getreten.

      Der große Elf mit dem lackschwarzen Haar drehte sich zu der hübschen jungen Elfe um - auch sie hatte rabenschwarze Haare, die zu einem kunstvollen Zopf geflochten waren. Ihr Lächeln war ehrlich, aber ihre Augen wirkten müde und schattig.

      "Du bist wunderschön anzusehen, Calad'linna!" Der Elfenmann nahm seine junge Frau, die ein grün-beiges, schlichtes, zweilagigen Leinenkleid trug, in die Arme und küsste sie auf die Stirn.

      Eine kleine Wölbung war am Bauch zu bemerken. Sie seufzte tief.

      "Du solltest nicht so viel arbeiten", meinte der Mann - vom Alter her schien er im reiferen Alter um die Vierzig zu sein, was bei einem Aen Seidhe bedeuten konnte, dass er schon vierhundert Jahre lebte. Er klopfte sich die Späne von der Lederschürze und nahm sie ab. Er trug eine olivgrüne Leinenhose, dazu Schaftstiefel aus weichem, hellem Leder und darüber ein beiges Leinenhemd unter einer kunstvoll mit Blattwerk bestickten, olivgrünen Weste. "Du darfst das Kind nicht gefährden." Er nahm ihr den kleinen Besen und die Schaufel ab und begann die Holzschnitzel aufzukehren.

      "Ich weiß, ich habe eine hohe Verantwortung meinem Volke gegenüber!" Müde setzte sie sich auf das breite Bett - ein Holzkasten mit einem ebenso kunstvoll geschnitzten Rand, wie der der Wiege, in dem zwei flache mit Moos und Heu gepolsterte Säcke als Matratzen dienten. Darüber buntgewebte Decken und vier Kissen machten die Schlafstätte zu einer richtigen Luxusherberge.

      Fuin'isengrim - was Schattenwolf bedeutete - kniete sich vor seiner Frau hin und schaute ihr tief in die traurigen Augen, die die Farbe von Bergseen hatten. Sie war noch sehr jung, musste ein kleines Kind gewesen sein, als sie aus Ellylon vertrieben worden waren. "Vermisst du den Glanz der alten Zeit, Calad?"

      Sie schüttelte den Kopf. Ihre Wangenknochen stachen hervor und ihr Kinn wirkte spitzer als sonst. Sie ist viel zu mager, dachte Fuin'isengrim. Zuviel Arbeit, zu wenig nahrhaftes Essen und dann noch schwanger. Der Elf fluchte innerlich, denn er selbst fand keine dauerhafte, gutbezahlte Arbeit.

      "Den Wandel der Zeit kann niemand aufhalten. Ich habe keine Erinnerung an Ellylon. Dort warst du ein Aran - ein König. Wir wären uns nie begegnet. Ich bin glücklich, Fuin, denn du bist hier bei mir. Du bist mein Glanz." Sie schmiegte sich an ihn.

      Wenig später lagen sie nebeneinander unter den wärmenden Decken und schauten sich tief in die Augen. Fuin'isengrims tätowierter Körper strahlte Stärke und Wärme aus, seine offenen Augen waren dunkelstes Walddickicht, er hielt seine zerbrechliche Frau schützend im Arm. Sie genossen die körperliche Nähe des anderen. Zwei schwarzhaarige wunderschöne Elfen, vielleicht beide ein wenig zu mager, ausgezerrt vom harten Leben.

      Fuin'isengrim aep Ellylon - ein edler Elfenmann mit königlichen Blut in den Adern, aber ar-talath en ar-tûr - ohne Land und ohne Macht. Er kapitulierte und fristete nun ein ärmliches Leben hinter den Mauern der Hauptstadt Wyzima. Seine Kriegergefährten, die sich nicht ihrem Schicksal ergeben hatten, waren alle getötet worden oder lebten in der Verbannung. Lange Zeit haderte Fuin'isengrim mit sich und seiner feigen Entscheidung, dann lernte er Calad'linna - was Lichtlied bedeutete - kennen und verliebte sich in das fröhliche Mädchen. Bei einem kleinen Fest hatte er sie singen hören und war von ihrer klaren Stimme verzaubert worden. Sie war ein fleißiges Mädchen, arbeitete als Näherin für einen angesehenen Designer und Kaufmann der Stadt. Ihr romantisches Gemüt brachte ihn schnell wieder auf andere Gedanken. Und nun, wo sie sein Kind unterm Herzen trug, vergötterte er sie umso mehr.

      Calad'linna war zufrieden mit dem, was sie hatten - auch wenn das meiste sie und ihre Familie beitrugen. Sie lebten im Anderling-Viertel von Alt-Wyzima in einem kleinen Stadthaus, zweistöckig, wie die meisten Häuser dort. Unverputzte Wände aus Stein und Holz, die Fenster aus milchigem Glas. Der Bereich des Erdgeschosses war für die Gemeinschaft, beherbergte im hinteren Teil einen offenen Küchentrakt, eine Waschgelegenheit hinter einem schmuckvollen Pavillon und den großen Esstisch, um den sich die Familienmitglieder oft versammelten. Die wenigen Möbel, waren auf Elfenart edel verziert und ließen das schlichte Heim weniger ärmlich aussehen. Im oberen Stockwerk - erreichbar über eine Holztreppe - lagen drei Zimmer. Im hinteren wohnte Fuin'isengrim mit Calad'linna. Daneben hatte ihr Bruder Celeborn und seine Frau Edhiel ihr Schlafgemach. Im vorderen, kleinsten Raum war ihre verwitwete Mutter I'worel untergebracht.

      Die alte Elfe I'worel stand am Herd und kochte für die ganze Familie eine Gemüsebrühe. Edhiel eine dunkelbraunhaarige Elfe mit harten Gesichtszügen deckte gerade den Tisch. Ihr Mann Celeborn kam die Treppe herunter, als Fuin'isengrim ins Haus trat. Draußen begann die Nacht.

      "Jetzt repariere ich schon

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