Flammenreiter. Thomas Riedel

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Flammenreiter - Thomas Riedel

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Überall fanden Holzreste und Mauersteine, weit bis über die Weiden verstreut. Alles war dem orkanartigen Sturm und den Blitzeinschlägen zum Opfer gefallen.

      Nur von einer Stallung fand sich noch ein hüfthohes gemauertes Fundament. Callum Cavanaugh warf einen Blick auf die vom Ruß geschwärzten Mauerreste. Auch in diesem Stall war alles Leben vernichtet worden.

      Hilflos blieb er stehen. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, sich der Stelle zuzuwenden, an der sich das Wohnhaus der O’Sullivans befand.

      Nach all dem Grauen, das er gesehen hatte, fragte er sich, wie es wohl der Familie ergangen sein musste.

      Minutenlang starrte er mit leeren Augen auf das Unfassbare. Dann endlich brachte er den Mut auf sich umzudrehen.

      Nach dem was er bisher gesehen hatte, konnte er kaum glauben, dass nicht ein einziger Blitz in das Haupthaus eingeschlagen hatte.

      Callum Cavanaugh schöpfte einen Hauch an Hoffnung.

      Wie ein Skelett ragte das Dach des Wohnhauses auf. Kein Ziegel lag mehr auf. Der Sturm hatte alle abgedeckt. Einige Balken der Dachkonstruktion waren eingeknickt, die anderen zeigten tiefe Risse. Zum Teil waren armlange Späne herausgerissen, gerade so, als hätten gewaltige Krallen im Holz eingeschlagen und versucht die Balken herauszureißen.

      Unwillkürlich dachte er an riesige Flugsaurier mit großen tragflächenartigen Flughäuten, die zeitgleich mit den Dinosauriern die Erde bevölkert hatten. Es machte auf ihn den Eindruck als hätten sich diese Jäger und Fleischfresser auf das Haus gestürzt.

      Noch schlimmer war es mit den massiven Natursteinmauern. Nicht nur, dass sämtliche Holzfenster herausgerissen waren, die Öffnungen waren um ein Vielfaches vergrößert. Steine und Fensterstürze lagen verstreut herum. Noch schlimmer hatte es die Eingangstür erwischt. Sie zeigte die doppelte Größe.

      Fassungslosigkeit zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ab.

      Unweigerlich fragte er sich, was hier nur geschehen war? Es war für ihn unbegreiflich, welche Kräfte hier gewütet haben mussten. Für Callum Cavanaugh stand fest, dass dieses Ausmaß an Zerstörung nicht allein auf den Sturm zurückzuführen war. Hier mussten andere Einflüsse eine Rolle gespielt haben!

      »Hallo!«, rief er mehrmals laut hintereinander in die Stille. »Hört mich jemand? Hallo!«

      Er lauschte. Niemand reagierte.

      »Wo steckt ihr?«, rief er und lief einige Schritte weiter auf das Haus zu. »Mr. und Mrs. O’Sullivan! Logan! Kenneth! Hannah!«

      Seine Stimme klang belegt und drohte zu versagen. Er kannte die Kinder der O’Sullivans gut. Mit Logan hatte er die Schulbank gedrückt. Und die kleine Hannah hatte ihm im letzten Jahr eine Zeit lang verliebte Augen gemacht. Natürlich wussten beide, dass daraus nichts werden konnte und es sich um die Schwärmerei eines jungen Mädchens handelte.

      Noch einmal rief er nach ihnen, als er keine Antwort bekam.

      Mit bleischweren Füßen näherte er sich langsam der zerstörten Veranda, in deren Boden riesige Löcher klafften. Plötzlich spürte er, dass er mit einem Fuß gegen etwas gestoßen war, fast wäre er darüber gestolpert. Er hatte den Lichtkegel seiner kleinen Taschenlampe nicht gegen den Boden gerichtet, sondern auf die Tür. Als er den Blick senkte, stockte ihm der Atem. Es war ein einzelnes menschliches Bein, abgerissen, noch fetzenartig bekleidet, dem der Schuh fehlte und das wie achtlos weggeworfen auf ihn wirkte. Übelkeit stieg ihn ihm auf. Schnell wandte er sich ab und konzentrierte sich wieder auf die Veranda. Achtsam setzte er einen Fuß vor den anderen, kontrollierte nun auch laufend den Boden und schob sich vorsichtig durch das klaffende Loch, an dem sich zuvor die Tür befunden hatte.

      Er blieb stehen. Es schüttelte ihn. Eiskalt lief es ihm über den Rücken, als er seinen Blick schweifen ließ. Von den Zwischendecken zum Dachboden war nichts mehr vorhanden. Das ungehindert einflutende Mondlicht verstärkte sein Entsetzen noch zusätzlich.

