Treffpunkt Brandenburger Tor. Hermann Mezger

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Treffpunkt Brandenburger Tor - Hermann Mezger

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zusammen.

      Wassili registrierte Brammes Verhalten mit einiger Verwunderung und wollte gerade eine Bemerkung los werden, als Rudny die Treppe herunterkam.

      „Darf ich die Herren bitten, mir zu folgen?“, fragte er mit gespielter Höflichkeit.

      „Sie dürfen“, äffte ihn Wassili nach.

      „Ich fahre Sie hin und hole Sie um Mitternacht wieder ab“, erklärte Rudny.

      „Ist das nicht zu spät?“, will Serow wissen.

      „Nein. Massud will es so.“

      Serow zuckte zusammen. Massud scheint hier alles zu bestimmen, dachte er. Der Herr verfügt über uns, als stünden wir bei ihm auf der Lohnliste. Um keine Missstimmung aufkommen zu lassen, hielt er aber den Mund.

      Das Anwesen Massuds lag am Stadtrand von Termes auf einer kleinen Anhöhe. Hinter einem imposanten Portal und einem von Mandel- und Maulbeerbäumen umstandenen, gepflegten Park erhob sich ein palastartiges Haus wie ein zu Stein gewordener Traum aus 1001 Nacht. Hecken, Sträucher und Blumenbeete blühten in allen Farben des Regenbogens um die Wette. Zwischen zwei Türmen, die die Form kleiner Minarette hatten, machten sich Erker und Kuppeln breit und verliehen der Mixtur aus allen möglichen Baustilen ein nahezu märchenhaftes Flair.

      Während Bramme staunend davor stand, die Hände in den Hosentaschen, und eine leichte Brise ihm sanft durchs Haar strich, dachte er an seine kleine Wohnung in Kiel. Dort hatte er vor dem einen oder anderen Damenbesuch gerne eine neue Topfpflanze gekauft. Seine Versuche, auf diese Weise ein wenig Behaglichkeit in seine vier Wände zu zaubern, erschien ihm beim Anblick der ganzen Pracht peinlich klein kariert und naiv.

      Serow kam auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter.

      „Da fragt man sich doch unwillkürlich, ob man den richtigen Beruf gewählt hat. Oder bist du anderer Meinung?“

      „Ja. Die Berufswahl allein trifft keine Schuld. Man muss in der Wahl seines Vaters vorsichtig sein.“

      Serow musste laut lachen.

      Ein Hausdiener in weißer Pluderhose, einem mit bunten Fäden besticktem Hemd und einem ebensolchen Käppchen auf dem Kopf, empfing sie, verbeugte sich lange und tief und führte sie mit einer einladenden Geste ins Haus.

      Rudny, der bislang im Wagen gewartet hatte, drehte um und fuhr hupend davon.

      Waren die Ankömmlinge schon bei der Betrachtung des Hauses von außen beeindruckt, so stockte ihnen der Atem, als sie die Eingangshalle betraten. Schon an der Schwelle blieben sie wie angewurzelt stehen und rissen Mund und Augen auf. Spiegelblanker Marmor, kostbare Teppiche, plüschige Sofas, Möbel aus dunklem Edelholz, ziselierte Silberschalen, Fayence-Krüge, Wasserpfeifen und Kristallleuchter, alles vom Feinsten, mit Sachverstand ausgesucht und perfekt aufeinander abgestimmt.

      Bramme fragte sich allmählich, wie wohl der Mann aussehen mochte, der in dieser Umgebung sein täglich Brot einnahm, arbeitete und schlief.

      Als wäre sein Gedanke durch die offene Tür geschwebt, erschien Massud mit seinem aus acht Männern bestehenden Gefolge. Sein Gesicht war zum größten Teil von einem weißen Bart bedeckt, der ihn sicherlich älter machte, als er wirklich war. Groß gewachsen zwar und von massiger Gestalt, hatte er einen verhältnismäßig kleinen Kopf. Auch er trug, wie seine Begleiter auch, die obligatorisch unverzichtbare Kappe. Ein breiter Gürtel mit einer silbernen Schnalle hielt den weiten Mantel aus Goldbrokat und Seide über dem rundlichen Bauch zusammen. Seitlich ragte ein reich verzierter Dolch aus dem Gürtel heraus.

