7 Monate Herbstgefühle. Anke-Larissa Ahlgrimm

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7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm Glückszahl 7

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ich auch nicht, dass Haven unbegreiflich eifersüchtig ist. So kommt er mir nicht vor. Aber das nächste Mal, wenn du dich über Leo beschwerst … beschwer dich bei mir oder allen anderen außer Haven.“ Kichernd zwinkerte Nala mir zu.

      Leise seufzte ich und starrte in meinen Tee. „Wenn du meinst.“

      Nala beugte sich über den Tisch und strich mir über die Schulter. „Dis-moi. Was ist los? Irgendwas beschäftigt dich doch“, sagte sie auf einmal plötzlich leise und entlockte mir ein erneutes Seufzen. In mir herrschte ein Kampf. Ein Kampf zwischen meiner Vernunft, die es Nala einfach sagen wollte, und meiner Angst, die – nun ja – Angst hatte. Stumm sah ich Nala in die braunen Augen, bis ich merkte, wie die Angst gewann. Das tat sie so oft, egal wie lange ich schon mit Nala befreundet war.

      „Alles perfekt“, flüsterte ich schwach und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, welches sie mir natürlich nicht abkaufte. Sie runzelte leidglich ihre Stirn und drückte meine Schulter etwas fester.

      „Ich bin hier, Roo, okay? Wenn du über irgendwas reden möchtest –“ Meine beste Freundin unterbrach sich selbst, um mir ein breites Lächeln zu zuwerfen. Dann erhob sie sich abrupt von ihrem Stuhl, sodass ich mich erschreckte. „Du kannst immer mit mir sprechen, aber gib mir zwei Minuten, ich muss mal für kleine Mädchen.“ Mit diesen Worten verschwand sie zu der Toilette des Cafés und mein innerer Kampf ging erneut los. Vielleicht sollte ich es wirklich Nala erzählen. Ich musste es ihr erzählen. Denn wenn ich es nicht mal Nala sagen konnte, meiner besten Freundin, dem Mädchen, dem ich seit sieben Jahren mein ganzes Leben anvertraute … wie sollte ich es Haven sagen? Oder Debbie und Rae? Meiner Familie?

      „Da bin ich wieder.“ Lachend ließ sich Nala wieder auf die Sitzbank fallen und trank einen Schluck aus ihrer Teetasse, bis ihr Blick auf den Gegenstand in meinen Händen fiel, den ich mehr oder weniger in Gedanken versunken aus meiner Handtasche gezogen hatte. „Rubie Carpenter, was ist das?“

      „Ein Schwangerschaftstest“, wisperte ich mit gesenktem Blick und starrte selbst den Plastik-Stab an. Summend nahm Nala mir den Test ab und betrachtete die zwei Striche darauf.

      „Ach, Roo“, murmelte sie und schüttelte kurz den Kopf. „Hatten wir nicht ausgemacht, dass du ein bisschen aufpasst?“ Ein kleines Grinsen breitete sich auf ihren Lippen auf, doch ich konnte es nicht erwidern, da mir bereits die Tränen in die Augen schossen.

      „Ich hab das nicht gewollt, ich –“ Ich holte zitternd Luft und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen, damit Nala nicht sehen konnte, wie die Tränen über meine Wangen rollten. Doch plötzlich spürte ich, wie Nala mich auf meiner Bank zur Seite schob und sich neben mich quetschte. Ihre Arme fanden ihren Weg um mich und drückten mich fest.

      „Ich weiß das doch, Süße“, sagte Nala sanft und küsste meine Wange, sodass ich mir sicher war, dass ihr roter Lippenstift an meiner Haut klebte. Schniefend wischte ich ihre Lippenstiftreste von meiner Wange. „Aber jetzt mal von vorne. Seit wann weißt du, dass du schwanger bist?“

      „Heute Morgen, nachdem Haven und Lilac weg waren. Ich hab schon die ganze Woche dieses Gefühl gehabt –“ Ich hickste leise und holte noch einmal zitternd Luft, bevor ich weiter sprach. „Mir war nicht schlecht oder so. Keine Morgenübelkeit. Aber ich hab’s einfach gewusst. Hörst du, Nala? Ich hab’s einfach gespürt und …“ Ich lehnte meinen Kopf an ihre Schulter und schloss meine Augen.

      „Haven weiß es noch nicht, oder? Wann sagst du es ihm?“, fragte Nala leise, doch ich schüttelte nur meinen Kopf.

