Das Gold der Felder. K.P. Hand

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Das Gold der Felder - K.P. Hand

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wenn dieser mit ihm sprach. Der Capitaine hatte sich bereits mehrfach mitten im Gespräch einfach abgewandt und war gegangen, Gérard mitten im Satz stehen lassend.

      War das zu fassen? Dieser arrogante Mann!

      Gérard fühlte sich hintergangen. Er hatte geglaubt, nach Roussillon versetzt zu werden, damit er echte Kampferfahrungen sammelte, stattdessen kam es ihm eher so vor, als hätten sie ihn schon aus dem Dienst entlassen.

      Es fühlte sich wie ein vorzeitiger Ruhestand an, obwohl Gérard sich seit dem Beginn seiner Ausbildung zum Schwertkämpfer nichts sehnlichster gewünscht hatte, als in eine echte Schlacht zu ziehen. Das musste offensichtlich warten.

      Um die Kunst des Schwerkampfes noch besser zu erlernen, hatte er sich weiter erniedrigen und den Capitaine geradezu anflehen müssen, ihn zu trainieren. Erst am dritten Tag hatte dieser sich erbarmt und sich Gérard in einem Duell gestellt.

      Doch statt ihm etwas beizubringen, hatte Brix ihn lediglich vor seinen neuen Kameraden innerhalb eines Wimpernschlags zu Fall gebracht und die Übungen damit beendet.

      »Übt lieber noch ein wenig mit den anderen, Bursche«, hatte er ihm geraten, sein Schwert in die Scheide gesteckt und war über ihn hinweggestiegen.

      Auch die restlichen Soldaten nahmen Gérard als Sergent überhaupt nicht ernst. Er war viel zu jung, um geachtet zu werden, und hatte noch in keiner Schlacht gedient, um sich ihren Respekt zu verdienen. Nur einer der Jüngeren war nachsichtig mit ihm. Der freundliche Jean mit den hellbraunen Haaren, die er immer zu einem Zopf zusammenband, nahm sich ein Herz und sprach wenigstens gelegentlich mit Gérard. Dieser war auch jener Soldat gewesen, der bei dem Capitaine gestanden hatte, als Gérard ihm die Empfehlung der Krone überreichte.

      Am Abend nach Gérards Blamage bei dem Duell, setzte sich Jean zu ihm. Er klopfte ihm auf die Schulter und ließ sich mit einem Seufzen neben ihm nieder. »Trink einen Becher davon, dann vergeht die Schmach.«

      Ohne hinzusehen, nahm Gérard den Becher Wein an sich und nahm einen kräftigen Schluck.

      Er lehnte mit den Armen auf einem Fass bei den Vorräten, starrte hinüber zu dem entfachten Lagerfeuer, dessen Funken in den nachtschwarzen Himmel schwebten, und beobachtete aus schmalen Augen den Capitaine, der bei seiner Kompanie saß und ausgelassen lachte und Geschichten erzählte.

      Die Männer und der Capitaine waren zuvor durch das eiskalte Bachwasser gewatet, weshalb seine Leinenhose noch hochgekrempelt war, und Gérard sich fragen konnte, woher die wulstige Narbe stammte, die sich von einem wirklich strammen Unterschenkel soweit hinauf schlängelte, dass sie unter dem ausgeblichenen Leinenstoff wieder verschwand.

      Schon seit einer Ewigkeit starrte er dieses Bein an, das erst vom Schein der Abendsonne und nun vom Flackern der Flammen angeleuchtet wurde. Er konnte nicht genau bestimmen, was ihn neugieriger machte, die lange Narbe oder diese mit hellen Löckchen übersäten strammen Muskeln, die ihm selbst mehr als deutlich fehlten.

      Gérard hatte immer hart trainiert, doch sein Körper war im Vergleich zu dem des Capitaine nur knabenhaft und schlaksig. Je länger er den Capitaine anstarrte, je mehr wurde ihm bewusst, wie dürr er im Gegensatz zu diesem war. Umso mehr sollte er sich fragen, weshalb es ihm nicht gelingen wollte, ihn nicht ständig anzustarren.

      Zumal er sich bei jedem Blick maßlos ärgerte. Der Anblick des Capitaine sorgte durchweg dafür, dass Gérard einen gereizten Magen hatte, der unentwegt vor unterdrückter Wut rumorte.

      Er konnte aber immer noch nicht bestimmen, was ihn eigentlich so zornig werden ließ.

