Kaana. Rudolf Jedele

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Kaana - Rudolf Jedele

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verzichtet hätte, sich wegen Azawa mit Kirgis Sohn zu duellieren? Wenn er Azawa einfach freigegeben und sich einen andere Gefährtin gesucht hätte? Auswahl hatte es im Clan und auch bei den Nachbarclans für einen Mann seiner Qualität schon gegeben.

      Und weshalb war es so wichtig, die Geheimnisse des Eisens für sich selbst zu bewahren?

      Vielleicht hätte Kirgis ja gar nicht so sehr nach persönlicher Macht gestrebt, sondern das Wissen auch mit den anderen Clans des Hiron – Gebirges geteilt.

      An dieser Stelle unterbrach Joshara sich selbst und den verwirrenden Strom seiner Gedanken.

      Er erinnerte sich an die Tatsachen.

      Er rief sich das Bild des alten Mannes ins Gedächtnis zurück und seine despotische und oft grausame Art, mit Menschen umzugehen.

      Er erinnerte sich an die Nächte mit Azawa und an ihre Liebesschwüre und dann daran, wie sie sich willig und ohne das kleinste Zögern in das Bett des Alten begeben hatte und ihm sogar Josharas sorgsam gehütetes Geheimnis schon in der ersten Nacht verraten hatte.

      Er erinnerte sich, wie der alten Mann mit Hilfe seiner Söhne oft ein Regiment des Terrors und der Angst geführt hatte und, dass diese Söhne in den Clans der Berge als gefürchtete Schläger gegolten hatten

      Nein, seine Entscheidungen waren nicht falsch gewesen. Dessen wurde er sich nun wieder bewusst. Er stellte sie nur vor sich selbst in Frage, weil ihm als Mann der Berge diese weite Steppe dort unten unheimlich war. Wer aus den Bergen kam, war es nicht gewohnt, dass seine Blicke derart in die Ferne schweifen konnten, ohne auf ein Hindernis zu stoßen. Er würde sich an diese Weite gewöhnen und er würde dort unten ein Leben beginnen, das dem seines Lebens im Clan mindestens gleichwertig sein sollte.

      Joshara richtete sich auf und ordnete seine Traglast, dann drehte er sich um und sah ein letztes Mal zurück in die Welt, die zu verlassen er nun endgültig im Begriff war. Er ließ seine Augen auf seiner eigenen Spur zurück schweifen und dieser letzte, etwas wehmütige Rückblick rettete ihm vielleicht das Leben.

      Er selbst war vor kurzer Zeit erst über einen Bergsattel gestiegen, dessen Südhang ihn hier herunter geführt hatte. Im selben Augenblick, da seine Augen über diesen Sattel wanderten, betrat ein Mann die Gratlinie, zeichnete sich für ein paar Lidschläge lang scharf gegen den hellen Himmel ab und verschwand dann vor dem graubraunen Hintergrund des Hangs. Ein weniger erfahrener Mann als Joshara hätte vielleicht an eine Sinnestäuschung geglaubt, doch schon im nächsten Moment wäre er eines besseren belehrt worden. Fünf weitere Gestalten sprangen blitzschnell über den Grat und verschwanden danach in der Deckung des Hangs.

      Joshara wusste woran er war.

      Seine Jäger hatten trotz des Schnees seine Spuren nicht verloren. Fast als hätten sie geahnt, wohin ihn sein Weg führte, waren sie ihm nun so dicht auf den Fersen wie nie zuvor auf dieser wahnsinnigen Hetzjagd.

      Einen Augenblick blieb Joshara stocksteif stehen, dann fluchte er mit zusammengepressten Kinnbacken erbittert vor sich hin und begann fieberhaft zu überlegen, was nun zu war.

      Wenn er jetzt, wie geplant, in die Wand kletterte, dann war er seinen Verfolgern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dann hatten sie ganz leichtes Spiel, ihn von oben mit Steinen und Pfeilen zu traktieren und es würde nicht lange dauern, bis sie ihn zum Absturz gebracht haben würden. Der Abstieg bot praktisch keinerlei Deckung.

      Für die Dauer von ein paar Atemzügen fühlte Joshara Panik in sich aufsteigen. Am liebsten wäre er in wilder Flucht entlang des Absturzes nach Westen oder Osten geflüchtet, in der vagen Hoffnung, den Jägern doch noch zu entkommen, doch dann übernahm eine andere Empfindung in ihm die Oberhand.

