SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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auch betrogen." Er blickte sich um, suchend. "Ist Calad oben?"

      "Nein, oben ist niemand", meinte Celeborn, der ja gerade vom oberen Stockwerk gekommen war.

      "Sie hat der Herzogin Feodora Edenbrinck ihr Kleid bringen müssen, sie braucht es ja dringend für dieses große Fest, das König Foltest morgen Abend zu Ehren dieses Redanischen Prinzen gibt. Vermutlich musste sie es ein viertes Mal ändern und ist aufgehalten worden." Dumpfer Spott lag in der Stimme Edhiels.

      "Es ist schon dunkel. Ich werde ihr entgegen gehen." Fuin'isengrim holte ein Stilett von der Wand, an der noch zwei Schwerter und zwei Bögen hingen, und steckte sich die handliche Waffe in den Gürtel.

      Im leichten Laufschritt rannte er die Straße entlang, hielt sich östlich. Zügelte sein Tempo aber am Tor. Die Soldaten ließen ihn jedoch problemlos passieren. Über eine große Brücke und durch ein mächtiges zweites Tor kam er nach Neu-Wyzima, ins untere Tempelviertel. Ein Straßenwächter entzündete die ersten Pechfackeln an den Hauswänden, nach Mitternacht - wenn sich nur noch Wachpatrouillen auf den Straßen Wyzimas tummeln würden - wurden diese wieder gelöscht. Er lief eine sich leerende Straße nun Richtung Norden entlang - Fuin'isengrim wusste, dass das Haus der Herzogin Edenbrinck gleich nach der Abgrenzung zum oberen, königlichen Viertel zu finden war. Aber bis dorthin musste er gar nicht laufen.

      Er hörte eine Frau schreien, gefolgt von hämischem Männergelächter. Eine zweite Frau rief "Lasst uns in Ruhe!" und er erkannte Calad'linnas kristallklare Stimme. Er zog das Stilett und rannte dem Stimmengemurmel entgegen. Kurz darauf erreichte er eine Gruppe von fünf angetrunkenen Männern, die um zwei am Boden knienden Elfenfrauen standen.

      "Geht weg von ihr!" brüllte Fuin'isengrim und riss einen der Männer brutal aus dem Halbkreis, so dass dieser aufs Straßenpflaster stürzte. Den lachenden Mann daneben bedrohte er mit seinem Stilett. "Lasst die Frauen in Ruhe!"

      "Nimm dein Messerlein fort, Spitzohr!" blaffte ihn der Mann vor ihn an. "Bevor du dich noch schneidest."

      Der zu Boden geworfene hatte sich wieder aufgerappelt und stürzte sich unerwartet auf den Elf. Doch Fuin'isengrim trat zwei Schritte zur Seite und der Betrunkene taumelte an ihm vorbei. Der Elf gab ihm einen Stoß und der fiel erneut zu Boden. Da donnerte die harte Faust, des von ihm zuvor bedrohten, gegen sein Kinn. Der Elf stolperte gegen einen dritten Mann, der ihm seinerseits einen harten Stoß verpasste. Halt suchend taumelte Fuin'isengrim zur Seite und erwischte den ersten mit seinem Stilett, das den Ärmel und die Haut darunter aufschlitzte.

      Die stark nach Wein riechenden, in Kaufmanngewänder gekleideten Männer - drei davon mit modischen Bärten - gerieten, nun da Blut geflossen war, richtig in Prügellaune. Der Kerl, der ihn vorhin schon wegen des Messers gewarnt hatte, hielt nun einen Stock in der Hand und dreschte damit auf die Hand des Elfs ein. Schon der erste Schlag saß und brach dem Elf einen Finger und der musste das Stilett fallen lassen. Jetzt stießen und hieben alle fünf Männer abwechselnd auf den schwarzhaarigen Elf ein, der zwischen ihnen bald zu Boden brach. Nun bearbeiteten sie ihn mit harten Fußtritten, Fuin'isengrim wann sich unter Schmerzen.

      Calad'linna warf sich verzweifelt zwischen die Männer und versuchte ihren Mann zu schützen. Sie bekam selbst einen Tritt ab und ein anderer zerrte sie am Haarzopf hoch.

      "Was ist da los!" hörte man plötzlich eine autoritäre Stimme und drei Paar schwere Soldatenstiefel näherten sich der Szenerie. "Auseinander! Schluss damit!"

      Tatsächlich verharrten die betrunkenen Kaufmänner in ihren Bewegungen und entfernten sich von den am Boden befindlichen Elfen. "Der hat angefangen", deutete der mit der Schnittwunde auf den Mann am Boden und streckte dem Wachsoldat seinen blutenden Arm entgegen.

      Der Hauptmann besah sich den Arm mit der oberflächlichen Wunde. Besah sich dann den Elf am Boden, der sich die gebrochene Hand hielt und ihn mit geschwollenem, blutigem Gesicht anstarrte. Ein junges Elfenmädchen kniete schützend und bittend bei ihm.