      „Ich kann das nicht, Nala“, sagte ich, bevor eine weitere Welle von Tränen auf mich einstürzte. Fast schon verzweifelt versuchte Nala mich zu beruhigen, indem sie mir leise ins Ohr flüsterte, doch ich konnte mich gar nicht auf ihre Worte konzentrieren. Alles in mir schrie. Meine Gedanken überschlugen sich. Nala drückte mich an sich. Die Tränen flossen. Das gesamte Personal des Cafés sah zu uns und von den anderen Gästen wollte ich gar nicht erst anfangen. „Ich schaff das nicht, Nala. Ich kann das nicht.“ Diese Worte wiederholte ich dutzende Male, bis selbst ich das Gefühl hatte, sie würden ihre Wirkung verlieren.

      „Écoute-moi“, fing Nala an, als meine Tränen langsam abebbten und ich Luft holen konnte, ohne mich dabei zu verschlucken. „Wir haben schon so viel überstanden. Und das hier. Das ist etwas Schönes. Das weißt du. Tief in dir drin weißt du das. Das ist ein Baby, Roo. Ein ungeplantes, aber trotzdem geliebtes Baby. Und wir können das alle gemeinsam schaffen, okay?“

      Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich habe einfach Herbstgefühle, was das angeht.“

      Verwirrt zog Nala ihre Augenbrauen zusammen. „Du hast was? Wenn du mir etwas erklären willst, wäre es praktisch, wenn du dabei keine erfundenen Wörter benutzt“, neckte sie mich lächelnd. Ich seufzte leise.

      „Der Herbst ist eine hinterlistige Jahreszeit. Überall wird man geblendet von warmen Farben und bekommt das Gefühl von Geborgenheit und doch wird es um einen herum immer kälter. Wenn man an den Herbst denkt, denkt man an die Farben, nicht die Kälte. Und so fühle ich mich gerade. Noch bin ich in Sicherheit, aber wer weiß, wann die Kälte zuschnappt und mich mit sich zieht“, erklärte ich leise und entlockte Nala ebenfalls ein Seufzen. Für ein paar Momente sah sie mich stumm an, bevor sie über meine Schulter strich.

      „Seh das nicht so negativ. Wie ich gesagt habe, wir schaffen das.“ Schmunzelnd griff Nala nach ihrer Teetasse, als wäre das Thema somit abgeschlossen. „Hast du schon einen Arzttermin?“

      „Dr. Stevens ist im Urlaub, sie kommt erst in zwei Wochen wieder“, erwiderte ich, während ich die letzten Reste meiner Mascara von meiner Wange wischte. Nala sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich weiß, was du denkst, Nala. Aber sie hat meine Akte, sie kennt meine Geschichte. Ich vertrau ihr.“

      Nala summte leise und trank einen Schluck Tee. „Das musst du selbst wissen. Ich werde mich da nicht einmischen.“

      X

      [5. Oktober, 2016]

      Grinsend lehnte sich Haven an den Türrahmen zu Lilacs Zimmer und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Grübchen waren mal wieder besonders sichtbar und wenn ich nicht auf dem Boden mit Lilac und ihren vielen Kuscheltieren gesessen hätte, hätte ich sie vermutlich geküsst.

      „Lilac, es ist spät, Schlafenszeit“, sagte Haven ruhig. Lilac mir gegenüber verzog ihr Gesicht und gab ein leises Murren von sich. Geistesabwesend streichelte sie über Siennas rotes Fell und spielte munter mit ihrem Stoffesel weiter. Haven stieß ein leises Seufzen aus. „Na komm, aufräumen, Schlafanzug an und Zähne putzen.“ Mittlerweile war er in ihr kleines Zimmer getreten und ging nun neben seiner Tochter in die Hocke.

      Nun verschränkte Lilac ebenfalls ihre kleinen Arme vor der Brust. „Ich will aber nicht, ich bin nicht müde.“

      „Ly, wenn du jetzt nicht schlafen gehst, wirst du morgen in der Schule ganz müde sein“, mischte ich mich lächelnd ein, während ich schon mal begann ein paar Stofftiere in meinen Armen zu stapeln. „Und dann wird Miss Davis ganz enttäuscht sein und du kannst gar nicht mit deinen Freunden spielen.“

      Lilac legte ihre kleinen Hände an ihre Wangen. „Aber ich will doch morgen mit Zoe und Luke Fußball spielen“, murmelte sie aufgewühlt und runzelte dann nachdenklich ihre Stirn. Ich warf Haven ein heimliches Grinsen zu. Ich war mir ziemlich sicher, dass Lilac nun ins Bett gehen würde. Dafür kannte ich sie mittlerweile fast schon zu gut. „Kann ich dann bei euch schlafen?“ Mit vorgeschobener Unterlippe sah sie abwechselnd zu Haven und mir. Ich wechselte ebenfalls einen Blick mit Haven aus,

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