Treffpunkt Brandenburger Tor. Hermann Mezger

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Treffpunkt Brandenburger Tor - Hermann Mezger

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Fahrerseite über einer Böschung frei in der Luft.

      „Was ist denn in dich gefahren?“, brüllte Serow, der mit dem Kopf beinah gegen die Windschutzscheibe geknallt wäre und leichenblass aussah.

      „Da liegt was auf der Straße“, sagte Wassili nur, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr ein Stück zurück.

      Nun schien auch Serow den Gegenstand gesehen zu haben.

      „Lass mal sehen!“, sagte er und stieg aus dem Wagen. Vorsichtig näherte er sich dem unbekannten Objekt. Bramme und Wassili folgten ihm in gebührendem Abstand.

      „Eine Tellermine!“, entfuhr es Serow. Er war sichtlich bemüht, seine Stimme so gelassen wie möglich wirken zu lassen.

      „Sie sagen das einfach so dahin“, erboste sich Bramme, „wenn Wassili nicht aufgepasst hätte, wären wir alle in die Luft geflogen!“

      „So ist es“, entgegnete Serow trocken.

      „Was nun?“, fragte Wassili, der sich von dem Schreck einigermaßen erholt hatte.

      „Na was schon? Zuerst halte ich die Mine im Bild fest, dann jagen wir sie in die Luft“, entschied Bramme und während er eine Aufnahme machte, zum Wagen ging, einen sichelförmigen Gegenstand aus dem Wagen holte und ihn im Handumdrehen zu einer Schleuder umbaute, starrten ihn die anderen mit offenem Mund an.

      „Der Wagen muss aus der Schusslinie. Fahrt ihn mal ein paar hundert Meter zurück“, befahl er.

      Während Wassili und Serow den Wagen in Sicherheit brachten, sah sich Bramme nach einer geeigneten Deckung um. Er kniete sich hinter einem Felsbrocken nieder, entnahm dem Griff der Schleuder eine Stahlkugel, spannte das Gummiband, zielte auf die Mine und ließ die Kugel sausen. Sie verfehlte ihr Ziel, wenn auch nur knapp. Auch der zweite und dritte Versuch misslangen und Bramme befürchtete schon, die Kugeln könnten ihm ausgehen, da traf die vierte Kugel die Mine. Eine ohrenbetäubende Detonation durchbrach die Stille der Nacht. Eine Wolke aus Staub und Geröll flog in die Luft, um dann wieder auf die Erde zu regnen.

      Im ersten Moment war es Bramme, als sei sein Trommelfell geplatzt, aber da kam zum Glück der Geländewagen angefahren und Wassili veranstaltete ein unüberhörbares Hupkonzert. Serow sprang aus dem Wagen, ging auf Bramme zu und umarmte ihn.

      „Alle Achtung! Das war eine Meisterleistung, Gospodin Bramme.“

      Gemeinsam gingen sie auf die Stelle zu, an der die Mine zur Explosion gebracht wurde. Schwarzer Rauch hing noch wie Pulverdampf nach einer Schlacht über der Stelle, an der die todbringende Mine gelegen hatte. Um einen kleinen Krater herum war die Erde schwarz gefärbt und die Luft roch schweflig. Bramme lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.

      „Die hätte für uns alle gereicht“, stellte Wassili lapidar fest.

      Bramme konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen.

      „Sieht so die berühmte usbekische Gastfreundschaft aus?“

      Wassili machte ein betretenes Gesicht. Zum Glück ging Serow zur Tagesordnung über.

      „Jetzt aber nichts wie weg hier. Ich freue mich auf ein Bett.“

      „Ich auch“, gab Wassili zu, „aber bevor wir ins Bett gehen, trinken wir noch ein Gläschen Wodka.“

      Ohne weiteren Zwischenfall erreichten sie die Stadt Termes. Sie fuhren am Kirk Kis Palast vorbei, der eine Moschee beherbergte und hielten schließlich vor einer großen Karawanserei.

      „Das ist unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen“, verkündete Serow.

