Panoptikum des Grauens. Thomas Riedel

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Panoptikum des Grauens - Thomas Riedel

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Dann tauche ich auch unter.«

      Wieder machte der Tibetaner mit unbewegtem Gesicht seinen ›Kotau‹, berührte mehrmals mit der Stirn den Boden und bedeutete seinem Herrn gegenüber seine untergeordnete Stellung. Er blieb noch kurz in kniender Körperhaltung, bevor er es wagte sich zu erheben und den Raum zu verlassen.

      Shabistari wandte sich wieder dem Fenster zu.

      Die ganze Gesellschaft hielt sich jetzt im Salon auf, mit Ausnahme des Arztes und Lord Coleman.

      Besonders aber ein mittelgroßer, schlanker Mann mit dunkelbraunen, kurz geschnittenen Haaren und kühlen, grauen Augen unter auffallend buschigen Brauen, schnüffelte herum wie ein Jagdhund. Gerade unterhielt er sich mit Roger Whitemoore. Ihnen folgte ein großer, schwergewichtiger Mann mit kugeligem Kopf.

      Einmal verließen die drei das Gebäude, kamen durch den Garten näher, und Whitemoore zeigte den beiden in Zivil die Stelle, an der er Kayleens Anhänger gefunden hatte.

      Der schlanke Polizist in Zivil bückte sich, untersuchte die Pforte zwischen den beiden Grundstücken genau und spähte kurz über die Mauer.

      Der Beamte mit dem auffallend energischen Kinn und dem gepflegten Äußeren schien eine sehr empfindliche Antenne für Hirnströme zu haben. Mehrfach schaute er zum Nachbarhaus hinauf, gerade so, als spüre er den fremden Blick.

      Sofort sendete der Orientale mit höchster Intensität einen mentalen Impuls und in seinen Augen glühte es auf. Doch er musste feststellen, dass der Mann nicht im Geringsten auf ihn reagierte. So sehr er sich auch bemühte, er endete vor einer Mauer eisenharten Willens und wachen Instinktes. Er ist ein schlechtes Medium, ging es ihm durch den Kopf und er versuchte es darauf bei dessen Kollegen. Aber auch bei ihm wollte sich der gewünschte Erfolg nicht einstellen. Gegen die beiden muss ich ein anderes Kaliber ins Feld führen, dachte er wütend, während die drei in das Haus zurückkehrten und wenig später im Salon auftauchten.

      Noch immer bemühte sich der Polizeiarzt um seine Lordschaft, doch offenbar mit mäßigem Erfolg.

      Später tauchte ein uniformierter Beamter mit einem Motorrad auf und brachte einen medizinischen Behälter mit Ampullen.

      Jetzt versuchen sie es mit Chemie, dachte der stumme Beobachter amüsiert. Als ob die Naturwissenschaften jenen Kräften überlegen wären, die einer geheimen Quelle im Innersten des Menschen entspringen. Wohl dem, der seine verborgene Macht bewusstwerden lässt und ausnutzt. Er schlägt alle Konkurrenz.

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      Die Stunden vergingen, und die Ermittlungen der Polizei schienen sich im Kreis zu drehen.

      Längst brannte das Licht in der Nachbarvilla, aber noch immer hielt der Orientale auf seinem Posten aus.

      Mit Vergnügen bemerkte er, dass für die drei Beamten und den Polizeiarzt Gästezimmer hergerichtet wurden. Das gab ihm die Möglichkeit, etwas gegen die Leute zu unternehmen, die versuchten, seine Rachepläne zu durchkreuzen.

      Ein diabolisches Lächeln spielte um den grausamen Mund des einsamen Mannes, als er auf den Dachboden der Villa hinaufstieg.

      Quietschend öffnete sich die Falltür.

      Das Rauschen schwerer Flügel drang an sein Ohr.

      Sorgfältig schloss Shabistari die Klappe hinter sich und trat an einen Drahtverschlag in der hintersten Ecke des dunklen Speichers.

