7 Monate Herbstgefühle. Anke-Larissa Ahlgrimm

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7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm Glückszahl 7

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mehr hypothetisch sind?“ Havens Grinsen gefror auf seinen Lippen und wurde durch Falten auf seiner Stirn ersetzt.

      „Was meinst du damit?“ Ich antwortete ihm nicht, sondern schenkte ihm lediglich ein unsicheres Lächeln. Haven schien es jedoch trotzdem zu verstehen, da er plötzlich tief Luft holte. „Du … wow.“

      „Wow?“ Das war nicht wirklich die Antwort, die ich erwartet hatte.

      „Ja, wow … das ist …“ Haven schien verzweifelt nach Worten zu suchen, während er sich durch seine Locken fuhr. „Das kommt jetzt unerwartet, aber … das ist doch gut, richtig?“

      „Ja.“ Ich nickte kaum merklich und beobachtete, wie sich wieder ein Lächeln auf Havens Lippen formte. Seine grünen Augen schienen gerade zu strahlen.

      „Ich find das wirklich wundervoll. Ich meine … wie geht’s dir damit? Ich weiß, wir sind noch nicht so lang ein Paar und du bist auch noch so jung. Willst du das überhaupt? Ich würde verstehen, wenn nicht. Wir können uns ja informieren und …“ Haven stockte, um auf seiner Unterlippe zu kauen und mir einen besorgten Blick zu zuwerfen.

      „Alles prima“, log ich und griff wieder nach Havens Hand, die er mir entzogen hatte. „Wir schaffen das gemeinsam, oder?“

      „Klar.“ Sanft zog er mich in seine Arme. „Aus meinem Büro können wir ein Kinderzimmer gestalten und ich kann Überstunden machen, dann passt das auch mit dem Geld. Mum gibt uns bestimmt auch Geld. Und Lilac hilft im Haushalt und –“

      Ich unterbrach Haven mit einem kurzen Kuss auf die Lippen. „Okay“, flüsterte ich und kuschelte mich an seine Brust. Von dem hilflosen und verzweifelten Blick, den ich der Wand zuwarf, würde er nie etwas erfahren.

      ∞

      [10. Oktober, 2016]

      Leo stieß ein übertriebenes, lautes Gähnen aus und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich wich ihm jedoch geschickt aus, sodass er seinen Kopf von alleine oben behalten musste. Der Braunhaarige murrte leise vor sich hin und folgte mir erneut.

      „Ach komm schon, die Pädiatrie ist voll langweilig.“

      „Päds ist cool“, verbesserte ich ihn augenrollend und lud einen Stapel Akten auf dem Pädiatrie-Empfang ab. Debbie saß dort gerade vor einem Computer und führte ein anscheinend sehr nervenauftreibendes Telefonat.

      „Nein, Sir, verstehen Sie doch -“, sagte sie verzweifelt, doch sie wurde sofort von einer lauten Stimme am anderen Ende der Leitung übertönt. Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, bevor meine Aufmerksamkeit wieder von Leo beansprucht wurde.

      „Päds ist langweilig.“ Der junge Mann stieß ein theatralisches Seufzen aus und legte seinen Kopf auf dem Empfangstresen ab. „Ich meine, hier ist doch nie was los.“

      „Da irrst du dich“, sagte ich kopfschüttelnd. „Außerdem habe ich gehört, wie dich Dr. Williamson aus der OP geworfen hat, weil du dich nicht zusammenreißen konntest.“ Oh ja, das hatte ich wirklich. Dr. Williamson, der Oberarzt der Pädiatrie, war, seit ich ihn kannte, die Ruhe in Person gewesen, was auch die Kinder sehr beeinflusste. Er war der Typ Mensch, der einen jeden Tag mit einem Lächeln begrüßte und nachhakte, wenn man ihm von seinem Tag erzählte. Er war einfach interessiert an einem. Aber heute Mittag hatte ich ihn zum ersten Mal richtig laut erlebt. Und zwar nicht, um jemanden zu befehlen, wie er die Patienten behandeln musste. Sondern nur um Leo die Leviten zu lesen. Aber ganz ehrlich? Das hatte er verdient.

      „Pff“, machte Leo genervt, jedoch konnte ich erkennen, dass es ihm peinlich war. Seine Wangen waren deutlich gerötet und er wich meinem Blick aus.