      Der Portier, ein alter, zahnloser Mann, schien über ihr Erscheinen sehr erstaunt zu sein. Er hatte offensichtlich mit ihrer Ankunft nicht gerechnet. Wortlos ging er ihnen in seiner weiten Pluderhose und einem groben Baumwollhemd voran und zeigte ihnen die Zimmer. Bramme und Serow warfen sich hinter dem Rücken des Mannes vielsagende Blicke zu. Beiden war vollkommen klar, dass dieser Aufenthalt kein Zuckerschlecken werden würde.

      6. Kapitel

      Waren es die Sonnenstrahlen, die ihn an der Nasenspitze kitzelten und ihn zum Aufstehen animieren wollten, oder war es nur der profane Lärm, der von da draußen in sein Zimmer drang? Bramme war jedenfalls schlagartig hellwach. Er räkelte sich genüsslich in seinem Bett, gähnte und stand schließlich auf. Sich streckend und gegen die Helligkeit anblinzelnd ging er zum Fenster hinüber und öffnete es. Eine frische, würzige Luft schlug ihm entgegen. Ein Gemisch von Blütenduft und Pferdestall. Er blickte hinunter in den Innenhof der Karawanserei. Kamele, Esel, Pferde und Ziegen standen da einträchtig zwischen den neuesten Limousinen und LKWs. Einheimische, teils modern, teils traditionell gekleidet, hantierten mit allerlei Waren und feilschten miteinander. Mehrere Männer in bunten Gewändern und mit kunstvoll bestickten Kappen auf dem Kopf waren gerade damit beschäftigt, Kisten, Körbe und Truhen von dem Rücken der Lasttiere in die Luxuskarossen umzuladen. Ohne die Autos wäre sich Bramme vorgekommen, als befände er sich im tiefen Mittelalter.

      In diesem Moment klopfte Serow an die Tür und rief ein fröhliches „Aufstehen!“ und ein munteres „Frühstück!“ hinterher.

      Das ließ sich Bramme nicht zweimal sagen.

      „Ich komme gleich!“ rief er und sprang unter die Dusche.

      Wenig später betrat Bramme den Frühstücksraum. Wassili und Serow saßen bereits an einem Tisch. In der Ecke hockten vier Männer, die ab und zu verstohlen herüber spickten.

      „Dobraje utra!“ begrüßte ihn Wassili, was Serow umgehend mit einem „Guten Morgen!“ übersetzte.

      „Haben Sie gut geschlafen im Land des weißen Goldes?“

      „Im Land des weißen Goldes?“

      So nennt man Usbekistan auch, weil es fast die Hälfte des Weltbedarfs an Baumwolle deckt.“

      „So, so“, sagte Bramme und ließ seinen Blick über das reichhaltige Frühstücksbüfett schweifen. Es gab Toast und Fladenbrot, Schafskäse, Schinken, geräucherten Stör, Kaviar, Joghurt, Omelett, Trauben, Feigen, Aprikosen und eine Vielzahl an Melonen.

      „Obwohl mir jetzt das Wasser im Munde zusammenläuft, und ich einen Hunger habe wie ein Wolf, muss ich das zuerst fotografieren, sonst glaubt mir das Zuhause keiner“, beschloss Bramme und zückte sein iPhone. Danach bediente er sich an all den Köstlichkeiten und kehrte mit einem voll beladenen Teller an den Tisch zurück.

      „Guten Appetit!“ wünschte Serow und schmunzelte dabei.

      „Wie ich sehe, liegt Ihnen die Tellermine nicht mehr im Magen“, stellte Wassili befriedigt fest.

      „Hören Sie mir bloß damit auf! Von wegen „alles nur Tarnung“ und „alles nur zu unserer Sicherheit!“ Man weiß hier genau wer wir sind und in welcher Mission wir unterwegs sind.“

      „Ausgeschlossen!“, protestierte Serow. Aber Bramme war nicht zu bremsen.

      „Die Schikane am Flughafen und die Umleitung waren doch geplant. Das kann man schon daran erkennen, dass der Uniformierte auf Ihre Vorhaltung „Sie hören noch von mir“ mit „das glaube ich kaum“ geantwortet hat. Er wusste genau, dass wir in Kürze in die Luft fliegen würden.“

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