Schtraworski. John Otis

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Schtraworski - John Otis

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nervt ihn, konnt er noch nie viel mit anfangen.

      „Lass doch mal was machen“, sag ich, selbst überrascht über mein Angebot.

      „Was kann man hier denn machen?“

      „Irgendwas... äh... besichtigen?“ Ich hab keine Ahnung.

      „Session“, sagt er, „es ist ein Spiel. Drink and Drive Session. Der eine trinkt, der andere fährt, abwechselnd, wenn es Nacht ist. Aber man darf den Namen, Session, nie aussprechen, weil Worte dem heiligen Spiel nicht gerecht werden würden. Wenn du das spielen willst nickst du mir einfach nur zu, guckst mich kurz an, ziehst die Augenbrauen hoch und ich werde wissen, was du willst und wir werden...“ er nickt mir zu, guckt mich kurz an, zieht die Augenbrauen hoch, „...machen.“

      „Hab kein Führerschein, bin ja erst siebzehn“, brems ich ihn aus.

      „Kacke“, sagt er. Er muss rechts rein, in die Straße abbiegen, um nach Hause zu kommen. Man sieht mein Haus von hier. Ich zeig drauf.

      „Da wohn ich“, sag ich, wir verabschieden uns.

      5

      Mein Vater ist krank. Lebensmittelvergiftung. Kotzt und scheißt die ganze Zeit. Wenn er aufm Klo sitzt, hör ich seine knatternden Pübse bis in mein Zimmer. Das hat mich heut auch aufgeweckt. Aber besser als mein Eisenbahnwecker. Er hat Schwächeanfälle. Sitzt halb tot am Frühstückstisch. Wir sollten die Gelegenheit nutzen. Meine Mutter hält ihn fest und ich schlag ihm den Schädel ein. Oder wir ertränken ihn einfach im Klo, der beste Weg, jemanden umzubringen. Die Leiche schmeißen wir auf den Kompost. Dann hat die Natur auch was davon. Aber meine Mutter macht nich mit. Sie kümmert sich sogar um den Scheißkerl. Er schwelgt im Selbstmitleid. Noch ein wenig Tee, Liebes, noch ein wenig dies und das, sagt er. Liebes... Tee... Er schleppt sich zurück in sein Bett. Heute nix mit Arbeit, heute krank. Seine Kundschaft wirds ihm danken. Gebt dem Drecksack doch ein bisschen mehr Bakterien zum Frühstück, werden sie verlangen, die Hartz IV ler.

      Meine Zähne quietschen heute, wenn ich mit den Fingern drüber fahr. Keine Ahnung warum, liegt wohl an der neuen Zahnpasta. Ich sitz am Tisch, quietsch vor mich hin.

      „Husch husch husch“, sagt meine Mutter, „na jetzt aber los da, verpasst noch was in der Schule.“

      Hetzjag, Hexenjagd, irgendwas dazwischen. Ja, das ist das hier. Hab die Lage schnell begriffen. Gunnar sitzt auf seinem Stuhl, eine Gruppe um ihn herum.

      „Pipimann, Pipimann“, sagt Martin, alle lachen. Wenigstens gehen sie heute nicht auf mich los. Gunnar guckt betrübt nach unten. Er wäre wohl gerne nochmal so fett, dann würde er einfach durch den Boden knallen und fein raus wär er. Ich stell mich dazu.

      „Gunnar Pipimann“, sag ich in einer kurzen Pause, wos kein anderer sagt. Gelächter. Ich genieße den Moment in dem ich beliebt bin. MAAACHT! Jetzt habe ich MACHT! Gunnar schaut nach oben.

      „DUUUUUUUUUUHUUUUU!“ brüllt er, soweit das seine piepsige Stimme zulässt, „DUUUUUU WARST DASSSSS!“ Er steht auf. Hat nen irren Blick in den Augen, ich stob panisch davon, knall gegen nen Tisch, fall auf die Fresse. Meine Nase blutet. Der Tag beginnt, Herr Geyer kommt rein. Schaut mich an, seine Augen funkeln.

      „Was ist mit deiner Nase passiert?“ Fragt er, ich glaube er explodiert gleich, „was habt ihr mit Nicklas Nase gemacht?“

      „Der is gegen die Wand gelaufen, einfach so“, sagt Thomas, „niemand weiß so wirklich, warum...“

      „HALT DEINE KLAPPE DU VERSAGER!“ Brüllt Geyer. Adrenalin pumpt durch meine Venen.

      „Das war meine Schuld“, sag ich. Herr Geyer beruhigt sich wieder. Die anderen machen Physikunterricht. Ich berechne Thomas Schwanzgröße anhand der Schattierungen seiner Sport Shorts. Hier ne Formel, da ne Formel, die eins gemerkt und: 1.789 cm, steif. Glückwunsch Thomas, du hast einen Mikropenis. Und jetzt? Jetzt träume ich noch ein bisschen vor mich hin und … Ende. Schule aus, Essen rein. Zwieback gibts Solidarität und so. Mein alter Herr scheißt sich immer noch ein.

