7 Monate Herbstgefühle. Anke-Larissa Ahlgrimm
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 7 Monate Herbstgefühle - Anke-Larissa Ahlgrimm страница 4
Mein Freund beugte sich zu mir runter und küsste meine Stirn. „Ab ins Bett, Bee.“ Ich seufzte. Haven nannte mich nun schon seit einigen Wochen Bee. Er sagte, es würde toll zu meinem eigentlichen Spitznamen Roo passen, den Nala mir ja als Kind bereits gegeben hatte. Ich wollte nicht wissen, wie oft Haven ‚Roo & Bee‘ vor sich hingemurmelt und dann gelacht hatte – einmal hatte ich es jedenfalls mitbekommen.
„Aber, Lilac -“
„Baby, du schläfst mir gleich am Esstisch ein“, lachte Haven und zog mich an meinem Arm hoch. Stumm ließ ich mich von ihm in unser Schlafzimmer geleiten.
„Haven“, murmelte ich, nachdem ich aus meinen Kleidern geschlüpft war und meine Schlafsachen angezogen hatte. Schmunzelnd strich mir Haven eine Haarsträhne aus dem Gesicht und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Legst du dich zu mir?“
„Du weißt, ich kann nicht“, seufzte der Lockenkopf und schlug die Bettdecke zur Seite, damit ich mich hinlegen konnte. „Ich muss Lilac zur Ferienbetreuung bringen und dann auf Arbeit.“
Eine Antwort von mir bekam er nicht mehr, da ich bereits meine Augen geschlossen und mein Gesicht im Kissen vergraben hatte. Es dauerte nicht lange, bis ich in Traumland überging. Das Letzte, was ich noch bemerkte, war Havens Kuss, den er auf meinen Kopf pflanzte.
Und wenn ich im Tiefschlaf auf Havens Seite rollte, um seinen Geruch um mich zu haben, dann musste das niemand erfahren.
III
[26. August, 2016]
„Es ist Frischlingsaison“, sagte Kate laut, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Wir - das waren so ziemlich alle Krankenpfleger der Pädiatriestation. Und Kate, unsere Ausbilderin, hielt uns gerade eine Motivationsrede. Sonst gab es die immer am Anfang einer Woche, jedoch war Kate wohl der Meinung, dass wir diese auch mal an einem Freitag vertragen konnten. „Ich weiß, wir haben uns das jetzt schon einige Tage angetan, aber ich sage es nochmal für alle: Lasst euch nicht herumkommandieren von diesen Anfängern.“
„Aber von ihr schon, oder was?“, flüsterte Rae neben mir in mein Ohr und rollte genervt mit ihren Augen. Ich musste mir meine Hand vor den Mund halten, um mir ein Lachen zu verkneifen. Rae hatte Recht. Kate verhielt sich oft wie die Chefin der Chirurgie. Andererseits war sie eben auch unsere Ausbilderin.
„Diese jungen Frauen und Männer dürfen nun zum ersten Mal Doktor spielen und genau deswegen spielen ihre Hormone verrückt. Ihr behandelt die Patienten so, wie ihr es immer getan habt. Es sei denn, der Patient schwebt in Lebensgefahr“, beendete Kate ihre Rede. Sie warf uns allen noch einen strengen Blick zu, bevor sie uns aufforderte an die Arbeit zu gehen. Seufzend beobachtete ich, wie jeder seinen Weg ging und ich als Letzte noch am Empfang der Pädiatrie stand. Normalerweise begann ich meine Frühschichten damit, bei Bo vorbeizuschauen, einem Mädchen, die mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert worden war. Die letzten Wochen hatte sie mir immer ein Lächeln auf die Lippen zaubern können, was man in einem Krankenhaus manchmal gut gebrauchen konnte. Ich liebte die Pädiatrie, das tat ich wirklich. Unsere kleinen Patienten waren immer so voller Hoffnung und ihr Lachen konnte einem das Herz erwärmen, jedoch war es dann umso trauriger, wenn sie starben. Bo war nicht gestorben, glücklicherweise, sie war lediglich endlich entlassen worden. Ich freute mich für sie, doch der egoistische Teil von mir war auch traurig.
Ich bemerkte erst, dass ich träumend herumgestanden hatte, als jemand in mich hinein krachte und mich mehr oder weniger gegen den Tresen schubste.
