Rache für Dina. Cristina Fabry
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„Was erwarten Sie denn jetzt von uns?“, fragte Reimler in deutlich schärferem Ton.
„Dass Sie sich entschuldigen bei allen, die von Herrn Volkmann unter Druck gesetzt wurden und dass Sie den Kolleginnen, die sich haben überrumpeln lassen, die alten Verträge zurück geben.“
„Das kann ich nicht!“, rief Reimler.
„Dann müssen wir das vor dem Richter ausfechten.“, erklärte Jens kühl.
„Das können Sie ja mal versuchen.“, fauchte Massmann. „Dann werden Sie ja sehen, wie weit Sie damit kommen. Und die teuren Juristen bezahlt dann wieder der Kirchensteuerzahler. Die Verträge sind unterschrieben und rechtsgültig, daran gibt es nichts zu rütteln!“
„Nun“, erwiderte Regina Heuer, „Wenn wir auf beiden Seiten in unseren Positionen so festgefahren sind, brauchen wir dieses Gespräch nicht fortzusetzen, das bedeutet nur Verschwendung von Arbeitszeit.“
„Da gebe ich Ihnen recht.“, erklärte Reimler scheinbar gelassen. „Vielleicht sollten wir einen neutralen Berater hinzu ziehen, der unseren Streit schlichten kann, bevor wir das auf juristischem Wege versuchen. Eine offizielle Schlichtung verschlingt mehrere tausend Euro, ein neutraler Berater kostet vielleicht zweihundert.“
„Haben Sie da schon jemanden im Auge?“, fragte Jens Carstensen.
„Nein.“, erwiderte Sebastian Reimler. „Aber es gibt da von Seiten der Landeskirche eine Liste mit Mediatoren. Ich würde einfach versuchen, jemanden zu finden, der keine allzu weite Anfahrt hat und kurzfristig für einen Termin zu haben ist.“
Man einigte sich auf diese Lösung. Terminabsprachen erfolgten und mit frostigem Lächeln gingen die Kontrahenten auseinander, jede Fraktion in ihr eigenes Nachgespräch.
16. Irgendwo im Kirchenkreis
Langes, weiches, duftendes, blondes Haar. So schön, wenn die Sonne sich darin spiegelt, wenn es vom Wind gebürstet die zarten Schultern umflattert, sich ergießt über den aufrechten Rücken, die sich gleichmäßig hebende und senkende Brust. Was tut sie jetzt? Ist sie glücklich? Hat sie sich über mein Geschenk gefreut? Ich hätte so gern ihr Gesicht gesehen, ihr ungläubiges Staunen, ihre großen, grünen Augen voller Bewunderung. Aber ich muss mich gedulden, ihr noch viel mehr Geschenke machen, bevor ich mich offenbare. Ich werde sie retten, befreien und auf Rosen betten. Ich werde sie verwöhnen, und sie wird vor Wonne stöhnen. Und in großem Bogen wird sie mir entgegen wogen. Sie wird wie Wachs in meinen Händen und wild sich reiben an meinen Lenden. Oh ja, ich bin ein großer Dichter. … Das werde ich bald tun: Dichten, nur noch dichten, sie mit meinen Versen malen, nachdem ich sie mit meinen Händen begriffen habe. Nachdem ich den Geschmack ihres Schweißes auf meiner Zunge gespürt habe, mit meinen Augen versunken bin in den ihren, ihre Stimme mein Trommelfell immer und immer wieder in Schwingung versetzt hat und der Duft ihrer Haut sich festgesetzt hat in jeder meiner Riechzellen.
