7 Monate Herbstgefühle. Anke-Larissa Ahlgrimm
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Читать онлайн книгу 7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm страница 16
„Fertig!“, rief Lilac aus, als ich in einem alten Shirt und einer Schlafanzughose wieder in ihr Zimmer trat. Ich musste zugeben, dass der Boden nun einiges aufgeräumter war und ich keine Angst mehr haben musste auf irgendwelche kleinen Spielfiguren zu treten. Im Dunkeln waren diese nämlich noch gefährlicher als unsere Katzen.
„Ich hab deinen Schlafanzug aufs Bett gelegt“, erwiderte Haven, der in diesem Moment das Zimmer betrat. Lilac warf dem rosa Pyjama einen unzufriedenen Blick zu.
„Ich will aber den mit den blauen Katzen drauf haben“, jammerte sie. Haven warf ihr einen strengen Blick zu und entlockte ihr ein leises Seufzen. „Ich möchte aber gerne den mit den blaue Katzen drauf haben.“
Haven ging auf ihre blaue Kommode zu. „Und jetzt noch das Zauberwort.“
Nachdenklich tippte sich Lilac an die Lippe, bevor sich ein breites Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. „Sillte plä?“ Haven hielt in jeder Bewegung inne, um seiner Tochter einen verwirrten Blick zu zuwerfen. Ich dagegen musste mir ein Lachen verkneifen.
„S’il te plaît“, verbesserte ich sie schmunzelnd und strich ihr übers Haar. Immer noch mit gerunzelter Stirn reichte Haven seiner Tochter den gewünschten Pyjama und half ihr sich auszuziehen.
„Seit wann sprichst du denn Französisch?“, fragte er sie schmunzelnd, nachdem er mich fragend angesehen hatte und ich auch nur mit den Achseln zucken konnte.
Lilac summte leise. „Emile hat gesagt, dass sein Vater das immer mit ihm spricht und dann versteht seine Mutter es nicht“, erklärte sie sachlich und schlüpfte aus ihrer Hose. Als sie bemerkte, dass wir aus ihrer Erklärung auch nicht schlauer wurden, seufzte sie leise. „Also will ich auch mit Emile französisch sprechen, damit die anderen uns nicht verstehen.“
„Und warum sollen die anderen euch nicht verstehen?“, hakte Haven skeptisch nach. Lilac sah ihn an, als hätte er gerade etwas sehr Dummes gesagt, und schüttelte ihren Kopf. Dann beugte sie sich zu ihm nach vorne.
„Wir haben Geheimnisse“, flüsterte sie laut und ehe wir auch nur fragen konnten, um welche Geheimnisse es sich handelte, rannte sie bereits ins Badezimmer, um ihre Zähne zu putzen.
„Seit wann gibt es hier in Amerika so viele Franzosen?“, raunte mir Haven zu, als wir seiner Tochter folgten. Ich zuckte nur mit den Achseln. Ich konnte nicht beurteilen, wie viele ‚Franzosen‘ es hier gab und wie viele ‚normal‘ wären. Ich war immer mit genügend Personen um mich aufgewachsen, die Französisch sprachen. Auf dem Internat war es sogar eher eine Besonderheit gewesen, wenn jemand nicht mindestens einen französischstämmigen Elternteil hatte.
„Seit wann gibt es so viele Briten in Amerika?“, konterte ich deswegen keck und griff nach meiner gelben Zahnbürste. Haven lachte leise. Genauso wie ich, vergaß er manchmal, dass er gar nicht von hier kam. Auch wir waren keine Amerikaner. Wir hatten nur den Vorteil, dass man uns hier meist auch mit unserem Akzent verstand.
Zehn Minuten später lagen wir bereits in unserem Bett und Lilac kuschelte sich zwischen Haven und mich. Ihr Gesicht kuschelte sie an Havens Brust, während sie ihre Füße gegen meine Oberschenkel drückte. Wenn wir so die ganze Nacht liegen würden, würde ich bestimmt blaue Flecken haben.