      Im fahlen Licht des Erdtrabanten erblickte Callum Cavanaugh den alten Adam O’Sullivan. Noch im Tod sah es aus, als habe er vor seinen Feinden fliehen wollen. Steif streckte er seine Arme der Tür entgegen. Seine glanzlosen starren Augen waren ungläubig geweitet.

      Der junge Mann nahm all seinen Mut zusammen und beugte sich über den Toten.

      Als er dessen Wunden sah, zuckte er aufstöhnend zurück. Er hatte gute Nerven und als ehemaliger Soldat der britischen Streitkräfte hatte er in Afghanistan vieles gesehen. Doch was er jetzt sah, war für ihn zu viel. Am Hals des alten Mannes bemerkte er eine starke livide Einfärbung, die auf eine Strangulation hindeutete. Er war zwar ein medizinischer Laie, aber dennoch glaubte er den Beweis in den Augen des alten Mannes zu finden – Einblutungen. Sein aufgerissener Brustkorb bot ein grauenvolles Bild. Es sah aus als habe man ihn ausgeweidet. Die Gedärme lagen verstreut neben ihm und sein Genital war abgeschnitten. Ächzend wankte er hinaus ins Freie und sank zu Boden. Ihm war schwindelig. Callum Cavanaughs Magen rebellierte. Er hatte das Gefühl sich jeden Augenblick übergeben zu müssen.

      Er wusste nicht, wie lange er zusammengesunken dort gelegen hatte. Erst allmählich brachte er die Kraft auf, noch einmal in die Ruine zurückzukehren. Er bemühte sich seine Gefühle zu kontrollieren. Aber es fiel ihm schwer. Das Grauen, welches sich seinem Auge bot, war eine tabellarische Auflistung der Folter und des Todes.

      Unter Trümmern fand er den völlig zerquetschten Körper seines ehemaligen Klassenkameraden. Ihm hatte man den Kopf abgetrennt und wie zur Zurschaustellung auf der Sitzfläche eines noch intakten Holzstuhles drapiert. Ein paar Minuten später entdeckte er auch Kenneth O’Sullivan, dem ein herabgestürzter Deckenbalken durch den Brustkorb gedrungen war. Auch er war zuvor ausgeweidet worden. Arme und Beine hatte man ihm abgerissen.

      Gleich darauf sah er das silbergraue, zu einem Pferdeschwanz geknotete Haar und den Kopf von Kate O’Sullivan. Mehr war von ihr nicht zu sehen. Sie lag verschüttet unter einem Haufen aus Mauersteinen und Gebälk. Ein Blick in ihr Gesicht zeigte, dass man ihr die Augen entfernt hatte.

      Er versuchte jetzt gar nicht mehr die Leiche freizulegen. Ihm war schwindelig und er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Dann erbrach er sich. Es dauerte einige Zeit bis sich sein Magen komplett entleert und wieder etwas beruhigt hatte.

      Wie konnte es bloß zu dieser Katastrophe gekommen sein? Er hatte viele Verletzungen und schwere Kriegsverletzungen gesehen. Doch was er hier sah, wollte so gar nicht zu einem Zusammenbruch eines Hauses passen. Das sah schon mehr nach Verletzungen durch Tiere aus. Aber selbst damit waren die Wunden nicht wirklich zu erklären. Und welche Meute wilder Bestien sollte das auch angerichtet haben ... die gab es in ganz Großbritannien nicht!

      Soweit er das beurteilen konnte stammten sie von Krallen und Zähnen riesiger Raubtiere und ihm unbekannten Waffen.

      Bei dem Gedanken daran lief es ihm wieder kalt den Rücken herunter. Er spürte, wie er zu frösteln begann. Unweigerlich dachte er an die Legende der Flammenreiter, und das, was man sich in der Bevölkerung über sie hinter vorgehaltener Hand erzählte. Er wusste um die alten Geschichten, über deren wilde Jagden und wie sie in früheren Zeiten gewütet haben sollten. Das was er hier auf der Farm der O’Sullivans vorgefunden hatte, deckte sich genau mit dem abscheulichen Bild, wie es die Überlieferung von ihnen zeichnete. Exakt so hatten zu Beginn des Mittelalters die dämonischen Flammenreiter getötet und hatten ihre Hundebestien unter der Bevölkerung gewütet. Wie Beutetiere hatten sie die Menschen unter sich niedergetrampelt und niedergebissen.

      Nur schwer konnte sich Callum Cavanaugh von den Einrücken und seinen Gedanken lösen.

      Die

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