Aber vorher muss ich noch so vieles erledigen. So viel habe ich zu tun. Und am Ende muss ich sie verlassen, aber das wird mir leicht fallen, denn ich weiß ja für wen. Es wird mir nicht schwer fallen, den Schlussstrich zu ziehen, wenn ich weiß, dass auf der anderen Seite ihr offenen Arme mich empfangen. Und das werden sie, oh ja, nach allem, was ich bis dahin für sie getan haben werde. Und wir werden uns lieben bis zum Wahnsinn. Ich werde ein neues Leben beginnen, das Alte hinter mir lassen und ein völlig neuer Mensch werden. Oh, sie werden jammern, wenn ich sie zurück lasse, sich noch mehr an mich klammern, als sie es ohnehin schon tun. Aber ich werde sie abstreifen wie ein schmutziges Hemd. Und dann werde ich nackt und rein vor sie treten, denn so wird auch unsere Liebe sein: nackt, rein, unschuldig und vollkommen.
17. Kirchenkreis Minden – Jugendreferat
Erstaunt hob Kai-Uwe Kehrer den Kopf, als Katharina Förster das Büro des Jugendreferates betrat. „Morgen Kathi“, begrüßte er sie, „was ist passiert, bist du aus dem Bett gefallen?“
„Nö, ich war joggen.“, antwortete die. „Nach einem komplett freien Wochenende habe ich ausnahmsweise Energie für sowas.“
„Komplett frei? Und was hast du gemacht?“
„Abgehangen.“
„Abgehangen? Du hast das ganze Wochenende frei und tust nichts weiter als abhängen?“
„Hab' ich gebraucht. Die Akkus waren leer.“
„Aber so ganz allein? Kathi, du musst dir echt mal'n Freund zulegen.“
„Ich habe Freunde.“
„Ich meine keine ehemaligen Mitschüler aus der Bielefelder Schwulenszene, mit denen du einmal im Jahr um die Häuser ziehst. Ich meine einen echten Lebenspartner.“
„Du meinst eine Beischlafgelegenheit.“
„Nein, ich meine mehr als das.“
„Das würde mir aber schon reichen.“
Kai-Uwe starrte Kathi an: „Also davon laufen ja nun wirklich genug rum. Du musst dir nur ein T-Shirt mit dem Aufdruck 'Wer will mit mir schlafen?' anziehen, dann hast du bestimmt 'ne super Auswahl.“
„Ja, bestimmt total super.“, antwortete Katharina. „Die ganzen Kerle, die keine Frau auch nur mit der Kneifzange anfassen würde.“
„Siehste.“, erklärte Kai-Uwe. „Das hast du nämlich gar nicht nötig. Du musst einfach nur mal mehr unter Leute gehen. Und wenn du nur ab und zu mal eine interessante Fortbildung mitmachst.“
„Und wen treffe ich da?“, fragte Katharina. „Pfarrer? Sozialarbeiter? Diakone und Gemeindepädagogen? Wenn schon, dann will ich James Bond und nicht Johnny English.“
„Na du bist ja drauf. Aber wenn du keine Kompromisse machst, dann wirst du für immer allein bleiben.“
Katharina verdrehte genervt die Augen. „Klar, ich suche mir einen mittelmäßigen Kollegen oder Pfarrer, gehe auf ihn zu und sage, hör mal, Klaus-Bärbel, wir sind zwar beide nicht schön und erfolgreich, aber was Besseres als uns finden wir sowieso nicht. Also tun wir uns am besten zusammen, denken beim Sex an jemand anderen und ziehen zwei anständige Kinder groß, die genauso mittelmäßig sind wie wir. Da wir im gleichen beruflichen Umfeld unterwegs sind, wird uns auch nie der Gesprächsstoff ausgehen und mit dem Segen unseres Herrn Jesus Christus hat unsere Ehe eine sichere Basis. Ist das nicht praktisch? Wir werden uns zwar zu Tode langweilen, aber sterben müssen wir am Ende ja doch irgendwie.“
Wortlos schüttelte Kai-Uwe den Kopf.
„So“, fuhr Kathi fort, „und jetzt kümmerst du dich um deine eigenen Probleme, schließlich haben wir eine Arbeitsbeziehung; oder sollen wir die Promiskuität deiner Gattin und die Drogenprobleme deiner Kinder betrachten?“
„Schon gut.“, antwortete Kai-Uwe grinsend. „Du bist erwachsen.“
Hilke Sander und Jens Carstensen