      Eine bläuliche Lampe verbreitete ein ungewisses Licht. Die Luft war feucht und stickig wie in einem Grab. Von den Dachsparren hingen riesige Fledermäuse. Sie baumelten mit dem Kopf nach unten, krallten sich in das Holz. Die Störung ließ sie unruhig werden. Winzige Knopfaugen starrten auf den Eindringling. Haarige Schnauzen mit nadelscharfen Zähnen pendelten hin und her. Flughäute von einem Meter Spannweite und mehr fächelten die Luft.

      »Es gibt Arbeit, meine Lieblinge«, kicherte der Orientale. Er entfernte ein starkes Vorhängeschloss und betrat den massiven Stall. Aus einem Kasten holte er ein starkes Sendegerät und stellte es auf einen Tisch, der von den Exkrementen der abstoßenden Tiere bedeckt war.

      Shabistari streifte ein Paar Lederhandschuhe über, die ihn vor den schmerzhaften Bissen seiner haarigen Geschöpfe schützen sollten, und ergriff ein besonders starkes Exemplar. Dabei tastete er mit seinem rechten Zeigefinger über den Schädel des Tieres. Schließlich fand er den winzigen elektronischen Apparat, der unter der Haut des Vampirs eingepflanzt war und dessen kompliziertes Radarsystem beherrschte. Durch die Impulse des Gerätes wurde dem ekligen Blutsauger die Richtung vorgeschrieben, während er Hindernisse auf dem Flug wie stets ortete und umging. Er trat an die Dachluke.

      Der Himmel war samtig blau und sternenklar.

      In der Nachbarvilla war man längst zur Nachtruhe übergegangen, und wegen der milden Witterung standen die meisten Fenster offen.

      Er hatte sich genau gemerkt, wo die Gäste untergebracht waren. Ihnen galt sein Anschlag. Denn er war keineswegs gewillt, das Feld kampflos zu räumen. Und jetzt, wo er in den Beamten von Scotland Yard gleichwertige Gegner gefunden hatte, begann ihm die Sache richtig Spaß zu machen.

      Mit der Linken öffnete er behutsam die Luke und schickte seinen Todesboten auf die Reise.

      Lautlos wie ein Schemen segelte der mächtige Vampir durch die Nacht. Nur seine unhörbaren Schreie stieß er aus, um sich am Widerhall seiner Stimme zu orientieren.

      Shabistari packte sein bereits eingeschaltetes Sendegerät und hetzte den unheimlichen Verbündeten gegen den Feind. Er steuerte den pelzigen Blutsauger auf ein Fenster im ersten Stock, hinter dem jener dunkelhaarige Mann mit den buschigen Augenbrauen ahnungslos schlief, der sich, wie sein Kollege, seinen stummen Befehlen erfolgreicher widersetzt hatte als seine unglücklichen Vorgänger.

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      Kapitel 5

      S

      ir Christopher Franklin, Chief Superintendent von Scotland Yard und Leiter des neugegründeten ›Bureau of Occultism Research‹, unterbrach seinen Rundgang durch den Salon in der Coleman-Villa und schaute seinen Chief Inspector durchdringend an.

      »Es gibt also keinen Zweifel daran, dass Miss Coleman entführt wurde«, fasste Isaac Blake das Ergebnis seiner Ermittlungen zusammen. »Sie wird das Haus nicht aus freien Stücken verlassen haben. Nicht zu dieser nächtlichen Stunde und schon gar nicht in einem mehr als dürftigen Aufzug.«

      Franklin behielt die Hände auf dem Rücken. Sein rundes Gesicht unter dem schütteren weißen Haar drückte Zustimmung aus. »Glauben Sie, dass es um Lösegeld geht?«

      »Nicht bei diesem Aufwand«, schüttelte Blake entschieden den Kopf. »Ich vermute stark, dass uns allein seine Lordschaft, Sir Winston, das Motiv der Tat nennen kann.«

      »Wenn ihn unser Doc doch nur schon in die Wirklichkeit zurückgeholt hätte«, seufzte Cyril McGinnis, Blakes Assistent und Freund, wobei er sich durch seine wenigen Haare auf seinem kugelförmigen Kopf fuhr. »Ich verstehe zwar nicht das Geringste von Hypnose, und um nichts Anderes kann es sich handeln, aber es muss doch eine Möglichkeit geben,

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