      Wut und Trotz hatten ihn bereits einmal zu einer wahren Tötungsmaschine werden lassen. Wut und Trotz stiegen auch in diesen Augenblicken in ihm auf, doch dann kam eine neue Empfindung hinzu. Anstatt des Berserkerwahns, den er an diesem denkwürdigen Abend vor Kirgis Haus empfunden hatte, war da plötzlich kühles, sachliches Abwägen in seinem Geist und er erkannte so klar wie frisches Quellwasser, was er zu tun hatte.

      Ja, er würde erneut Clansbrüder töten müssen. Nur so konnte er überleben. Wenn das der Preis für seine Freiheit war, dann würde er ihn bezahlen.

      Zehn Männer seines Clans hatte er bereits auf dem Gewissen, wenn er es schaffte auch diese sechs Verfolger ins Jenseits zu befördern, dann war dieser, sein ehemaliger Clan praktisch zum Sterben verurteilt und seine Rache abgeschlossen. Sechzehn erwachsene Männer – ihn selbst eingerechnet sogar siebzehn - waren mehr als die Hälfte aller verfügbaren Jäger des Clans und ein großer Teil der Handwerker. Diesen Aderlass würde der Clan nicht verkraften und spätesten im Laufe des Sommers in einem der starken Nachbarclans aufgehen. Dann war Kirgis endgültig seine Macht los, dann hatte er mit seiner Maßlosigkeit, seiner Herrschsucht und seiner Machtgier seinen eigenen Untergang und den seines Clans heraufbeschworen.

      Joshara überlegte nicht mehr lange. Er war sich seiner Position und seiner Möglichkeiten vollständig bewusst. Er war allein und seine sechs Verfolger waren als Jäger und Bergläufer wohl von ähnlicher Qualität wie er selbst. Doch er kämpfte um sein Leben und seine Zukunft, während die Verfolger lediglich von einem nicht näher begründbaren Hass und von den Befehlen eines wahnsinnigen Clansvater getrieben wurden. Wenn sie die Verfolgung längst aufgegeben hätten, wäre ihr Leben nie in Gefahr geraten, doch nun, da sie Joshara in die Enge getrieben hatten, würde er sich mit allem was er besaß zur Wehr setzen.

      Die Zeit des Davonlaufens war vorbei.

      Er nahm seine Traglast von den Schultern und legte sie in aller Ruhe auf dem Boden ab. Er öffnete die Verschnürungen und begann die Last neu zu ordnen und zu packen.

      Das Schwert, die langen Speerspitzen und die unterschiedlichen Messer, die Zange, das Sortiment an Nadeln und auch die Axt brauchte er nicht, all diese Gerätschaften packte er in das Innere seiner Bettfelle. Seine letzten Ersatzkleider, den warmen Mantel aus Bärenfell, die noch kaum getragenen Mokassins mit den kniehohen Schäften. Alles was er noch an Lebensmitteln besaß. Er wickelte es als Polsterung um das innere Paket, dann hüllte er den ganzen Packen in die große Plane auch Elchleder, die ihm während seiner Flucht so gute Dienste getan hatte und verschnürte das Ganze zu einem strammen Bündel. Er stabilisierte das ganze noch dadurch, dass er die Schäfte seiner beiden Jagdspeere – die Spitzen hatte er bereits in seiner Last verpackt – in die Verschnürung schob. Nun hatte er ein festes Paket vor sich liegen, in dem praktisch seine gesamte Zukunft steckte. Joshara richtete sich auf und schob das Paket mit dem Fuß an den Abgrund. Tausend Schritte oder mehr ging es hinunter, doch die Polsterungen würden den Sturz dämpfen und Joshara war sich sicher, dass seine Habe als ganzes Paket dort unten in der Geröllhalde landen würde. Ohne zu zögern gab er dem Packen einen kräftigen Tritt und verfolgte den Sturz gespannt. Dreimal schlug der Packen unterwegs an Zinnen und Felsvorsprüngen auf, dann krachte er in den oberen Rand des Gerölls und blieb liegen.

      Die Verschnürungen hatten gehalten, die Last war in einem Stück unten angekommen und nun konnte Joshara sich seinen anderen Vorbereitungen widmen.

      Er hatte sich von jeder Art von Ballast befreit, die ihm in einem Kampf hinderlich sein würde. Bei sich behalten hatte er sein langes Jagdmesser und zwei kleinere Messer, die er in den Schaftscheiden seiner Mokassins stecken hatte. Sein rehledernes Jagdhemd, die eng anliegenden Leggins aus Elchleder, mehr an Kleidung brauchte er nicht mehr. An seinem Gürtel hatte er ein gut fünfzig Fuß langes, geflochtenes Lederseil hängen und einen Köcher mit zwei Dutzend dreifach gefiederten, langen Pfeilen und diese Pfeile hatten eiserne Spitzen.

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