      „Kannst jan Salatblatt drauflegen“, sagt meine Mutter.

      Ich knusper vor mich hin, geh nach draußen, in die Innenstadt.

      „Ein Döner bitte“, sag ich. Setz mich rein, das Fett trieft an meinen Händen. So muss das sein. Sammy läuft draußen vorbei. Es schneit wieder. Er kämpft sich durch den tiefen Schneematsch, Augen zugekniffen, weil die fingerbreiten Schneeflocken ihm gegen den Kopf wehen. Ich schau ihn an, trau mich nicht, gegen die Scheibe zu klopfen – wir furchtbar peinlich, wenn er mich angeschaut hätte und einfach weitergelaufen wäre!- aber er sieht mich. Die Tür geht auf, ein Fisch pfeift. Sammy steht da. Nickt mir zu, schaut mich an, zieht die Augenbrauen hoch.

      „19 Uhr“, sagt er, „an der Tanke um die Ecke, bring Bier mit.“ Er spaziert wieder raus. Nach dem Essen bezahle ich und gehe. Den Rest des Tages liege ich im Bett und starr die Wand an. So nervös bin ich.

      Mit nem Six-Pack Bier unterm Arm steh ich an der Tanke, warte. Fünf Minuten, zehn Minuten. Hat Sammy mich versetzt? Hat er mich nur verarscht? Wird er gleich mit zwei scharfen Blondinen in seinem Auto an mir vorbeidüsen und mich auslachen und die beiden Schnallen rümpfen die Nasen?Ne, da kommt er, blauer Opel Vectra, hupt zwei mal. Ich wink mit beiden Händen, der Six-Pack knallt auf den Boden. Oh nein! Sammy kurbelt das Fenster runter, hält an der Zapfsäule, grinst mich an.

      „Schnell weg hier“, sagt er, „bevor wir das noch wegputzen müssen.“ Ich spring ins Auto, er drückt das Gaspedal durch, ein Auto hupt, wir rauschen über die Straßen. Im Rückspiegel: ein winzig kleiner, alter Tankwart springt auf und ab, wie Donkey Kong, wenn er realisiert, dass er verloren hat. Die Farben leuchten im Dunkel und verschwimmen zu einem Brei langgezogener, schwammiger Linien, die am Fenster vorbeiziehen. Ich fühle mich verloren, wie ich klein und dürr auf dem Beifahrersitz sitze, den ich kaum ausfüllen kann. Der Metallhaken vom Gurt klickt, rastet ein. Sammy fährt 80 in der Ortschaft. Es ist ein merkwürdiges Gefühl ihn beim Fahren zu beobachten. So als ob er ein sonderbares Zwitterwesen zwischen Jugendlichem und Erwachsenen wäre und eigentlich etwas furchtbar Verbotenes machen würde. Ich erschrecke kurz, weil weit vor uns die Polizei in die Straße einbiegt und ich fürchte sie könnten Sammy dafür bestrafen und einsperren. Er tritt auf die Bremse, wir schlittern kurz, das ABS piepst. Ich bin nervös, starre vor mich auf den Boden, kann den Blick kaum heben.

      „Wohin?“ Fragt Sammy, die Reifen rauschen lautstark durch den Schneematsch. Wir fahren zum Aldi, du brauchst Stoff, sagt Sammy. Ich nehm den ganzen Plastik-Six-Pack mit. Keine Ahnung, wie viel man so trinkt. Ich bin kein Trinker. Langsam nipp ich am ersten Bier, ekelhaft. Wir fahren ziellos in der Gegend rum. Der weiße Schnee reflektiert den Mond. Wir halten am See. Sammy springt auf den Eisplatten. Die ächzen und knacken. Ich hab die Hälfte von meinem Plastikflaschengesöff runtergewürgt. Die Bank aus dünnem Metallgewebe ist arschkalt. Aber wenigstens liegt kein Schnee drauf. Wir sitzen lange da. Es ist schwer zu reden. Um 11:45 Uhr bin ich zu Hause. Ich hab mich nicht getraut, das Ganze schon früher abzubrechen. Den Rest vom Bier schmeiß ich in Nachbars Garten. Ich hab zwei getrunken. Muss so sein, gehört ja zum Spiel. Ich glaube ich bin betrunken. Mein Gang schwankt. Hab mein Schlüssel liegen lassen. Klingelingeling.

      „Scheiße, wo warst du?“ Fragt mein Vater.

      „Draußen“, sag ich, die Laute fühlen sich komisch an, mein Mund ist wie gelähmt.

      „Du hast getrunken.“

      „Natürlich“,

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