Treffpunkt Brandenburger Tor. Hermann Mezger

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Treffpunkt Brandenburger Tor - Hermann Mezger

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bevor Bramme und Serow nach Einzelheiten fragen konnten, hatte Wassili die Straße verlassen und raste halsbrecherisch eine steile Böschung hinunter. Es hätte nicht viel gefehlt und der Wagen hätte sich überschlagen. Seine Beifahrer hatten allergrößte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.

      Im Tal unten angekommen gab Wassili Vollgas. Über Stock und Stein, Sand und Geröll ging die wilde Fahrt weiter. Die Räder wirbelten Staub und Sand auf und als sie einen Priel durchfuhren spritzte das Wasser wie eine Fontäne haushoch in die Luft.

      Ihre Verfolger gaben nicht auf. Bramme stellte zu seiner Beruhigung fest, dass sie wenigstens nicht näher kamen. Auch Serow ließ die Kerle nicht aus den Augen. Als sich der Pick-up auf einer Sandbank festfuhr und sich die Räder immer tiefer in den Sand gruben, bis der Motor schließlich den Geist aufgab, jubelte er.

      „Geschafft! Gut gemacht Wassili!“

      Einer der Männer stieg wutentbrannt aus und drohte ihnen mit der geballten Faust, während der Fahrer hinter dem Lenkrad wild gestikulierend telefonierte.

      Seelenruhig steuerte Wassili die Böschung an, erklomm sie problemlos, reihte sich oben wieder in den Verkehr ein und setzte seine Fahrt zur Grenzstation fort.

      Vor barackenähnlichen Gebäuden hielten sie an. Uniformierte standen gelangweilt vor einem geöffneten Schlagbaum und überprüften die Aus- und Einreisenden stichprobenartig.

      Das fremde Kennzeichen und der tolle Geländewagen erweckte sofort ihr Interesse. Zwei Beamte kamen auf sie zu. Serow stieg aus und begrüßte sie mit Handschlag. Die sich anschließende lange Unterhaltung musste sehr interessant sein, denn die beiden Männer in Uniform rissen die Augen immer weiter auf. Man rauchte eine Zigarette zusammen. Serow redete und redete, eindringlich und mit beiden Händen und zeigte ihnen irgendwelche Papiere, was ihre Neugier in Hochachtung umschlagen ließ. Schließlich holte er zwei Kartons Feuerzeuge aus dem Wagen und überreichte sie den Beamten. Mit einer freundlichen Umarmung verabschiedete er sich von den Beiden und stieg wieder ein.

      „Das hat aber gedauert“, stellte Bramme fest, „wollten sie die Feuerzeuge gar nicht annehmen?“

      „Doch, doch! Ich musste ihnen aber klar machen, um was es geht. Sie, Gospodin Bramme, sind doch der Ansicht, dass es nicht genügt, die Feuerzeuge nur an Karawanenführer oder Fernfahrer zu verteilen, sondern sie möglichst auch verdächtigen Waren unterzuschieben.“

      „Richtig! Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen und zu jeder List greifen, die sich uns bietet“, philosophierte Bramme.

      Wassili, der die ganze Zeit über gelassen hinter dem Steuer saß, ließ den Motor an, wendete und fuhr in Richtung Termes davon. Schon nach kurzer Zeit sah er im Rückspiegel einen Geländewagen heranbrausen, der, das sagte ihm sein Bauchgefühl, nichts Gutes im Schilde führte.

      „So ein verdammter Mist! Da sind schon wieder ein paar Verrückte. Und ich kann hier nirgends abbiegen!“

      Bramme und Serow schauten sich den mit drei Mann besetzten Wagen durch das Heckfenster etwas genauer an. Es gerann ihnen das Blut in den Adern, als sie sahen, dass einer der Männer eine Kalschnikow in der Hand hielt und sie durch das geöffnete Fenster schob.

      „Wenn nicht ein Wunder geschieht, sind wir verloren“, sagte Serow.

      Bramme reagierte instinktiv.

      „Drücken Sie den weißen Knopf am Armaturenbrett, Wassili!“, schrie er.

      Wassili war einen Augenblick lang irritiert und erst auf die wiederholte Aufforderung Brammes, der ihm ein „Los! Machen Sie schon!“ ins Ohr schrie, betätigte er die weiße Taste.

