Kaana. Rudolf Jedele

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Kaana - Rudolf Jedele

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seiner Bewohner unter meinem Einfluss.“

      „Nun, du bist eine Frau und stehst deshalb für die Vermehrung und Fruchtbarkeit ein und für das weiche und sanfte. Wir Männer sind eben ein wenig anders.“

      „Oh, eines meiner Kinder ist ein Philosoph und Spötter! Aber du hast Recht. Ich sorge für meine Kinder. Ich will, dass es ihnen gut geht und dass ihr Leben so gut es geht sorgenfrei verläuft. Doch ich verwöhne sie nicht und ich halte sie nicht am kurzen Zügel. Meine Kinder haben viel Freiheit, während die Kinder Sheehanos und Hirons sich ständig mit den Forderungen ihrer Väter auseinandersetzen müssen.“

      „So kehre ich in eine gute Welt zurück? Wird diese Welt mich wollen?“

      „Nun, ich will dir nichts vormachen. Zunächst wird sie dich nicht wollen. Mein Volk besteht aus stolzen Menschen und die Männer des Volkes sind wilde Krieger, die nichts weniger fürchten, als den Tod. Du wirst dich beweisen müssen.“

      „Die Menschen der Kaana fürchten den Tod nicht? Wie ist das möglich?“

      „Sie haben gelernt, dass der Tod nichts anderes ist, als ein Übergang in ein anderes Leben. Einen endgültigen und für ewig währenden Tod gibt es nur für diejenigen unter den Menschen, die ihr Leben vergeudet haben und nichts hinterlassen, wenn sie aus diesem Dasein scheiden.“

      „Das mag so sein. Doch aus welchem Grund sind die Männer der Kaana zu Kriegern geworden?“

      „Als Sheehano bemerkte, dass ich nicht länger auf seine Einflüsterungen reagierte, begann er sich von mir zurück zu ziehen. Stattdessen dehnte er seinen Einfluss auf die Städte an unseren Grenzen aus und sorgte dafür, dass der Hunger der Städte nach den Reichtümern des grünen Landes immer größer wurde. Die Städte begnügten sich nicht mehr damit, an unserem Reichtum durch Handel teilzuhaben, sie wollten die Herrschaft über das grüne Land übernehmen ohne daran zu denken, dass sie das, was sie besitzen wollten, dann zerstört hätten. Mein Volk schützt sich und das Land und da mein Volk nur wenige Köpfe zählt, müssen diese Wenigen in der Lage sein, die Angriffe von Massen aus den Städten abzuwehren. Mein Volk muss weder Jagen, noch braucht es im Boden zu wühlen, um sich zu ernähren. Mein Volk lebt von den riesigen Herden wilder Rinder, die das grüne Land bevölkern und mein Volk lebt mit den Pferden des grünen Landes. So konnten sie Krieger werden. So mussten sie Krieger werden, um das Land zu schützen.“

      „Auch mich hat man gezwungen, ein Krieger zu werden, obwohl ich nie das Bedürfnis hatte, andere Menschen zu töten. Ich leide darunter. Ich kann kaum mehr schlafen, denn immer kommen die Geister der Toten und beklagen sich, weil ich ihrem Leben ein Ende gemacht habe.“

      „Ich kenne deine Geschichte. Hiron erzählt mir manchmal, was in seinem Land vorgeht und ich habe ihn gebeten, dich ziehen zu lassen, damit du in deine ursprüngliche Heimat zurückkehren kannst. Die Geister, die dich heimsuchen, kannst du besänftigen. Sprich mit ihnen und weiße ihnen den Weg in ein nächstes Leben.“

      „Wie kann ich mit den Geistern der Toten sprechen? Wie kann ich ihnen einen Weg weisen, den ich ja selbst nicht kenne?“

      „Du sprichst mit mir, also kannst du auch mit ihnen sprechen. Darüber hinaus musst du nur daran glauben, dass der Tod nur ein Übergang ist, dann glauben es auch die Geister der Toten und sie werden dich künftig in Ruhe lassen. Glaubst du es denn?“

      „Ich habe es geahnt, dass es so sein könnte, doch ich war mir nie sicher. Doch jetzt, da du es sagst, kann ich es mir schon vorstellen. Ja, ich denke ich glaube es.“

      „Dann wirst du es nicht schwer haben, zu deinen Wurzeln zurück zu kehren.“

      Die grüne Frau verblasste plötzlich vor Josharas innerem Auge, im selben Augenblick kehrten die Geister der Toten des Clans zurück, die er auf dem Gewissen hatte. Joshara erinnerte sich an die Worte des grünen Geistwesens und begann mit den Toten zu sprechen. Er erklärte ihnen die Worte der grünen Frau, er berichtete vom Übergang in ein neues Leben und, obwohl der eine oder andere der Toten zuerst noch etwas zögerte, verschwanden sie nach und nach und kehrten nicht mehr zurück. Zum ersten Mal seit mehreren Monden konnte Joshara entspannt schlafen und sich erholen.

