Der geheime Pfad von Cholula. Michael Hamberger
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„Das ist ja unglaublich!“
sagte Daniel, der sich die Wand um das abstoßende Bild der Bestie herum genau betrachtete. Layla trat zu ihm. Zuerst sah sie nur Linien, aber dann erkannte auch sie denn Sinn hinter den Linien. Sie konnte die Pyramide erkennen, die Plaza Mayor, das Gebäude hier und auch eine dunkelrote Linie, die sich in gewundenen Kurven nach oben wandte. Es war offensichtlich eine Landkarte!
Sie hatten den geheimen Pfad von Cholula gefunden!
Daniel zückte sein Handy und machte mehrere Fotos von der Karte, aus allen erdenklichen Winkeln.
Plötzlich schrie Layla gequält auf. Das Silberamulett an ihrer Brust wurde plötzlich glühend heiß, dass sie es nicht mehr auf der Haut aushielt und hervor nehmen musste. Es leuchtete tiefblau. Da fiel Layla auf einem Mal eines auf. Das Amulett war schon deutlich wärmer geworden, als sie das Gebäude betreten hatten und es war regelrecht heiß geworden, als sie diesen Altarraum betreten hatte. Sie hatte dies aber nur ihren überforderten Nerven zugeschrieben und nicht als real angesehen. Jetzt war es aber nicht mehr abzustreiten. Das Amulett wollte ihnen irgendetwas mitteilen, fast so, wie es sie zur Pyramide gesandt hatte, um die arme alte Frau und den Priester zu treffen.
Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es drohte Gefahr. Dies bedeutete wohl, dass jemand kam. Sie schrie Daniel zu
„Raus hier, schnell!“
Zum Glück reagierte Daniel unverzüglich und rannte zur Tür. Layla war noch schneller. Mit großen Sprüngen hetzte sie zum offenen Hintereingang. Daniel war nur Zentimeter hinter ihr. So schnell sie konnten, kletterten sie unter dem Zaun hindurch und hasteten zum Auto. Schon aus fünf Meter Entfernung öffnete Daniel die Türe. Beide waren fast gleichzeitig am Auto, öffneten die Türe und hechteten ins Innere.
Das Amulett war mittlerweile so heiß geworden, dass es Layla fast ein Loch in die Bluse brannte. Sie musste es abnehmen und tat es in ihre Handtasche. In der Zwischenzeit startete Daniel den Motor und fuhr an.
Im selben Moment, als Daniel auf die Strasse fuhr und den Wagen beschleunigte, sprang ein untersetzter Mann aus der offenen Tür des verfluchten Gebäudes. Trotz seiner Fülle bewegte er sich elegant und anmutig. Er schaffte es sogar fast, das Auto noch zu erreichen, bevor Daniel das Gaspedal voll durchtrat und der Wagen einen Sprung nach vorne machte. Trotzdem bekam das Fahrzeug noch einen Schlag von der Person ab, der das Fahrzeug zum Schlingern brachte. Wie konnte ein menschliches Wesen nur so hart zuschlagen und vor allen Dingen, wie konnte es sich so unverstellbar schnell bewegen?
Angsterfüllt drehte sich Layla um. Daniel hatte den Wagen wieder in Beherrschung bekommen und trat das Gaspedal wieder bis zum Boden durch.
Zum Glück brach der Mann den Angriff ab und setzte dem Auto nicht weiter nach. Er lächelte sogar und winkte dem Fahrzeug hinterher, dann drehte er sich um und ging zum Gebäude zurück.
Layla nahm vorsichtig das Amulett wieder aus der Tasche und betrachtete es. Es war immer noch warm. Was war dies nur? Es schien sie zu führen und vor Gefahr zu warnen. Nur leider wurde es dabei unerträglich heiß. Und warum hatte es sie nicht davor gewarnt, dass Lupi entführt wurde. Es hatte sie ebenfalls nicht von Antonio Gonzales López bei der Polizeistation gewarnt. Warum nur? Warum führte es sie manchmal, die meiste Zeit jedoch nicht, warum warnte es sie manchmal, manchmal jedoch nicht? Warum bereitete es ihr dabei solche unerträgliche Schmerzen? Layla wurde klar, dass sie noch so vieles nicht wusste. Auch Dinge, die überlebenswichtig für sie waren. Nachdenklich zog Layla die Kette wieder über den Kopf. Jetzt war das Amulett wieder kühl. Es fühlte sich sogar angenehm auf der sich bildenden Brandblase auf ihrer Brust an.