      Mit lautem Zischen und Fauchen brach aus dem Heck des Wagens eine undurchdringliche, weiße Nebelwolke hervor, die dem nachfolgenden Verkehr jegliche Sicht nahm. Quietschende Reifen, ein Aufprall nach dem anderen, Schreie und klirrendes Glas lösten ein unbeschreibliches Chaos aus.

      Wassili hatte sichtlich Probleme, sich danach auf die Straße zu konzentrieren, seine Hände zitterten unmerklich. Unterdessen starrte Serow Bramme erstaunt an.

      „Wow, Bramme! Sie haben uns das Leben gerettet! Haben Sie noch mehr solcher Wunderwaffen?“

      „Lassen Sie sich überraschen“, sagte Bramme und ließ sich erschöpft in den Sitz zurückfallen.

      8. Kapitel

      Die Uhr im Eingangsbereich des Hotels zeigte 18 Uhr 55, als Bramme die Treppe herunterkam und sich zu Serow und Wassili gesellte. Die Beiden saßen zigarettenrauchend in der Halle und musterten den Ankömmling eingehend. Dabei fiel Serow die ziemlich ausgebeulte Hosentasche Brammes auf.

      „Schleppen Sie einen Aschenbecher mit sich herum?“, fragte Serow scherzhaft und als er Brammes verschämten Blick auffing, konnte er das Lachen nicht unterdrücken.

      „Nein“, verteidigte sich Bramme, „ich habe in der Brusttasche mein iPhone und in der Hosentasche einen Korkenzieher. Fällt Ihnen das jetzt erst auf?“

      „Telefon und Kamera kann ich ja noch verstehen, aber einen Korkenzieher?“

      Bramme zog das Corpus delicti aus der Tasche und hielt es Serow unter die Nase.

      „Eine Marotte von mir“, erklärte er, „oder besser gesagt, mein Talismann.“

      „Wenn er Ihnen hilft, hilft er auch uns“, stellte Wassili lapidar fest.

      „Habt ihr sonst noch etwas an mir auszusetzen?“, fragte Bramme und lächelte dabei.

      „Nein, der dunkle Anzug steht Ihnen gut und die bewusst unordentliche Frisur verleiht Ihnen einen jugendlichen Charme, um den ich Sie ehrlich beneide.“

      „Sie sehen aber in Ihrer Wildlederjacke auch sehr gut aus.“

      „Und von mir redet wieder kein Mensch“, klagte Wassili, „sagt mal, jetzt haben wir zusammen schon so viel erlebt, wollen wir nicht endlich „Du“ zueinander sagen?“

      „Endlich mal eine gute Idee“, platzte es aus Serow heraus, „ich heiße Alexander, ihr könnt mich auch Alex nennen.“

      „Und ich heiße Holger.“

      Sie besiegelten den Bund mit gegenseitigem Händedruck und einer spontanen Umarmung.

      „So ein epochales Ereignis muss begossen werden“, meinte Wassili.

      „Ja, aber nicht jetzt“, entschied Serow.

      In diesem Moment öffnete sich zu ihrer Rechten eine Tür. Wohl in der Annahme, Sascha Rudny käme um sie abzuholen, drehten sich alle drei Männer um. Eine junge, attraktive Frau betrat die Halle und strebte dem Ausgang zu. Auf ihrem Weg dorthin musste sie zwangsläufig an der Wartenden vorbeigehen. Wassili schaute sie kurz an und wandte sich dann ab. Auch Serow gönnte ihr nicht mehr als einen neugierigen Blick. Bramme hingegen schien es plötzlich heiß geworden zu sein. Er schob den Korkenzieher hastig in die Tasche und öffnete den obersten Hemdkragen. Die Frau trug schulterlanges, schwarzes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Die eng sitzenden Jeans-Shorts betonten ihre langen, gebräunten Beine. Alles in Allem wirkte sie ungezwungen und natürlich, wenn man auch den Eindruck nicht vom Tisch wischen konnte, dass sie sich ihrer weiblichen Ausstrahlung durchaus bewusst war. Als sie an den drei Männern vorbeiging, schnappte

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