      "Diesmal nur eine Verwarnung an euch, verschwindet!" Der Hauptmann bedachte die fünf betrunkenen mit einem vorwurfsvollen Blick.

      "Wir gehen ja schon." Die Kaufleute tummelten sich. Noch eine Weile war ihr Gelächter und angeberisches Gerede in den Gässchen zu hören. "Ha, der Ratte haben wir's aber gezeigt."

      "Um diese Zeit haben sich Anderlinge nicht mehr hier in der Stadt aufzuhalten. Ihr sollten schleunigst nach Hause gehen. Kann er laufen?"

      "Danke euch, Herr Hauptmann", wandte Calad'linna ein und versuchte ihrem Mann beim Aufstehen zu helfen.

      Der Hauptmann winkte einen seiner Adjutanten herbei, der dem Elf half, allerdings nur bis zum Haupttor. Auf der Brücke nach Alt-Wyzima kam den beiden Elfenfrauen, die Fuin'isengrim stützten, Celeborn entgegen. Gemeinsam brachten sie ihn nach Hause.

      Calad tupfte vorsichtig das Blut mit einem feuchten Tuch aus Fuin'isengrims geschunden Gesicht. Das rechte Auge war violett verfärbt und dick geschwollen, aus der langen Nase tropfte Blut, die vollen Lippen waren aufgeplatzt und ein unterer Backenzahn wackelte. "Haben sie dir weh getan, Calad?" stotterte Fuin'isengrim.

      Sie schüttelte den Kopf. "Du musst versorgt werden." Sie hob seine verletzte Hand an, tastete die Finger ab. Fuin stöhnte auf vor Schmerz. "Der Zeigefinger ist gebrochen, der daneben angebrochen. Ich muss deine Hand schienen."

      Celeborn und Calad entkleideten den verletzten und betteten ihn auf den großen Tisch im Erdgeschoss. I'worel hatte Wasser abgekocht und Edhiel saubere Leinentücher geholt. Die beiden Frauen richteten dann aus Kräutern einen Heilsud und bereiteten einen schmerzlindernden Tee vor.

      In dieser Zeit wusch Calad'linna ihrem Mann das Blut vom Körper. Ein filigranes Blattranken-Tattoo zierte seine linke Brustseite, einige schlanke Äste endeten am Hals, einige andere in der Leistengegend. Sein ganzer Körper war übersät von Prellungen und Blutergüssen, herrührend von den Tritten. Der Bruder fragte seine Schwester nicht was passiert war, schließlich hatte er ähnliches bereits am gleichen Leib gespürt.

      Der Tee betäubte nur unzulänglich, als sie Fuin'isengrim den Knochen des gebrochenen Fingers richteten und dann beide Finger schienten. Der Schmerz ließ den Elf ohnmächtig werden.

      Calad'linna krümmte sich nun selbst vor Schmerzen und hielt sich den Bauch. "Kind, was ist?" wollte die Mutter wissen. "Ich habe selbst einen bösen Tritt abbekommen, aber ich wollte Fuin nicht beunruhigen - Ah!" Die schwangere Frau brach neben dem Tisch zusammen. "Mein Baby!"

      I'worel tastete die junge Frau gründlich ab. Als sie ihr den Rock hochschob entdeckte sie eine dunkle Prellung neben dem rechten Hüftknochen. "Edhiel, Celeborn richtet den Zuber mit warmem Wasser her. Schnell!"

      Das Elfenpaar eilte nach hinten. Setzten Kessel mit Wasser auf den Herd und gossen weiteres Wasser in den Waschzuber. Derweil flößte I'worel ihrer leidenden Tochter Tee ein und unterstützte sie bei der kampflösenden Atmung. Die Fruchtblase platzte und sie entkleidete das schwangere Mädchen. Ihr Bruder trug sie zum Zuber und legte sie ins warme Wasser, Calad entspannte sichtlich und zog den Duft der Kräuter ein, mit denen das Bad durchtränkt war. Gemeinsam halfen I'worel und Edhiel bei der Geburt, die - keiner wunderte es - dann sehr rasch über die Bühne ging.

      Fuin'isengrim schien nur aus Schmerz zu bestehen, als er erwachte. In der geschienten Hand pochte das Blut, ebenso in seiner verbundenen Brust, wo wohl eine Rippe angebrochen war. Im Kopf hämmerte unentwegt ein Hammer auf einen Amboss und das rechte Auge war dick zugeschwollen. Er stellte fest, dass er in seinem Bett lag. Er blickte rechts neben sich und sah Calad'linna friedlich schlummern. In ihrem Arm ruhte ein kleines Bündel, aus dem ihn ein winziges Gesichtchen anblickte. Sein Kind!

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