Das Gold der Felder. K.P. Hand

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Gold der Felder - K.P. Hand страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Gold der Felder - K.P. Hand

Скачать книгу

Schüler. Je mehr Zeit er mit Brix auf dem staubigen Boden des Übungsplatzes verbrachte, je mürrischer wurde er.

      Brix war unausstehlich, er hatte ständig das Bedürfnis, Gérards Fehler aufzuspüren und dann ohne Gnade auszunutzen. Gérard kam natürlich nicht in den Sinn, dass Brix ihm damit half, sich zu verbessern. Aber in jener Hinsicht war Gérard ebenso trotzig, wie Brix überheblich war.

      Ich bin ein guter Kämpfer! Sonst hätten sie ihn wohl nicht zum Sergent gemacht. Er wollte nur, dass Brix seine Talente anerkannte. Brix sollte ihn nur ein einziges Mal loben und seine Fähigkeiten bewundern. Mehr wünschte er sich gar nicht.

      Stattdessen wurde er wie ein Kind behandelt, dass gezüchtigt werden musste.

      Brix schien gewillt, seine Wut über sein derzeitiges Dasein an Gérard auszulassen, der von allen am wenigsten etwas dafürkonnte, dass er Brix` Schüler und möglicher Nachfolger sein sollte.

      Seine fünfte Lehrstunde endete damit, dass Brix ihm das Schwert aus der Hand schlug.

      Gérard zischte scharf und presste die blutende Hand gegen die Brust. Umgehend färbte sich sein Hemd rot, und in seinem Handballen breitete sich ein schmerzhaftes Brennen aus.

      Brix seufzte unglücklich, mal wieder enttäuscht von Gérard.

      »Wie oft soll ich Euch noch zeigen, wie Ihr einen nach unten geführten Schlag pariert, Sergent?«

      Dass Gérard seinen Daumen hätte verlieren können, schien Brix nicht zu interessieren.

      Gérard starrte nur wutentbrannt zu Boden, weil er sich zunehmend zusammenreißen musste, nicht seiner Weißglut zu verfallen und dem Capitaine einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen.

      Oh wie gerne er gerade in jenem Moment auf ihn eingedroschen hätte.

      Brix trat auf ihn zu und streckte fordernd die Hand aus. »Zeig mal her!«

      Immer dann, wenn er so nahekam, dass nur Gérard ihn hören konnte, wurde seine Stimme rauer und seine Anreden vertrauter. Aus dem förmlichen Sergent wurde dann einfach Gérard.

      »Jetzt zeig schon her!«, meckerte Brix, als Gérard ihn nur anstarrte. Er packte Gérards Handgelenk und riss die verletzte Hand zu sich heran. Doch er ging erstaunlich behutsam vor, als er die Handfläche schließlich nach oben drehte und den Schnitt in der warmen Sonne begutachtete. Er strich sanft mit dem Daumen das Blut aus der Wunde, um zu sehen, wie tief seine Klinge ins Fleisch geschnitten hatte.

      Gérard konnte derweil nicht seine verträumten Augen von Brix` Gesicht nehmen, er sperrte sogar den Mund auf wie ein Nesthäkchen, das auf Futter wartete, da ihm der Atem wegblieb. Brix war ihm so nahe, er konnte jedes Fältchen und jeden Tropfen Schweiß auf dessen Gesicht erkennen, seine Wärme spüren, die von ihm abstrahlte, und seinen würzigen Geruch nach Leder und Staub einatmen. Gérard hatte nie etwas Aufregenderes erlebt, als jenen Moment, als er Brix so nahe war, dass er sich nur hätte vorbeigen müssen, um dessen Wange mit den Lippen zu berühren. Schmerzen spürte er plötzlich keine mehr, allerhöchstens sehr gedämpft, wie das Verhallen eines Brüllens in den Bergen.

      »Halb so wild«, entschied Brix. Seltsamerweise schien es so, als beruhigte ihn das. Vielleicht hatte er sich Sorgen gemacht, dass er gerügt werden würde, wenn er seinem Sergent den Daumen abgetrennt hätte.

      »Genug für heute«, entschied Brix. Gérard hätte ohnehin nicht weiterkämpfen können. »Lass die Wunde versorgen. Morgen werden wir wieder an deiner Haltung arbeiten.«

      Es lag wohl einfach in Brix` strengem Wesen, seinem Sergent selbst bei einer Verletzung keinen Ruhetag zu gönnen. Aber Gérard störte sich nicht daran, denn auch wenn ihm seine Gefühle gegenüber Brix peinlich waren und er sich mächtig über dessen Verhalten ärgern konnte, kostete er doch jeden winzigen Augenblick mit ihm zusammen aus.