      Als es hell wurde, hatte er zwar nur kurz geschlafen, doch er fühlte sich wunderbar erholt und voller Tatendrang. Er fand noch Glut in der Feuerstelle und hatte deshalb rasch einen heißen Tee als Morgentrunk. Während er den Becher in seinen Händen hielt und vorsichtig an dem heißen Trunk nippte, erinnerte er sich an seinen Traum.

      Seltsam, die Erinnerungen an die grüne Frau Kaana, sie waren so deutlich in seinem Gedächtnis gespeichert, als hätte es sich nicht um einen Traum sondern um eine tatsächliche Begegnung gehandelt. Jede Silbe, jede Geste, alles war da. Selbst an die Kleinigkeit erinnerte er sich, dass er am Ende, als sie weg ging und vor seiner Wahrnehmung verblasste, noch ihre in einem kräftigen rot leuchtenden Handflächen und Fußsohlen wahrgenommen hatte. Wie war es möglich, dass sich eine Traumgestalt derart dauerhaft in seinen Geist eingraben konnte?

      Doch die Zeit zum Sinnieren und Grübeln blieb beschränkt, denn als sich die Sonne über den Horizont schob und einen weiteren, warmen und trockenen Frühlingstag ankündigte, begann Joshara seinen letzten und endgültigen Abstieg aus den Höhen des Hiron – Gebirges vorzubereiten. Er trat das Feuer aus, dann schob er den schweren Ballen mit all den Fellen und Ausrüstungsgegenständen aus seiner Beute an den Rand des Absturzes und warf ihn hinunter. Er verfolgte gespannt den Sturz des Packens und bemerkte zufrieden, dass er ganz in der Nähe des Packens aufschlug und liegen blieb, der Josharas persönliches Eigentum enthielt. Nun richtete er sich auf, sah sich noch einmal im Rund der um ihn herum aufragenden Gipfel um, atmete tief durch und nahm auf diese Weise stummen Abschied von der Welt, in der er geboren war, in der er gelebt hatte und die ihm dennoch nicht mehr länger Heimat sein konnte.

      Er ging letztendlich ohne Gram, denn bei allem, was er zurück ließ, hielt sich Gut und Böse die Waage. Azawas Verrat war bestraft und seinen Töchtern hatte er ein Leben in Schmach und Schande ersparen können. Die Rache an Kirgis war zwar nicht vollkommen, doch der Alte hatte ein Leben vor sich, das so ganz anders verlaufen würde, als jenes, welches er einst gewohnt gewesen war.

      Auch der Clan hatte seinen gerechten Lohn dafür erhalten, dass sie alle einem der Ihren in den Rücken gefallen waren.

      Joshara blickte auf sein Leben im Hiron – Gebirge zurück wie ein Mann, der etwas gebaut hat und damit nun fertig geworden ist. Er sah, was er richtig, aber auch was er falsch gemacht hatte, doch das Gebäude war errichtet und konnte weder wieder eingerissen noch auf andere Weise verändert werden. Die Fehler blieben, bis die Zeit das Geschehen auslöschte.

      Langsam und mit äußerster Vorsicht begann Joshara die Felswand hinunter zu klettern. In der Nachtkälte war die Feuchtigkeit am Gestein zu Eis geworden, jetzt, in der Wärme der aufgehenden Sonne begannen die dünnen Eisschichten zu schmelzen und die Griffe waren häufig derart schlüpfrig und schmierig, dass sich der Abstieg alles andere als ungefährlich gestaltete. Doch Joshara war – wie alle Jäger des Hiron – Gebirges - ein sehr erfahrener und deshalb auch umsichtiger Kletterer und so kam er trotz aller Widrigkeiten zügig voran. Er überprüfte seine Griffe stets mit den Füßen und den Augen, ehe er sich einen weiteren Schritt hinunter ließ und mehrfach konnte er im letzten Augenblick dank seiner Vorsicht dem Angriff einer Felsnatter ausweichen. Als er an der Zinne vorbei kam, an der er einen seiner Verfolger getötet hatte, waren die ersten Geier bereits im Anflug, während ein paar Krähen sich schon an der Leiche des Jägers gütlich taten. Es war kein schöner Anblick, der sich ihm bot, doch irgendwie war seine Einstellung zu Tod und töten verändert worden, seit er in seinem Traum mit der grünen Frau gesprochen hatte. Die Krähen hackten an einem bloßen Körper herum, das wahre Ich des Getöteten war längst in eine andere

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