Das Gold der Felder. K.P. Hand

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Das Gold der Felder - K.P. Hand

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kramte Gérard in seinen Taschen und überreichte diesem das offizielle Dokument.

      Routinemäßig brach Capitaine Brix das Siegel des Königshauses und brauchte dann einen Moment, um die Zeilen zu lesen. Gérard war sich sicher, dass danach alles geregelt sein müsste, und konnte dahingehend nur Erleichterung empfinden.

      Seit dem Missverständnis vor einigen Augenblicken herrschte nämlich eine gewisse Spannung zwischen ihm und dem Capitaine, die er als dessen neuer Sergent gerne überwunden hätte. Solch ein erstes Zusammentreffen hätte niemals repräsentabel für ihre zukünftige Zusammenarbeit stehen dürfen. Gérard konnte nur hoffen, dass der Capitaine ihm seine Arroganz verzieh.

      Doch die geschwungenen Lippen des Capitaine wurden schmal. Er blickte von dem Dokument auf und fasste Gérard scharf ins Auge. »Sie schicken Euch, um zu lernen.«

      Es war keine Frage, trotzdem antwortete Gérard: »So ist es, Capitaine. Ihr habt noch immer einen lobenswerten Ruf als einer der besten Schwertkämpfer, Capitaine. Ich bin hier, um von Euch zu lernen.«

      Gérard nahm an, der andere Mann würde sich dadurch geschmeichelt fühlen, immerhin war es eine große Ehre, ein Lehrer zu sein. Es bewies, dass Capitaine Brix` Fähigkeiten herausragend waren und noch immer sind.

      Doch der Capitaine warf die Nachricht recht ernüchtert auf seinen Tisch und fuhr sich dann durch das braune Haar als sei er erschöpft. Er wandte sich an den anderen Soldaten, der stumm und ratlos neben ihm stand. »Sie wollen einen Lehrer aus mir machen …«

      Der Soldat schwieg, betrachtete den Capitaine aber mit einem bedauernden Blick.

      »Sie werden mich nicht mehr an die Front versetzen und kämpfen lassen«, murmelte Capitaine Brix und schüttelte frustriert den Kopf, »stattdessen soll ich andere auf das Kämpfen vorbereiten.«

      Die darauffolgende Stille im Raum sprach Bände. Gérard wurde allmählich bewusst, worum es bei seiner Anwesenheit ging. Er hatte den Drang, sich zu entschuldigen, doch da schien sich der Capitaine zusammen zu reißen und wandte ihm mit einem dünnen Lächeln das Gesicht zu.

      »Nun denn …«, er las den Namen von dem Dokument ab, da er ihn vergessen hatte, » … Gérard. Wisst Ihr, welchen Aufgaben ein Sergent nachgehen muss?«

      »Der Sergent ist dem Capitaine verantwortlich und sorgt für die Ordnung in der Kompanie«, antwortete Gérard einstudiert.

      Der Capitaine lächelte dem anderen Soldaten zu, sie tauschten stumme Blicke aus, die vor Belustigung nur so sprühten.

      Sie schienen sich über seine Worte zu amüsieren, dabei konnte Gérard sich beim besten Willen nicht erklären, was er so falsches gesagt haben könnte. Man hatte ihm exakte Anweisungen gegeben, bevor man ihn hergeschickt hatte, und genau jene hatte er lediglich wiederholt.

      Er befolgte nur Befehle.

      »Verzeiht, Capitaine Brix«, wagte Gérard das Wort an diesen zu richten und sah zwischen den beiden Männern unsicher hin und her, »aber vielleicht sollte ich mich einfach meinen Aufgaben widmen. Kann ich irgendetwas für Euch tun?«

      Der Capitaine zog die dunklen Augenbrauen soweit nach oben, dass sie fast seinen Haaransatz berührten. »Etwas für mich tun?«

      Gérard nickte voller Tatendrang. »Wobei kann ich Euch helfen? Ich würde mich gerne sofort nützlich und mit allem vertraut machen.«

      Wieder tauschte der Capitaine mit dem anderen Soldaten ein Lächeln aus. Sie amüsierten sich ganz offensichtlich über Gérard, den die Arroganz seines Vorgesetzten allmählich auf eine Art zu reizen begann, die er so in jener ausgeprägten Form noch nie verspürt hatte. Er konnte sich nicht entsinnen, sich jemals derart über einen anderen Menschen geärgert zu haben wie über Brix, dabei konnte er nicht einmal benennen, was ihn eigentlich genau an diesem missfiel.