„Hab dich lieb, Daddy“, murmelte Lilac leise. Haven, der genauso wie ich auf der Seite lag, küsste den Kopf seiner Tochter und erwiderte ihre Worte sanft. „Hab dich lieb, Rubie.“
„Ich dich auch, minette“, lächelte ich und streichelte Lilacs Hüfte, unter der Bettdecke. Seufzend kuschelte Lilac ihren Stoffdelfin an ihre Brust und schloss die Augen. Die nächste viertel Stunde bestand aus Haven, der mir ab und zu ein Grinsen zuwarf, seiner Tochter übers Haar strich und leise vor sich hin summte. Wäre ich nicht voller Energie gewesen, weil ich geplant hatte, ihm heute Abend von meiner Schwangerschaft zu erzählen, wäre ich bestimmt ebenfalls in den Schlaf gelullt worden.
„Alles okay?“, fragte Haven irgendwann leise und hob seine Augenbrauen. Ich hatte unbewusst angefangen auf meiner Lippe zu kauen, als ich überlegt hatte, wie ich es Haven wohl am besten sagen sollte.
„Ja.“ Ich nickte eilig und spielte mit einer blonden Strähne von Lilac, die auf mein Kissen gefallen war. „Sag mal, wir haben doch letztens über unsere hypothetischen Kinder geredet, nicht?“
Nachdenklich verzog Haven seinen Mund und nickte. „War das nicht Sonntag?“ Ich gab ein zustimmendes Summen von mir und begann Lilacs Strähne zu flechten.
„Genau ... glaubst du, dass Lilac irgendein Problem damit hätte?“
„Womit? Mit unseren hypothetischen Kindern?“, hakte Haven verwirrt nach und erntete von mir ein knappes Nicken. Schmunzelnd sah er abwechselnd von mir zu seiner Tochter. „Ich denke nicht. Ich glaube, sie wünscht sich sogar Geschwister. Und sie liebt dich. Also glaube ich nicht, dass sie irgendein Problem haben wird, wenn wir irgendwann mal die Familie erweitern wollen.“ Das kleine Wort ‚irgendwann‘ rammte sich in mein Herz wie ein Dolch, doch ich ließ es mir nicht ansehen und lächelte Haven stattdessen an.
„Sicher?“
„Sicher“, grinste mein Freund und setzte sich langsam auf, darauf bedacht, dass seine Tochter nicht aufwachte. „Ich trag Lilac schnell ins Bett, dann können wir weiterreden.“ Haven zwinkerte mir noch zu, bevor er Lilac in seine Arme nahm und mit ihr das Zimmer verließ.
Ich atmete schwer aus. Jetzt oder nie. Ich setzte mich auf, sodass mein Rücken an das Kopfende des Bettes lehnte und ich meine Beine zu einem Schneidersitz verknoten konnte. Ich war bereit – für was wusste ich nicht genau.
„So.“ Euphorisch ließ sich Haven gegenüber von mir nieder und faltete seine langen Beine. Seine Locken fielen ihm wild ins Gesicht und er musste sie einige Male hinters Ohr klemmen, bevor sie auch hielten. „Lass uns weiter über unsere hypothetischen Kinder reden. Das macht Spaß.“
„Wie meinst du das?“ Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen sah ich ihn an.
„Es ist einfach mit dir. Über die Zukunft sprechen, meine ich. Wir haben dieselben Vorstellungen, Pläne und Träume.“ Sogar im fast dunklen Raum, in dem eine Nachttischlampe, die einzige Lichtquelle war, konnte ich sehen, wie Haven das Blut in die Wangen schoss. „Und ich kann mir sicher sein, dass wir zusammenbleiben.“ Schweigend sah ich Haven an. Ich wusste nicht, wie er so optimistisch in die Zukunft sehen konnte. Klar, erhoffte ich mir eine Zukunft mit Haven, ich wünschte es mir sogar sehr. Aber ich konnte nicht die Stimme in meinem Hinterkopf ignorieren, die mir sagte, dass sich immer alles ändern konnte. Sowas wie Gewissheit gab es nicht – zumindest nicht in meinem Leben. Woher wollte ich wissen, dass Haven nicht eines Tages aufwachte und mich nicht mehr genug liebte? Dass er mich nicht irgendwann verließ, weil ich mich doch zu sehr verändert hatte?
„Ich liebe dich“, seufzte ich schließlich und nahm Havens Hand, die in seinem Schoß lag, in meine. Seine Finger verschränkten sich mit meinen.
„Ich