      „Weißt du, was ich noch gehört habe? Dass du auf einen Patienten aufpassen sollst.“

      „Ach komm schon, Rubie. Dieser Jonathan ist 5 Jahre alt. Was soll er machen? Weglaufen? Seine Mutter ist mit im Zimmer.“, murmelte Leo und stellte sich wieder aufrecht hin. „Und die scheint irgendwie einen Narren an mir gefressen zu haben. Dabei ist die bestimmt 50!“ Mitfühlend verzog ich mein Gesicht. Ich hatte selber schon Erfahrungen mit aufdringlichen Eltern gemacht, wobei es bei mir ja eher die Väter waren, die plötzlich sehr dankbar waren – dabei war ich nicht mal die Ärztin.

      „Was müsste passieren, damit die Pädiatrie für dich attraktiver wird?“, fragte ich desinteressiert und räumte die Akten, die ich gerade noch abgelegt hatte, in ihren rechtmäßigen Schrank. Wenn Eltern verzweifelt waren, kam es schon mal vor, dass sie Akten entwendeten. Oder zumindest erzählte man mir das. Mitbekommen hatte ich es noch nie. „Muss ein Kind sterben?“

      „Nein, ich mag keine Kinder“, sagte Leo seufzend und schob seine Hände in seine Kitteltaschen. Seine Augen suchten den Gang ab, als würde er darauf warten, dass ein krankes Kind jede Minute vorbeikommen könnte. Um ehrlich zu sein, war es wirklich erstaunlich ruhig heute. Keine großen Notfälle bis jetzt und noch niemand war in meiner Station gestorben. Aber man sollte ja nicht den Tag vor dem Abend loben. „Die schreien und weinen immer zu. Behandelt ihr nicht auch schwangere Frauen? Sowas würde noch gehen. Kann nicht mal kurz jemand schwanger werden?“

      „Dr. Stevens ist dafür zuständig, ja. Aber sie ist gerade im Urlaub“, antwortete ich nickend.

      „Und sie hat alle schwangeren Frauen mitgenommen?“ Grinsend sah Leo mich an und entlockte mir ein genervtes Augenrollen. „Ich frag ja nur. Wusstest du, dass ich noch nie eine Ultraschalluntersuchung machen durfte? Ich weiß, wie es geht, aber hier hat mich noch keiner gelassen.“

      Für einen kurzen Moment wollte ich mit „Warum auch?“ antworten, ließ es dann jedoch sein. Ich konnte nicht beurteilen, wie gut er als Arzt und angehender Chirurg war. Ich wusste nur, dass er ein nerviger Kollege war. Aber wie er mit den Patienten umging? Das wusste ich nicht wirklich.

      Vielleicht war auch mein Zögern der Auslöser für meine Idee. Ich wollte sie erst komplett aus meinem Gedächtnis streichen. Allerdings würde es ja bestimmt auch Leo helfen, oder nicht?

      Seufzend blickte ich auf meine Armbanduhr, die mir sagte, dass ich in fünf Minuten Pause hätte. „Debs, ich geh ein bisschen früher in die Pause, wenn du mich brauchst, dann schrei einfach“, sagte ich zu meiner Freundin. Als ich an Leo vorbeiging, krallte ich meine Finger in seinen Kittel und zog ihn mit mir.

      „Wo gehen wir hin?“, fragte er plötzlich aufgeregt und folgte mir wie ein neugieriger Welpe. Ein paar Gänge weiter leitete ich ihn in ein leeres Untersuchungszimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter uns, drückte mich bereits dagegen. „Ich hab mir schon gedacht, dass du deinen Hass auf mich nur spielst.“ Breit grinste er mich an und umgriff meine Hüfte.

      Ich schubste ihn mit viel Schwung von mir. „Finger weg. Ich bereue es jetzt schon dir diese Chance zu geben“, knurrte ich. Warum konnte er sich nicht einmal zusammenreißen? Und vor allem, warum kam es mir in den Sinn, dass er es verdient hatte, dass ich ihm half.

      „Helfen? Wobei?“ Ich deutete stumm auf das Ultraschallgerät, das mitten im Raum und neben einer Liege stand. Leo stieß ein leises Schnauben aus. „Und woran soll ich das üben? Soll ich raten, was du vorhin gegessen hast?“

      Immer noch schweigend ging ich auf die Liege zu und legte mich darauf. Ich fürchtete, wenn ich etwas sagte, würde ich es später bereuen – wenn ich es jetzt noch nicht genug tat. Aber Dr. Stevens war im Urlaub und das würde sie noch für eine weitere Woche sein. Leo dagegen brauchte Übung und ich kannte mich genug damit aus, um zu wissen, ab wann er mich irgendwie in Gefahr bringen könnte.

      „Ich

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