„Hey“, rief ich genervt aus und griff nach dem weißen Kittel, da dessen Träger sonst vermutlich noch mehr Leute umgehauen hätte. Der brünette Mann blieb stehen und bedachte mich erst mit einem gestressten Blick, bevor sich irgendein Schalter in seinem Kopf umlegte und er mir sein breitestes Zahnpasta-Lächeln zeigte. „Ich weiß, das Krankenhaus ist ein stressiger Ort, wo man auch mal rennt. Aber dann entschuldigt man sich auch, wenn man jemanden anrempelt.“ Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Obgleich ich meinen strengsten Blick aufsetzte, fingen die blauen Augen des jungen Mannes nur mehr zu strahlen.
„Ich wusste nicht, dass so wunderschöne Frauen hier arbeiten“, sagte er und zwinkerte mir auf eine Weise zu, die wohl charmant sein sollte. Ich unterdrückte ein schweres Seufzen und presste nur meine Lippen aufeinander.
„Und ich wusste nicht, dass sie bereits jeden Idioten als Assistenzarzt einstellen.“ Der junge Arzt legte sich eine Hand auf die Brust, als wäre er angeschossen worden und machte japsende Geräusche. Ich hob eine Augenbraue. Er war also ein Charmeur und ein Scherzbold. Das war ja eine super Kombination. „Ich bin mir sicher, du hast gerade etwas anderes zu tun, als hier herumzustehen, …“ Verwirrt suchte ich nach dem Namensschild, das eigentlich an der Brusttasche seiner hellblauen Arbeitskleidung hängen sollte.
„Leo“, grinste er und zwinkerte mir erneut zu. „Dr. Leo Turner, hier zu ihren Diensten, Miss …“
„Mein Name ist Rubie“, sagte ich. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung geben meinen Nachnamen zu wissen. Das musste er sich schon irgendwie verdienen. „Und ich empfehle dir, Leo, dass du dein Namensschild trägst. Das hat etwas mit Professionalität zu tun.“
„Jaja, Baby.“ Leo stützte sich mit seinen Armen am Tresen des Empfangs ab und kesselte mich somit ein. Er war mir viel näher als es mir lieb war, allerdings wollte ich noch nichts sagen. Er war nur ein dummer Junge, der spielen wollte.
„Leo, wie alt bist du eigentlich?“, fragte ich nonchalant. Der Braunhaarige schien zu denken, ich wäre an ihm interessiert, da sein Grinsen noch schleimiger wurde.
„Ich bin 26 Jahre alt.“ Er streckte stolz seine Brust vor und hob sein Kinn an. „Bin einer der jüngsten im ersten Jahr.“
„Und für wie alt schätzt du mich?
„20? 21?“ Er zuckte mit den Achseln. Ich konnte nur staunen. Wenn jeder mich so alt schätzen würde, dann würde ich vielleicht etwas mehr Alkohol bekommen.
„Ich bin 18, Leo. Such dir jemand anderen zum Spielen.“ Ich entfloh Leos Armen und machte mich auf den Weg zu meinen kleinen Patienten. Ich wusste, dass Leo mir folgte. Er schien mir nicht der Typ, der so schnell aufgab – leider.
„Ach, was machen schon acht Jahre?“ Die Wahrheit war, dass es mir nichts ausmachen würde. Schließlich war Haven nur ein Jahr jünger als Leo und ihn liebte ich nichtsdestotrotz.
„Ich habe einen Freund“, sagte ich seufzend und überprüfte die Werte eines schlafenden Kindes. Leo sah mir stumm dabei zu. Ich wusste nicht, warum er lieber mir folgte anstatt eines Oberarztes, der eine längere Ausbildung hinter sich hatte als ich. Doch, ich wusste es. Er dachte nicht mit seinem Kopf. Das sollte man von einem Arzt eigentlich erwarten können – mit dem Kopf denken, meinte ich.
„Das sagen sie alle.“ Ich war froh, dass zu dieser frühen Stunde die meisten Kinder noch schliefen. Dann mussten sie sich zumindest nicht die Konversation von mir und Leo antun. Ich litt bereits genug darunter.
„Ich meine es Ernst, Leo.“ Ich