      Gérard sah ihm nach, als er verschwand und spürte noch lange dessen Berührung auf seiner Haut nachbrennen. Der blutige Schnitt tat längst nicht so weh wie die unerfüllte Sehnsucht, die seinen Magen mehr und mehr verkrampfte.

      ***

      Das nahegelegene Dorf feierte am Abend eine Hochzeit, zu deren Fest aus Höflichkeit auch die Kompanie eingeladen wurde. Die Provinzler sahen sich wohl in einer Art Pflicht, die Männer der Armee mit Respekt zu behandeln. Als hätten sie Furcht davor, sollte wiedererwarten irgendjemand dem Dorf schaden wollen, dass die Soldaten ihnen nicht helfen würden, weil sie nicht zu einem Fest gebeten wurden.

      Nichtsdestotrotz wurden finstere und argwöhnische Blicke der Väter hin und her geworfen, während sie ihre jungfräulichen Töchter, deren Weiblichkeit bereits erblüht war, hüteten wie ihre Augäpfel.

      Gérard hielt sich abseits, während seine Kameraden Wein tranken, vom einem köstlich aussehenden Braten kosteten, lachten, mit den Damen tanzten und schäkerten. Je tiefer die Nacht wurde, je mehr Männer verkrochen sich mit ihrer Angebeteten in irgendeiner Scheune oder Hütte.

      Gérard hielt sie nicht auf, sie würden ohnehin nicht auf ihn hören. Sie hätten vielleicht auf Brix gehört, doch der Capitaine war selbst beschäftigt.

      Am Rande der Feier, die auf dem mit Blumengirlanden geschmückten Marktplatz stattfand, saß Gérard einsam auf einer Bank an einer Tischkante und beobachtete Brix bereits den ganzen Abend, wie er mit schönen Mädchen lachte und tanzte.

      Eine Dame schien es ihm besonders angetan zu haben. Sie war etwas älter, aber nicht viel älter als Brix selbst. Eine Witwe, wie Gérard sich denken konnte, sonst wäre ihr Gatte gewiss bereits dazwischen gegangen. Ihre weiblichen Rundungen wurden von einem einfachen Leinenkleid umschmeichelt, und auf ihren dunklen Locken saß ein weißes Bauernkäppchen, keck hingen zwei braune Strähnen in ihrem schönen Gesicht.

      Brix tanzte eine ganze Weile mit ihr, und je mehr er trank, je dunkler wurde sein Blick. Gérard erwischte sich bei der Vorstellung, Brix würde ihn so ansehen. Dem Lächeln des Capitaine hing etwas Verwegenes an, wenn er der Witwe leise zuflüsterte, dass sie rot wurde.

      Und er küsste sie.

      Es war nur ein kurzer, zierlicher Kuss, aber in ihm lag eine Zärtlichkeit, die Gérard beim Zusehen die Kehle zuschnürte und ihn gleichzeitig erschaudern ließ.

      Der Wirbelsturm an Gefühlen in seinem Inneren trieb ihn letztlich in die Flucht. Vor allem weil Jean ihn schon mehrfach danach fragte, warum er sich nicht unter die Mädchen mischte.

      Ja, warum eigentlich nicht?

      Gérard wusste es nicht, er hatte einfach keine Lust auf Gesellschaft. Nicht auf diese Art von Gesellschaft. Seine Augen lagen unentwegt auf Brix, der beim Tanzen genauso beeindruckend aussah wie auch beim Kämpfen, und dabei krampfte sein Magen, als müsste er sich gleich übergeben, obwohl er nicht krank zu sein schien.

      Gérard stand auf und schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hatte den Capitaine nun wahrlich genug beobachtet, es wurde Zeit, dass er sich auf sein Lager zurückzog und sich in Träumen verlor. Denn in seinen Träumen war es ihm nicht verwehrt, seine Neugierde zu stillen.

      Er fühlte sich seltsam niedergeschlagen, als er durch die Nacht am Bach entlang schlenderte und gelegentlich lustlos gegen einen Ast oder Stein trat. Manchmal stellt er sich dabei Brix Bein vor … oder sein Gesicht.

      Gérard war äußerst verwirrt. Wie kann er sich gleichzeitig über einen einzigen Menschen ärgern

Скачать книгу