      »Ihr wollt etwas tun?« Der Capitaine fuhr sich mit seiner Hand über den Mund, um sich das Schmunzeln aus dem Gesicht zu wischen, doch das belustigte Funkeln in seinen hellbraunen Augen wollte einfach nicht abnehmen. »Na dann kommt mal mit.«

      Der Capitaine krümmte lockend einen Finger und bedeutete Gérard, ihm zu folgen.

      Er führte ihn durch das Lager, ohne ihm jedoch irgendetwas zu zeigen oder zu erklären. Mit einem erhobenen Kinn, die Hände in seinem leichten Hohlkreuz verschränkt, stolzierte er Gérard voraus, bis sie am Rande des Lagers ankamen.

      »Hier!« Der Capitaine gab den Blick auf die vollkommen friedliche Landschaft preis.

      Verwirrt trat Gérard neben ihn und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Meer aus Pfirsichbäumen, das sich vor ihm am Fuße des Pic du Canigou ergoss. Eine leichte Windbrise blies durch die Baumkronen und zerrte an den rosafarbenen Blüten, einige segelten wie farbiger Schnee zu Boden. Mehr war nicht zu sehen.

      Fragend sah er den Capitaine wieder an.

      »Ihr wolltet doch etwas tun«, schmunzelte dieser humorlos und klopfte Gérard zum Abschied grob auf die Schulter. »Ihr könnt den Pfirsichen beim Wachsen zusehen.«

      ***

      Gérard konnte Brix nicht ausstehen. Und seine Meinung über den Capitaine schien sich mit jedem dahinfließenden Tag zu festigen.

      Es lag keineswegs daran, dass Gérard ihn für einen Faulpelz hielt, denn schon nach nur einer Nacht hatte er feststellen müssen, dass es in diesem Lager bis auf die üblichen kleinen Aufgaben überhaupt nichts zu erledigen gab. Der Capitaine hatte sich nicht nur über ihn lustig machen wollen, als er ihm vorschlug, den Pfirsichen beim Wachsen zuzusehen, er hatte ihm damit lediglich zeigen wollen, was es hier zutun gab: Nämlich gar nichts.

      Kein Feindesheer war in Sicht oder hatte gar die Absicht, hier einzufallen, keine aufständischen Bauern gingen umher, nicht einmal die wilden Tiere trieben ihr Unwesen. Es gab hier nichts und niemanden, den sie hätten zur Ordnung rufen müssen.

      Roussillon wurde vor vielen Jahren von den Engländern als Pfand an den König abgetreten, und der einzige Grund, weshalb hier überhaupt Kompanien stationiert wurden, war, um einfach nur präsent zu sein. Sie waren nur anwesend, um mit der Flagge des Königs zu winken.

      Was natürlich dazu führte, dass es rein gar nichts zu tun gab, außer in der Sonne zu liegen und den Bauernmädchen zuzusehen, wie sie über die Felder tanzten oder unten am Bächlein die schmerzenden Füße ins kalte Wasser hielten.

      Gérard versuchte, das Beste daraus zu machen, und anders als der erste Eindruck erweckt hatte, schien es dem Capitaine ebenso zu ergehen. Sie suchten Aufgaben für ihre Kompanie, um die Männer bei Laune zu halten, und sorgten dafür, dass sie nicht zu auffällig den Mädchen nachstellten, damit die Bauern nicht revoltierten. Der Capitaine ließ nicht zu, dass seine Männer aus der Übung kamen und striezte sie täglich bei einem kurzen aber intensiven Training.

      Brix war in der Kompanie sehr angesehen, was Gérard überhaupt nicht verstehen konnte. Der Capitaine war viel zu arrogant.

       Warum war er nur so gleichgültig?

      Und immer diese kühlen Blicke, mit denen er alles überwachte. Immer dieser gewisse Argwohn, der in seinen hellbraunen Augen schimmerte, wenn er sich mit jemanden unterhielt. Sein leicht hochgestrecktes, langes und spitzes Kinn, seine hochnäsige Nase und ihr markanter Hocker, der davon zeugte, dass der Knochen schon des Öfteren gebrochen worden war.

      Und

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