      Mit weit ausgebreiteten Armen kam Massud auf die Besucher zu.

      „Dobro poshalowat! – Herzlich willkommen!“

      Serow und Wassili verbeugten sich leicht in Massuds Richtung, Bramme spickte diese Geste bei seinen Freunden mit einem Seitenblick ab und machte sie eiligst nach.

      Massud ging ihnen ins Speisezimmer voraus, wo eine reich gedeckte, mit Blumenbuketts dekorierte Tafel auf sie wartete.

      Der Hausherr bestimmte die Tischordnung. Bramme durfte zu seiner Rechten, Serow zu seiner Linken Platz nehmen, Wassili wurde der Platz neben Bramme zugewiesen. Die anderen verteilten sich um die große Tafel herum.

      Massud prüfte unterdessen seine Gäste aus schmalen, farblich undefinierbaren Augen. Man konnte nicht sagen, dass es misstrauisch aussah, aber es lag unbestreitbar etwas Listiges in seinem Blick. Schließlich klatschte er in die Hände.

      „Wodka für meine Freunde!“, befahl er und sofort erschienen zwei Diener und füllten die Gläser. Dann erhob er sein Glas und rief: „Auf unsere Gäste! Na sdarowje, sa wasche sdarowje!“ in die Runde. So schnell die Gläser geleert wurden, so schnell wurden sie auch wieder gefüllt.

      Mit den Worten: „Auf Deutschland! Na sdarowje, sa wasche sdarowje!“, prostete er Bramme zu und leerte sein Glas wieder in einem Zug.

      Man trank auf die Freundschaft, auf die Archäologie und auf die Gesundheit. Bramme konnte die Runden schon gar nicht mehr zählen.

      Mit einem anerkennenden Blick nahm Serow die Wodka-Flasche in die Hand und betrachtete das Etikett. „Stolitschnaya – Kaliningrad“ stand dort in großen Lettern.

      „Ein sehr guter Tropfen!“, stellte er fachmännisch fest, „der hat einen weiten Weg hinter sich.“

      Massud fühlte sich geschmeichelt.

      „Für meine Gäste ist mir das Beste gerade gut genug“, sagte er und prostete Serow zu.

      Die Beiden vertieften sich in ein Gespräch, dem Bramme mangels fehlender Sprachkenntnisse nicht folgen konnte. Er hing seinen Gedanken nach. Die junge Frau im Hotel kam ihm in den Sinn. Würde er sie je wieder sehen? Jedenfalls hatte sie viel Ähnlichkeit mit dem Frauenbild seines Kollegen Petersen. Konnte der Kerl hellsehen?

      Er war so entrückt, dass er richtig zusammenfuhr, als sich Massud direkt an ihn wandte.

      „Und Sie, Herr Bramme, sind hinter den Skythen her, oder nur hinter ihrem Gold?“, fragte er wieder mit einem listigen Unterton.

      „Ich bin nur hier, um ein ausgrabungswürdiges Projekt zu suchen. Alles Weitere entscheiden dann unsere Geldgeber.“

      Bevor Massud etwas erwidern konnte, wurde das Essen aufgetragen. Salate, Obst, Käse, Wurstwaren, roter und schwarzer Kaviar, Marmelade und Fladenbrot wurden aufgetischt.

      Bramme lief das Wasser im Munde zusammen. Als zwei Diener ein knusprig gebratenes Lamm am Spieß brachten, das schon von Weitem einen verführerischen Duft verbreitete, ging ein freudiges „Ohhh!“ durch die Runde.

      Doch bevor das Fleisch angeschnitten wurde, erhob sich Massud feierlich und breitete wieder die Arme aus. Die Gespräche verstummten mit einem Schlag.

      „Mamjent. Minutku paschalußta!“

      „Moment. Einen Augenblick bitte!“, übersetzte Serow.

      Massud lächelte vieldeutig, schaute Bramme an und gab sich alle Mühe, so bedeutungsvoll wie möglich zu wirken.

      „Unser Gast aus Deutschland ist heute Abend unser Ehrengast!“, rief er unter dem stürmischen Applaus der Anwesenden aus. Massuds Leute erhoben die Gläser

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