13
Da klingelte auf einmal ihr Handy. Sie nahm es aus der Tasche und erschrak, als sie sah, dass Peter sie anrief. Herrgott noch mal, den hatte sie ja total vergessen. Sie antwortete:
„Hallo Peter!“
„Mann Layla, ich versuche seit Stunden, Dich zu erreichen. Ich wollte schon einen Suchtrupp losschicken!“
„Sorry, Peter, es tut mir wirklich sehr leid!“
„Layla ich kenne Dich ja. Wenn Du an einer Story bist, dann kann Dich nichts, aber auch gar nichts bremsen!“
„Peter, es tut mir wirklich leid!“
„Schon gut! Ich habe einige Infos für Dich. Zuerst Mal diese Mercedes Ramírez. Also sie wurde tatsächlich entführt. Ihre Familie hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Ihre Familie wohnt in Puebla. Hast Du was zu schreiben, ich gebe Dir die Namen der vermissten Mädchen durch?“
„Moment bitte!“
Layla nahm ihre Tasche und begann drin zu wühlen. Sie nahm einen Notizblock und einen Bleistift hervor. Sie klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter ein und sagte:
„O.K. Peter, ich bin bereit!“
Peter nannte ihr die Adresse, die Layla in ihr Notizblock schrieb. Viele Namen musste Peter ihr buchstabieren, da er deren korrekte Spanische Aussprache nicht kannte. Layla dankte ihm und fragte:
„Hast Du auch was über Sergio Alcazar und Aguas Verdes herausfinden können?“
„Nein, habe ich nicht. Den Namen Sergio Alcazar gibt es gar nicht. In keinem Register. Es gibt keine Urkunde über ihn, keine Versicherungsnummer, nichts, nada, niente. Selbiges gilt für Aguas Verdes im Mexikanischen Hochland. Es gibt etwas über Aguas Verdes in Argentinien und Peru. Auch in Mexiko habe ich etwas gefunden, aber nur in Baja California. Das hilft Dir nicht viel, oder?
„Nein, nicht wirklich, Was hast Du über den geheimen Pfad von Cholula und die verschwundenen Frauen?“
„Ich konnte eine Liste finden mit insgesamt 47 Frauen aus Cholula, Tlaxcala und Puebla. Ich habe Dir die Liste per Mail geschickt. Ist sehr interessant, schau es Dir bei Gelegenheit mal an. Über den geheimen Pfad habe ich auch nicht viel herausgefunden. Es klingt alles sehr stark nach Gruselmärchen, so in der Art, ‚niemand de ihn je sah, überlebte’ Das einzige was irgendwie nach verwertbarer Information klingt, ist der Hinweis, dass er in einem Tempel oder einer Kirche beginnen soll. Ich habe auf jeden Fall alles zusammengestellt und Dir geschickt. Brauchst Du sonst noch etwas?“
„Ja, könntest Du versuchen dich an eine Person namens Antonio Gonzales López zu hängen. Ich weiß, dass es Tausende dieses Namen geben muss, aber dieser muss mit Aguas Verdes, oder dem verschwundenen Pfad oder Cholula zu tun haben!“
„Kein Problem, mache ich mich gleich daran“
„Des Weiteren brauche ich alle verfügbaren Informationen über einen Pater Mark Bishop und des Convento Santo José, hier in Mexiko!“
„Ist gebongt. Was hast Du herausgefunden?“
Layla wusste genau, dass sie im nächsten Flugzeug nach Europa saß, wenn sie Peter alles wahrheitsgemäß erzählte. Deshalb gab sie ihm eine abgeschwächte Version ohne die Gefahren und ohne die übernatürliche Note darin. Als sie erwähnte, dass sie wahrscheinlich den geheimen Pfad von Cholula gefunden hatte, pfiff Peter anerkennend. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn lächeln. Alleine dies konnte schon eine kolossale Story werden.
Peter legte auf. Daniel sah sie neugierig an, sodass sie Layla kurz auf den neusten Stand brachte. Dann begann