      Vielleicht, weil Brix täglich mit diesem selbstsicheren Gang herumstolzierte, obwohl er nicht einmal die Rüstung trug, die ihn als Kämpfer und Anführer kennzeichnete. Und ganz bestimmt wegen der Art, wie er arrogant die Augenbrauen hochzog.

      Wie er sich allgemein benahm, bewegte und sich zeigte. Als wäre er über alles erhaben und als wäre er etwas so Besonderes mit seinen hellbraunen, strengen Augen und dem kastanienbraunen, längeren Haar. Als wäre er der imposanteste Mann ganz Frankreichs, mit den breiten Schultern, den strammen Schenkeln und schlanken Bauch- und Brustmuskeln, die er jedem präsentieren musste, weil er nur in diesen leichten Kleidern durch die Sonne stakste.

      Als hätte er den brütenden Blick bemerkt, drehte der Capitaine plötzlich den Kopf und sah Gérard ohne Umschweife in die Augen.

      Wie jedes Mal, wenn das geschah, blieb Gérard aus unerfindlichen Gründen der Atem fort.

      Der Blickkontakt hielt einige Momente lang stand, und Gérard konnte sich nur bis tief in den brodelnden Bauch darüber ärgern, wie das warme Licht der Flammen das markante Gesicht des Capitaine anstrahlte und dessen lange Wimpern, seine geschwungenen Lippen und das federleichte Haar, das sich in einer leichten Windbrise bewegte, hervortreten ließ. Sein Anblick war für Gérard auf eine ihm unerklärliche Weise so fesselnd, als würde er ein exotisches Tier im Unterholz entdecken. Er war nicht fähig, wegzusehen, noch sich zu bewegen. Sein Herz klopfte so schnell und hart in seiner Brust, als wollte es ihm wie ein Vogel davonfliegen, direkt in diese hellbraunen Augen, die ihn mit ihrem bohrenden Blick festhielten.

      Alles an diesem Mann reizte ihn so sehr, dass er sich buchstäblich die Haare ausreißen könnte. Sein Anblick war das Allerschlimmste an ihm, weil Gérard einfach außerstande war, die Augen von ihm zu nehmen. Doch er konnte sich nicht erklären, warum.

      Wäre Brix wenigstens nicht so arrogant!

      Er zuckte zusammen, als Jean ihm unerwartet in die Seite stieß.

      Jean lachte: »Worüber denkst du immer so angestrengt nach?«

      Gérard antwortete nicht gleich, er sah von Jean zurück zum Feuer, aber Brix hatte seine Aufmerksamkeit längst wieder seinen Männern zugewandt.

      »Ach … über gar nichts«, murmelte Gérard und senkte aus unerfindlichen Gründen enttäuscht den Blick. Ein bitterer Geschmack, wie von giftigen Pilzen, machte sich auf seiner Zunge breit.

      Jean lehnte sich zu ihm und gab ihm den guten Rat: »Leg dich nicht mit dem Capitaine an. Mal abgesehen davon, dass du sein Sergent bist, genießt er auch ein hohes Ansehen.«

      Gérard runzelte neugierig seine Stirn. »Du meinst, über diese Kompanie hinaus?«

      Jean nickte eifrig. »Oh ja, er war wirklich ein begnadeter Schwertkämpfer, und Held einiger Schlachtfelder, bevor er verwundet wurde.«

      Nachdenklich betrachtete Gérard erneut Brix, sein Blick glitt zu dessen Bein. »Hat er daher die Narbe?«

      Jean nickte bestätigend. »Hat er sich bei einer Schlacht gegen die Habsburger zugezogen. Der Feind hat ihn beinahe komplett aufgeschlitzt, sagt man. Von der Hüfte bis zum Knöchel. Es war ein Wunder, dass er das überlebt hat und das Bein behalten konnte. Sie sagten, er würde nie wieder kämpfen können, doch er biss sich durch. Anfangs konnte er nur humpeln, davon merkt man fast gar nichts mehr. Trotzdem wollen sie ihn nicht in die Schlacht ziehen lassen. Obwohl er ja wieder ganz der Alte ist, wa?« Jean schlug ihm gegen den Arm, sodass Gérard beinahe samt Fass, auf dem er lehnte, umgekippt wäre.

      Gérard starrte weiterhin auf den Capitaine. Die Vorstellung, ihn blutend inmitten eines Schlachtfelds liegen zu sehen, gruselte ihn, obwohl er ihn doch gar nicht leiden mochte. Gleichzeitig verspürte er eine wirklich ärgerliche Bewunderung, die bei dieser Geschichte unversehens aufkam, die heller und heißer brannte als jede trübe Verärgerung.

      Jean sprach plötzlich

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